Bellen und Knurren bei Mensch und anderen Hunden

  • Hallo ihr Lieben,
    Ich bin neu hier und hoffe auf eure Hilfe bzw Tips und Erfahrungen. Ich habe meinen kleinen Mogli ( ca 1 Jahr) seit November bei mir. Er ist ein Tierheimhund aus Kreta. Seine Vorgeschichte kenne ich wenig, weiß nur, dass er von einem Auto angefahren wurde und deshalb in Kreta ins Tierheim zur Versorgung gebracht wurde. Mogli ist ein kastrierter und gechipter Rüde. Wir haben in der Zeit eine sehr gute Beziehung aufgebaut. Er ist sehr verschmust und sehr lieb. Anfangs war er sehr unsicher und hatte vor vielem Angst, er schreckt oft heute noch zurückt wenn er laute Geräusche hört z.B. ein knallen draussen. Wir besuchen die Hundeschule und hatten auch schon ein paar Einzelstunden bei einem Trainer. Mein Problem liegt darin, dass Mogli draussen an der Leine sobald andere Menschen an uns vorbeigehen oder andere Hunde er zu bellen und knurren beginnt und er sein Fell aufstellt. Auch wenn jemand den Raum betritt in dem wir uns befinden fängt er an zu knurren und zu bellen. Ich wohne in einer Wg und sein Körbchen befindet sich in meinem Zimmer. Wenn nachts jemand am Flur geht oder meine Mitbewohner heimkommen wird erstmal lauthals gebellt und geknurrt und er lässt sich nur schwer davon abbringen. Wobei es zu Hause noch okey ist. Nur das bellen und knurren draussen beim spazieren gehen lässt mich verzweifeln. Wir haben es versucht mit Ablenkung durch Leckerli, Seitenwechsel und grossen Bogen machen, Richtungswechsel und und und..der Trainer gab uns den Tipp mit der Wasserpistole zu arbeiten wenn er mehr als ein paar Mal bellt bzw knurrt. Was haltet ihr davon? Auch Autos und Radfahrern rennt er gerne nach bzw zieht dann wie wild in die Richtung. Ich gehe täglich mit ihm mindestens eine Stunde auf eine Hundewiese wo er ausgiebig toben kann, hier sind Mensch und Tier kein Problem und er benimmt sich brav und hört ( meistens, wir sind noch am Lernen mit der Schleppi) aufs abrufen. Sind wir in geschlossenen Räumen und kommt jemand zu uns her, bellt und knurrt er, wedelt aber mit dem Schwanz und lässt sich auch leckerli geben. Ich werde aus Mogli nicht schlau. Der Trainer meinte es kann auch eine Beschützergeste sein dass er bellt und knurrt und ich sollte die Rangordnung klären und ihm zeigen dass ich die Situation im Griff habe. Er empfohl mir dann auch Mogli auf den Rücken zu drehen um ihm zu zeigen dass ich der Boss bin. Ich bin kein Fan von Bestrafen oder ähnliches aber Mogli ist ein recht ein Sturkopf und sehr robust. Ich danke euch schon mal im Voraus.! Liebste Grüße aus Regensburg!

  • Strafe muss nicht sein, aber Grenzen!!!

    Da du - aus Hundesicht - zu wenig die Führung übernimmst (das heißt nicht Gewalt, sondern Verhaltensregeln bei Hunden kennen- und beachten lernen!) übernimmt dein Hund die Führung ist damit augenscheinlich ziemlich überfordert.

    Dein Irrtum ist, dass es "zuhause ja nicht so schlimm" ist. DOCH!!!
    Gerad da fängt doch Hundeerziehung an!

    Folgendes Programm für nur 2 Wochen:
    a) Beachte deinen Hund mal zwei Wochen lang nicht!!!
    Keinen Blickkontakt, kein Reagieren auf seine Initiative.
    aber:
    b) zweimal am Tag mindestens, gerne aber noch öfter (und wenn es nur 3 Minuten sind), geht von dir zuhause Aktion aus: da übst du Kommandos oder spielst etwas mit ihm. DU fängst die Aktion an, DU beendest sie. Tut er das, was er soll, bekommt er eine Belohnung, dann wird er beachtet, dann wird er gestreichelt. Sonst bitte nicht!!!
    c) in diesen zwei Wochen darf er sich in der Wohnung nur auf seinem Hundebett aufhalten, verlässt er es, führst du ihn ruhig aber bestimmt, dahin zurück..
    Du wirst merken, dass dir dann dein Hund zunehmend mehr vertrauen wird..., weil er merkt, dass du die Führung übernimmst.

