An alle Besitzer von Rüden

  • Ein Hund erfährt und lernt, was sein Verhalten auslöst. Das machen wir uns ständig in der Erziehung zunutze.


    Ein Geschichte:
    Ein Mann ruft an: "Immer, wenn ich in der Küche bin, beisst mich mein Hund."
    Seit wann macht er das?


    "Hmmm...seit dem 4 Advent."


    Was ist da passiert?


    "Meine Frau hat Plätzchen gebacken und das Blech zum Basar gebracht"


    Und?


    "Naja, die letzten Jahre habe ich das Blech hat vor meine Beine gehalten, wenn ich durch Küche ging. Da konnte er nicht beissen, nun ist Blech weg."


    Der Hund dominiert mit Sicherheit :D ..Aber auch NUR, weil der Mann sich dominieren lässt...an DIESEM Ort..nur dort.


    Manipuliert der Hund nun, den Mann, das Blech zu halten?
    Ich der Hund frech? Oder der Mann...."Piiiieep"


    Was ist der Unterschied zwischen Dominanz und Manipulation?
    Was ist der Unterschied zwischen einem Kuchenblech und einer Astgabel?

  • Zitat

    Und was ist der Unterschied zwischen Dominanz und Manipulation?


    Wenn mein Hund beim Essen lieb guckt, mir signalisiert, dass er sechs Wochen nichts gefressen hat, treudoof gähnt, pfötelt, nur um einen Leckerbissen zu bekommen, dann manipuliert er mich, in der Hoffnung auf Erfolg. Gehe ich drauf ein, kann dieses manipulieren zu erlerntem Verhalten werden. Dominanz wäre, wenn er mir das Essen aus der Hand holt. Ich dominiere, wenn ich ihn stattdessen auf seinen Platz schicke und er geht. Ich manipuliere ihn, wenn ich ihn erst per Lecki dorthin locken muss. Er manipuliert mich, wenn er das nur tut, wenn ich ihn mit Futter locke.


    Oder mein Hund hat gelernt, an der Terrassentüre zu stehen, wenn er pinkeln muss. Er hat gelernt, wenn er da steht, komme ich und öffne. Da es ein cleverer Hund ist und er auch so mal gerne in den Garten will, sitzt er vor die Türe ohne pinkeln zu müssen, in der Hoffnung, dass ich die Türe aufmache, damit er im Garten Spaß haben kann. Er manipuliert mich, die Frage ist nur, ob ich mich manipulieren lasse. Würde er dominieren, würde er mich zwingen die Türe zu öffnen. Dominiere ich, schicke ich ihn da weg.


    Dominanz wäre, wenn der Hund einem den Weg abschneidet, einen nicht mehr aufs Bett, aufs Sofa oder in die Küche lässt. Tut er es aber nur, um an ein Lecki zu kommen, weil er gelernt hat, dass HF ihn dann so runterlockt, ist es erlerntes Verhalten und Hund manipuliert.

  • Ich verstehe, was Du meinst, Schopi.


    Trotzdem bin ich, um Dein Beispiel vom Tisch aufzunehmen, "submissiv", wenn ich mich zum Leckerliautomaten mache, er mich soweit manipuliert hat, bis er das Leckerli bekommt, da die Definition ja lautet: "Der submissive Teil begibt sich freiwillig in Submission" - was ich ja damit tue, wenn ich ihm ein Leckerli gebe, obwohl ich es ja ursprünglich nicht wollte. Ergo, laut Definition dominiert mich mein Hund, denn er hat es herausgefordert (er muss damit ja keine Gewalt anwenden, sondern ich mache es freiwillig, ihm nachzugeben und bin damit submissiv).


    Dein Beispiel hingegen mit dem Leckerli, was sich der Hund aus der Hand klaut, wäre laut Definition nicht dominant, da ja angeblich der dominante Teil nicht dominant sein kann, wenn der submissive Teil nicht zustimmt. Und ich würde ja nicht zustimmen, mir das Leckerli klauen zu lassen.


