unser sensibler Möchtegern Alphahund

  • Zitat

    Hatte auch schon überlegt mal in der Fußgängerzone mit ihm spazieren zu gehen, damit er sieht, dass ihm dort niemand was will.
    Da können dann verschiedene Szenarien passieren:
    1. der Hund reagiert wegen Reizüberflutung (zu viele Menschen, kein eindeutiges Ziel) gar nicht. Oder
    2. es verschärft sich und Du machst alles bisher Erreichte wieder kaputt.

    Der Hund ist 13 Monate.

    Wegen der Kastration informierte ich mich halt deshalb, weil das Tierheim das ja vertraglich vorschreibt:-/
    Und so würde man halt vorab erstmal sehen inwieweit er sich verändern würde...

    Ich bin absolut nicht gegen Kastration!
    Nur ist der Hund noch ziemlich jung, und gegen Verhaltensprobleme hilft die Kastra nur äußerst selten!
    Außerdem kann es passieren, das unsichere Hunde dadurch noch ängstlicher werden!

    Ich würde zuerst daran arbeiten, dem Hund Sicherheit und Führung zu geben, ihn, kopfmäßig, erwachsen werden lassen, dann kann man immer noch darüber nachdenken!

  • Erst mal: ich finde auch, dass das für einen Aussie nicht unnormal klingt = ) . Eher niedrige Frustrationstoleranz (und das dann auch gerne mal an anderen auslassen :roll: ), sehr sensibel ihrem Menschen gegenüber, aber kein Problem sich mit Hinz und Kunz anzulegen... Fremde Menschen sind nicht schnell potentiell neue beste Freunde, territorial.

    Meine Erfahrung mit meinem Aussie ist: am allerwichtigsten ist, was ich selbst ausstrahle. Jede Unsicherheit meinerseits bedeutet für meinen Hund, das was da vor uns steht, ist ein Problem. Und Grisu hat kein Problem damit, bei der "Lösung" zu helfen :hust: . Bin ich sicher im Auftreten, strahle aus, dass alles ok ist, ist Grisu ebenfalls nett und entspannt. "Kommandos" oder gar Strafen helfen da nur sehr bedingt. Wichtig ist, dass du deinem Hund vermittelst, alles ist ok oder dass du alles im Griff hast. Letzteres ist unser "Notfallplan", denn ich kenne es von mir selbst, diese self-fulfilling prophecy, man selbst wird ja auch mit blöden Erlebnissen unsicherer. Da ein klares Vorgehen zu generalisieren, an dem man sich selbst anfangs langhangeln kann und das für den Hund dann eben "normal" für die Situation wird, ist da sehr hilfreich. Also vorher die Situation vorstellen und sich dabei genau überlegen, wie es optimal laufen sollte und wo man selbst dabei in welcher Form agieren muss. Das gibt einem selbst dann auch Sicherheit. In dem "blöden" Moment selbst dann ganz auf sich und seinen Hund konzentrieren, nicht auf den fremden Hund/Mensch.
    Wenn dein Hund das unerwünschte Verhalten (mit Auslösern) schon stark abgespeichert hat, muss man schauen, wo man da ansetzen kann (möglichst früh bei möglichst geringer Reizlage) um ein Alternativverhalten aufzubauen. Was ich bei Grisu anfangs auch genutzt habe: ihm eine andere Aufgabe geben in dem Moment, auf die er sich konzentrieren konnte. War bei ihm um Längen einfacher, als "schimpfen". Ein Abbruch (hey so nicht), funktioniert bei Grisu auch mit Abstand am besten, wenn er sofort danach ein Verhalten zeigen kann, das dann bestätigt wird. Ich glaube, es ist sehr schwer, wenn man einen Hund hat, der eigentlich nur "für sein Rudel" arbeitet (und "Feinde" auf Distanz halten gehört ja durchaus dazu), nur zu "deckeln". Das kann der Hund ja eigentlich nicht verstehen.

