Wie schnell "fixieren" sich Hunde

  • Hallo ihr,

    Habe mal wieder ne Frage die mir einfach so in den Kopf geschossen ist. Habe im net irgendwie nichts passendes gefunden also stelle ich die Frage mal hier. Ich wollte mal wissen, wie schnell oder stark fixiert sich ein Hund auf eine Person?
    Wie kann man so eine starke Bindung hinkriegen?

    Und wie ist es wenn man arbeitet, und der Hund vier Stunden bei einem Hundesitter ist? Aber man den Rest des Tages was mit dem Hund macht. Fixiert er sich dann auf den hundesitter?
    Oder erst bei sechs Stunden? Oder acht?

    Interessiert mich gerade irgendwie brennend :D

    Danke für Antworten :lol:

  • Ich glaube nicht das es da eine genaue oder richtige Antwort geben kann und schließe mich auch Schopenhauer an, das es davon abhängt wie viel mit dem Hund gemacht wird. Ich meine damit eigentlich alles, also mit dem Hund arbeiten/üben/trainieren, einfach nur Zeit verbringen, spielen, usw.
    Wenn der Hund genau so viel Zeit beim Hundesitter wie beim Besitzer verbringt, dann kann es durchaus sein, dass eine andere Hauptbezugsperson gewählt wird, als geplant. Das gleiche kann aber auch innerhalb eines Haushaltes passieren, manche Hunde suchen sich aus mehreren 'ihren' Menschen raus, andere haben einfach 'ihre' Menschen als Mehrzahl.

    Für Luna war ich beispielsweise von der ersten Sekunde an die absolute Hauptperson und andere Personen im Haushalt waren ziemlich uninteressant. Wir haben aber auch einfach alles zusammen gemacht.

    Etti war (und ist) ein total er Männerhund; in der Pflegestelle aus der sie kommt war sie der Liebling des dortigen Mannes und von Anfang an schien sie meinen Freund (= ihr Herrchen) eher als Kuschel- und Spielpartner zu suchen als mich. Meinen Vater und insgesamt fast alle Männer, die sie kennt findet sie nach wie vor total klasse und oft werden diese anwesenden Frauen vorgezogen (am liebsten mag sie die mit Bärten... :headbash: ... also de Männer jetzt ;) ).
    Da ich allerdings ein Hauptteil der Erziehung gemacht habe, viel mit ihr übe und spiele und etwa 8/9 von 10 Spaziergänge mit ihr unternehme, hat sich das im Laufe ihres ersten Lebensjahres etwas gewandelt.
    Nach wie vor findet sie Männer total toll und besonders ihr Herrchen, aber ich würde schon sagen, dass wir mindestens gleichwertige Bezugspersonen sind, wenn nicht sogar ich mittlerweile 'wichtiger' bin (wenn man das so sagen kann).
    Tatsächlich hört sie bei mir einwandfrei und läuft fast immer 1A ohne Leine, bei meinem Freund lässt sie aber den Junghund raushängen und geht deswegen zur Zeit nur an der Schlepp. Beim kuscheln oder spielen bevorzugt sie keinen mehr, wenn 'was schlimmes' (z.B. Kauknochenstück steckt zwischen den Zähnen fest oder so) dann geht es immer schnell zu Frauchen.

    Ich bin daher der Meinung es hängt sowohl von Rasse/Mix und eigene Hundeindivudualität ab, ob der Hund sich auf eine oder mehrere Personen 'fixiert'. Weiterhin ist das steuerbar und dauert je nach Hund einige Wochen bis möglicher Weise fast ein Jahr, wenn du von Welpen redest. Bei erwachsenen Hunden kann sich das aber natürlich auch in ähnlicher Zeitspanne ändern, wenn dieser das zu Hause wechselt. Tendenziell würde das hierbei eher länger dauern, denke ich.

  • Meiner Erfahrung nach ist das nicht unbedingt von der Zeit abhängig, die man mit dem Hund verbringt, und auch nur bedingt von der Qualität der Dinge, die man gemeinsam erlebt. Es gibt Hunde, die hängen sich sehr schnell sehr stark an einen Menschen, dann gibt es welche, die ewig brauchen, um sich an jemanden zu binden.