    Anderes Beispiel - wirklich passiert mit meinem: 2 Jungspunde "unterhalten" sich lautstark auf der Hundewiese, ein Schäfer sieht das von Ferne, kommt geradeaus schnurstracks auf die Beiden zu, woraufhin die sich, 10 m bevor der Schäfer da ist, so :pfeif: trennen und jeder für sich schnüffeln gehen.


    Der Schäfer hat manipuliert und ist dominant.

  • Hey



    Die Leichtgläubigkeit der Hundehalter sitzt regelmäßig diesen angeblichen Irrtümern auf, wie z. B., es gebe bei Wölfen keine Dominanz, ergo kann es sie bei Hunden Erstrecht nicht geben.


    Leider ist der Irrtum hier auf der ganz anderen Seite zu suchen und zu finden. Denn es ist einfach Unsinn, zu behaupten es gebe keine Dominanz, unter Wölfen und/oder bei Hunden.


    Warum?


    Ganz einfach, Dominanzhierarchien dienen dem Frieden in einem Rudel/Gruppe von Tieren und sorgen so dafür, dass es keine permanenten Auseinandersetzungen geben muss.
    Dabei sind es meist die untergeordneten Tiere, die dafür sorgen, dass es zu keinen ernsthaften Streitereien kommt. In einer Dominanzhierarchie weiß jeder recht genau, wo sein Platz ist, damit geht die Dominanzhierarchie Hand in Hand mit der Rangordnung, die sich gegenseitig durchdringen.


    Überraschenderweise entsteht also Dominanz durch das Verhalten des untergeordneten Tieres! (Aldington/1986).


    Dagegen ist es richtig, das ein Hund nicht automatisch einfach dominant ist, aber er kann, durch Versuch- und Irrtums-Lernen unbewusst Dominanz zeigen. Besonders dann z. B., wenn der Mensch sich dementsprechend ungeschickt verhält und dem nicht entgegenwirkt.


    Damit wird der Hund nicht generell dominant, aber er kann Dominanz situationsbedingt zeigen, wenn der Hundehalter es zulässt.







    Dass verbreitete Annahmen nicht unbedingt wahr sind und dass das ultimative Kriterium für Wahrheit ein empirischer Nachweis ist und nicht die Beliebtheit der Meinung (J. P. J. Pinel Biopsychologe).

  • @ Hans-Georg


    Es hat niemand behauptet, dass es bei Hunden keine Dominanz gibt, sondern dass es nicht den dominaten Hund gibt. Zitate aus dem Jahr 1986 ignoriere ich bewußt, da es doch weitaus neuere und jüngere Erkenntnisse diesbezüglich gibt.


    Dominanz ist keine Eigenschaft und situativ bedingt.

  • Hey


    Zitat

    Ich habe einen bald 8 Jahre alten intakten Rüden, der draußen durchaus in der Lage ist andere Rüden die dreimal so groß und schwer sind wie er im Schach zu halten, aber das hat er mir gegenüber noch nie angewendet. Ich darf alles, ich mache alles, ich dürfte ihm auch das liebste Fressen wegnehmen (wenn ich ein solcher Sadist wäre). Zu keiner Zeit hat er je versucht mich zu "dominieren" oder sonstigen Spökes zu machen.


    Natürlich wird schonmal getestet ob gewisse Kommandos oder Regeln noch Gültigkeit haben, aber das hat für mich nichts mit "Dominanz" oder ähnliches zu tun. :ka:


    Hündinnen, ob intakt oder kastriert, übrigens das selbe.



    Gut, was beweist uns das?


    Zeigt es uns doch das Verhalten, das Hunde in einem Rudel auch an den Tag legen könnten, das er deine Dominanz anerkennt und sich dir gegenüber subdominant gibt.


    Also haben wir es auch hier wahrscheinlich mit einer Form von Dominanzhierarchie/Dominanzbeziehung zutun.


    Einerseits steht der Mensch außerhalb einer Rangordnung bei Hunden, andererseits respektiert der Hund den Menschen als übergeordnet.
    Das lässt sich am leichtesten mit dem Mutualismus, einer besonderen Form, ähnlich der Symbiose, zwischen unterschiedlichen Arten die kooperieren, erklären.