    Hund hinter mich schicken hat bei Grisu auch Wirkung gezeigt (so als Teil des Gesamtpakets als Zeichen für "ich übernehme jetzt"). Auch darf Grisu mir grundsätzlich "gefährliches" melden (was mit den Jahren zur Folge hatte, dass er ungefähr nichts mehr gefährlich findet, denn meine Rückmeldung ist ja eh immer "ich geh mal schauen... och nö, ist nix" :lol: ). Klingt erst mal wiedersinnig, aber "Anspannung" seinerseits habe ich damit anfangs durchaus positiv belegt. Ihm mitgeteilt, ja, ich habe es auch wahrgenommen und schau jetzt mal, ob das wirklich was doofes ist. Danke fürs Melden ;) . Das ist sicher ein Ansatz, über den man streiten kann, hat bei Grisu aber prima funktioniert.

    Frustrationstoleranz kann man ebenfall üben, auch Ressourcenverteidigung kann man stark verbessern. Ich hab da viel über paralleles Spiel/Übungen/Futtergabe mit beiden Hunden gemacht, jedes sich zurück nehmen lohnt sich =) . Auch ganz klares Vermitteln: das gehört dir und das geht dich nichts an (ich teile zu und dabei bleibt es dann).

  • Wenn der Hund aus Bulgarien kommt und legal eingeführt wurde war er bei Ankunft in Deutschland bereits 4 Monate alt. Prägungsphsse also schon vorbei...

  • Zitat

    Wenn der Hund aus Bulgarien kommt und legal eingeführt wurde war er bei Ankunft in Deutschland bereits 4 Monate alt. Prägungsphsse also schon vorbei...

    Zitat

    Er kommt aus Bulgarien von so einem abgefangenen Hundetransporter.

    Der wird wohl kaum legal importiert worden sein ;)

  • ne der wurd von so nem illegalen Hundetransporter abgefangen is ja ausm Tierheim^^

    Also danke Lucy für die netten Tipps=),

    also ich versuch ja immer souverän zu bleiben, aber bei so einer Situation wie heute, er fällt über die arme alte her (sie hat auch ein Stückchen Ohr verloren:( ) da lässt es sich nur schwer locker und routiniert reagieren, was macht man den in so einer Situation, die Hündin hat durch das aushing schon Schwierigkeiten mit dem laufen, da kann ich doch nicht warten bis er sich beruhigt hat:-/ bzw was tut man in so einem Moment?

    Habe im moment schon angst die beiden alleine zu lassen, nehme ihn im mlm hoch mit zu meinem Arbeitsplatz

    Also das mit dem hinter mich schicken klappt schon super, meistens brauch ich nur stehen zu bleiben und ihm fällt dann sofort ein " ah da war ja was" und fackelt um mich herum und setzt sich schräg hinter mich.

    Es ist ja auch nicht immer schlimm, sein verhalten und so. Mit der Zwergschnauzerhündin oder dem Chihuahua von meinem Bruder war noch nie etwas, vor der letzt genannten hat er sogar etwas Bammel.
    Die Schwierigkeit ist halt das bei ihm das oftmals so unerwartet passiert...

  • LucyLou :gut:

    Es passiert bei fast keinem Hund was Unerwartetes. Aussies lassen sich gut lesen, Du musst in Deiner Situation und mit diesem Hund einfach wachsamer und schneller sein als er!!
    Sagt sich so leicht, ich weiß- aber die sind durchschaubar. Beobachte ihn bei Begegnungen sehr genau und greife früh ein, wenn sich da was aufbaut.
    Lucy hat das sehr richtig geschrieben:
    Was ich ausstrahle, übernimmt der Aussie sehr gerne und sehr schnell. Wenn Du also Ängstlichkeit, Überforderung und ich-weiss-nicht-was-ich-jetzt-machen-soll signalisierst, nimmt Dich der Hund nicht mehr ernst und macht sein eigenes Ding.
    Fremde sind nicht ihres. Territorium und Ressourcen sind wichtig und werden auch verteidigt.

    Souveränes Auftreten, auch durch Körperhaltung und Stimme, beeindruckt sie durchaus- und sie lieben es, wenn Du ihnen das entsprechende Signal gibst:
    Alles ok, ich regel das.

    Das kann dauern. Ich hab Jahre gebraucht, und meine sind eher "leichte"Aussies.