    Das Kläffen zuhause würde ich mir sehr genau angucken... instruiere die Leute, die ins Zimmer kommen, dass sie den Hund überhaupt nicht beachten: nicht angucken, gar nicht beachten. Wenn sie was wollen, dann sprechen sie mit dir. Sie sollen sich meinetwegen vorstellen, dass das irgendein Plüschtier ist.
    Ist der Hund ruhig, schmeißen sie, jedesmal Leckerli auf sein Hundebett.

  • Vielen Dank für die Tipps. Wie sollte ich mich denn draussen z.B. auf der Hundewiese verhalten? Hier ist er ja wie ausgewechselt und bellt weder Mensch noch seine Artgenossen an. Hier muss ich ihn ja gezwungenermaßen beachten, wenn er z.B. auf Kommando zu mir kommt, belohn ich ihn mit einem leckerli. (wir sind noch in der Trainingsphase). In der Wohnung ignorieren muss ich schweren Herzens durchziehen. Hier verfolgt er mich aber auf Schritt und Tritt. Ich bemühe mich auf jeden Fall auch wenn es schwer fällt. Ich muss noch dazu sagen, dass er die Kommandos Sitz, Platz und Hier schon sehr gut kann. Was hälst du von den Tipps vom Trainer mit der Wasserpistole? Ich sollte ja z.B. beim Spaziergang reagieren wenn er unerwünschtes Verhalten zeigt oder hier auch einfach so tun als sei nichts und einfach weiter gehen?

  • Hallo,

    ich glaube nicht, dass Dein Hund ein robuster Sturkopf ist.
    Nach Deiner Beschreibung sehe ich eher einen unsicheren Hund.

    Zitat

    Er empfohl mir dann auch Mogli auf den Rücken zu drehen um ihm zu zeigen dass ich der Boss bin.

    Den Trainer würde ich zum Teufel jagen und auch keine Wasserpistole einsetzen.

    Zitat

    Wir haben es versucht mit Ablenkung durch Leckerli, Seitenwechsel und grossen Bogen machen, Richtungswechsel und und und..

    Du solltest bei einer Methode bleiben. Dein Hund ist erst seit November bei Dir.
    Du musst Geduld haben und nicht ständig etwas anderes versuchen. Ich würde weiterhin einen großen Bogen machen, den Abstand zu Fremden so weit vergrößern, dass sie dem Hund keine Angst machen. Dabei solltest Du selbst ruhig und souverän bleiben.
    Das ist wichtiger, als jede Methode.

    Ich würde den Hund auch nicht ablenken, sondern ihn in Ruhe schauen lassen.

    Mit einem Jahr haben Hunde oft nochmal eine Unsicherheitsphase. Es wird in diesem Alter auch gerne "ein Feind" gemeldet.

    Ungünstig ist bei euch die Konstellation: Unsicherer Hund in Anfängerhänden.
    Ungünstig ist auch, dass Dein Hund kastriert wurde. Das nimmt dem Hund das Selbstvertrauen.

    Du solltest an Deinem Selbstvertrauen arbeiten, damit Du dem Hund Sicherheit geben kannst. Wenn Du den Hund "auf den Rücken drehst", zerstörst Du nur das Vertrauen.
    Damit machst Du Dich nicht zum "Boss". Ein Rudelführer ist souverän und wendet keine Gewalt an.

    Zitat

    Wenn nachts jemand am Flur geht oder meine Mitbewohner heimkommen wird erstmal lauthals gebellt und geknurrt und er lässt sich nur schwer davon abbringen.

    Das ist normales Melden. Lobe ihn dafür und geh am Anfang ruhig nachschauen, wer da gekommen ist. Damit zeigst Du, dass Du das Melden ernst nimmst und die Situation übernimmst.

    Noch etwas: Wenn Dein Hund auf der Wiese mit anderen Hunden tobt, würde ich die Schleppleine abmachen. Da hat es schon gefährliche Unfälle gegeben.