    Zwei Beispiele: Meine Pflegehündin, ein Kangal, beschlagnahmt aus einer Massenzucht, Angsthund. Ich habe Monate gebraucht, bis sie überhaupt mal mit mir interagiert hat, dabei war ich zweimal die Woche für jeweils mindestens zwei Stunden bei ihr im Zwinger und habe intensiv mit ihr gearbeitet. Inzwischen sind mehrere Jahre vergangen und unsere Bindung ist so stark, dass dieser Hund mir blind vertraut. Mir. Nicht den Tierhofmenschen, die sie jeden Tag um sich hat. Aber es hat lang gedauert.

    Zweites Beispiel: Mein Spinner. Er kam als Pensionshund auf den Hof, ich sah ihn und dachte: WHOW!! Wir hatten sofort Chemie. Dann erfuhr ich, dass er abgegeben wurde und ein Zuhause sucht, ich ging einmal mit ihm Gassi, und es war klar: Der wird mein Hund. Eine Woche war er bei mir, und schon sagten alle, die uns zusammen sahen, wie wahnsinnig toll wir harmonieren. Damals hatte ich keinen Blick dafür, aber im Nachhinein betrachtet stimmt das schon. Wir haben eine wahnsinnig gute Bindung, hatten sie von Anfang an. Eine Woche, nachdem ich ihn adoptiert hatte, musste ich ihn für eine weitere Woche wieder auf dem Tierhof zurücklassen, weil ich ins Krankenhaus kam. Natürlich dachte ich, dass es für ihn eine Katastrophe sein muss, weil er jetzt wieder nicht weiß, wohin er gehört, und sich neu an mich gewöhnen muss, wenn ich hin abhole. Das Gegenteil war der Fall. Ich kam zum Hof, er sah mich und wusste sofort wieder, dass er zu mir gehört.

    Bindung hängt meiner Meinung nach sehr viel vom individuellen Mensch- Hundeteam ab, von Erfahrungen, Veranlagung etc. des Hundes.
    Natürlich kann man sie durch gemeinsame Aktivitäten und Erlebnisse fördern, aber das ist nicht alles.

  • Mein Kleiner hat sich direkt seit dem ersten Tag an mich gebunden, er folgt mir auf Schritt und Tritt, ich muss ihn sogar manchmal wegschicken wenn es nervig wird. Andere Leute sind nur mäßig interessant :D
    Ich frage mich, ob es daran lag dass ich die erste große Autofahrt mit ihm bewältigt habe, oder weil ich in den ersten zwei Tagen neben ihm auf dem Boden geschlafen habe. Aber ich mache auch echt alles mit ihm :D
    Lg

