Warum ist die Dominanztheorie noch so verbreitet?
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Normalerweise freuen sich Hunde, wenn ihr Halter zu ihnen kommt.
Kommt drauf an. Ich kenne viele Hunde, die beschwichtigen ganz arg. Mit " Freude" hat das wenig zu tun.
Ich denke, dass viele HH Aufregung mit Freude verwechseln. -
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Der Kern der "Dominanztheorie" ist ja, dass Hunde (Wölfe) angeblich in einer starren Hierarchie leben. Je weiter oben in einer Hierarchie einer steht, umso mehr hat er zu sagen.
Das, was der "ganz oben" sagt, hat uneingeschränkt befolgt zu werden.
Daraus abgeleitet: Ein Hund der nicht jeden noch so absurden Befehl des "Rudelführers" befolgt, ist "dominant" bzw bezweifelt die Dominanz des Rudelführers.Wo das herkommt - ganz einfach. So funktioniert das Militär. Da kommt das Modell letztlich her. Der "Alpha-Wolf" ist der Oberbefehlshaber...
Da das Militär auch lange Zeit ein Modell für das menschliche Zusammenleben abgab in unserem Kulturkreis (das Familienoberhaupt...) fällt es - fiel es - vielen Menschen leicht, zu glauben, dass das irgendwie naturgegeben sei.
Dazu kommt das riesengroße Missverständnis natürlicher Prozesse, wie die Vorstellung vom "Überleben des Stärkeren" (dabei hat Darwin vom Überleben des am besten angepassten geschrieben!) .
Da wir Menschen in diesem Kulturkreis die Welt als Ort der Konkurrenz und des Kampfes um Dominanz und Vorherrschaft zu interpretieren gelernt haben, ist es verführerisch, das auf die Tierwelt zu übertragen. Zumal das Dominanz - Modell so einfach zu verstehen ist (weil es nichts von der tatsächlichen Komplexität sozialen Interagierens beinhaltet).Zum Glück findet ein kultureller und gesellschaftlicher Paradigmenwechsel statt hin zu anderen Modellen des Zusammenlebens....
Das in der Dynamik der Interaktion mal einer mehr zu sagen hat als ein anderer, einer den anderen schikaniert, einer sich nichts sagen lassen mag, einer Aufgrund von Alter, Erfahrung, körperlicher Überlegenheit, Souveränität etc den Ton in einer Beziehung angibt, dass es Anführer und Folger gibt, dass Eltern ihrem Nachwuchs überlegen sind, ist ohne Zweifel Realität, hat aber nichts mit Dominanz im Sinne von "etablierter Vorherrschaft" zu tun.
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Warum meinst du, dass dadurch diese RHT widerlegt wird? Ist es nicht gerade ein Beleg dafür?
Ich sehe das hier auch. Schäferhündin hat kein Interesse an Ressource, nimmt sie aber ab und "verwaltet", weil sie es "kann".
Ich hab mich mit dieser RHT noch nicht so auseinandergesetzt; aber kann man ausschließen, dass das nicht BEIDES möglich ist? Als Status durch Ressourcenverwaltung? Oder hab ich wieder mal alles falsch verstanden
Wenn Individuen Status durch Ressourcenverwaltung erhalten bzw. Ressourcen als Statussymbole nutzen, entspricht das der Dominanztherie ("Der Chef kann sich nehmen, was ihm - seiner Meinung nach - zusteht, auch wenn es ihm eigentlich unwichtig ist.")
Das RHP-Modell hingegen legt eine komplett andere Sichtweise zu Grunde:
Es geht in dieser Theorie darum, dass Hunde Ressourcen um der Ressourcen willen halten bzw. haben möchten und nicht, um sich darzustellen.
Nach dieser Theorie besitzt jedes Tier ein sogenanntes Resource-Holding-Potential, das sich quasi aus der Attraktivität der jeweiligen Ressource und der Risikofreude des jeweiligen Individuums zusammensetzt.
Sprich: Ressourcen werden nur dann verteidigt/erobert, wenn sie dem Verteidiger wichtig genug sind und er für diese eine Ressource ein großes Risiko eingehen würde.
Kurz gesagt: Laut RHP-Modell hat die Macht über unterscheidliche Ressourcen nichts mit Status zu tun, sondern rein etwas damit zu tun, wie wichtig dem jeweiligen Individuum Ressource A, B oder C ist und wie risikofreudig das Individuum ist.
Ich denke, dass beide Theorien durchaus Sinn ergeben und sich ergänzen, wenn man mal die Ausschließlichkeit dieser Theorien außer Acht lassen würde:
Natürlich gibt es sehr unsichere Hunde, die aber diesen Knochen unbedingt sichern müssen und hierfür ihr Leben aus Spiel setzen würden - weil dieser Knochen existentiell wichtig erscheint - und das, obwohl sie innerhalb der Gruppe eher zum letzten Licht gehören.
Und trotzdem gibt es eben auch Hunde, denen dieser Knochen im Normalfall vollkommen wurscht ist.
Wenn es aber die Situation verlangt, dient dieser Knochen wunderbar dazu, den eigenen Status darzustellen.Ich denke schon, dass Hunde Ressourcen - im Sinne der Dominanztheorie - u.a. als Statussymbole nutzen.
Da fällt mir ein Beispiel von letzter Woche ein: Ich hatte einen neuen, unkastrierten Rüde in der Gruppe, gleich alt wie Luca und ca. 10 kg schwerer.
Von den Besitzern wusste ich, dass er ganz gerne mal den Dicken raushängen lässt und es - mit Geschlechtsgenossen - gerne mal "drauf ankommen lässt."