    Überraschenderweise entsteht also Dominanz durch das Verhalten des untergeordneten Tieres! (Aldington/1986).


    Bei Wölfen ist es auch so, dass die Elterntiere, die beiden Leittiere/Alphas ihre Jungen dominieren, was in der Natur der Sache liegt.
    In aller Regel ordnen sich die Jungen unter und/oder verlassen temporär früher oder später das Rudel.


    Nun sind Hunde keine Wölfe, sprich sie sind durch die Domestikation und die „künstliche Selektion/Zuchtwahl“ in vielerlei Hinsicht in ihrem Phänotyp verändert.


    Siehe dazu folgendes Zitat:


    … der Mensch hat das Sozialverhalten von Hunden tief greifend verändert (D. U. Feddersen - Petersen).


  • Erkläre mir mal die Situation: Du willst über die Straße rennen, es kommt ein Auto, du übersiehst es. Ich halte dich deswegen am Ärmel fest bzw stell mich dir in den Weg, um dich daran zu hindern. Ich bin in dem Moment verdammt dominant, du bleibst stehen. Ich stehe ansonsten in keiner Beziehung zu dir, wir bilden kein Rudel noch bist du der unterwürfige Teil einer Gruppe. Und dennoch bin ich dominant, weil du dich temporär von mir dominieren lassen hadt. Und? Was hat das mit deiner Erklärung zu tun?


    Oder ein ungezogener Fremdhund kommt auf die uns zugestürmt. Er hört nicht auf seinen HF, er ist gut drauf, Krawallo. Da ich meine Hunde zu beschützen habe, verjage ich diesen Hund klar und deutlich, was mir auch gelingt. Der Hund haut ab. Ich war dominant, der Hund ließ sich dominieren, es besteht zwischen uns keine Beziehung, wir sind kein Rudel, es besteht keine Dominanzhierarchie.


    Und nein, Wölfe verlassen eben nicht irgendwann alle das Rudel. Und sie wechseln sich in der Führung ab, z.Bsp. im hohen Schnee spuren die Jungtiere, die anderen folgen, sie wechseln sich auch ab.


    Ich finde, du schreibst höchst seltsame Sachen.

  • Zitat


    Überraschenderweise entsteht also Dominanz durch das Verhalten des untergeordneten Tieres! (Aldington/1986).


    Herr Eric H. W. Aldington in Ehren, er hat, für die damalige Zeit gewiss tolle Bücher geschrieben, ich kenne drei von ihm, mit teilweise sehr guten Ansätzen und auch Erklärungen, aber er ist nun fast 30 Jahre tot und seine Bücher hat er weit vorher geschrieben.
    Gerade was seine Erklärungen zur Dominanz betrifft, können wir im Jahre 2014 getrost wieder vergessen.

  • Zitat

    Herr Eric H. W. Aldington in Ehren, er hat, für die damalige Zeit gewiss tolle Bücher geschrieben, ich kenne drei von ihm, mit teilweise sehr guten Ansätzen und auch Erklärungen, aber er ist nun fast 30 Jahre tot und seine Bücher hat er weit vorher geschrieben.
    Gerade was seine Erklärungen zur Dominanz betrifft, können wir im Jahre 2014 getrost wieder vergessen.


    Das Buch “ Wölfisch für Hundehalter“ von Bloch und Radinger wäre bzgl Dominanz, Seite 25 und32 ffg. sehr lesenswert, und das nicht nur für Hans-Georg.

  • Hey



    Zitat

    @ Hans-Georg


    Es hat niemand behauptet, dass es bei Hunden keine Dominanz gibt, sondern dass es nicht den dominaten Hund gibt. Zitate aus dem Jahr 1986 ignoriere ich bewußt, da es doch weitaus neuere und jüngere Erkenntnisse diesbezüglich gibt.


    Dominanz ist keine Eigenschaft und situativ bedingt.


