So klicker ich falsch- eine Geschichte aus dem Alltag

  • Zitat

    Ich stell mal wieder das Video ein, wo der Hund in der aggressiven Reaktion belohnt wird.

    Mache sich jeder selbst ein Bild davon, ob der Hund durch die Bestätigung noch aggressiver wird, wie Schopenhauer meint.

    http://m.youtube.com/watch?v=sI13v9JgJu0

    Ich seh hier aber einen großen Unterschied zum völligen Ausklinken bei einer Leinenaggro: nämlich dass sich die Hunde an einem ganz unterschiedlichen Erregungslevel befinden.
    Der im Video gezeigte Hund ist noch nicht völlig in seinem Film und aufnahmebereit, als er die Belohnung bekommt. Daher funktioniert das was da praktiziert wird (Gegenkonditionierung).
    Den Leinenpöblern, die ich kenne, könntest du eine ganze Wurst vor die Nase halten, wenn die loslegen, die würden (könnten!) sie gar nicht nehmen.
    Deswegen kannst du in meinen Augen das Video und die vom TS beschriebene Situation nicht wirklich vergleichen.
    Das bedeutet nicht, dass ich der Argumentation, dass der Clicker Hunde aus dem Fixiern holen kann oder sogar auch beim Pöbeln an sich unterbewusst wahrgenommen wird, nicht folgen kann. Trotzdem wäre das "in die Aggression clicken" es in allen mir bekannten Fällen nicht das Trainingsmittel meiner Wahl, denn dadurch lernt mir der Hund effektiv zu wenig welches Verhalten angebracht wäre...

  • Ist mir schon klar. Den Abstand so wählen, dass der Hund eben noch nicht ausklinkt und er noch Verhalten zeigen kann, das angemessen und wirklich belohnenswert ist und dieses dann funktional verstärken (damit, sich vom Reiz zu entfernen) so dass der Hund lernen kann, dass es Alternativen zum Aggressionsverhalten gibt, mit denen man zum gewünschten Ziel kommt. Aber wenn ich das so mache, muss ich den Hund nicht mit dem Clicker aus der Aggression holen.
    Allerdings würde ich selbst wenn es sich mal nicht vermeiden lässt, dass er auslöst (und dass sollte bei Achtsamkeit und Management eigentlich nur in den seltensten Fällen passieren - umdrehen und gehen kann man ja eigentlich immer), das Pöbeln eher ignorieren, als es anzuclicken.

  • Ich will auch gar nicht missionieren, nur zeigen, dass es geht. :smile: auch weil ich einige Leute kenne, die da wirklich tolle Erfolge erzielt haben.

    Und ein klein wenig Reaktion vom Hund braucht man schon, der Hund muss noch kein belohnenswertes Verhalten zeigen, das "formt" man dann ja erst.

    Aber wie geschrieben, ich hab da keine Lust zu missionieren.

  • Ich glaube, eine "Methode" kann ohnehin nur dann greifen, wenn der HH von seinem Tun auch überzeugt ist. Mit welcher Einstellung auf ein Problem eingegangen wird, ist in meinen Augen häufig wesentlich wichtiger, als das gewählte Werkzeug.

    Für mich ist die Clicker-Salve nicht schlüssig. Allein schon deshalb würde wohl jeder Selbstversuch scheitern. :smile:
    Ich behaupte nicht, dass sowas nicht funktionieren kann, aber für mich ist das einfach zu sehr "um die Ecke gedacht".

    Dass ich durch den schnellen Einsatz des Clickers bei einem gestressten, pöbelnden Hund unterbewusst positive Emotionen auslösen kann, leuchtet mir dabei sogar noch ein. Was mich eher stört ist, dass ich meinem Hund dadurch nicht genau mitteile, was ich statt dessen möchte.

    Wenn ich mit meinem Hund entspannt an anderen vorbeigehen möchte, ist es dann nicht sinniger, auch genau das zu üben?

  • Zitat

    Ich glaube, eine "Methode" kann ohnehin nur dann greifen, wenn der HH von seinem Tun auch überzeugt ist. Mit welcher Einstellung auf ein Problem eingegangen wird, ist in meinen Augen häufig wesentlich wichtiger, als das gewählte Werkzeug.

    Für mich ist die Clicker-Salve nicht schlüssig. Allein schon deshalb würde wohl jeder Selbstversuch scheitern. :smile:
    Ich behaupte nicht, dass sowas nicht funktionieren kann, aber für mich ist das einfach zu sehr "um die Ecke gedacht".

    Dass ich durch den schnellen Einsatz des Clickers bei einem gestressten, pöbelnden Hund unterbewusst positive Emotionen auslösen kann, leuchtet mir dabei sogar noch ein. Was mich eher stört ist, dass ich meinem Hund dadurch nicht genau mitteile, was ich statt dessen möchte.

    Wenn ich mit meinem Hund entspannt an anderen vorbeigehen möchte, ist es dann nicht sinniger, auch genau das zu üben?

    Im Prinzip stimme ich Dir zu, also in dem Punkt mit der Überzeugung. Ich kanns mir leider trotzdem nicht verkneifen
    noch was dazu zu schreiben =)

    Die Clickersalve ist nur ein Notfallinstrument, kein aktives Training. Man versucht damit zu retten, was noch zu retten ist. Wenn der Hund am ausrasten ist, ist er eh nicht empfänglich für Alternativverhalten durch Kommandos.

    Das Alternativverhalten wird dann in für den Hund aushaltbaren Abstand geübt. Ziel des Trainings ist es, dass der Hund garnicht ausrastet. Mit Zeit und Übung kann der Abstand dann langsam verringert werden =)

  • Zitat

    Ich stell mal wieder das Video ein, wo der Hund in der aggressiven Reaktion belohnt wird.

