Auslands Tierschutz oder lieber das eigene Land???

  • Es geht doch nicht darum, ob ein Hund es verdient hat oder nicht. Ich gehe erst mal davon aus, dass jeder Hund ein schönes Heim verdient hat, aber gerade Welpenimport ist für mich nur Einkauf und hat mit Tierschutz in meinen Augen so viel gemein, wie eine Amazon-Bestellung aus England.

  • Welpen sind ja auch nochmal ein Thema für sich, finde ich.
    Die gleichen Leute, die einen für den Kauf eines Welpen aus einem deutschen Unfallwurf beinahe steinigen, entlockt es bei dem Welpen aus dem Ausland nur ein 'wie süß' oder übergehen es einfach. Werd ich auch nie verstehen.

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    Mit den Straßenhunden ist es nicht ganz das gleiche, aber doch ähnlich. Die Leute in den betroffenen Ländern haben ja gangbare Lösungen dafür: Vergiften z.B., oder einfangen und vergasen. Das wir das nicht schön finden ändert ja erstmal nix dran, dass das für die Leute dort akzeptable Lösungsstrategien sind.
    [...]

    Das ist tatsächlich eines der Hauptprobleme in vielen Ländern Osteuropas und insbesondere der ehemaligen Staaten der SU.

    Jahrzehntelang war das System auf städtische/staatliche Hundefänger ausgerichtet, eingefangene Hunde wurden euthanasiert. In Belarus ist das z.B. meines Wissens nach bis heute noch so.
    Es gibt keine gewachsenen Strukturen für die langfristige Aufbewahrung von Hunden. Es gibt keine gewachsene Bereitschaft, Hunde zu adoptieren.
    Nach dem alten System hat es zumindest so geklappt, dass regelmäßig die Population gekürzt wurde, oder auch, dass man staatliche Stellen hatte, an die man sich wenden konnte, wenn man ein Problem mit aggressiven Hunden vor der Haustür hatte.
    Von daher glaube ich, dass viele Menschen in Osteuropa die Kastrationsprojekte gar nicht als erfolgreich ansehen. Auch wenn sie vielleicht den einen oder anderen Hund vor dem Haus mögen und bisweilen füttern.
    Aber unter dem Strich bleibt, dass sie nun gezwungen sind, mit Streunerhunden im städtischen Nahraum zu leben, ob sie das nun mögen oder nicht.
    Ich lese gern in russischen Foren zum Thema quer, und es bleibt oft der Eindruck, dass die Menschen in Orten, in denen Kastrationsprojekte durchgeführt werden, sich allein gelassen fühlen. Denn: entgegen aller Beteuerungen ist das Leben mit Straßenhunden mitnichten immer romantisch. Ein wildes Hunderudel auf dem Spielplatz: wer von den besorgten Eltern in D würde das wirklich akzeptieren? Dabei wäre es wohl egal, ob die einzelnen Tiere eine Marke im Ohr haben.

    Natürlich sehe ich es auch so, dass eine Euthanasie-Lösung als langfristige und einzige Strategie unethisch ist. Sie aber als kurzfristige und ergänzende Strategie abzulehnen ist es für mich persönlich ebenso.
    Daraus resultiert dann diese riesige Wut, die sich bei den Menschen entlädt, und die letztendlich abermals an den unschuldigen Tieren abgelassen wird. Aber so etwas wird sich wiederholen, wenn Lösungsstrategien übergestülpt werden.
    Den Stein der Weisen habe ich leider auch nicht, mir scheint aber manchmal, dass so, wie es momentan läuft, es auch nicht optimal ist. Wenn ich dann aber überlege, dass der Hamburger Tierschutzverein 1841 gegründet wurde, und wie lang der Weg zu wirklich akzeptablen Bedingungen war.... dann denke ich: 25 Jahre Arbeit sind vermutlich gar nix, es ist noch ein langer Weg. Der Export von Hunden kann dabei nur ein kleiner Baustein für den einzelnen individuellen Hund sein. Aber eine Lösung des Grundproblem ist er nicht, schon gar nicht, wenn man bedenkt: wir erfassen nur einen Bruchteil, allein die Ukraine und dann noch Russland sind riesige Territorien, da kann man eigentlich nur vor Ort arbeiten.

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    Welpen sind ja auch nochmal ein Thema für sich, finde ich.
    Die gleichen Leute, die einen für den Kauf eines Welpen aus einem deutschen Unfallwurf beinahe steinigen, entlockt es bei dem Welpen aus dem Ausland nur ein 'wie süß' oder übergehen es einfach. Werd ich auch nie verstehen.


    Allein weil es mit den Welpen viele schwarze Schafe gibt, die selber vermehren oder von vermehren kaufen siehe zb liberty for dogs

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    Es geht doch nicht darum, ob ein Hund es verdient hat oder nicht. Ich gehe erst mal davon aus, dass jeder Hund ein schönes Heim verdient hat, aber gerade Welpenimport ist für mich nur Einkauf und hat mit Tierschutz in meinen Augen so viel gemein, wie eine Amazon-Bestellung aus England.

