Malignes B-Zell Lymphom - Lymphdrüsenkrebs bei Bandy

  • Ich möchte hier gern über meine Hündin Bandy berichten und mir damit alles ein wenig von der Seele schreiben.
    Bandy kam im Sommer 2006 ziemlich ungeplant zu uns. Eigentlich hatte ich mich nur als Fahrtkette angeboten. Ich fuhr einige Hunde von Düsseldorf nach Hannover: darunter auch Bandy. Sie hat mich sofort berührt. Die Leute, die sich für sie als Pflegestelle angeboten haben und denen ich sie übergeben wollte haben es sich an dem Tag anders überlegt. (Glücklicherweise). Und als ich sie eine woche später in der kurzfristig aufgegabelten Pflegestelle (mit Übernahmeoption) besuchen wollte öffnete mir die Dame mit den worten ‚Die können sie mitnehmen, die ist ja nicht mal stubenrein, das geht so nicht!‘ die Tür (Gott sei Dank!). Damals war ich natürlich zuerst entsetzt. Aber ich nahm sie mit. Heute bin ich sehr dankbar dafür, dass das alles so gelaufen ist, sonst hätte ich heut nicht diesen tollen Hund. Erst blieb sie zur Pflege. Mein Mann hatte anfangs ziemliche Probleme mit ihr – er wusste nicht wie er mit ihr umgehen sollte, denn sie ist ein behinderter Hund. Sie wurde mit einem total zertrümmerten Vorderbein gefunden, operiert, aber das Bein konnte nicht mehr richtig hergestellt werden. Anfangs dachten wir, es müsste amputiert werden, aber es wurde in einer Spezialklinik versteift. Dadurch hat sie einen ziemlich auffälligen Gang und vielleicht würde es mit nur 3 Beinen weniger schlimm aussehen. Aber sie kommt sehr gut mit ihrer Behinderung klar. Flitzt und tobt mit anderen Hunden rum, dabei fällt es dann auch kaum auf. Ich bin einmal eine Stunde mit ihr und einer großen Gruppe anderer Hunde spazieren gegangen. Es war ein sehr hügeliges Gebiet, wo die Hunde hoch und runtersprangen. Am Ende des Spaziergangs sprach mich ein Mann an, dass sich mein Hund wohl verletzt habe. Es fiel ihm erst gegen Ende, wo sie langsamer lief auf, beim Rennen hatte er ihr Handicap gar nicht bemerkt.
    Und wenn ich heute mit ihr in die Klinik fahre denkt natürlich jeder, dass sie wegen des deformierten Vorderbeins dort in Behandlung ist. Ich würde das sicher auch denken, wenn ich sie so reinhumpeln sehen würde. Und es wäre mir auch 1000 mal lieber! Denn vor 2 Monaten hatte ich einen kleinen Knubbel in ihrer linken Achselhöhle gefühlt. Der Tierarzt sagte, das beobachten wir mal, mal gucken wie es in 2 wochen aussieht. Als ich 2 wochen später wieder mit ihr in die Praxis fuhr und selbst tastete war ich erschrocken – es war viel größer. Und dann war ich noch mehr erschrocken, als ich merkte, dass ich auf der falschen Seite fühlte. Also vereinbarten wir gleich einen Operationstermin, der ein paar Tage später war. Ich dachte ich drehe durch, als ich am OP-Tag fühlte, dass an ihrem Hals ebenfalls riesige Knubbel sind! Ich wurde beruhigt, das sei etwas anderes; die