Tierarztbesuch: Katastrophe

  • Ich würde nicht unbedingt davon ausgehen, dass eine Maßnahme wie fixieren oder festhalten zu einem Vertrauensbruch führt. Ich kenne doch einige Exemplare, die wirklich eine riesen Angst haben und sich wie sonst was aufführen, aber irgendwie trotzdem zu wissen scheinen, dass es nur zu ihrem Besten ist (klingt total menschlich, ich weiß.)

    Hermann hat mit einem Tierarzt selbst absolut kein Problem und lässt alles friedlich über sich ergehen. Als wir die Fäden an den Augenlidern entfernen mussten, hatten wir ihn auch zu zweit fixiert. Er war zwar aufgeregt, hatte an sich aber kein Problem damit.
    Womit er aber sehr wohl ein Problem hat und weshalb er dort auch meistens total gestresst ist, liegt daran, dass da natürlich meistens viele Hunde auf engem Raum sind, was bei ihm dann ja die blanke Panik auslöst.

    Und auch wenn ich immer mit ihm draußen warte. Irgendwann muss er nunmal durch die "Hundemasse" (mal mehr mal weniger).

    Und er kommt trotzdem immer mit, ohne dass ich ihn in die Praxis zerren muss oder irgendwie ablenken muss. Und Auswirkungen auf unser "normales" Leben hatte das bisher keine (und er musste gerade in 4 Wochen 12 mal beim Tierarzt vorgestellt werden).


    Eine Sedierung wiederum überlege ich mir immer 10 Mal. Das macht den Hund körperlich zwar lahm, aber nicht unbedingt geistig. Ein Hund, der sich nicht wehren kann, geistig aber alles mitbekommt, könnte die Situation als noch viel schlimmer in Erinnerung behalten, als wenn das vertraute Frauchen/Herrchen mal mit Hilfe Anderer beherzt zu packt und fixiert.
    Ob ein "auf die Seite legen" andere Konsequenzen haben kann, weiß ich gerade nicht (Erinnerung an den Alphawurf quasi). Hermann lässt sich mit Druck weder ins Platz, noch auf die Seite und erst recht nicht auf den Rücken legen. Deshalb versuche ich das bei ihm erst gar nicht und er wird im Stehen fixiert (ich kümmer mich meistens um den Kopf, Sprechstundenhilfe um das Hinterteil). Einem Hund, dem das "auf die Seite legen" weniger ausmacht, sollte aber dort wohl auch keinen Unterschied machen.

    Hab hier aber wie gesagt einen total einfachen Fall sitzen. Wichtig ist (immer), dass der Tierarzt natürlich zügig arbeitet.

  • Meine knapp 20 kg schwere Angsthündin ist nur mir zuliebe mit zum Tierarzt gegangen. Sie hat sich alles bieten lassen, solange ich vorn am Hund war. Fäden ziehen, Wundversorgung (tiefe Bisswunde), impfen... Einzig das Blutabnehmen ging gar nicht.
    Ich hätte keine Bedenken wegen eines eventuellen Vertrauensbruchs gehabt, wenn ich sie fixiert hätte, aber das Problem war, dass sie, eine schon ältere Hündin, schon beim Rasieren eine totale Panikattacke bekam - und Panikattacken waren das einzige, bei dem sie wirklich noch um sich biss. Sie hatte zwar den Maulkorb auf, aber es konnte sie niemand mehr halten. Deshalb bekam sie für diese Situation eine Sch**ßegalmedizin, danach ging das alles völlig problemlos. Es gibt sicherlich auch Medikamente, die die Blutwerte nicht so arg verfälschen. Mein Rat wäre, das mit dem Tierarzt abzusprechen und es mal so zu versuchen.
    Klar, mit mehr Menschen hätten wir die Schwarze locker festgehalten, aber für eine ältere Hündin mit Angstvergangenheit und Herzschwäche hätte das dann wiederum ziemlich schlecht ausgehen können. Daher haben wir uns für das Medikament entschieden.

  • Zitat

    Der Tierarzt kam für unsere Hündin unbemerkt von hinten in den Raum, blieb auch hinter der Hündin stehen. Er rasierte dann einen der HINTERläufe (wir betüttelten vorne seitlich extrem weiter) und schaffte es so, zumindest soviel Blut zu zapfen, dass es für ein Blutbild reichte. Dann merkte Oma aber, dass da was abgeht, was sie gar nicht toll findet und vorbei war es ;-)


    Damit habe ich persönlich gute Erfahrungen gemacht.
    Oft reagieren die Hunde extrem abwehrend, weil beim Blutabnehmen das Vorderbein gehalten wird und alles direkt vor dem Kopf passiert. In solchen Fällen gehe ich immer ans Hinterbein - nicht heimlich, nur ruhig und nachdem sich der Hund etwas abgeregt hat. Bei den meisten Hunden geht das Blutabnehmen auch ohne vorheriges Scheren, das macht auch schon viel aus. Ans Hinterbein gehen leider viele Tierärzte nicht so gerne. Ich verstehe eigentlich gar nicht wieso. Die Vene liegt dort bei schlanken Hunden gut sichtbar und ist kam zu verfehlen ;)

  • Wir habens überstanden - leicht derangiert aber um Erfahrungen in Extremsituationen reicher *schwitz*

    Ich werde jetzt diese Situation 'festgehaltenwerden von Frauchen und jemand anders fummelt an meienm Bein ' erstmal ganz besonders üben - damit uns nicht wieder so ein Ringkampf droht in dem es nur Verlierer geben kann.......... :omg:

