Zeigt doch mal her Eure Pferde/Ponys oder RB Teil 2

  • Ja, ich bin seit meinem fünften Lebensjahr geritten (verschiedenste Sparten auch auf Wettkampfniveau) und auch fast 6 Jahre im Rennsport gearbeitet und würde meine Einblicke als relativ vielseitig bezeichnen.

    Es ist nur meine Beobachtung, dass viele Leute nie auf die Idee kommen würden zu fragen, warum man sich abgewendet hat und einen eher als unwissend einstufen. Möchte ich hier jetzt niemandem vorwerfen, aber so ist meine Beobachtung. :)

  • Na,ja da scheinst du nur Extreme kennengelernt zu haben.
    Es gibt aber auch einiges dazwischen ;) .
    Und 6 Jahre im Rennsport? Krass.
    Ich hätte nicht einen Tag mit meinem Gewissen vereinbaren können.
    Ich mag keine Extreme, weder in die eine noch in die andere Richtung.

    Und ich finde es weiß Gott nicht befremdlich sein Pferd nicht zu reiten.
    Nur die Argumentation dass es gegen ihre Natur ist.

    Klingt eher danach als würde man sich davor drücken wollen sein Pferd so zu reiten dass es keine gesundheitlichen Schäden davon nimmt, sondern bestenfalls davon profitiert. Das ist sehr sehr hatte Arbeit (für den Reiter!).
    Nicht an dich persönlich gerichtet, bei der Argumentation käme mir das aber als erstes in den Sinn!

  • Naja theoretisch gesehen ist es das aber.....deshalb finde ich es nicht befremdlich....;)
    Mal ganz davon abgesehen das ich das nicht tun würde.

    Mir sind die die ihr Pferd garnicht reiten wegen dieser Argumentation lieber als die 1000ende "Freizeitreiter" die nur irgendwie ein Leben lang in der Gegend rumjockeln ohne vernünftige Grundlage weil das ist ja sooo schonend für das Tier....Ähm ja...


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  • Ich empfinde eine Gerte oder Sporen als völlig andere Hilfsmittel als einen Sperrriemen. Zum einen wird er nicht mehr seinem Zweck entsprechend verschnallt und zum anderen wirkt er während der Reiteinheiten dauerhaft, nicht impulsmäßig wie eine Gerte oder Sporen. Für mich ist der Sperrriemen genau so sinnfrei wie Schlaufzügel.
    Um ein Gebiss ruhig im Maul liegen zu haben kann ich ein Olivenkopfgebiss oder eine Schenkeltrense verwenden.

    Ich reite meist ohne Reithalfter, weil mein Pferd so am zufriedensten ist (er hasst alles, was er auf der Nase liegen hat, sogar Stallhalfter, Knotenhalfter geht gerade so). Ich hab sicher keine absolut ruhige Hand, aber mein Bub hat sich noch nie beschwert. Er sucht vertrauensvoll das Gebiss.

    Geitner ist so ne Sache. Aber gänzlich Unrecht hat er nicht. Seh ich ganz extrem an einem der Schulis im Verein. Der speichelt viel sobald er ein Gebiss drin hat und sobald der Sperrriemen geschlossen ist, tropft der Speichel aus seinem Maul. Er KANN den definitiv NICHT abschlucken.
    Ich war früher auch Dressurreiter, Turnierreiter... Das war alles so und wurde nicht hinterfragt. Seit meiner Ausbildung (ja, ich komme auch aus der Galopperszene und kann da zumindest über meinen Ausbildungsbetrieb nicht ein einziges negatives Wort verlieren!) und ich mein eigenes Pferd habe sehe ich viele Dinge ganz anders. Mein Pferd hat kein Problem mit dem geritten werden, er würde es aber am liebsten nur im Gelände :lol: Wo ich übrigens dann überwiegend Dressur reite.

    Was mir tendenziell momentan extrem auffällt ist, dass sogar hochklassige Ausbildungsbetriebe nicht mal mehr wissen, wie ein Reithalfter korrekt verschnallt wird. Auch die FN-Bereiter bei uns im Verein schnallen die (modernen superbreiten) Nasenriemen am Jochbein anliegend, fast alle Pferde dort haben Beulen am Kiefer, Hämatome von zu eng verschnallten schwedischen Reithalftern. So was macht mich irre wütend! Wenn man es vorsichtig anspricht bekommt man nicht mal gesagt "Damit das Gebiss ruhiger im Maul liegt" (was ich zwar immer noch nicht gut finde, aber wo ich wenigstens verstehen kann, dass da der Wunsch ist, es für beide Seiten angenehmer zu machen) sondern eben "Ohne läuft der einfach scheiße" oder "Ein Dressurreiter reitet mit Sperrriemen, das ist einfach so". Deswegen reagiere ich persönlich eben mit "jemanden knuddeln, knutschen wollen", wenn er den Sperrriemen weg lässt. Denn wenn der Nasenriemen korrekt verschnallt ist, kann das Pferd das Maul noch so weit öffnen, dass es zumindest den Speichel abschlucken kann und man immer noch sehen kann, wenn es versucht, das Maul wegen einer zu harten Hand zu öffnen.

    Der beste Spiegel meiner Reiterei ist nicht der Reitlehrer am Boden, die Spiegel in der Halle oder die Schleifen und Pokale, sondern mein Pferd! Warum soll ich ihm die Möglichkeit nehmen, zu sagen "Hey, das ist mir zu viel!"?