Man könnte von einem eher ruhigen, ernsten und statusbewussten Rüden sprechen, der es absolut nicht gewohnt ist, von anderen Rüden dominiert zu werden.
Also wusste ich, dass der Erstkontakt mit Maulkorb stattfinden wird.
Also Hund ausgeladen, bei mir behalten. Mein Rüde hat sich frei bewegt, ihn aber ignoriert.
Als ich den neuen Rüden in den "Freilauf" entlassen habe, ging dieser schnurstraks auf meinen Rüden zu, der gerade eine Schnüffelstelle akribisch untersuchte.
Man muss dazu sagen, dass jede Hündin und jeder Kastrat seine Schnüffelstellen untersuchen darf, ohne wenn und aber.
Grundsätzlich verteidigt er diese nicht. Doch bei unkastrierten Rüden statuiert er - gerade im Erstkontakt - gerne mal ein Exempel, wenn es um Ressourcen geht.
Nicht, weil ihm diese Schnüffelstelle wichtig wäre (die ist ihm - im Gegensatz zu anderen Ressourcen recht wurscht), sondern weil er seine Stellung untermauert.
Also Neurüde latscht auf den schnüffelnden Luca zu - dieser fixierte ihn kurz, um ihn auf Abstand zu halten, Der Neurüde erwiderte den Blick, es folgte eine halbe Körperdrehung seitens Luca mit Antippen der Schulter. Der Neurüde knurrte, Lucas Blick wurde hart und es knallte.
Was folgte, war ein Kommentkampf, den ich zuließ (weil er für die Männer in dieser Situation sinnvoll und wichtig war).
Nach nem kurzen, aber lauten Geplänkel war klar, wer die Vormachtstellungen in der Gruppe bzw. das letzte Wort bei wichtigen Ressourcen hat. Der Kampf wurde mit Unterlegenheitsgesten beendet.
Es ging in diesem Kommentkampf nicht um die Ressource, sondern ganz darum, wer hier "die Hosen anhat".
Das war deutlich u.a. daran zu sehen, dass die Ressource "Schnüffelstelle" nach der Rangelei beiden komplett unwichtig war.
Anders würde es aussehen, wenn es wirklich um die Ressource geht: Da wird diese verteidigt und dann gesichert - kann man sehr gut bei Futteraggressionen von Hunden beobachten. Und da ist der Status des jeweiligen Hundes in vielen Fällen ziemlich wurst.
Hunde scheinen zu unterscheiden, ob es jetzt wichtig ist, einen Kampf einzugehen oder nicht.
Wenn es um die Ressource selbst geht, wird derjenige am heftigsten kämpfen, dem die Ressource wichtig ist.
Wenn es um den Status zwischen den beiden geht, wird derjenige sich durchsetzen, dem das Thema "Status" am wichtigsten ist.
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Der Kern der "Dominanztheorie" ist ja, dass Hunde (Wölfe) angeblich in einer starren Hierarchie leben. Je weiter oben in einer Hierarchie einer steht, umso mehr hat er zu sagen.
Das, was der "ganz oben" sagt, hat uneingeschränkt befolgt zu werden.
Daraus abgeleitet: Ein Hund der nicht jeden noch so absurden Befehl des "Rudelführers" befolgt, ist "dominant" bzw bezweifelt die Dominanz des Rudelführers.Das in der Dynamik der Interaktion mal einer mehr zu sagen hat als ein anderer, einer den anderen schikaniert, einer sich nichts sagen lassen mag, einer Aufgrund von Alter, Erfahrung, körperlicher Überlegenheit, Souveränität etc den Ton in einer Beziehung angibt, dass es Anführer und Folger gibt, dass Eltern ihrem Nachwuchs überlegen sind, ist ohne Zweifel Realität, hat aber nichts mit Dominanz im Sinne von "etablierter Vorherrschaft" zu tun.
Jetzt wollte ich gerade zu einer langen Erklärung ansetzen, was Dominanztheorie bedeutet, da hast Du es kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Danke!
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Für euch bringen die Theorien und Praktikan von Cesar vielleicht nichts aber meine Hunde erziehe ich danach und sie sind TOP erzogen! ich helfe auch anderen wenn sie probleme mit ihren hunden haben...das ist psychologie und man kann einen hund nicht mehr mit einem wolf vergleichen,niemals,wölfe verhalten sich fast in allen lebenslagen nocheinmal ein ganzes anders!
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Für euch bringen die Theorien und Praktikan von Cesar vielleicht nichts aber meine Hunde erziehe ich danach und sie sind TOP erzogen! ich helfe auch anderen wenn sie probleme mit ihren hunden haben...das ist psychologie und man kann einen hund nicht mehr mit einem wolf vergleichen,niemals,wölfe verhalten sich fast in allen lebenslagen nocheinmal ein ganzes anders!
Mir hat Cesar Millan auch viel gebracht, im Verständnis auf meine Hunde und mich selbst und ich habe auch einiges im Umgang mit meinen Hunden umgestellt. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell meine Hunde auf einmal verstehen, was ich von ihnen will und wie sehr auch einige wenige Änderungen, sehr schnell zum Ziel führen. Vorallem habe ich recht schnell eine gewisse Ruhe in meinen Hibbel bekommen - allerdings nur dadurch, dass ich mich verändert habe. Mir war - obwohl ich schon so lange Hunde halte, nicht bewusst, wie sehr meine Befindlichkeit auf meine Hunde wirkt - negativ, wie positiv.
Aber es gibt auch vieles, was mir so nicht wirklich gefällt. MMn benutzt er das Wort Dominanz viel zu oft - wobei ich auch nicht weiß - wie diffiniert er das Wort überhaupt?
Wie ja auch dieser Thread zeigt - Dominanz wird so unterschiedlich verstanden
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