    Sehr erleichtert bin ich über die, die ebenfalls so ein zähnebewaffnetes Monster beim TA zu bändigen haben und ich damit nicht so ganz alleine bin ;)
    Es hat mir aber wieder viel Stoff zum Nachdenken beschert meinen Hüterich dermassen ausser sich zu sehen und die verzweifelte Wut zu spüren die in ihm tobte. Grundsätzlich ist ein Problem daß er in Bedrängnissituationen immer noch total ausrastet und kaum Freund und Feind unterscheiden kann - das hat er aus seinem Vorleben mitgebracht. Was da gelaufen ist weiß ich eher nur nebulös, aber es passt schon dazu.
    Wir werden weiter üben - vor einem Jahr war es undenkbar daß er sich widerspruchslos von mir in irgendeiner Form festhalten liess - das haben wir mittlerweile aber schon längst geschafft.

    Interessant waren die Reaktionen der anderen Kunden: hatten sie vorher noch total unbefangen auf den Stühlen gesessen und ihre Hunde völlig wertfrei an meinen rangelassen - nachdem die Geräuschkulisse wohl beängstigend war und mein Hüterich dann noch mit Mauli bewaffnet aus dem Sprechzimmer kam.......alle drückten sich an die Lehnen, Wände und nahmen panisch ihre Hunde auf Seite :lol:

  • Zitat

    Interessant waren die Reaktionen der anderen Kunden: hatten sie vorher noch total unbefangen auf den Stühlen gesessen und ihre Hunde völlig wertfrei an meinen rangelassen - nachdem die Geräuschkulisse wohl beängstigend war und mein Hüterich dann noch mit Mauli bewaffnet aus dem Sprechzimmer kam.......alle drückten sich an die Lehnen, Wände und nahmen panisch ihre Hunde auf Seite :lol:


    Haha... Das kenn ich :rollsmile:

  • Zitat

    Wir habens überstanden - leicht derangiert aber um Erfahrungen in Extremsituationen reicher *schwitz*

    Darauf einen Dujardin! :beer:
    Ich bin echt beeindruckt von Euren Schilderungen. :respect: Meine lütte Maus ist so ein Lämmchen, da hab ich wirklich Schwein gehabt.

  • ich weiß ja nicht wie du mit deinem Mönsterchen übst aber setz ihn doch mal täglich auf einen Tisch zur Körperpflege, erst nur im Sitzen und wenn er da ruhig ist auch im liegen, nicht viel quatschen sondern einfach bestimmt dein Ding durchziehen. Da lernt er dann dass man sich auf einem Tisch ruhig verhält, dass es auch toll ist wenn man so den Bauchi gekrault bekommt und dass es gar nicht schlimm ist wenn einem mal die Beine festgehalten werden oder ähnliches. Wenn das mit dir alleine klappt nimm dir jemanden mit ins Zimmer, der ihn krault während du bürstest, das kraulen nach und nach in leichte Manipulatonen ausarten lassen, mal ein Öhrchen hochnehmen, mal Pfoten angucken und dann eben auch mal Beine festhalten und bewegen. Es muss irgendwann einfach total normal für ihn werden dass er wenn er auf einem Tisch sitzt Leute an ihm rumfummeln. Und dann erklärste ihm natürlich immer schön wie schick er ist und wie stolz du auf ihn bist. Das und die intensive Beschäftigung mit ihm auf dem Tisch wird ihm das Ganze irgendwann versüßen.

    Tisch deshalb weil es für die meisten Hunde (ausser die die ständig gegroomt werden) eine Erfahrung ist die sie sonst im Alltag noch nicht gehabt haben und somit nur neu ist und noch nicht postiv oder negativ hinterlegt ist. Di hast so die Chance ihm etwas von Null an zu zeigen. Seine Decke auf den Tisch als Zeichen dass hier jetzt gepflegt wird und die kannst du später dann auch mit zum TA nehmen. Vorher auch immer mal nen Campingtisch mitnehmen zum Mantrailen und ihn nach getaner Arbeit dort entspannt knuddeln und bürsten, wenn er es zuhause akzeptiert.

    Guck dir die ganzen Showhunde an, die auf den Ausstellungen wie Könige auf ihren Tischen thronen. Sie haben die Gewissheit im Mittelpunkt zu stehen, sie haben zudem irgendwie den Überblick und kennen das ganze auch von klein auf von daheim- Tisch ist toll! Ein Ort der Entspannung und Hingabe. Auch wenn man das ntürlich geübt hat und es konditioniert ist.

    Würden meine beim TA nicht auf dem Tisch behandelt werden, wäre das Gehampel groß. Rauf auf den Tisch und sie fallen einfach in ihren ritualisierten Pflegemodus.

  • Ich vermute mal, üben wird da nicht viel helfen, man kennt ja die Vorgeschichte nicht. Manche Hunde haben einfach Panik beim TA, und diese Panik kann in Aggression umschlagen.
    Wir hatten früher mal einen Mischling, der von einem Auto angefahren wurde, die Folge war ein Beckenbruch mit sehr langer Behandlung beim TA. Dieser Hund hatte zeitlebens Panik beim TA.
    Während ich bei meinen Airedales niemals Probleme damit hatte. Selbst nach Krebs- Augen- und anderen Operationen sind sie immer wieder anstandslos mit zum TA gegangen. Das fand ich schon erstaunlich. Irgendwie sind die Terrier hart im Nehmen.

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