Wie und warum bringt man einem Hund Ruhe bei?


  • Ich kann dir sagen, was schief läuft.
    Du rechtfertigst dich vom 1. Satz an und bist mega ansprüchlich dem Hund gegenüber. Und willst anscheinend das Tier "Hund" extrem kontrollieren.


    Und kannst nicht begreifen, dass ein Tier ein Tier ist und handelt wie ein Tier. Du möchtest einen jungen Hund, der sich benimmt wie ein alter. Und wenn das Tier nicht funktioniert, ists die Genetik.


    Ja...kann Genetik sein (siehe manche Arbeitshunde, die ja schon besprochen wurden), es hat aber JEDES Tier auch einen CHARAKTER.

  • Zum Thema 'Ueber den Gehorsam arbeiten':


    Hund 1 war voellig panne im Hirn (sorry) und einfach absolut fertig. Der war ueberhaupt nicht in der Lage etwas wahrzunehmen. Dem haette man eine bomben koennen und er haette es nicht mitbekommen und beim Gehorsam war es das gleiche. Das war kein 'ich will nicht'. Es war noch nicht mal ein 'ich kann nicht', wie es Pan oft war. Er hat das alles einfach nicht wahrgenommen. Das Kommando kam nicht in seinem Hirn an.


    Nachdem er 2 oder 3 Tage sein Training durchgemacht hatte, wurde er ploetzlich ansprechbar. Er war noch lange keine Schlaftablette und ist im Freilauf rumgefetzt wie bescheuert. Das ist und war nie (m)ein Problem. Hunde (gerade junge Hunde) sollen ruhig rumtoben und Spass am Leben haben. Aber nur in einem gewissen (mAn gesunden) Rahmen. Er wurde von Tag zu Tag ansprechbarer. Ploetzlich war er abrufbar, konnte kleine Gehorsamsuebungen ausfuehren und sein beissen und rammeln haben nachgelassen (es war dann irgendwann komplett weg).


    Frank hat Pan ja erlebt und war wohl leicht geschockt :ops: Besagter Hund war 100. schlimmer.
    Wenn dieser Hund bei mir ankam, hat man ihn schon unten auf der Strasse schreien hoeren |) Nachdem er zum 2. hier war, lief er auf 180 die Treppe hier hoch, die Tuer ging auf und meine Huendin stand da. Und schlagartig wurde der Hund ruhig, ist ruhig in die Wohnung und dort in die offene Box, hat sich hingeschmissen und erstmal geschlafen.
    Beim abholen war es immer das gleiche Bild: Hund rastet voellig aus, beisst die Halter (und zwar richtig), laesst nicht ab und wenn man ihn endlich abgepflueckt hatte, hat er die HH angepinkelt.
    Hier fuhr er einfach im Auto mit und hat gewartet bis er raus durfte. Bei seinen Leuten musste er im Auto angeleint werden, weil er da sonst wie gestoert durchs Auto gefegt ist. Auch waehrend der Fahrt.


    Ich bin mir bis heute absolut sicher, dass dieser Hund voellig unauffaellig waere, wenn man ihm auf der eine Seite eine passende Arbeit/Auslastung gibt und auf der anderen Seite Ruhe verlangt und die auch durchsetzt! Fehlt eins davon dreht er hohl..

  • ElliUndEtti


    Nimm mal deinen eigenen Stress raus.
    Dann nimm ihn halt auf den Arm im Bus. Mach das erst mal angenehm, und gib euch Zeit.
    Was das Problem beim Besuch ist, müsste man sehen - irgendwoher kommt die aufregung ja. Auf den Platz schicken - würde ich in dem Fall nicht machen, denn ich bin sicher er wird mit ner bösen Stimme hingeschickt, und das soll sein Ruheplatz sein, keine Strafzone. Besser: Stell ihm was super leckeres zu Fressen auf seinen Platz.


    Dein Problem ist glaube ich nicht Ruhe lernen, sondern der Hund kanalisiert den Stress, den du ganz offensichtlich hast.
    Ich kenn das, nicht vom Hund aber vom pferd, da hab ich das auch manchmal, bin innerlich emotional gestresst und wütend, weil das Pony was nicht macht obwohl ich doch blabla - und dann geht NIX mehr. Es ist sehr ungerecht dem Tier gegenüber. Viele Tiere können damit irgendwie umgehen, aber nicht alle. Mein Pony - und dein Hund - können es offensichtlich nicht und zeigen das. Recht haben sie! Kein tier hat mir soviel über mich beigebracht wie dieses kleine Bratzenbiestpony, ich liebe sie.


    Was hilft: Mal kräftig lachen. Üben ist gut, aber immer locker bleiben, sich nicht so ernst nehmen. du bist kein roboter und dein Hund auch nicht. Und der Gedanke "Das muss doch jetzt" - der ist verboten.