    Hmm, und warum? warum nicht einem Welpen ein schönes Heim ermöglichen der in nem zugigen dunklen 2qm Zwinger irgendwo in Rumänien hockt?? :???: die dann da lassen weil es sich nicht "schickt" Welpen zu importieren?!

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    Sehe ich anders.
    Wenn ich als Tierschützer eine Behandlung durchführen lasse, die laut Impfmittelhersteller nicht zulässig ist, nur damit ich irgendwie vermitteln kann, sehe ich das durchaus als unseriös.

    Dann ist jeglicher Auslandstierschutz unseriös. Mir ist soweit keine Orga bekannt, die wirklich gar keine von den Mittelmeerkrankheiten betroffenen Hunde importiert. Für mich ist das ein Abwägen: auf der einen Seite die Chance auf ein langes, glückliches Hundeleben (dass diese Hunde in den Ursprungsländern so definitiv nicht haben werden, in Ländern wie Dtl. dagegen schon, auch mit MMK), auf der anderen Seite ein gewisses Risiko durch die nun mal notwendige Impfung für die Ausreise. Ich sehe das auch nicht als "irgendwie vermitteln", sondern als "dem Hund die Chance auf ein gutes Leben ermöglichen".

    Ich persönlich finde einfach dass man es vom Individuum abhängig machen sollte. Wie gesagt, meine Hündin hat Ehrlichiose, wurde noch im Ausland behandelt (diese MMK muss i.d.R. nicht, wie Leishmaniose, dauerhaft behandelt werden) und natürlich auch geimpft. Trotz Impfungen und dem massiven Stress durch Flug und Transport innerhalb eines recht kurzen Zeitraums ist sie fit und munter und lebt bei uns völlig normal mit in der Familie. Aber ihr Titer war auch schon vor der Behandlung recht niedrig, ein wirklich kranker Hund sollte natürlich weder ausreisen noch geimpft werden.

    Leishmaniose ist so ein bisschen ein Sonderfall, den ich einfach noch ein Stück weit kritischer sehe als die anderen MMK. Bei Ehrlichiose und Co. ist selbst ein Ausbruch (durch z.B. Stress, Impfung etc.) gut und recht schnell behandelbar. Da würde ich eine Impfung immer befürworten, wenn ansonsten alles passt, der Hund also soweit unkompliziert und gesund ist dass er in Deutschland schnell ein neues Zuhause finden kann.

    Bzgl. der fehlenden Aufklärung gebe ich dir recht, das ist in der Tat ein Problem.

  • Womit ich ehrlich gesagt ein sehr großes Problem habe ist die Deklaration absoluter Spezialisten wie Pointer, Podencos oder HSH als nett und familientauglich. Es gibt viel zu viele Orgas, die massenhaft gerade solche Hunde auf ihren Seiten haben, ohne jeglichen Hinweis dabei dass das einfach keine Rassen für den Ottonormalverbraucher sind. Kaum jemand ist in der Lage diesen Hunden das zu bieten was sie brauchen. Im Verhältnis zu den in der Vermittlung stehenden Hunden gibt es einfach zu wenig geeignete Menschen. Da blutet mir persönlich einfach das Herz, wenn solche Tiere am Ende hin- und hergereicht werden, weil die allermeisten einfach völlig überfordert sind. Auch das fällt für mich eindeutig unter unseriösen "Tierschutz".

  • Aus welchem Land ein Tierschutzhund stammt, ist letztlich völlig egal. Wichtig ist, welche Organisation dahinter steht und ob diese nach den Kriterien nachhaltigen Tierschutzes und im Sinne des kurz-, mittel- und langfristigen Tierwohles agiert. Sprich, keine Organisationen die profitorientiert Tiere außer Landes karren. Stattdessen Organisationen, die i) das Wohlergehen des Individuums sicherstellen und ii) durch die aus dessen Vermittlung entstandenen Mittel das Wohlergehen der verbleibenden Tiere z.B. durch die Etablierung fester Tierschutz-Prozesse verbessern.

    Ob ein Hund von Bayreuth nach Frankfurt, von Budapest nach Bagdad oder von Hamburg nach Dover zieht - solange die Tierschutzorganisation nach obenstehenden Kriterien geprüft wurde, kann man nichts falsch machen.

    Es ist schwer genug den richtigen Hund zu finden. Da würde ich jetzt nicht noch nach "Staatsangehörigkeit" filtern wollen |)

    Känguruh mit ihrem Hundeopa,
    der in Spanien geboren und nach Darmstadt gerettet wurde, wo man ihn nach Wiesbaden vermittelt. Anschließend ging es zurück ins Tierheim nach Darmstadt, damit er von dort aus zu uns nach Frankfurt und schließlich mit uns nach Darmstadt ziehen konnte. Und ich verspreche Euch, er hat noch nie nach einer Umsiedlung nach Madrid gefragt. Ehrlich! Nur Tortilla findet er klasse.

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    Hmm, und warum? warum nicht einem Welpen ein schönes Heim ermöglichen der in nem zugigen dunklen 2qm Zwinger irgendwo in Rumänien hockt?? :???: die dann da lassen weil es sich nicht "schickt" Welpen zu importieren?!