Lymphknoten, sie habe sicher einen Infekt gehabt. Bei der OP blieb ich dabei. Ich sah auch diese Knubbel, die mein Tierarzt nicht wirklich bedenklich fand. Sie waren klar abgegrenzt und schienen vollständig entfernt. Umso fertiger war ich, als ich 2 wochen später telefonisch den Befund mitgeteilt bekam: Malignes B Zell Lymphom, bei den entfernten ‚Tumoren‘ handelt es sich sehr wahrscheinlich um entartete Lymphknoten. Sofort schossen mir die immer noch verdickten Lymphknoten am Hals in den Kopf. Darum solle ich mir keinen Gedanken machen, die hätten damit nix zu tun ??? Mir lies es aber keine Ruhe und ich fuhr am nächsten Tag nochmal in die Praxis, wo der Tierarzt feststellte, dass auch die anderen LK (die ich selbst gar nicht ertastet hatte – an der Kniekehle) dick waren und meinte sie habe sicher Leukämie und da könne man wahrscheinlich nicht mehr viel machen.
    Mein Mann und ich fuhren gleich am nächsten Tag mit ihr in die Klinik, wo sie komplett durchgecheckt wurde. Die ganze Zeit hoffte ich darauf, dass uns jemand sagt, dass wir wieder nach Haus fahren können, dass das ein Irrtum sei, sie gesund ist und wir nichts machen brauchen. Leukämie hat sie auch nicht, aber das maligne B Zell Lymphom – Lymphdrüsenkrebs reicht alleine ja auch schon aus. Die Untersuchungen hat sie tapfer über sich ergehen lassen. Mir tat die Blasen- Milz- und Leberpunktion sicher mehr weh als ihr. Sie hat nur protestiert, als vorab das Desinfektionsmittel auf ihren Bauch gesprüht wurde. Die Piekser selbst schienen sie nicht zu stören! Die Ergebnisse gaben zumindest grünes Licht, dass eine Chemo begonnen werden konnte. Zuerst hab ich gedacht, das kann ich ihr nicht antun, aber nach diversen Berichten im Internet kommen die meisten Hunde damit besser klar als ich es mir vorgestellt habe. Aber was wäre die Alternative? Ihr ging es zwar noch gut, sie wirkte überhaupt nicht krank, aber das würde sich ohne Behandlung schnell ändern. Allerdings wird durch die Chemo auch keine Heilung versprochen. In der Klinik sprach man von 9 bis 12 Monaten. Auf einem Info-Plakat, das dort aushängt steht, dass 20% der Hunde auch mehr als 2 Jahre schaffen. Ich vermag mir nicht vorzustellen, wenn sie mal nicht mehr hier ist. Bisher erscheint mir das immer noch sehr unwirklich. Drei Chemos hat sie mittlerweile bekommen. Die vierte konnte gestern nicht durchgeführt werden, da ihre Leukozyten zu niedrig waren. Die werden sich hoffentlich bis Mitte nächster woche wieder erholt haben und dann geht es weiter. Krank wirkt sie immer noch nicht. Großartige Nebenwirkungen hatte sie ( bis auf 2 Tage etwas Durchfall) bisher Gott sie Dank auch noch nicht. Heut hat sie beim Gassigehen total rumgealbert. Ich sehe sie dann immer an und kann es immer noch nicht begreifen. Aber ich hoffe, ich hoffe, dass sie zumindest zu den 20% gehört.
    LG Susanne