  • Zitat

    Ich habe mich nicht gewagt, dieses Beispiel zu bringen.... sehe da aber definitiv Parallelen :gut:



    Ich sag mir immer: Der liebe Gott hat mir diesen mega-unkomplizierten sich selbst erziehenden Hund geschickt um mich für das stressige Kind und das obersture Pony zu entschädigen...
    Ich liebe sie alle drei. so so sehr.


    Klar gibts Parallelen. Viel schlimmer als den Hund zu "vermenschlichen" finde ich es, wenn ihm Emotionen, Leidensfähigkeit usw einfach abgesprochen werden...
    Das was ein junger Hund nicht versteht - Inkonsequenz, Unberechenbarkeit usw - das ist für ein Menschenkind haargenauso schlimm.
    Analogien ziehen finde ich daher durchaus ok.


    Und alle Eltern fragen sich, wie die Spezies wohl überleben konnte, ohne Schlaf in den ersten 3 Lebensjahren :headbash:


    Antwort: Die Natur hat sich das wohl eigentlich so "gedacht", dass immer mit Körperkontakt gschlafen wird, getragen oder gemeinsam liegend. Alles andere wäre zu gefährlich (in der Höhle....)
    Wölfe, Hunde... schlafen tendenziell doch wohl auch eher im Knäuel, oder? Oder wenigstens in der Nähe der "Familie".
    Daher habe ich weiter oben geschrieben, dass man Einzelhunde und Rudelhaltung hier überhaupt nicht vergleichen kann.


    Alleine sein ist "Alarm!" - und Menschenkinder müssen genauso wie Hunde eben lernen, dass Alleinesein NICHT gefährlich ist. Gänzlich gegen jeden Instinkt!

  • Zitat

    oh und Jesseyshadow - hast du Kinder? schon mal ein Kleinkind erlebt, dass nicht schlafen kann/will?


    Ist ja unter Eltern das Lieblingsthema - schläft das Kind, wie schläft es, wann schläft es, schläft es durch... und das nicht ohne Grund und bei so ziemlich jedem...



    Ja, ich habe 2 Kinder mit einem Altersunterschied von zwei Jahren und logo kenne ich die Schlafprobleme. Vom "mit dazulegen" auf den Arm nehmen und tanzen, Lieder vorsingen.in den Schlaf wiegen...habe ich wohl alles durch. Aber habe ich Ihnen Ruhe beigebracht? Licht aus, Tür zu und jetzt wird geschlafen gab es nicht: Kostet Nerven und Schlaf aber es geht auch so und ja.....das ist der Punkt an dem ich Parallelen zum Hund sehe. Ruhe ausstrahlen,Sicherheit vermitteln ist sehr wichtig,finde ich.

  • Zitat

    Ja, ich habe 2 Kinder mit einem Altersunterschied von zwei Jahren und logo kenne ich die Schlafprobleme. Vom "mit dazulegen" auf den Arm nehmen und tanzen, Lieder vorsingen.in den Schlaf wiegen...habe ich wohl alles durch. Aber habe ich Ihnen Ruhe beigebracht? Licht aus, Tür zu und jetzt wird geschlafen gab es nicht: Kostet Nerven und Schlaf aber es geht auch so und ja.....das ist der Punkt an dem ich Parallelen zum Hund sehe. Ruhe ausstrahlen,Sicherheit vermitteln ist sehr wichtig,finde ich.



    Aber dann HAST du Ihnen doch Ruhe beigebracht? Beigebracht - nicht aufgezwungen.