    Zitat

    Beachte deinen Hund mal zwei Wochen lang nicht!!! Keinen Blickkontakt, kein Reagieren auf seine Initiative.

    Diesen Rat von Vishnu würde ich so nicht befolgen. Sicherlich soll der Hund nicht immer im Mittelpunkt stehen. Aber ein dauerhaftes Ignorieren über 2 Wochen wäre furchtbar für den Hund.

  • ich würde erstmal damit anfangen, das Verfolgen in der Wohnung zu unterbinden.
    Das ist bei allen Hunden, die man neu hat normal.
    Bring ihm bei, dass er sich auf seinem Platz aufzuhalten hat.
    Das machen alle Hunde mit einem Hund im neuen Rudel: da wird der Bewegungsfreiraum eingeschränkt und er wird ignoriert.
    Denk dran: Du legst jetzt in diesen ersten Wochen den Grundstein für euer künftiges Miteinander. :smile:


    Das mit der Wasserpistole würde ich zzt. nicht machen... manchmal reicht auch ein kräftigstes Anschnauzen deines Hundes. Dann musst du aber auch WIRKLICH sauer sein, dann darfst du ihn auch drohend mit beiden Augen fixieren.

    Vorrang sollte meines Erachtens aber erstmal die Einführung von Regeln im häuslichen Umgang haben.

    Wenn ihr draußen keine Probleme habt, dann ist doch alles gut: Wichtig ist grundsätzlich und immer, dass der Hund nur für richtiges Verhalten und Ausführung von Kommandos Aufmerksamkeit und Leckerlis bekommt. Wo ist also das Problem, wenn du ihn draußen rufst und ihn dann fürs Zurückkommen belohnst?

    Wie verhält er sich draußen, wenn er angeleint ist?

  • Bubuka, du LIEST nicht richtig:
    :umleitung:

    sie soll den Hund nicht dauerhaft ignorieren, sondern in der Zeit, wo sie nichts mit ihm macht...
    und das auch nur für zwei Wochen!!!

    Wieso ist das bitte furchtbar? Im Gegenteil: das Tier kommt doch endlich mal zur Ruhe!!!


    und deine Ratschläge, ihn dafür auch noch zu loben, wenn er bellt, ist absurd...
    es sei denn, du willst einen ständig anschlagenden, kläffenden Köter heranziehen!!!

    Rominzen, willst du das, dass der Hund jedes Mal anschlägt, wenn jemand in eurer WG die Wohnung betritt?
    Kann ich mir nicht wirklich vorstellen

  • Wenn wir draussen eine normale Runde gehen und nicht auf der Hundewiese sind zieht er oftmals an der leine, das legt sich aber wenn ich die Leinenführigkeit ein paar mal übe und beim Ziehen dann die Richtung wechsle oder umdrehe. Wenn uns Fußgänger entgegenkommen ist er wie ausgewechselt. Stellt das Fell auf, zieht an der Leine, springt sie an und bellt und knurrt. Auch Autos oder Radlern springt er gerne nach. Das ist eigentlich mein Hauptproblem mit Mogli. Das in der Wohnung denke ich bekommen wir gut hin, da befolge ich eure Tips sehr gerne und versuche sie umzusetzen. Ich hoffe es legt sich dann auch das bellen und knurren wenn andere Leute den Raum betreten in dem er sich befindet. Anbei muss ich sagen dass ich das Glück habe Mogli mit in die Arbeit nehmen zu dürfen. Nur im Moment undenkbar. Selbst wenn ich mich im gleichen Raum befinde und jemand reinkommt ist das bellen und knurren vorprogramiert, auch wenn meine Kollegen ihn ignorieren. Draussen bin ich immer noch Ratlos. Ich bin keineswegs unerfahren mit Hunden, lese viel darüber und habe mit vielen Trainern schon gesprochen und mir Tips abgeholt aber jeder hat ja da seine eigene Methode. Mogli darf ruhig bellen, ist ja auch normal und will ich auch nicht unterbinden, es sollte nur nicht zu oft sein und er soll hören wenn ich es ihm unterbinde.Vielen Dank euch!

