Wirrwarr im Dschungel der Erziehungsmethoden

  • Was hat das denn mit Selbstgeißelung zu tun?


    @ topic:
    Ich glaube, ich bin das, was manche einen "total verweichlichten oberplüschigen Wattebauschwerfer" nennen würden :lol:
    Was soll's, mir und meinem Hund geht´s gut damit!
    Die Zweifel, die du hast, kenne ich auch ;) Früher war ich der absolute Dominanz-Rangordnungs-Typ. "Wenn ich etwas sage, hat der Hund zu hören, und zwar sofort! Und wenn nicht, dann knallt´s, aber richtig! So gehts ja nun nicht!"
    Aber mittlerweile kann ich mir nicht vorstellen, anders als gewaltfrei/positiv zu erziehen. Was ja nicht bedeutet, dass ich keine Grenzen setze oder nicht konsequent bin und oder im Wald stehe und rufe: "Oh, nein, lieber Hund, bitte bitte lass doch mal den armen Jogger in Ruhe! Wir jagen doch keine Jogger, das ist so aversiv! Komm doch bitte, ich hab auch Kekse!" ;)
    Vielleicht hast du ja schon mal von dem Trainer-Zusammenschluss "Trainieren statt dominieren" gehört? Da kann ich mich voll und ganz zuordnen :)
    Und mein Hund ist auch nicht problemlos, ganz im Gegenteil. Wir hatten erst gestern wieder eine Situation, wo sie mir an der Leine plötzlich durchgeknallt ist (Frust - Freundin fuhr mit Rad & Hunden von uns weg, sie wollte hinterher) - hätte ich die da angeranzt, dass sie das nicht zu tun hat, sie "berührt" oder sonst wie korrigiert, ich garantiere dir, da hätte die mir erstmal ein paar schöne Löcher gestanzt. Mit konditionierter Entspannung und Z&B war das Problem innerhalb fünf Minuten gegessen.
    Ein Jagdproblem hatten wir auch - 1,5 Jahre Training, rein positiv - von "Hund ist im Wald nicht mehr ansprechbar und fängt bei Rehgeruch an, schreiend in der Leine zu hängen" zu "von weghüpfenden Rehen und Hasen völlig easy
    abzurufen". Geht alles. Ein Trainer sagte mir damals: "Das geht bei deinem Mistvieh nur mit Strom, die ist zu extrem, die kriegt ja nix mehr mit!" (Ich schreibe das nicht, um anzugeben, sondern weil ich zeigen will, was gewaltfrei alles möglich ist.
    Zu Cesar Millan habe ich übrigens eine ganz klare Meinung: Ich werde im Herbst auf seiner Tour sein - und eine Demo/Mahnwache leiten ;) Für mich ist das ein Tierquäler sondergleichen.


    Zu deinen Problemen noch: Die kann man doch super mit positiver Verstärkung angehen, z.B. mit Zeigen & Benennen. Was willste da deinen Hund anranzen oder gar mit ner Wasserflasche oder sonst was bedrängen?
    Das bringt doch nur noch mehr Stress in den Hund und unter Stress lernt es sich bekanntlich - gar nicht.

  • Naja, man rennt lieber zu unmöglichen Uhrzeiten draußen herum, macht Umwege, richtet sich nach anderen, weil man ja unbedingt nur positiv zu seinem Schatzilein sein will.

  • Zitat

    Ich weiß ja, unter Hundehaltern kennt die Selbstgeiselung keinerlei Grenzen, aber wow.


    Auf der anderen Seite: Manchen täte ein bisschen mehr davon ganz gut ;)



    Edit

    Zitat

    Naja, man rennt lieber zu unmöglichen Uhrzeiten draußen herum, macht Umwege, richtet sich nach anderen, weil man ja unbedingt nur positiv zu seinem Schatzilein sein will.


    Das jetzt finde ich aber daneben. Bei manchen geht es nicht darum, dass man nicht böse zu Schatzilein sein will, sondern weil diese Entschleunigen erstmal (!!!!!) gut tut. Mir manchmal auch, als Mensch. Weil ich da auch mal nicht drauf achten muss, was Schatzlein gerade macht und ob da der Erzfeind um die Ecke düst (angeleint!).

  • Ich finde auch "nur positiv" sein, ist absolut okay - wenn es denn zu Hund und Halter passt. Ich finde es nur immer schlimm, wenn jemand, der fanatisch einer "Seite" angehört, zwanghaft missioniert oder den "anderen" das Gefühl gibt, ihrem Hund was Schlechtes zu tun oder selber schlechter zu sein oder gar eh niemals Erfolg zu haben. Erfolg hat das, was mit Herz und Kopf sinnvoll gelebt wird und wo man einfach selber für sich einen klaren Standpunkt hat. DAS kann ein Hund annehmen. Tu ich was, was ich nur im Kopf meine, aber nicht zweifelsfrei mit reinem Herzen tu - glaube ICH nicht, dass es funktionieren kann auf Dauer.


    Nur negativ sein - das ist für mich eh niemand, der seinen Hund liebt.


