Essen wegnehmen, knurren

  • Heute mal wieder so eine dieser Momente wo ich echt nicht wusste wie ich mich verhalten soll.
    Es geht darum das er alles mögliche von der Straße aufsammelt. Wenn ich sehe das es sich um irgendwelchen Müll handelt lass ich ihn dran und wenn er es nehmen will sage ich NEIN. Sollte er es doch machen halt AUS. Das macht er dann auch. Bei essen lass ich ihn natürlich nicht dran, passiert es doch, nehme ich es ihm halt aus dem Maul, was normal auch klappt. Heute Morgen allerdings, hatte er was drin. Ich sagte AUS, dachte das wäre nur ne Tüte oder so. Aber er spuckt es nicht aus. Will es ihm also weg nehmen, knurrt er mich an. Das war das zweite mal seit wir ihn haben, das er mich draußen beim Essen wegnehmen angeknurrt hat. Drin ist es auch ein zwei mal passier. Er hatte sich irgendwie mal ne tüte mit paar Leckerchen geklaut. Die bekam ich dann auch nicht wieder, da er knurrte und ich mich nicht mehr getraut habe.
    Also wie in so einer Situation reagieren? Ich ärger mich dann so dermaßen wenn das passiert. Weis ja nicht was er da verspeist... Und eben die Tatsache, das er mich deswegen anknurrt. Was machen wenn sowas passiert? Trotzdem wegnehmen? Ich weis nicht ob ich mich das traue wenn er knurrt. Normal ist er ja immer lieb und freundlich und macht nichts. Allerdings kann ich mir doch nicht sicher sein, das er dann auch nichts macht, wenn er schon knurrt und ich ihm das trotzdem wegnehme oder? Das verunsichert mich irgendwie.

  • Ich finde solche Situationen gepaart mit einer Verunsicherung des Halters ziemlich verzwickt. Den Ratschlag das Knurren zu respektieren, halt ich ehrlich gesagt für gefährlich. Denn mindestens einer lernt in so einer Situation etwas. Und ich weiß nicht, ob mir das Ergebnis dieses Lernprozesses wirklich so gut gefallen würde.


    Auf der anderen Seite macht es keinen Sinn, das man sich versucht auf Biegen und Brechen durchzusetzen, wenn man ohnehin verunsichert ist.


    Im Prinzip bleibt dir also nur, möglichst darauf zu achten, nicht in diese Konfliktsituation zu kommen. Passiert es doch, muss man sich dann eben überlegen, ob man es "einfach nicht gesehen hat" oder ob man sich auf andere Art und Weise durch den Konflikt mogeln kann, ohne dass Reibung entsteht.


    Aber über kurz oder lang wird man sich meiner Meinung nach auch überlegen müssen, ob es Sinn der Sache sein kann, dass mein Hund mir Dinge klaut und der kleine Punk dann auch noch eine dicke Lippe riskiert, wenn man es ihm wieder abnehmen will. Und auch, ob es wirklich sinnvoll ist, ein Aus zu haben, falls das Nein nicht klappt oder ob es nicht erstrebenswert wäre, dass ein Nein wirklich Nein bedeutet. Das schöne ist, dass man die Vorarbeit für diese Dinge fernab von geklauten Ressourcen an tausend kleinen Dingen im alltäglichen Miteinander leisten kann.


    Viele Grüße
    Frank

  • Hey, kann dich sehr gut verstehen. Mein Hundi sieht Spaziergänge auch als Nahrungssuche an :headbash:
    Verpackungen, Taschentücher usw. gibt er ohne weiteres her, aber sobald es um Essbares geht, läuft er weg von mir, schlingt es herunter. Will ich es ihm nehmen, windet er sich regelrecht davon und knurrt und beisst die Zähne zusammen. Das ist echt ärgerlich und man kommt sich total blöd vor. Zumal es oft eklig ist, was der da findet.