  • Das Argument, dass das Reiten gegen die Natur ist, ist das ultimative Argument. Inwieweit ist es denn, deiner Meinung nach, Teil der Natur des Pferdes?

    Ich habe nicht nur Extreme kennengelernt und viele Jahre meiner reiterlichen Laufbahn in einem tollen, dressurorientierten Freizeitstall verbracht. Das war wahrscheinlich die prägendste Zeit. Wieso kannst du Rennsport mit deinem Gewissen nicht vereinbaren, Reitsport aber schon? Ein ehemaliger Chef von mir hat es mal ganz treffend formuliert, indem er gesagt hat, dass das Kaputtmachen des Pferdes im Reitsport eben 20 Jahre dauert und im Rennsport 2-3 Jahre. Traurig, aber wahr. Meines Erachtens nach reden wir da nur von einer unterschiedlichen Nutzung des Pferdes, die letztendlich auf das Gleiche hinausläuft. Ich habe lange Zeit eine Berufslaufbahn im Vollblutsport angestrebt, um dort längerfristig (!) etwas verändern zu können. Auf den Gestüten und bei den Jährlingen klappt das auch teilweise schon richtig gut und es tut sich was. Im Rennstall ist das immer so ne Sache. Letztendlich hilft nur: keine Rennbahn mehr besuchen. Zu diesem Schluss bin ich für mich gekommen. Es wundert mich aber nicht, ich hatte schon überlegt, es vorher anzusprechen, dass du Rennsport ablehnst, denn das machen viele Reiter. Aus meiner Sicht tun diese aber das Gleiche, nur in einer anderen Dimension und mit erheblich mehr Mechanismen zur Schadensbegrenzung. Ich persönlich würde soweit gehen zu sagen, dass ein Pferd, das 2 Jahre auf der Rennbahn läuft und den Rest seines Lebens als Zuchtpferd auf der Weide verbringt unter Umständen sogar weniger und vor allem kürzer leidet als ein Pferd, welches jeden Tag seines Lebens, sagen wir für 20 Jahre, möglicherweise schlecht geritten wird und dazu nicht selten auch noch mit emotionalen Befindlichkeiten seines Besitzers konfrontiert wird. Klar könnte man jetzt wieder mit der berühmten Frage nach dem WIE kommen. Aber wieso stellt man sich die eigentlich? Zielt die nicht letztendlich nur darauf ab, möglichst effektive Schadensbegrenzung zu betreiben, weil das Reiten eben nicht in der der Natur des Pferdes liegt?

    Wieso klingt das denn als würde man sich davor drücken wollen? Ist es wirklich so schwierig, sich vorzustellen, dass man nicht das Bedürfnis hat, sich auf ein anderes Lebewesen raufzusetzen? Es klingt immer ein bisschen von oben herab, wenn man Menschen, die Pferden ein natürliches, ungeplagtes Leben ermöglichen wollen, unterstellt, dass sie das nur aufgrund ihrer eigenen Inkompetenz tun. Ich will mich zum Beispiel ganz sicher nicht "davor drücken", mein 1m "großes" Shetlandpony und meinen 24-jährigen "Opa" zu reiten...

  • Wenn man diese Argumentation weiterspinnt, darf man auch keine Hunde halten, muss vegan leben und wer weiß was noch alles... Meiner Einstellung entspricht es nicht, aber jeder, wie er mag. Nur wird sich hier eben (mal wieder) kein Ergebnis finden lassen, weil die Differenzen unüberbrückbar sind.

    Zitat

    Ist es wirklich so schwierig, sich vorzustellen, dass man nicht das Bedürfnis hat, sich auf ein anderes Lebewesen raufzusetzen?

    Also auf mindestens eins setze ich mich manchmal schon ganz gerne :lachtot: sorry, das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen :D

  • Ich bin eigentlich gar kein Freund vom großen Reitsport. Überall wo es um viel Geld geht verlagern sich die Interessen, und bestimmt nicht zu Gunsten des Tieres.
    Aber ich bin ein riesen Fan von gutem Reiten im Sinne des Pferdes. Es gibt für mich kaum was schöneres als einem guten Reiter zu zusehen. Wenn Reiter und Pferd zu einer Einheit werden und beide hoch zufrieden sind .
    Pferde die unter dem Sattel noch viel schöner werden als ohne Reiter, das ist toll.
    Ob gegen die Natur oder nicht, es kann beiden unheimlich viel Spaß machen.
    Und wenn wir schon auf dieser Schiene sind, was ist an Hunde oder Katzenhaltung natürlich?
    Ich kann dieses Argument nicht nachvollziehen echt absolut nicht.
    Wenn das Pferd alt/krank ist, oder der Besitzer einfach keinen Spaß am reiten hat ist es was ganz anderes.

    Meine chr. kranke Stute wollte ich vor 2 Jahren in Rente schicken weil es ihr so schlecht ging. Aber es ging nicht, auf drei Beinen humpelnd hat sie einen riesen Radau gemacht und ist durch sämtliche Zäune gegangen. Sie war richtig wütend und hat die Welt nicht mehr verstanden. Ich habe es nach ein paar Monaten aufgegeben.
    Mit leichter lösender Arbeit ist sie nun hochzufrieden und auch wieder ans laufen gekommen. Damit hätte ich nie gerechnet :).

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