    Wenn man den einen Hund will, dann bitte, aber das hat nichts mit Tierschutz zu tun und das sollte man sich nicht einbilden. Es ist ein gezielter Einkauf eines netten Welpen und der wird aus Bedingungen gekauft, die nicht optimal sind. Das ist für mich in Kauf nehmen der Nachproduktion. Das Elterntier stammt ja offensichtlich nicht aus einem Kastrationsprojekt und der Welpe kann leicht vermittelt werden. Wo ist das Tierschutz?

  • Zitat

    Es geht doch nicht darum, ob ein Hund es verdient hat oder nicht. Ich gehe erst mal davon aus, dass jeder Hund ein schönes Heim verdient hat, aber gerade Welpenimport ist für mich nur Einkauf und hat mit Tierschutz in meinen Augen so viel gemein, wie eine Amazon-Bestellung aus England.


    Naja, ich gehe mal davon aus, dass es sich um eine seriöse TS-Orga handelt, der ich vertraue, dass sie den Welpen nicht selber und absichtliche produziert haben und mit seiner Vermittlung unterm Strich kein Geld machen.

    Ob und wenn ja welcher Organisation man das zutraut ist ja die andere Frage, ich wüsste jedenfalls für meine Rassen so ein bis drei denen ich soweit traue.

    Jedenfalls, in dem Fall ist es für mich sehr wohl TS, egal wo der Hund herkommt. Es wäre doch auch Tierschutz, wenn ich für einen Welpen aus einem deutschen Unfallwurf, der im TH hockt, eine Schutzgebühr bezahle und ihn mitnehme.
    Warum ist das dann was anderes, nur weil selbiger Welpe z.B. in Spanien sitzt?

    Oder ist nur TS wenn man erwachsene Hunde nimmt? Also erstmal nen Jahr warten und dann wäre es TS den selben Hund zu importieren, aber wenn man mit 8 Wochen den ganzen Wurf holt und auf Pflegestellen verteilt, damit sie nicht im Zwinger aufwachsen und schonmal was von der Welt sehen, dann nicht?


    Und re:Nachproduktion ankurbeln hatte ich ja schon was geschrieben... das funktioniert nur unter der Annahme, dass die Leute a) was kriegen für ihre Hunde und/oder b), dass ihnen im anderen Fall keine andere Lösung einfällt, die ihnen genauso recht wäre, z.B. ersäufen oder in die Mülltonne stecken.
    Erreicht man den Punkt, wo die Leute, z.B, die spanischen Galgueros, ihre Hunde lieber in ein TH bringen, dass nach Deutschland vermittelt, statt sie einfach gleichgültig auszusetzen oder zu erschießen oder gar an einen Baum zu hängen, dann ist der erste Schritt zum Mentalitätswandel schon gemacht. Nämlich der, dass die Leute anfangen nachzudenken, was mit ihren Hunden später passiert, und sich für die nettere Lösung entscheiden.

    Wenn man jetzt pessimistisch ist kann man sagen, dass ist der nette Ausweg für die und es geht dann immer so weiter, weil sie nen kuschelige Möglichkeit gefunden haben ihren Hundeschrott loszuwerden ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
    Aber irgendwo muss man ja anfangen und die gleichen Leute, die auch Tierheime betreiben, machen eben auch oft Tiervermittlung im Inland, Aufklärung an Schulen, organisieren Petitionen und Demos und so weiter. Die brauchen auch jemanden, der ihnen die Hunde abnimmt, für die es im eigenen Land keine Plätze gibt. So ein Mentalitätswandel dauert halt und bis dahin kann man auch nicht alle Hunde stapeln.

    Klar ist aber auch, dass man natürlich nicht alles nach Deutschland verschiffen kann. Es sollte schon immer geschaut werden, wie viele Plätze hier zur Verfügung stehen und ob die Hunde realistisch abgeschätzt auf diesen Plätzen glücklich werden können. Es ist halt ein Mittel, den TS vor Ort etwas Erleichterung zu verschaffen, damit die Arbeit weiterlaufen kann. Wenn das Primärziel ist "Hunde retten, und zwar so viele wie möglich", naja, das finde ich nicht so das gelbe vom Ei.


    Zitat

    Womit ich ehrlich gesagt ein sehr großes Problem habe ist die Deklaration absoluter Spezialisten wie Pointer, Podencos oder HSH als nett und familientauglich. Es gibt viel zu viele Orgas, die massenhaft gerade solche Hunde auf ihren Seiten haben, ohne jeglichen Hinweis dabei dass das einfach keine Rassen für den Ottonormalverbraucher sind. Kaum jemand ist in der Lage diesen Hunden das zu bieten was sie brauchen. Im Verhältnis zu den in der Vermittlung stehenden Hunden gibt es einfach zu wenig geeignete Menschen. Da blutet mir persönlich einfach das Herz, wenn solche Tiere am Ende hin- und hergereicht werden, weil die allermeisten einfach völlig überfordert sind. Auch das fällt für mich eindeutig unter unseriösen "Tierschutz".


    Das stimmt. Großes Problem.

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