    Wir trainieren nun zuhause "aus" weiter (die Aus-Anleitung die mein Vorredner gepostet hat ist super!) und auf Spaziergängen muss ich eben die Augen offen halten und potentielle Nahrung vor meinem Hund entdecken. :ugly:
    Ich denke, das ganze brauch Zeit, mit Training wird es aber sicher :)

  • Am sinnvollsten wäre es, wenn das Nein funktioniert, damit ihr gar nicht erst in diesen Konflikt kommt. Knurren in so einer Situation einfach nur zu tolerieren und nichts zu tun, halte ich auch nicht für zielführend. Nimmt er andere Dinge im Tausch an?


    Ich würde gezielt diese Situation provozieren (also draußen etwas auslegen) und das Nein üben.
    Nicht, dass er irgendwann Griftköder o.ä. aufnimmt...

  • Ich unterstreich den Beitrag von Frank.


    Um die Eskalationsspirale, die sich gerade evt. aufbaut, zu durchbrechen (Hunde merken sich gut, welches Verhalten - hier erfolgreiches Beuteverteidigen durch Knurren - zum Erfolg geführt hat): such mal nach "Tauschgeschäften". So kannst du das Vertrauen dir gegenüber aufbauen, dass es dem Hund eher zum Vorteil gereicht, wenn du ihm was wegnehmen willst. (Übergangsweise, später kannst du das vermutlich wieder abbauen.)
    Wichtig ist, dass du mit was Leckerem (oder auch mit mehr) tauschst, damit der Anreiz für den Hund entsprechend groß ist.
    Neben dem Nein oder Aus kann auch "zeigen und benennen" oder "Tabu" etwas für euch sein, vor allem für die Situationen, wenn er draußen was findet. (Findest du alles per Suche - wenn die wieder funktioniert, gerade ist sie ja still gelegt.)

  • Wie lange ist Dein Hund schon bei Dir? Wenn er noch nicht lange da ist, woher soll er wissen, daß er etwas anstandslos hergeben können muß? Der Hund muß erstmal das Vertrauen haben, daß der Besitzer ihm nicht "einfach" was wegnimmt grundlos, denn sonst ist er im Kopf schon in einer Verteidigungs-Haltung, so wie Deiner jetzt. Bei einem noch recht neuen Hund kein Wunder, weil er niemanden gut kennt und unsicher ist, daher die Frage, wie lange er schon bei Euch ist.


    Auf lange Sicht würde ich das über Tauschen aufbauen: irgendein langweiliges Trockenfutter auslegen. Dann mit angeleintem Hund drangehen bis kurz davor. mittels Leine davon abhalten, das zu fressen, und wenn er Dich dann anguckt ("warum läßt sie mich net hin?"), genau in dem Moment loben und was Tolles geben Wurststückchen o.ä. So lernt, er, Freßbares anzuzeigen, indem er Dich anschaut, und daß er dafür was Tolles von und bei Dir bekommt.


    Ansonsten würde ich parallel daran arbeiten, daß er daheim erstmal nichts weggenommen bekommt, um Vertrauen zu schaffen, damit Du nicht mehr angeknurrt wirst. (wenn das Vertrauen da ist, ist es auch kein Problem, im Ausnahmefall draußen was wegzunehmen, weil der Hund mittels Tauschen gelernt hat, daß er dafür was Besseres kriegt!)


    Du kannst auch anfangen, wenn Du unterwegs was siehst, auf das Dein Hund sehr wahrscheinlich reagieren wrid (hinrennen und aufnehmen), ihn mit einer Aufgabe zu beschäftigen: Ball in die andere Richtung werfen, Fuß gehen lassen o.ä., sodaß er da nicht dran geht.


