Jagdhund nicht in Jägerhand?

  • Moin,

    da ist es wieder - das Vorurteil gegenüber Jägern.

    Warum sollte ein Jagdhund aus dem Tierschutz nicht an einen Jäger vermittelt werden? Der weiß zumindest was auf ihn zukommt und kann den Hund in die "richtige Richtung" leiten - sprich den Jagdtrieb richtig nutzen.

    Wichtig ist doch, dass Haltungsbedingungen stimmen.

    Ich denke, ein echter Jagdhund ist glücklicher bei einem Jäger, der ihn fordert - auch wenn es gewisse Gefahren gibt - als bei jemandem, wo der Hund lebenslangen Leinenzwang hat, weil bei jedem Hasenpups die Jagdsaison losgeht.

    Es ist nicht anders, als die Vermittlung eines Hütehundes an z. B. einen Schäfer.

  • Ein Hund kann von einem Dachs gebissen werden oder sich beim Agility den Rücken kaputt machen, sich beim Trümmertraining weh tun oder beim Ballispielen das Kreuzband reissen.
    Risiko ist immer, wenn man was macht und die Jäger, die ich kenne, passen auf ihre Hunde auf, ziehen ihnen zum Beispiel Schlagschutzwesten an, wenn es um Wildschweine geht und signalfarbene Kenndecken gegen verirrte Kugeln.
    Trainingsmethoden würd ich auch nicht am Hobby fest machen sondern an den jeweiligen Personen, da muss man einfach mit den Leuten reden und versuchen, die Einstellung abzuschätzen. Es gibt überall solche und solche.

  • Bei den Mitarbeitern diverser Auslands-TS-Orgas, die regelmäßig den Todestanz der aufgehängten "aussortierten" Jagdhunde und andere übelste Mißhandlungen vor Augen haben, kann ich es zumindest nachvollziehen, dass da der Begriff "Jäger" derart negativ belastet ist, dass noch nicht mal drüber nachgedacht werden kann (rein emotional), ob es da nicht doch auch solche und solche geben könnte.

    LG, Chris

  • Zitat

    Es hat auch noch einen Grund: Wie viele Jäger brüsten sich (zumindest bei uns in der Gegend) damit, Katzen abgeknallt und verscharrt zu haben. Solchen Gestalten sollte ich ein Tier anvertrauen? Sicher nicht. Und ja, nun kommt gleich wieder, dass eine Katze abgeschossen werden DARF, wenn sie sich soundsoweit vom Ort entfernt aufhält. Stimmt, aber sie MUSS nicht abgeschossen werden. Genauso, wie es eben zu viele Vorfälle mit Grünröcken gibt, die Hunde abschießen, weil sie angeblich Wild nachstellen. Wohlgemerkt angeblich, denn hier steht meist Aussage gegen Aussage und was hilft mir, Recht zu haben, wenn mein Hund tot ist?

    Und da hätten wir wieder die Vorurteile. Nur weil ein Jäger es macht, machen es alle? Lächerlich. In jeder "Gruppe" gibts schwarze Schafe.

  • Also solche! kenn ich nicht. Es sind zwar nicht alle die besten Hundeversteher, aber die meisten mögen ihre Hunde ehrlich, viele werden als Familienhunde gehalten, hocken nach der Jagd unterm Wirtshaustisch und was Schlimmeres in der Haltung als dass sich die Hunde im Zwinger fadisieren und fett werden habe ich selbst noch nie erlebt. (Ich kenn keinen Elektroschocker beim Jäger aus eigener Anschauung - nur einen Familienhund mit verbotenem E-Halsband).
    Leinenrucke, Dominanzgerede, Unverstand, schlechte Hand für Timing und schlechtes Gefühl für Hunde ist kein Monopol der Jäger, aber das ist das Ungute, was mir aufgefallen ist an der vornehmlichen Altherrenpartie. Kein Aufhängen, kein Foltern, keine "Strafschüsse", keine Vernachlässigung, keine Bösartigkeit. Und es gibt sogar welche, die extra den Jagdschein machen für ihre Hunde (so wie die Borderleute, die irgendwann Schafen halten), sich einen Kopf machen ums Training, Gesundheit und Wohlbefinden von Hunden und verantwortungsbewußtem Umgang mit dem Wild.

  • Zitat

    Moin,

    da ist es wieder - das Vorurteil gegenüber Jägern.

    Warum sollte ein Jagdhund aus dem Tierschutz nicht an einen Jäger vermittelt werden? Der weiß zumindest was auf ihn zukommt und kann den Hund in die "richtige Richtung" leiten - sprich den Jagdtrieb richtig nutzen.

    Wichtig ist doch, dass Haltungsbedingungen stimmen.

    Sorry, aber für mich ist das was du hier schreibst, ein vorurteil.

  • Also erstmal kann man auch mit einem nicht geprüften Hund jagen - er ist dann allerdings nicht versichert und bei Gesellschaftsjagden wird man so einen Hund niemals dulden. Das geht also wenn dann nur im eigenen Revier. Immerhin gehen ja auch noch nicht geprüfte Hunde gerne schonmal mit zum Ansitz etc. Wäre dann ja auch verboten. Auch als Treiber kann man ohne JS mitlaufen auch mit eigenem Hund, dann aber nur an der Leine.

    Und vielleicht liegt es daran, dass es Retrieverleute sind, aber da kenne ich mittlerweile ne ganze Menge Jäger und keiner davon ist "schlimmer" als ein normaler Hundeführer, eher im Gegenteil. Deren Hunde sind nämlich unauffällig, hauen nicht mal einfach ab zum Jagen im Stadtpark und solche Geschichten.

