Selbsthilfegruppe "Gestresste Stadthunde"

  • Also meinen Hund würde ich jetzt nicht als gestresst in der Stadt bezeichnen, er ist ja von Anfang an in einer Großstadt aufgewachsen.
    Wir wohnen nicht direkt in der Innenstadt, sondern eher am Rand, aber doch sehr städtisch. Aber hier waren ja Erfahrungen gewünscht.


    Bei uns gibt es eigentlich täglich auf jeden Fall eine Flexirunde (meist so ne halbe Stunde) hier durch mein Wohngebiet. Ich laufe immer so, dass wir möglichst viel auf Grünstreifen laufen kann, ist gehts auch durch so "Miniparks" zwischen Häusern durch.


    Jamie darf auf den Grünstreifen und Wiesen dann so viel Markieren und Schnüffeln wie er will. Nutzt er auch aus. Ich hab immer das Gefühl diese Runden tun ihm gut.


    Aber ja, treffen tut man natürliches vieles. Katzen, Hunde, viele Menschen, Autos, ... Wenn ein Hund dadurch gestresst ist, ist so ein Spaziergang natürlich anstrengend :/


    Einmal am Tag fahren wir wo hin zum Gassi gehen, entweder in einen der zwei recht großen Parks, oder auch mal in Wald. Da kann er dann frei laufen :)


    Wenns mal richtig in die Innenstadt geht mit Hund, gibts an dem Tag meist wirklich nur noch ne kleine Pinkelrunde. Sowas ist nämlich schon anstrengend. Das bedeutet für uns mit der Sbahn hinfahren, dann halten wir uns in der Stadt auf, gehen was essen, später gehts dann wieder mit der Sbahn heim. Sind also auch mal gut 4 Stunden unterwegs. Sowas machen wir aber nicht allzu oft.


    Sonst kommt er aber hier schon öfter mal mit. Kurz zur Post oder Bank. Schnell im Einkaufszentrum um die Ecke was besorgen. Eisessen/Cafétrinken gehen. Restaurantbesuch am Abend. Oder mal Mittags mit der Familie. Sowas ist für uns normaler Alltag mehrmals die Woche und da gibts auch ganz normalen zusätzlichen Freilauf.
    Jamie hat damit kein Problem, entspannt dann eigentlich immer sehr gut.
    Ein Problem mit dem Schnüffeln hat er zurzeit auch, das hat er aber auch im Park & Wald, weil ihm der Duft mancher Hundedamen einfach den Kopf verdreht :hust:



    Ich denke dass einem Stadthund schon etwas mehr abverlangt wird, als einem Landhund. Da gibt es um einiges weniger Reize. Für einen Hund den man nicht direkt von Welpe an hat, kann das natürlich zum Problem werden.

  • Kurz mal (tolle) Neuigkeiten von meinem Dauerstress-Tierchen:


    Sind gestern wieder in den Rheinpark gelaufen, zwei Hauptstraßen kreuzen wir, an einer müssen wir ein Stückchen entlanggehen - sie hat das allererste Mal in den zwei Jahren, die ich sie jetzt hab, Leckerchen genommen!
    Natürlich war sie super-unsicher, Schwänzchen noch ziemlich eingekniffen, aber: sie hat gefressen! Sogar Nachschub gefordert...dass sie dabei gut 300 g Trockenfleisch weggefuttert hat und nach dem Gassi ihre 800g-Portion auch noch inhaliert hat, zeigt mir, dass es also nicht _zu_ stressig für sie gewesen sein kann (dann frisst sie nämlich gar nichts!).
    Heut Nachmittag telefonier ich mit unserer Hundetrainerin bzgl. eines neuen Termins.
    Gestern hab ich sie auch schon direkt beim Gassigehen angerufen, um ihr von dem (für uns wirklich riesigen) Durchbruch zu erzählen - sie hat sich bald mehr gefreut als ich ^^


    Mücke bekommt also weiterhin ihre "happy pills" (Calmex, falls das wen interessiert) ins Futter, das sind Tabletten mit verschiedenen Aminosäuren und B12, die praktisch so tun, als hätte der Hund eine SDU, ohne jedoch negative Auswirkungen zu haben, eine Überversorgung ist also kein Risiko; ich nehm nach Bedarf die Bachblüten und gemeinsam werden wir weiter lernen, den Stress zu ertragen und uns unempfindlicher gegen ihn zu machen...