  • Dein Hund ist etwa ein Jahr und seit zwei Monaten bei dir? Weißt du denn, wo er vorher war? In Kreta vermutlich auf der Straße?
    Ich würde auch eher sagen, dass der Hund nicht ein Sturkopf ist, sondern eher unsicher und überfordert mit den Umständen. Die Ratschläge von Bubuka finde ich im Großen und Ganzen sehr gut. Zeig ihm, dass du die Situation unter Kontrolle hast und es keinen Grund zur Sorge gibt.
    Und gib ihm Zeit sich einzugewöhnen.

    Zitat

    Das machen alle Hunde mit einem Hund im neuen Rudel: da wird der Bewegungsfreiraum eingeschränkt und er wird ignoriert.


    Das mag ja sein, aber wir sind ja keine Hunde. ;)

  • erstmal eine Baustelle nach der anderen, nicht alles auf einmal!
    Ein bisschen Geduld :ohm: das wird schon!!! :)

    Sicherheitshalber nochmal: ich denke, dass eure Probleme draußen sich als Rattenschwanz durch dein Verhalten drinnen aufgebaut haben. Deshalb musst du erstmal drinnen anfangen.

    Wenn du die nächsten Wochen eh, die Spiel- und oder Kommandophasen zuhause in der Wohnung hast: Kannst du ihm da Apportieren beibringen? Dann hättet ihr auch etwas, womit er sich ggf. draußen beschäftigen könnte.
    Letztendlich jagt er Radler, nehme ich an, weil ihm draußen ein wenig die Action fehlt :)

    Das mit dem Anschnauzen von Fußgängern kann ggf. mit mangelnder Sozialisation zu tun haben, ist aber auch nur eine Vermutung meinerseits. Ich könnte mir vorstellen, dass er schlicht Angst vor fremden Leuten hat, die ihn "anglotzen", dann aber eher nach vorne geht, weil er sie sich so vom Leibe hält..
    In diesem Falle würde ich mit ganz vielen Leckerlis bewaffnen,
    Leute, die er ankläfft, fragen, ob sie bereit wären, dir ein bisschen zu helfen (du wirst erstaunt sein, wie viele Menschen mitmachen)... wenn der Hund ruhig ist, schmeißen sie ihm ein Leckerli hin.
    vll. übt ihr nochmal, dass sie ihm entgegenkommen, ihn nicht anschauen, ihm ein Leckerchen zuschmeißen...

    Alternative:
    sobald du ANSÄTZE merkst (Ohnrenstellung, Schwanzhaltung, Körperhaltung), dass er Randale machen möchte
    wechselst du, wie beim Leinenführigkeitstraining SOFORT die Richtung.

    wichtig ist, dass du nicht nach Schema F vorgehst, sondern variierst, damit es kein festgefahrenes Schema gibt, sondern der Hund lernt, dass du unterschiedliche Ansatzpunkte hast, unerwünschtes Verhalten zu stoppen :)
    Das ist auch häufig mit Bauchgefühl und Timing verbunden, deshalb ist das natürlich übers Netz etwas schwierig zu erklären, vll. auch mißverständlich :)

  • Ja er ist seit Mitte November hier. Er wurde in Kreta von einem Auto angefahren und ins Tierheim gebracht. Durch meinen Verein, der sich um diese Hunde kümmert und sie nach Deutschland vermittelt, habe ich Mogli zu mir geholt. Er war ca ein halbes Jahr im Tierheim, zuvor auf der Strasse. Im Tierheim war er in einem Rudel von ca 40 Hunden. Aber wie verhalte ich mich denn nun wenn er bellt oder knurrt wenn wir besuch bekommen oder wir wo hingehen und Leute den Raum betreten? Gar nichts machen und ignorieren? Dann kann ich bald nirgends mehr hingehen weil er auch nach Minuten nicht aufhört :)

    An Apportieren oder sonstigen Spielereien hat er wenig Interesse. Was er gerne macht ist mit Plasikflaschen spielen. Dies macht er allerdings auch nur drinnen und sobald ich Anfangen will zu spielen verliert er schnell das Interesse. Also er spielt eher so für sich alleine.! :verzweifelt: Ich bin täglich mindestens eine Stunde auf der Hundewiese wo er sich auspowern kann und gehe zusätzlich noch ca. 1-1,5 Stunden nach draussen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!