  • Ich kann mir gar nicht denken, dass so viele Jäger versuchen, einen Hund für die Jagd aus dem Tierschutz zu ergattern. Wieso sollten sie das tun? Man weiß doch vorher gar nicht, ob der Hund überhaupt brauchbar ist - Schussfestigkeit und so? Und nicht umsonst machen Jagdhunde doch schon im Junghundalter die ersten Prüfungen. Kann man einen Hund überhaupt später noch bei den nötigen Prüfungen mitmachen lassen?

    Der Preis und die Verfügbarkeit werden doch auch nicht der Grund sein. Jagen ist ein teures Hobby, da fällt es doch nicht ins Gewicht, ob ein Hund 1500 oder 250 EUR kostet. Und zur Verfügbarkeit: Zu den Jagden reisen die Leute auch von weither an. Da werden sie auch 800km fahren, um einen Züchter zu besuchen.

    Ich finde es aber sehr seltsam, die Vermittlungsfrage an den vermuteten Ausbildungsmethoden festzumachen. Die Jäger, die ich kennengelernt habe, bilden zwar strenger aus, als ich das tue – aber bei weitem nicht so hart, dass ich ihnen meinen Hund nicht anvertrauen würde.

    Ich glaube auch, dass Jäger durch ihre Ausbildung eine deutlich bessere Vorstellung von "wie lernt ein Hund" haben als viele andere. Vielleicht liegt's dran, dass sie oft Tiere beobachten, vielleicht daran, dass auch beim Schießen das Timing wichtig ist. Dagegen denken sich viele Ottonormalhundehalter nichts dabei, dem Hund auch mal Schmerzen zuzufügen und strafen dazu noch gern mal an der falschen Stelle...

  • Zitat

    In den allermeisten Bundesländern in Deutschland ist der Einsatz eines Hundes, der nicht den anerkannten Jagdgebrauchshunderassen angehört und keine Papiere der zugelassenen Verbände hat, nicht erlaubt. Nachdem die meisten Tierschutzhunde dies wohl eher nicht besitzen, fällt das schonmal eigentlich raus.
    Auch in den wenigen Bundesländern, die auch Hunde ohne Papiere erlauben (ich glaube es ist sogar nur eins), muss der Hund meines Wissens zumindest optisch einer dieser Rassen angehören um die Prüfungen ablegen zu dürfen.
    Damit sind die ganzen unkontrollierten Spanien und sonstwo her Importe dann auch raus.


    Einmal das.
    Und dann sind viele der Tierschutzhunde aus dem Ausland schon von ihrer Rasse und Zuchtrichting wenig für den Jagdeinsatz in Deutschland geeignet - was soll ich hier mit nem italienischen Mini-Setter oder nem Segugio? Die sind für den hiesigen Jagdalltag wenig brauchbar, von so Spezialisten wie Podencos ganz zu schweigen, die braucht hier auf der Jagd einfach niemand.

    Und dann, wie viele Jäger WOLLEN denn überhaupt Jagdhunde aus dem Tierschutz? Der eine oder andere vielleicht. Aber generell können ja die meisten nicht zig Hunde halten, sonder nur einen, und brauchen einen, der dann bitte auch funktionieren soll.

    Die Jäger die ich so kenne, die holen sich ihren zukünftigen Jagdgefährten aus ner jagdlichen Zucht und geprüften Eltern, die Welpen sind dann entsprechend geprägt und man weiß in ungefähr was für Anlagen sie mitbringen.

    Wozu soll man Jahre in die Ausbildung eines Hundes investieren, der vielleicht gar nicht die passenden Anlagen mitbringt, der eine meist unbekannte Vorgeschichte hat die sich uU grade dann bemerkbar macht, wenn er funktionieren soll und der auch betreffend Gesundheit eine unsichere Vorgeschichte hat (Mittelmeerkrankheiten? Gelenke ok?... der Hund soll ja ein paar Jahre halten...)?


    Die TS-Hunde sind ja auch aus einem Grund im TS gelandet. Richtung gute Jagdhunde haben auch in Spanien, Italien usw ihren Preis und Wert und werden nicht einfach ausgesetzt oder im Canile abgegeben. Entweder sie sind aus irgendeiner planlosen Massenzucht wo höchstens zufällig mal was brauchbares dabei ist, oder sie komman aus ner ganz gute Zucht, taugen aber einfach nix auf der Jagd (was sie nicht zu schlechteren Hunden macht, aber eben nicht zu guten Jagdhunden), oder sie sind nicht gesund oder sie sind alt...
    Junge, kerngesunde, bestens veranlagte Hunde landen auch im Ausland nur selten im TS.


    Letztendlich ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, das man in einen TS-Hund mehr Arbeit investieren muss und man hat dafür weniger Garantieren, dass das auch was wird, zumindest dann, wenn man wirklich was von dem Hund erwartet und nicht nur einen netten Gefährten will den man nimmt wie er ist.


    Wenn nen Jäger gern nen ausländischen Jagdhund haben möchte, sollte man es von Fall zu Fall bewerten. Falls da tatsächlich jemand die Vorstellung hat, man könnte aus dem TS nen guten (tauglichen) Hund für billig kriegen, dann sollte man natürlich eher absehen, da ist Enttäuschung vorprogrammiert. Ist aber wohl eher unwahrscheinlich.

    Wenn jemand einfach nen weichen Fleck für Nothunde hat, dann sollte man Jäger genauso bewerten wie alle anderen auch. Kenne schon ein paar "vom alten Schlag" denen ich keinen Hund geben würde (die interessieren sich aber auch nicht für irgendwelche Tierschutztölen...), aber auch andere, bei denen ich auch gern Hund wär.

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