    Wird schon. Geduld.

  • Zum Thema Kastration, weil das Tierheim es so will: solche Klauseln in Kaufverträgen sind null und nichtig. Du kannst diese Klausel getrost ignorieren, sie hat keinerlei rechtliche Bindung.

    Eine Kastration kann sinnvoll sein, falls ein Rüde ein übertriebenes Sexualverhalten zeigt, auf jede Hündin draufspringen möchte, sich mit jedem Rüden anlegt, draußen nur und ausschließlich an den Duftspuren von Hündinnen interessiert ist gar keine anderen Interessen hat als immer nur DAS EINE.

    Deine Probleme liegen aber ganz woanders. Dein Hund ist eher unsicher und leicht gestresst, geht aus Angst oder Frust nach vorne. Testosteron sorgt unter anderem für ein gewisses Selbstbewustsein, fällt es weg, können sich Angst und Unsicherheit verstärken. Angstagression kann also durch eine Kastration schlimmer werden.

    Dagmar & Cara

  • Guten Morgen,

    Zitat


    Wieso darf er Leute anspringen?
    Wieso Schnauzengriff?
    Wieso darf er an Besuchern ran?

    Wieso behandelst du den Hund unterwürfig?

    das würde mich wirklich alles mal interessieren

    Die Antworten zu diesen Fragen würden mich auch interessieren.

    Zitat

    Sonst immer versuch ich recht souverän vor ihm aufzutreten, aber wenn ich durch die Stadt laufe kann ich ihn ja nicht auf 5 cm bei mir halten, ich versuch dann bei solchen Situationen gerade und flott vorbeizulaufen,
    was aber oft nicht hilft:-/

    Hatte auch schon überlegt mal in der Fußgängerzone mit ihm spazieren zu gehen, damit er sieht, dass ihm dort niemand was will.

    Dein Hund scheint offensichtlich mit fremden Menschen ein Problem zu haben, vermutlich reagiert er aus Unsicherheit so (schlechte Prägung, keine Führung deinerseits, rassetypisches Fremdeln und nach vorne gehen).
    Warum schleppst du ihn durch die Stadt, was ihn zurzeit überfordert?

    Zitat

    achso also ich versuch, wenn er Menschen anknurrt mit einem kurzen Nein darauf zu reagieren,

    Sei froh, dass er "nur" knurrt und verbiete es ihm nicht, aus den Gründen, die schon "QuoVadis" geschrieben hat.
    Führe deinen Hund doch so, dass er nicht knurren muss, um sich seine Individualdistanz zu "erkämpfen".

    Zitat

    Wenn ich ihm jetzt noch nen Maulkorb anziehe dann machen die ja erst recht einen Bogen um ihn, was dazu führt das er ja noch mehr Erfolge hat durch sein Verhalten...

    Das ist doch genau das, was dein Hund einfordert:
    Distanz zu fremden Menschen - wenn du schon keinen Bogen um Passanten machen kannst, dann machen fremde Menschen nun einen Bogen um deinen Hund, somit würdest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

    Suche dir bitte eine gute Hundetrainerin!

    Es ist eher so, dass dein Hund führungslos "umherirrt", draußen und auch daheim, wenn du Besuch bekommst.
    Außerdem kann er dich nicht genau einschätzen.
    Es ist nicht normal, dass dein Hund sich tagelang "unterwürfig" und distanziert verhält.
    Diese "Unterwürfigkeit" ist Beschwichtigen, mit anderen Worten, er hat Schiss vor dir. :/

    Gruß
    Themis

  • Ja das verstehe ich schon alles, was ich ja auch versuche zu entschärfen, aber ich wohne nun mal dort und um zum Auto/spazieren zu kommen muss ich ja wohl oder über dort durch und kann ja nicht sobald mir jemand entgegen kommt kehrt machen und weglaufen... Und wie hält man den einen Hund vom anspringen und knurren ab, wenn man "Nein", Leinenruck, oder Leine sehr kurz nehmen nicht verwenden soll? Habe auch das Gefühl, dass er auch Zwicken würde:-/
    Habe jetzt mal eine Hunde/Mensch Therapeutin herausgesucht, die ganz gut sein soll und werde mit ihr mal einen Termin machen, weil Vorort kann sie sich ein besseres Bild machen.
    Evtl. auch mit der Hündin meiner Eltern zusammen, nicht das sie das nächste mal mehr verliert als ein Stück vom Ohr=(

  • Zitat

    ....... wie hält man den einen Hund vom anspringen und knurren ab, wenn man "Nein", Leinenruck, oder Leine sehr kurz nehmen nicht verwenden soll? Habe auch das Gefühl, dass er auch Zwicken würde:-/......