    Und die Mittelwege - die sind für mich mein Weg. Und zwar auch individuell angepasst an den Hund. Mit dem Bretonen geh ich anders um als mit dem Malinois. (schäferige Spitzohren brauchen manchmal mehr Lebenshilfe :lol: )


    ElliUndEtti
    Du meinst sicherlich nicht negative Verstärkung, sondern positive Strafe. Also "was unangenehmes tun", richtig?


  • :gut:
    Vielleicht hab ich mich unklar ausgedrückt, aber sowas in der Art wollte ich sagen. Es kann ja gut sein, dass ein "Rüffel" auch mal angebracht ist, aber gerade mit stressanfälligen Hunden (dazu zähle ich meine eigene) führt sowas schnell zu einfach nur zu mehr Stress, der dann individuell je nach Hundenatur ein Ventil findet.
    Wenn ich einen super ausgeglichenen und auch nicht so sensiblen Hund hab der gleich Panik schiebt kann ich dem ja ruhig mal leicht unfreundlich sagen, dass er bitte nicht in den Garten da reinläuft und gut ist. Ich schätze nach der Beschreibung den Hund der TS aber nicht als einen total souveränen und gechillten Hund ein und würde daher eine Methode wählen die den Stresspegel möglichst weit unten hält.


    (Wobei ich Cesar Millan nicht kenne, genauso wenig wie alle anderen Hundetrainer aus dem Fernsehen, die hier gerne angeführt werden, daher kann ich dazu nichts sagen)

  • Zitat

    Naja, man rennt lieber zu unmöglichen Uhrzeiten draußen herum, macht Umwege, richtet sich nach anderen, weil man ja unbedingt nur positiv zu seinem Schatzilein sein will.


    Joa, man kann Schatzilein natürlich auch auf die Fresse hauen, damit er ruhig ist. Damit man sich bloß nicht irgendwie nach dem Hund richten muss, weil das geht ja nicht, man hat den ja nicht gekauft, um mal Rücksicht auf ihn zu nehmen!
    Oder wie?
    Abgesehen, dass man eine ernsthafte Leinenaggression auch nicht durch "mal draufhauen" in den Griff kriegt.
    Vielleicht ist der Hund dann still, besser gehts ihm aber bestimmt nicht.

  • Ich bin eine Mischung meine Trainer & Martin Rütter.
    Und ja bei mir knallt es auch mal lauter und ich detsche meine Hunde mal Grober von der Seite.


    Und ja ich habe kein Verständnis für Zeigen und Benennen, wo der Hund über all ran darf.
    Oder der Hund kurz vor mein Agressiven Hund steht und ein Klick kommt und dann da raus eine halbe stunde rum gelabert wird.
    Und ich nicht weiter komme

  • Zitat


    Joa, man kann Schatzilein natürlich auch auf die Fresse hauen, damit er ruhig ist. Damit man sich bloß nicht irgendwie nach dem Hund richten muss, weil das geht ja nicht, man hat den ja nicht gekauft, um mal Rücksicht auf ihn zu nehmen!
    Oder wie?
    Abgesehen, dass man eine ernsthafte Leinenaggression auch nicht durch "mal draufhauen" in den Griff kriegt.
    Vielleicht ist der Hund dann still, besser gehts ihm aber bestimmt nicht.


    Interessant, wie sehr gleich was interpretiert wird.
    Und würde man nur entschleunigen wollen, würde der Anfangspost anders lauten. So allerdings steht da Verzweiflung in dicken und fetten Lettern.

  • Ich hab meinen Mix aus verschiedensten Trainern und gelesenen Methoden entwickelt.
    Ein ganz großer Teil davon aus der Lind Art Team Balance.
    Bringt mir und meinen Hunden einfach am meisten.


    Wenn der Hund mal die grundsäzliche Einstellung 'Frauli is Obergeil' drin hat geht vieles leichter von der Hand.


    Ein zweiter Grundpfeiler is hier Konsequenz. Regeln sind Regeln und allgemein gültig.


    Aber es braucht halt ne passende Basis um so zu arbeiten. Ich möchts nicht mehr missen.


    von unterwegs gesendet

  • Zitat

    ElliUndEtti
    Du meinst sicherlich nicht negative Verstärkung, sondern positive Strafe. Also "was unangenehmes tun", richtig?


    Das kann gut sein, der Ausdruck "positive Strafe" ist mir nicht geläufig (und klingt auch seltsam^^) :ops:
    Ich dachte halt an so Sachen wie ein Nutzung einer Wasserflasche oder Werfschellen oder so. Es wird dem Hund halt keine Gewalt angetan, aber es ist eindeutig ein Negativreiz. Für mich wäre das jetzt halt nicht so der Weg, es geht da eher so bis zur seltenen verbalen Unfreundlichkeit bei mir, wenn ich das dann doch mal für angebracht halte.


    Ich hab aber jetzt vorher nicht von expliziter Gewaltausübung (Stromhalsband, Zwicken) oder Anschreien des Hundes bis er sich klein macht, das wäre dann bei mir schon in der nächsthöheren Kategorie die ich jetzt mal "gewaltsame Hundeerziehung" label. Ich denke sowas war aber auch von keinem hier angedacht.

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