  • Hallo,

    wie lange hast du den Hund denn schon und wie alt ist er?
    Ich denke, dass er dich verfolgt hat nicht unbedingt in erster Linie was mit der Bindung zu dir zu tun. Wenn ein Hund ein neues Zuhause bekommt hat er zunächst mal nicht die große Wahl und "hängt" sich an die Leute die so da sind. Schließlich hat er gerade seine gewohnte Umgebung verloren (mitunter seine gesamte bisherige Familie ...gruselige Vorstellung)!
    Wie "schnell" und vor allem wie intensiv sich ein Hund an jemanden bindet hängt wohl von vielen Faktoren ab - unter anderem natürlich auch von den Alternativen. Aber auch die Vorgeschichte, seine Erfahrung mit Menschen, nicht unerheblich seine Intelligenz, sein Charakter, seine genetischen Anlagen ...usw. dürften mitentscheidend sein.
    Klar, wenn du viel mit ihm teilst und ihn häufig an deinem Leben teilhaben lässt, dann dürfte das in den meisten Fällen förderlich für eine gute Beziehung sein. Allerdings auch nur dann wenn der Hund das was er mit dir erlebt OHNE Angst und Stress erlebt - er sich in deiner Nähe nicht überfordert fühlt. Die Beziehung wächst mit der Zeit an den Erlebnissen, die man teilt und auch daran wie souverän der Hund DICH erlebt. Bist du jemand auf den er sich immer verlassen kann? Verars..t du ihn mitunter ...baust evtl. Vertrauen auf, um es dann - aus seiner Sicht - zu entäuschen (ja auch das gibt es genügend)? Das alles kann dir keiner beantworten - wahrscheinlich im Detail nicht mal du selbst, weil du ja auch nicht weiß wie er kommende Situationen erleben wird und wie du in kommenden Situationen reagieren wirst.
    Meiner hängt wirklich sehr an mir. Wir sind sehr viel zusammen - eigentlich den ganzen Tag und unternehmen sehr viel. Er vertraut mir in vielen Situationen und dass zeigt er mir auch. Aber im Grunde sucht er Sicherheit, Bedürfnissbefriedigung, Zuverlässigkeit, jemand der sich auf ihn einstellt ...und das versuche ich ihm zu geben. Es gibt Hunde die begegnen "ihrem" Menschen in fortgeschrittenem Alter und gehen eine tiefe Beziehung ein - manchmal wirkt es sogar als würden sich Hunde bestimmten Typen regelrecht "aufdrängen" (wie man so sagt:"da stimmt die Chemie....und keiner weiß warum"). Und es gibt Menschen, die sagen dass IHRE Beziehung zum Hund "GANZ toll" ist - merken aber nicht dass umgekehrt die Beziehung ihres Hundes zu ihnen genau NULL ist, obwohl sie ihn schon im Welpenalter bekommen haben.
    Was wäre denn für dich ein Beweis dafür, dass er auf dich "fixiert" ist?

    Tschüss und viele Grüße
    Ralf

  • Zitat

    Zwei Beispiele: Meine Pflegehündin, ein Kangal, beschlagnahmt aus einer Massenzucht, Angsthund. Ich habe Monate gebraucht, bis sie überhaupt mal mit mir interagiert hat, dabei war ich zweimal die Woche für jeweils mindestens zwei Stunden bei ihr im Zwinger und habe intensiv mit ihr gearbeitet. Inzwischen sind mehrere Jahre vergangen und unsere Bindung ist so stark, dass dieser Hund mir blind vertraut. Mir. Nicht den Tierhofmenschen, die sie jeden Tag um sich hat. Aber es hat lang gedauert.


    Bindung hängt meiner Meinung nach sehr viel vom individuellen Mensch- Hundeteam ab, von Erfahrungen, Veranlagung etc. des Hundes.

    das ist eben auch typisch für die rasse und hängt nicht nur mit vorerfahrungen zusammen. unsere kaukasin bsp. brauchte ein ganzes jahr um uns wirklich zu vertrauen.
    veränderungen mögen diese art hunde nicht besonders und mit mehreren bezugspersonen kommen sie meisst nicht klar.
    unser kangal war da auch ein glänzendes beispiel. meine kinder konnten sich wurderbar und liebevoll um ihn kümmern...
    spazieren wäre er jedoch nicht mit ihnen gegangen.

  • Hunde im Allgemeinen orientieren sich am liebsten stark an Menschen, die einen Plan vom Leben haben, die souverän auftreten, entscheidungsfreudig sind, passende Grenzen ziehen, aber auch Sicherheit und Ruhe geben können.
    Klar läuft ein Hund auch gerne dem hinterher, der ihm immer mal wieder ein Leckerchen zusteckt, aber das würde ich eher als "Futterbindung" abhaken.

    Ich denke auch, dass ein Hund sich mehrere Menschen teilen kann, sich bei jedem unterschiedlich verhält.

    "Fixierung" auf eine Person halte ich eher für nachteilig, das hat ja mit Bindung nichts zu tun, sondern ist eigentlich eher traurig, wenn ein Hund nur an einer Person klebt und sich auf nichts anderes mehr einlassen kann.

    Ich habe viele Hunde in der Kundschaft, die jeden Tag bei mir in der Tagesbetreuung sind. Trotzdem wissen sie, wer ihre Menschen sind. Sind sie hier, gelten meine Regeln, gehen sie nach Hause, gelten die Regeln dort.
    Hunde sind recht flexibel, sicher gibt es einige Typen, die sich mehr an eine Person binden und welche, die überall klar kommen.

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