    Mache sich jeder selbst ein Bild davon, ob der Hund durch die Bestätigung noch aggressiver wird, wie Schopenhauer meint.

    http://m.youtube.com/watch?v=sI13v9JgJu0

    Stop, stop, stop, das im Video ist klassische Desensibilisierung, genau das was ich predige. Über Futter schönfüttern ohne Clicker. Der Hund wird nicht in der Aggression bestätigt, sondern nur wenn er ruhig ist gefütter, damit die Angst sich legt. Da ist kein Clicker, kein Marker, nur Futter. Und ich hoffe, jeder hat ihren letzten Satz verstanden. “Der Hund ist nur zu bestätigen, wenn er ruhig ist!“

    Und warum man dem Hund ins Gesicht blasen muss, und man sich dann wundert, dass er aggressiv reagiert, ist mir ein Rästel. Ok, das zu desensibilisieren geht, kein Thema.

  • Zitat

    Im Prinzip stimme ich Dir zu, also in dem Punkt mit der Überzeugung. Ich kanns mir leider trotzdem nicht verkneifen
    noch was dazu zu schreiben =)

    Die Clickersalve ist nur ein Notfallinstrument, kein aktives Training. Man versucht damit zu retten, was noch zu retten ist. Wenn der Hund am ausrasten ist, ist er eh nicht empfänglich für Alternativverhalten durch Kommandos.

    Das Alternativverhalten wird dann in für den Hund aushaltbaren Abstand geübt. Ziel des Trainings ist es, dass der Hund garnicht ausrastet. Mit Zeit und Übung kann der Abstand dann langsam verringert werden =)

    Und warum geht man mit dem Hund dann nicht aus der Situation raus, so weit weg, dass er es aushalten kann? Und warum dann nicht ein Sitz und Guck mich an oder ein Gib Pfote...? Oder zumindest splitten? Der Hund muss lernen, was er stattdessen tun soll, und das kann man im Wohnzimmer üben, und dann wird die Ablenkung verstärkt. Sag dem Hund, was er tun soll und es wird irgendwann funktionieren. Und wenn es dein Gucken zum Hund ist, aber pass auf, wenn nur einer von beiden fixiert oder der andere den Schwanz hoch hat, musst du dich nicht wundern, wenn es schief geht. Aber ich wollte ja nichts mehr sagen, sorry, dass ich mich da nochmal eingemischt habe.

  • Natürlich versuche ich aus den Situationen raus zu gehen bzw. Garnicht erst da rein zu kommen. Ich lass meinen Hund ja nicht den anderen anstarren und warte bis er ausrastet.


    Beispiel wäre ein schmaler Weg, von vorne kommt ein Hund ich will umdrehen, hinter uns kommt aber auch ein Hund, Ausweichen ist nicht möglich. Ich versuche meinen Hund so lange bei mir zu behalten wie möglich. Irgendwann kommt aber der Punkt, wo alles zu viel ist und der Hund ausrastet. In dem Moment kann er kein Alternativverhalten ausführen. So eine Situation seh ich nicht als Training, sondern eben als "Aushalten und das beste draus machen".


    Alternativverhalten kann ich in fürs Training passenden Situationen üben, bei uns ist es eben das Zeigen. Wenn er zu spannig ist, bellt er nichtmehr, sondern macht ein paar Tricks oder springt einen Baum an.

  • Zitat

    {...} Die Clickersalve ist nur ein Notfallinstrument, kein aktives Training. Man versucht damit zu retten, was noch zu retten ist. Wenn der Hund am ausrasten ist, ist er eh nicht empfänglich für Alternativverhalten durch Kommandos.

    Das Alternativverhalten wird dann in für den Hund aushaltbaren Abstand geübt. Ziel des Trainings ist es, dass der Hund garnicht ausrastet. Mit Zeit und Übung kann der Abstand dann langsam verringert werden =)

    Das ist durchaus verstanden worden.

    Sollte ich mit einem Pöbler an der Leine einmal anderen Hund-/Haltergespannen nicht ausreichend weit ausweichen können, versuche ich die Situation so flott wie möglich zu verlassen und das unfeine Benehmen des Hundes nicht weiter zu kommentieren, damit der Hund sich schnellstmöglich beruhigen und wieder in ein geeigneteres Verhalten zurückfallen kann.

    Mein Mädchen hat zu Beginn der Pubertät aus Unsicherheit gepöbelt (sie hat an der Leine von einem freilaufenden Fremdhund gewaltig eine gelatscht bekommen).
    Mein Hund liebt den Clicker. Sicherlich erzeugt das Geräusch positive Erwartungen, auch unterschwellig. Auf der anderen Seite messe ich durch die Clicker-Salve einer so genannten "Not-Situation" für meinen Geschmack zu viel zusätzliche Bedeutung bei. An anderen Hunden vorbei zu gehen ist doch Alltag, nichts besonderes. Ich denke, je mehr ich dies durch mein eigenes ruhiges Verhalten kommuniziere und je weniger Tamtam ich veranstalte, desto leichter mache ich es meinem Hund, sich an mir zu orientieren, mit der Situation umzugehen und sich vor allem danach schnell wieder zu beruhigen (falls nötig).

    So in etwa entspricht das meiner Überzeugung. Für mein Sensibelchen scheint es so auch am besten zu passen. Die Clicker-Salve passt da nicht ganz rein. Ich hoffe, das war nun verständlicher ausgedrückt.

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