  • Hallo Susanne,
    schön, dass du jetzt einen Weg gefunden hast, dir alles von der Seele zu schreiben.
    Vielleicht macht das nicht alles einfacher, aber doch erträglicher, wenn man das alles mal rauslassen kann.
    Gerade bei solchen Sachen ist das nähere Umfeld eher verständnislos, aber ich denke hier unter Hundefreunden bist du genau richtig.
    Bandy ist übrigens ein ganz Hübsche, vielleicht hast du ja bei Gelegenheit noch ein paar mehr Bilder *büdde* :smile:


    Bitte halte uns weiter auf dem Laufenden und wann immer du es brauchst: heul dich aus, sei zornig- hier kannst du es........ ;)


    LG Elke

  • Hey Susanne,
    Ich habe jetzt alles gelesen, mitgefühlt, geweint und gelacht.


    Das Bild deiner Maus berührt mich total, wie stolz und besonders sie ist! Genau deswg wird sie zu den 20% gehören, ich glaube fest daran!


    Ich freue mich dass du diesen Thread eröffnet hast, wir dich und Brandy begleiten können.

  • Wunderschöne & stolze Hündin trotz der Behinderung :gut: .... das Bein fällt erst
    garnicht auf, weil man ihr zuerst in die Augen schaut :roll:


    Hab dir ne pn geschickt, vielleicht bringt es was :smile:


    .

  • Ich denke echt mehrmals am Tag an euch!!!


    Wann ist denn die nächste Chemo? Du musst dafür dann in die TK oder?
    Ich finde es jedenfalls schonmal super dass es kaum Nebenwirkungen gibt...


    Wie wird denn kontrolliert ob die Chemo anschlägt?Kenne mich ja gar nicht aus...


    Deine Maus hat so eine tolle Ausstrahlung ich glaube die kriegt so schnell gar nichts unter!

  • Ich im Frühjahr/Sommer den Hund eines Bekannten betreut, der sich für 1 Jahr im Ausland aufhält. Der Hund hatte einen geschwollenen Lymphknoten unten am Kiefer und ich bin sofort mit ihm in die TK. Dort wurde punktiert und leider war die Diagnose T-Zell Lymphom. Beim T-Zell sind die Chancen noch geringer, als beim B-Zell Lymphom.


    Kurz, auch der Hund bekam eine Chemo. 1x wöchentlich wechselnd Tabletten und Spritzen. Davor wurden immer die Blutwerte abgecheckt und erst wenn die in Ordnung waren, konnte die Chemo gegeben werden. Bei dem Hund kam's auch ein paar Mal vor, dass die Chemo um ein paar Tage verschoben werden musste, weil die Blutwerte halt nicht in Ordnung waren.


    Der Hund war in der ganzen Zeit topfit. Lief oftmals den gesunden Hunden unserer Hunderunde davon. Es ging ihm wirklich sehr gut. Die Chemo wird so lange fortgesetzt, wie der Hund sich in Remission befindet. Ist das nicht mehr so, wird die Behandlung abgebrochen.
    War bei uns leider nach ein paar Monaten der Fall. Danach baute er relativ schnell ab. Fing an zu humpeln und wurde einfach nur sehr sehr müde und schwach. Aber man hatte nie den Eindruck, er habe Schmerzen. Nach 14 Tagen schlief er morgens einfach so ein.


    Also der Hund hat wirklich nicht gelitten. Im Gegenteil. Der hatte die letzten Monate so was von Lebensqualität.


    Auch wir drücken Euch ganz fest die Daumen und Pfoten

  • Vielen Dank für Eure Antworten. Es tut einfach gut, es sich von der Seele schreiben zu können. Gott sei Dank hab ich auch noch verständnisvolle Menschen in meinem Umfeld, die sich auch um ihre Tiere sorgen und nicht einfach verständnislos sind, dass man sich um ein Tier wie um ein Familienmitglied sorgt.
    Allerdings sehen glaub ich viele das Thema Chemo sehr skeptisch, ich kanns ihnen nicht mal verübeln, hab ja selbst vor kurzem noch gesagt, dass sowas für meine Tiere sicher nicht in Frage kommt. Man stellt sich das einfach als elende Quälerei vor. Ich denke, man muss es auch vom Tier abhängig machen. Für meinen verstorbenen Rüden Ben wäre es eine Tortour gewesen, da er beim Tierarzt immer totale Panik hatte. In dem Fall hätte ich mich sicher auch dagegen entschieden. Bandy ist zwar auch ängstlich bei fremden Menschen, aber in Tierarztpraxen hält es sich in Grenzen. Vor allem ist sie total verfressen und bekommt während der Chemo ordentlich Leckerlis (früher hätte sie vor lauter Stress nix gefuttert, Gott sei Dank ist sie in der Hinsicht etwas gelassener geworden).