    Bis das mit dem Tauschen auch draußen klappt, wäre der Hund bei mir an der Leine, weil er sonst immer wieder Erfolg damit hat, obwohl er nicht tut, was Du willst (nämlich das Futter anzeigen oder nicht nehmen), und admit in seinem Tun bestätigt wird!
    Step 1: Hund frißt Trockenfutter, Du gehst in seine Nähe (ca. 1 m Abstand, halt so weit, daß er grad nicht knurrt!), und ein supertolles Leckerli zeigen, "schau, ich hab was für Dich", dann kann er sich das holen (im Step 1 nicht ganz an den Napf rangehen!). Den Abstand in Folgesteps sukzessive verringern, so weit er das jeweils ohne Streß duldet (also ohne Knurrren). Wenn Du bis ganz hin kommst, einfach auch mal im Vorbeigehen was reinfallen lassen in den Napf, dann mal die Ankündigung "ich hab was für Dich" weglassen. So verknüpft der Hund auf Dauer, daß Du nicht kommst, ihm was wegzunehmen, und bleibt daheim auch entspannt beim Fressen. Wenn er was geklaut hat, dann biete ihm was Besseres im Tausch dafür an. So lernt er, daß etwas herzugeben sich immer lohnt.


    Ein Knurren würde ich gerade am Anfang akzeptieren und dem Hund zeigen, daß ich nichts will von ihm, indem ich z.B. wieder nen Schritt vom Freßnapf weggehe, wenn er beim Futtern knurrt. Aber nicht ganz weggehen, sonst lernt er, daß er generell seine Ruhe kriegt, wenn er knurrt, und Dich damit beeinflussen kann bzw. in den Griff kriegt.... Nur nen Schritt weg, aber stehenblieben. So sieht er, Du verstehst seine Kommunikation (nichts Anderes ist Knurren), und läßt ihm den eben gewünschten nötigen Raum, aber bestehst darauf, dazubleiben. Wirst sehen, nach einigen Malen toleriert er nen geringeren Abstand, weil er lernt, wenn Du kommst, passiert nichts, er braucht Dich nicht mehr anzuknurren. Du signalisierst mit dem Schritt zurück "ich will nichts von Dir, es passiert nichts".


    Wenn der Hund schon länger da sein sollte und plötzlich zu knurren beginnt, dann ist woanders schon was schief gelaufen. Dann würde ich auch bei anderen Dingen anfangen, zu zeigen, wer hier die Entscheidungen trifft, in solchen Situationen, wo nichts (!) passieren kann. Solche Hunde würden von mir nichts mehr ohne Gegenleistung bekommen. Sitz fürs Futter, Platz für ein kurzes Kraulen, Abruf für ein Leckerli, Abruf, bevor er die Freigabe zum Laufen ohne Leine kriegt, absitzen, bevor ich die Leine abmache, kein Sofa ohne vorherige Freigabe durch mich, etc. etc. Das sind viele viele ganz kleine Dinge im Alltag, die ich abverlangen kann, bei denen ich dem Hund zeige, daß ich entscheide, und auch klar mache, daß er sich Freiheiten erarbeiten muß mit gutem Benehmen, bei denen ich aber andererseits nicht riskiere, mit ihm körperlich aneinanderzugeraten, wie z.B. in einer Situation, in der ich ihm Futter wegnehmen will. Sowas würde ich bei einem solchen Hund erst dann angehen, wenn ich den Rest wieder im Griff haben, wenn es sich nicht durch die Alltagsmaßnahmen alleine schon erledigt hat und er wieder weiß, woran er ist bei Euch.

  • Das Problem ist mir auch nicht unbekannt. Meiner verhält sich draußen auch so als bekäme er nie was zu fressen...
    Mit dem Abtauschen ist ja schön und gut, aber meistens hat man ja doch "nur" trockene Leckerlies in der Tasche die gegenüber der gefundenen Beute echt langweilig sind.
    Was das Knurren angeht, so habe ich das auch schon bei wirklich tollen Sachen wie einem frischen Knochen o.ä. erlebt. Ich weiß schon, dass es heißt "hau ab und laß mich in Ruhe" möchte aber nicht, dass er damit bei mir persönlich Erfolg hat.
    Ist es denn sehr verkehrt, wenn man sich auf das Knurren hin NICHT entfernt, aber ihm seinen Knochen o.ä. läßt??? So kann er ja die Erfahrung sammeln, dass ich in unmittelbarer Nähe bin, mich aber für seinen Knochen gar nicht interessiere.
    Wenn er draußen was aufsammelt und hat es schon in der Schnute lang ich zur Not auch rein uns hol's wieder raus. Ist aber auch meistens ein kleiner Kampf!

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