  • @ ElliUndEtti Nach dem, was ich deinem Post entnehmen kann, hast du gar nichts falsch gemacht. :D, sondern dein jetziger Hund ist, in diesem Punkt, einfach etwas anders als deine bisherigen. Was du beschreibst liegt für mich vollkommen im Rahmen des Normalen. Dein Hund kommt ja, wie du es beschreibst, im allgemeinen im Haus problemlos zur Ruhe. Es gibt halt einige, wenige, Situationen in dem ihm das noch schwer fällt. Für mich etwas vollkommen normales. Das hat für mich nichts mit Ruhe lernen zu tun, sondern mit dem Charakter des Hundes. Ich sehe auch kein Problem darin, den Hund zunächst beim Busfahren auf den Arm zu nehmen. Alles was ihm das Busfahren angenehm macht ist führt dazu, daß er ruhiger und entspannter werden kann. Außerdem würde er so die Erfahrung machen, daß du ihm in solchen Situationen den Schutz gibst den er braucht um sich wohl zu fühlen. Das schafft Vertrauen und stärkt die Bindung. Der Hund zeigt das Verhalten ja nicht um sich gegen dich aufzulehnen und seinen Willen durchzusetzen; sondern er drückt dadurch seien Emotionen aus. Deshalb muß man, meiner Meinung nach, auch dort ansetzen. Genau so verhält es sich, wenn ihr Besuch hat. Der Hund tut was du von ihm verlangst. Was bleibt sind die Emotionen. Also mußt du auch dort schauen was dem Hund hilft mit der Situation umzugehen. Vielleicht muß er wirklich die ersten 5-10 Minuten zwischen dem Besuch herumwuseln und die Situation "unter die Lupe nehmen" bevor er dann im Korb zur Ruhe kommen kann. (Vielleicht legt er sich dann schon von alleine in seinen Korb oder du schickst ihm mit etwas an dem er lange kauen kann in seinen Korb. Ich denke das wäre etwas was man gegenüber seinem Besuch kommunizieren kann. Wenn du dann dafür sorgst das die Pfötchen sauber sind, wäre auch ein anspringen nicht gleich ein Drama. Vielleicht aber geht es ihr besser wenn sie eine Zeitlang bei dir auf dem Schoß bei den Gästen sitzen darf.... Oder es ist noch etwas Anderes. Das kannst nur du einschätzen und gegebenenfalls ausprobieren, weil wir dich und deinen Hund nicht kennen.


    Tino

  • Zitat


    Ich finde den Vergleich von Kleinkindern, die nicht schlafen wollen und Welpen, die nicht zur Ruhe kommen, sehr passend.


    Der "moderne" Mensch packt sein Kleinkind ins Bett im Kinderzimmer und erwartet, dass es schläft, genauso, wie der Welpe einfach von alleine zur Ruhe kommen soll. Kann er das nicht, bekommt er Zwangsruhe in der Box verordnet.


    Dabei ist es so, wie Sbylle schreibt, sehr wichtig, dass sich ein junges Lebewesen geborgen und in Sicherheit fühlt, damit es schlafen kann.


    Es ist ja tatsächlich so, dass Welpen, solange sie im Familienverband beim Züchter leben, ganz von alleine zur Ruhe kommen. Einmal haben sie den Körperkontakt zu den anderen Hunden und zum anderen werden sie von der Mutter noch gesäugt.


    Beim Körperkontakt und auch besonders beim Säugen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet.
    Oxytocin macht bindungsfähiger, senkt den Blutdruck, vermindert Stress, schafft Vertrauen und beruhigt.


    Ich glaube, das einerseits das Stillen beim Kleinkind immer noch zu kurz kommt und dass Welpen zu früh von der Mutter getrennt werden - mit 8 Wochen. Darum wage ich, zu behaupten, dass längeres Stillen das Selbstvertrauen und das Vertrauen in andere fördert. Und dass ein Lebewesen ausgeglichener ist.


    Zum anderen wird die Bedeutung von Körperkontakt beim Welpen/Kleinkind unterschätzt.
    Es ist nicht das gleiche, ob ein Welpe in der Box neben dem Bett schläft oder direkten Kontakt zu einem warmen Körper hat.


    Wenn ein junges Lebenwesen ausreichend "Urvertrauen" hat, kann es in jeder Lebenslage entspannen.


  • Kleine Kinder und junge Hunde sind ein und dasselbe.
    Brauchen: Körperkontakt, Liebe, Konsequenz, Liebe, gutes Futter, Liebe, klare Regeln.
    Haben: Nix als Blödsinn im Kopf, machen Stress, überraschen einen immer wieder, sind nervig, müssen alles, alles, alles austesten und das mehrfach, sind "teilzeittaub", zeitraubend und einfach wunderbar.


    Ehrlich, als Mutter und Hundehalter springen einen die Parallelen förmlich an!
    Und genau darum hat mein überdrehte Welpe das Ruhe halten und schlafen genauso gelernt wie die überdrehten Kinder: Auf den Arm und gut ist. Da kann man strampeln und kreischen wie man will, da wird man sanft festgehalten, gewiegt und man bekommt vorgesummt.
    Und alle, egal ob Kind oder Welpe, sind eingeschlafen.
    Das ist doch ein Instinkt den wir alle haben, oder nicht? Ein weinendes Kind nimmt man in den Arm, einen jaulenden Welpen ebenso. Und das ist auch okay so.



    ElliunEtti:
    Du verlangst da ganz schön viel von nem jungen Terrier....

  • Zitat

    Aber dann HAST du Ihnen doch Ruhe beigebracht? Beigebracht - nicht aufgezwungen.


    Das nenne ich nicht "beibringen", weil die Ruhe von alleine kommt, wenn ein Lebewesen Vertrauen haben kann und sich geborgen fühlt.


    Ruhen und sich entspannen können, ist die Folge von Geborgenheit.

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