    Ganz einfach - eingreifen, BEVOR sich der Hund so hochspult, daß er reagieren muß. Wenn der sieht, Du machst schon was, braucht er gar nicht erst tätig zu werden.

    ALso: Hund beobachten (ich bekomme aus dem Geschriebenen das Gefühl, daß Du ihn nur sehr schwer lesen kannst, denn ein Hund, der sich anspannt, bevor er auf nen anderen losgeht, ist eigenlich einfach rechtzeitig zu erkennen), und sobald Du bemerkst, er hat den Entgegenkommenden zur Kenntnis genommen, etwas sagen ("ist gut, weitergehen" --> Alternativverhalten "weitergehen" von ihm einfordern!), und mutigen Schritts weitergehen (niemals stehenbleiben und damit dem Hund damit Gelegenheit geben, sich hochzuspulen, den Anderen zu fixieren oder gar anzuspringen!), evtl. selbst nen Bogen machen, damit er den gewünschten Abstand kriegt, ihn auf die Seite nehmen, die dem Entgegenkommenden abgewandt ist. Sollte ein Ausweichen nicht möglich sein, dann laß ihn am Rand absitzen, stell Dich davor, sodaß ein Anderer nicht an den Hund rankommt (dann kann er den Anderen auch nicht so leicht fixieren). Das gibt ihm die Sicherheit, daß DU was tust, und er wird auf Dauer verstehen, daß er nichts zu unternehmen braucht, weil Du das regeln kannst.

    Je ruhiger und bestimmter (nicht lauter!) Du in einer Situation bist, desto eher wird er es akzeptieren, daß DU diejenige bist, die alles regelt. Laut werden signalisiert Hilflosigkeit, und er springt Dir zu Hilfe - und wie das aussieht, kennst Du ja.

    Ich habe die Erfahrung mit meiner Frieda gemacht, daß wenn ich selbst ruhig bleibe beim Eingreifen, wenn sie nen anderen Hund "am Wickel" hat, sie wesentlich weniger hochspult. Ich geh einfach hin, blocke den Anderen mit der Handfläche zu ihm gewendet, schau demonstrativ zur Seite, nicht ihm in die Augen (!), damit der kapiert, daß ich jetzt nicht auch noch drauf will auf ihn (wenn er das denkt, kommt´s evtl. zu Verletzungen für einen selbst), und sage bestimmt und in normaler Lautstärke "Frieda - AUS!" und pflücke sie runter, bestätige dann verbald den anderen Hund, wenn er ruhig bleibt und ein paar Schritte weiter geht, sobald er kann. Frieda laß ich dann noch absitzen, damit sie sich wieder etwas beruhigt, und gut ist. Loslassen und ruhiges Verhalten von ihr werden dann auch verbal bestätigt.

    Wenns im Laufen passiert mit dem Springen: ich würde einfach nen entschiedenen Schritt zwischen den Hund und den Anderen machen, und den Hund dann mit einem entschiedenen NEIN und körpersprachlich zurückdrängen, weg von dem Anderen. So brauchst ihn nicht anzufassen dabei, und wenn er nach hinten ausweichen kann, ist das Risiko eines Bisses Dir gegenüber verringert. Darfst ihn dabei nur nicht in die Enge treiben, das könnte nach hinten losgehen (Übersprungshandlung, daß er nach Dir schnappt). Sobald der Andere außer Reichweite ist, Alternativkommando geben (Sitz oder Weiter, was auch immer), und dann bestätigen, wenn er das macht. So lernt er: wenn ich unsicher bin bei Fremden, soll und kann ich mich setzen, und Fraule regelt das für mich.

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