    Du und andere mögen etwas ältere veröffentlichte Erkenntnisse von 1986 ignorieren, zeigt es doch eines ganz deutlich, das Menschen gerne glauben.


    Aldington hat 1986, was die wenigsten wissen, ein zu dieser Zeit schon sehr modernes Abbild von Wolfsrudeln wiedergegeben, das heute noch genauso gültig ist wie damals, nur wissen das offensichtlich die wenigsten.
    Seine veröffentlichten Erkenntnisse über Wolfsrudel sind allerdings noch viel älter und reichen in die Anfänge der Wolfsforschung zum Beginn des 20igsten Jahrhunderts zurück.


    Heute glaubt man, dass Bloch und Co, diejenigen seien, die dieses „NEUE“ Bild des Wolfes und des Wolfsrudels herausgefunden hätten, leider ist das falsch.


    Nun zurück zu deiner weitverbreiteten Annahme, dass es den dominanten Hund nicht gäbe, Dominanz aber schon.


    In der Verhaltensbiologie wirst du nicht dies von dir gemachte Behauptung bestätigt finden.
    Die irgendein selbst ernannter Hundeexperte in die Welt gesetzt hat und die alle anderen unreflektiert und ohne Beleg nachplappern.


    Wer ein wenig nachdenkt, kann sehr schnell herausfinden, dass es den dominanten Hund sehr wohl gibt.


    Warum?


    Zunächst einmal ist die Natur alles andere als perfekt.


    Es gibt Hunde, die mit anderen Hunden hochgradig unverträglich sind, das ist nun mal so.


    Was bedeutet das nun?
    Dass sie jeden anderen Hund, ob gleichgeschlechtlich oder nicht unterwerfen, also dominieren wollen.
    Das sind dominante Hunde.


    Nun sind Hunde keine wilden Tiere mehr, zumindest unsere Haushunde, deshalb wäre ein solches Verhalten auch nicht von dem evolutiven Prinzip der Bedeutung im Sinne des Überlebens berührt.


    So wird heute auch gerne, in Analogie zum dominanten Hund behauptet, dass es keine Omegas und/oder oft auch als Prügelknabe bezeichnete Hunde gäbe, aber auch das gibt es nachweislich.


    In der Natur ist es meist so, dass eine Entwicklung evolutive zur Mitte, dem breiten Durchschnitt tendiert und somit die Extreme an den Rändern „Gaußsche Glocke“ selten vorkommen.
    D. h. aber nicht, dass es diese Randerscheinungen nicht gibt und/oder gäbe.


    Was ich damit sagen möchte, ist Folgendes.


    Der Begriff „dominant“, wurde in der Vergangenheit für alles Verhalten von Hunden verwendet, das mit Aggression gleichgesetzt wurde, ohne zu differenzieren, wo dieses Verhalten eigentlich seinen Ursprung hat.


    Damit war die Mär vom allgemein „dominanten“ Hund geboren.


    Ein angstaggressiver Hund wurde so zum „dominanten“ Hund.


    Ein Hund, der aggressive Schutzmotivation zeigte, wurde ebenfalls zum „dominanten“ Hund usw.


    So wurde statt diesen Denkfehler, der aus der falschverstandenen Dominanzhierarchie abgeleitet wurde, wieder gerade zu rücken, das Phänomen „dominanten“ zu seinen, von den selbst ernannten Hundeexperten unbegründet kurzerhand, als nicht existent erklärt.
    Und das ist einfach Unsinn!


    Besser wäre, man hätte, wie das in der Wissenschaft üblich ist, die Ursachen für ein Verhalten zu differenzieren.


    Wie z. B. in einem Wolfsrudel, in dem es eine Dominanzhierarchie gibt, die aber nicht linear sein muss, sondern auch zirkulär sein kann.


    Was bedeutet das?


    Ein Leittier überlässt einem anderen Rudelmitglied den besten Ruheplatz oder einen begehrten Futterbrocken usw.


    Oder anders ausgedrückt:


    Der wahre Egoist kooperiert.





    Ein Hund gleicht allen anderen Hunden, einigen anderen Hunden und keinem anderen Hund (H. G.).

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