    Und ja, ich weiß, dass ich jetzt natürlich nicht davon ausgehen kann/darf/sollte, dass jetzt zukünftig alles super-duper läuft, aber wir gehen den Weg eben in Mücke-gerechten Minischrittchen vorwärts, bleiben stehen, wenn sie eine Pause braucht, gehen auch mal ein paar Schritte zurück, wenn's ihr zu schnell geht...und vielleicht können wir irgendwann sogar einen Teil des Wegs "abkürzen", bzw. mit einem großen Vorwärtsschritt überspringen...

  • Zaphira: Das ist ja super! :party:



    Zitat

    Ab wann wäre es zwanghaftes Markieren?


    Bei Löle war es so das sie wirklich jede Stelle übermarkieren musste. Das heißt das sie nicht einfach 1mal an den großen Stein gepinkelt hat, sondern ihn mehrfach umrundet hat und je nachdem wieviele frische Duftspuren draufwaren hat sie teils 5mal und mehr draufmarkiert. Immer nen cm weiter eben über die nächste Markierung. Oft genug im Handstand!
    Und das bei jedem großen Stein, von denen 5 Stück in dieser Straße stehen...
    Und an Laternenpfähle, was ich ihr verboten habe. Und Mauern, Büsche, ein einsamer Löwenzahn am Straßenrand...
    Eben überall wo eine Duftmarke dranklebte.


    Bis wir im Feld waren, was normalerweise so circa 10-12 Minuten dauert, habe ich zu der Zeit mit ihr 30 Minuten gebraucht. Nur wegen schnuppern und markieren.
    Sie hat bis zum Feld teilweise 60mal markiert!


    Das fand ich einfach zwanghaft und habe angefangen mit ihr zu üben. Als erstes wurden Laternenpfähle, Mauern und Hecken verboten. Ist einfach nicht drin, Mauern und Hecken gehören Leuten und die Techniker müssen an die Laternen, wie eklig wenn die immer die vollgepissten Deckel abmachen müssen.
    Nachdem sie das konnte durfte sie nur noch höchstens 3mal pro Stein markieren.
    Und dann wars auch okay. Das sie an jeden Stein wollte, okay, das ist normal. Aber eben nicht 5mal pro Stein.
    Vor allem weil sie vorher an einem Stückchen Grün immer pieseln durfte und das auch gemacht hat. Sie musste nicht pinkeln auf dem Weg, es war reiner Markierungswahn.

  • Wenn die Stadt doch nur immer so leer und friedlich wäre wie sonntags morgens.

  • Habe ich schon in deinem Thread gelesen. Toll, dass Socke die Fahrerei so gut mitmacht. :gut:

  • Holly ist das erste Jahr komplett mitten in der Stadt aufgewachsen.


    Bus und Bahn fuhren auf beiden Seiten unseres Wohnhauses und wir wohnten zentral zu 2 Brauerei-Ausschaenken, einer Disco und mehreren Imbiss-Buden. :lepra:
    Am WE war dort viel Fussvolk, Gegroehle, Muell etc. und werktags ne Hauptverkehrsstrasse...


    Sie hat es am Anfang, so die ersten 3,4 Monate relativ gut mitgemacht.
    Oeffentliche Verkehrsmittel hab ich jeden Tag genutzt, um mit ihr auf die Felder, in den Wald oder Parks zu kommen.
    Laermende Schulkinder hat sie ohne Probleme ertragen, war auch mal mit in der Fussgaengerzone etc..


    Spaeter fing es dann an, dass sie genervt war.
    Erst wurden die Buergersteige zu eng. Kinderwagen, Rollatoren, langsame Menschen.Das Ausweichen wegen Muell und Glas, ueberholen, Stop-and-Go wegen den Ampeln.
    Dann war sie genervt von lauten Autos, Motorraedern, Muellwagen etc..
    Schlussendlich wetzte sie morgens nur noch aus der Tuer zu "unserer" Bushaltestelle, fuhr ohne Mucks mit und stieg seelig ausserhalb der Stadt aus. :headbash:


    Innerhalb der Stadt macht sie nur das Noetigste, war sehr unausgeglichen,ueberdrehte schnell und kam auch nachts nicht mehr zur Ruhe, weil es ihr zu laut war.
    Erziehen/trainieren klappte dort einfach nicht, weil sie zu stinkig war und nur rumbockte.
    Ausserhalb, ohne Verkehr, Enge und Lautstaerke war sie wie ausgewechselt.