    Rittho: Das was Du schreibst macht mir Mut. Ich weiß, dass wir von Glück reden können, dass es ein B und nicht T Zell Lymphom ist. Das stell ich mir ja auch schrecklich vor, ein TIer zu betreuen und dann diese Diagnose zu erhalten. Für den Besitzer muss das doch auch schlimm gewesen sein. Allerdings frag ich mich, wielange die Chemo ging? Du schreibst die Chemo wird so lange fortgesetzt wie der Hund sich in Remission befindet? Uns wurde gesagt, nach den 12 Chemositzungen ist erstmal Schluss. Erst wenn ein Rezidiv kommt kann man es mit erneuter Chemo versuchen, die Remission wäre beim 2. Mal meist aber kürzer.


    meike: Bisher werden die Lymphknoten immer abgetastet, bzw die sind sofort nach der ersten Chemo wieder abgeschwollen. Nach den 12 Chemos die geplant sind werden wohl auch immer nur die Lymphknoten abgetastet. Ich muss nochmal nachhaken, ob noch andere Untersuchungen sinnvoll sind. Bei Bandy war bisher 'nur' die Milz noch befallen. Leber, Knochenmark, etc.... nicht. Im Bericht stand Stadium Va.


    Mittwoch fahren wir wieder in die Klinik. Es sind immer einige Kilometer, aber bei uns in der Gegend wird so etwas nicht angeboten. Mir ist es aber auch lieber es in einer Klinik machen zu lassen, wo die Tierärzte den ganzen Tag nix anderes machen. Befremdlich fand ich erst, dass die Blutabnahme vor der Chemo aus der Halsvene entnommen wird. Das hab ich mir erstmal super schmerzhaft vorgestellt, aber auch da lässt Bandy sich alles gut gefallen. Die Beinvenen müssen für die Chemo erhalten bleiben - und in ihrem Fall sind es auch nur 3 Beine, da das 4. nicht so gut geeignet ist.


    Unsere anderen Hunde haben nun auch schon schwere Erkrankungen und Operationen über sich ergehen lassen (intrahepatischer Lebershunt bei nem 10 wochen alten Hund, Entfernung des kompletten linken Luppenflügels aufgrund einer großen Luftblase und Vereiterung in der Lunge), da konnt ich aber immer besser mit umgehen. Es war ja nach überstandener OP auch das meiste schon geschafft. Aber diese Sache macht mir ganz schön zu schaffen. Da werd ich noch von meinen Hunden lernen müssen im Hier und Jetzt zu leben, und nicht immer schon die Sorgen um die Zukunft zu machen. Das ist bloss immer leichter gesagt als getan.
    Bandy war bisher aber immer robust. Nach ihrer Bein-Op musste sie fast 5 Monate immer wieder Antibiotika nehmen und hat nicht mal Durchfall bekommen oder erbrochen. Auch ansonsten war sie nie krank. Mein alter Hund Ben hat oft Durchfall bekommen, er brauchte nur mal aus ner Pfütze trinken, und Bandy? Die hat schon soviel Müll draußen gefressen, da kam ich auch noch nie gegen an (die Straßenhundgene?).


    Zu ihrem Handicap fällt mir noch ein, als sie beim Gassigehen in einen Bach gesprungen ist, fragte mich eine Frau ganz besorgt, ob sie denn die steile Böschung wieder hochkommt. Da musste ich nur an unseren Dänemark-Urlaub vor ein paar Jahren denken, da ist sie jeden Morgen am Strand den steilen Hang geschickt wie eine Gemse ein paar Meter hochgesprungen und hat den armen Ben verstört unten stehen lassen, er kam dort nicht hinterher. In 5-6 Metern Höhe hat sie dann ihr Geschäft verrichten, was aufgrund der Schräge runterkugelte :roll:


    Hier ist sie nochmal mit meinem alten Ben:



    LG Susanne

  • Zitat

    Aber man hatte nie den Eindruck, er habe Schmerzen. Nach 14 Tagen schlief er morgens einfach so ein.


    So ein Ende wünsche ich mir für alle meine Tiere. Leider ist das ja meist nicht möglich. Mein Ben hatte iin diesem Sommer zum Ende hin wasser in der Lunge. Einmal bekamen wir durch Entwässerungstabletten einen Aufschub von 2 Monaten hin. Aber mehr ging nicht. Er wäre erstickt, so mussten wir ihn leider einschläfern lassen, bzw. ich war sehr froh, dass er bereits 3 Minuten nach der Narkose eingeschlafen ist und keine weitere Spritze brauchte.

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