    Wir sind ihr zuliebe aufs Land gezogen und das war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. =)
    Sie hat sich total zum Positivem veraendert. Im Radius von 5m um mich rum kann sie sich frei bewegen oder ist an der Schlepp.
    Sie bestimmt ihr Wohlfuehltempo, wird nicht mehr eingeengt an Hauswaende, es ist leise und sie kann entspannt ihren "wichtigen" Dingen nachgehen. Das war in der Stadt einfach nicht moeglich.


    Ich wuerde aber nicht sagen, dass es auf dem Land sooo viel reizaermer ist. Abgesehen vom Verkehr und der Lautstaerke. ;)
    Die Hundedichte ist hier sehr hoch, wobei es weniger kleinere Hunde gibt. Sie ist ganz anderen, aber trotzdem vielen Duftreizen ausgesetzt: verschiedene Tiere, Mist,Wild, angebautes Gemuese etc..
    Auch, wenn mal Wild hochschreckt, Gaense vorbeifliegen oder Kuehe muhen.


    Nur kann sie es irgendwie besser verarbeiten, entspannen und fuer sich freier entscheiden, was sie wie zulassen moechte.
    Abgesehen davon, dass sie hier ohne Probleme auch Zuhause ruhen kann.


    Im Training sind wir hier dadurch schlagartig weitergekommen und inzwischen faehrt sie auch regelmaessig mal mit auf nen Stadtbummel.
    Findet sie jetzt im Gegensatz zu frueher spannend, aber man merkt auch, dass die Reize sie sehr anstrengen. Da muss ich dann wieder das Mass einhalten, sonst wird sie zum Hibbelkasper. ;)

  • hat jemand einen tipp wie man einem 4jährigen hund bus und tram fahren bei bringt? mein freund hat das leider in der welpenzeit verschlafen und es ist für alle beteiligten eine tortour. immer wenn er einen bus sieht, will er einsteigen. sind wir mal drin, rennt er nevös umher und fängt an zu fiepen und jaulen.
    ich fahre fast immer mit ihm fahrrad in der stadt. da blendet er alles aus und ist im "arbeitsmodus", aber für den winter wäre ÖV fahren können schon toll!

  • Ich habs so gemacht, dass ich mich im Bus entweder auf nen 4er-Sitz oder den Platz fuer Rollifahrer(natuerlich nur, wenn der frei war !) gesetzt hab, Hund zwisvhen den Beinen.


    Hab Holly am Geschirr fixiert und meistens so gesessen, dass sie auch rausschauen konnte. Das hat sie so beschaeftigt, dass das Fahren in den Hintergrund gerutscht ist.
    :smile:


    Am Anfang wars auch egal, ob sie sass oder stand. Hab ich auch nicht eingefordert.
    Hauptsache, sie hibbelte nicht.
    Dann gabs auch Kekse ab und an, wobei sie das schnell nicht mehr interessiert hat. Draussen war interessanter. :roll:


    Ich bin erst nur 1 Station gefahren, dann mal 3, dann 15 Min. usw..
    Nach dem Aussteigen gabs grundsaetzlich was Tolles, wofuer die Fahrt sich "lohnt". Ein Abenteuerspaziergang, mal zergeln, mal ne Frikko.

  • Hallo Winks,


    also ich bin mit Furina anfangs nur kurze Strecken gefahren und habe auch darauf geachtet, dass ich zu Zeiten fahre wo es eher ruhig ist. Ich hab mich auch nicht auf einen Platz gesetzt, sondern mich neben dem Einstieg auf den Boden gehockt - Hund direkt vor mir, so dass ich sie immer mal ein bissl kraulen konnte. Aber natürlich auch um sie bei Bedarf abzuschirmen, von den anderen Leuten.
    Bei den ersten längeren Fahrten habe ich ihr einen Kauknochen gegeben, damit sie etwas abgelenkt ist.


    Wenn dein Hund sehr unruhig ist, würde ich versuchen jeden Moment, in dem er ruhig ist, sofort zu belohnen.
    Wobei mich etwas irritiert, dass er (von selber?) in jeden Bus einsteigen will...


    Liebe Grüße
    Sabine

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