Antijagdtraining:Thema Schleppleine

  • Hallo Melanie,


    ist dein Hund ein Podencomix?


    Die Tips meiner Vorredner finde ich sehr gut. Bei den meisten Hunden die ich hatte (oft Jagdhunde) hat das auch funktioniert. Beim Podenco leider nicht....


    Gruß,,
    Staffie

  • Danke für eure Tipps!
    Unsere Trainerin sagte zwar gleich zu Beginn, dass die Hunde in der Zeit des Trainings auf keinen Fall Jagen oder die Chance zum Jagen kriegen dürfen, nur das mit dem Stöbern war mir nicht so klar.


    maeuselin:


    Unsere Hündin ist ein Münsterländer-Spaniel-Mix, aber wir haben in unserem Antijagdtrainingskurs auch einen Podenco-Labrador.
    Der ist eigentlich recht ruhig, also er stöbert nicht wie unsere durchs Unterholz, aber wenn er jagt, dann jagt er!
    In den letzten Wochen hat er zwei Hasen und einen Fuchs erwischt.
    Und er ist dem Kaninchenteckel, der ebenfalls mit im Training ist, schon desöfteren hinterhergewetzt - und das war kein Spiel!


    Harte Nummer!


    Kann ja mal berichten, wenn es Dich interessiert, wie er zum Schluß sich gemeistert hat. Ganz zum Ende gehen wir nämlich direkt in den Wald.


    Liebe Grüße
    Melanie

  • Hallo!
    Ich habe ein ähnliches Problem. Wir gehen auch an der Schleppleine, 10m, und Kira jagt ebenfalls. Nur stöbert sie nicht im Unterholz, sondern hat die Nase am Wegrand. Sollen wir das auch untersagen? Darf sie gar nicht mit der Nase auf den Boden?
    Noch was: Wenn dann mal ein Reh aufspringt und Kira losstartet und in die Leine rennt, wie sollen wir dann reagieren? Es sieht dann oft so aus, dass sie am Ende der Leine jammert und winselt, so nach dem Motto "Ich mag da hin ich mag da hin ich mag da hin!". Teilweise ist sie in diesem Zustand auch nicht abrufbar. Manchmal kommt sie den halben Weg her, mach wieder kehrt und prescht nochmal rein. Was tun?
    Liebe Grüße
    Sabine

  • Hallo

    Zitat

    Unsere Trainerin sagte zwar gleich zu Beginn, dass die Hunde in der Zeit des Trainings auf keinen Fall Jagen oder die Chance zum Jagen kriegen dürfen, nur das mit dem Stöbern war mir nicht so klar.

    Hat eure Trainerin euch nicht erklärt, dass das Jagen bereits anfängt, wenn der Hund die Nase in die Luft (oder auf den Boden) hält und schnuppert?


    Stöbern ist auf jeden Fall schon Jagen!


    Bei Snoop (Terrier) hat es sehr lange gedauert, bis er auf das Kommando "Auf den Weg" schnell wieder vom Gebüsch abgedreht und zurück auf den Weg gekommen ist. Aber mittlerweile klappt das recht gut.
    Allerdings nur, solange noch kein Tier zu sehen ist.


    Das Stöbern und Fährte suchen völlig zu verbieten finde ich bei Jagdhunden unfair. Schließlich leben sie dafür.
    Ein gutes Antijagdtraining sollte meiner Ansicht nach Beschäftigungsalternativen anbieten.


    Fährten gehen auf Kommando. Selbstgelegte, Fremdfährten oder auch mal eine "echte" Fährte. (Nur, wenn kein Tier belästigt wird, und - Achtung - kann als Wilderei ausgelegt werden.)


    Dafür muss der Hund dann auf Kommando aber auch die Nase vom Boden heben.
    Wenn man oft genug Fährtenarbeit macht, ist der Hund irgend wann froh, wenn er nicht jeder Fährte nachgehen muss.


    Genaus so funktioniert das übrigens auch mit dem Stöbern. Seit ich Snoop regelmäßig in (leeres!) Gebüsch schicke "Wo ist das Hoppelhäschen?" und dann wieder raus rufe und fürs Kommen gibts Leckerli, rennt er gar nicht mehr so gerne von selbst in das blöde, stachelige, nasse Gebüsch.... :D


    Es geht letztendlich darum, den Hund seine Leidenschaften kontrolliert ausüben zu lassen, dann ist seine Gier danach auch nicht mehr so ungebremst.


    Snoops Schleppe (die wir leider immer noch brauchen) verheddert sich fast nie, weil er mittlerweile echt super hört.


    Kiramauserl:
    Snoop neigt auch zu solcher Reaktion auf das Sichten von Rehen oder Hasen.
    Ich verkürze die Schleppe unauffällig immer, soweit möglich und ignoriere ihn. Er beruhigt sich erstaunlich schnell. Schau mal auf die Uhr. Die gefühlte Viertelstunde ist meistens kaum länger als eine Minute...


    Wenn er dann wieder ansprechbar ist, geh ich ein Stück weiter und rufe ihn. Dann gibts ein Leckerchen, wenn er hinter mir her kommt.


    Bei uns ist halt praktisch, dass sich mein monatelanges Üben von "Sitz" beim Anblick eines Reizes langsam auszahlt.
    Auch, wenn er ein Reh sieht, setzt er sich jetzt auch an der losen Schleppe hin und wenn er dann zwischen mir und dem Reh entscheiden muss, mach ich eigentlich immer das Rennen.
    Im Notfall gehe ich erst weiter und rufe ihn, wenn das Reh aus seinem Sichtfeld verschwunden ist.


    Sorry, ist jetzt echt lang geworden, aber nicht umsonst gibts zu dem Thema Bücher.... :smile:


    Liebe Grüße
    Christine

  • Zitat

    Hallo!
    Ich habe ein ähnliches Problem. Wir gehen auch an der Schleppleine, 10m, und Kira jagt ebenfalls. Nur stöbert sie nicht im Unterholz, sondern hat die Nase am Wegrand. Sollen wir das auch untersagen? Darf sie gar nicht mit der Nase auf den Boden?


    Wie soll man in der Praxis dem Hund verbieten, den Rüssel auf den Boden zu tun? Sowas kann man nur, wenn der Hund bei Fuss läuft. Freilauf sollte Freilauf sein, und nicht etwas, was jede Sekunde reglementiert ist. Man kann den erlaubten Bereich beispielsweise auf den Weg beschränken, aber in diesem Bereich sollte der Hund eben Hund sein dürfen. Mit etwas Beobachtungsgabe findet man auch heraus, ob der Hund nur so am rumschnüffeln ist, oder ob er wirklich was verlockendes in der Nase hat und man eingreifen sollte.

  • Auch erstmal vorweg die Frage, arbeitest Du alleine?
    Hast Du Bücher dazu?


    Es gibt zwei Standardwerke, die ich empfehle, insbesondere das Zweite und da werden Fragen dieser Art eigentlich erschöpfend beantwortet.



    und


    Zitat

    Nur stöbert sie nicht im Unterholz, sondern hat die Nase am Wegrand. Sollen wir das auch untersagen? Darf sie gar nicht mit der Nase auf den Boden?


    Zwar ist das Suchen mit der Nase am Boden auch eine Art der Jagdfrequenz, aber ich würde es nicht gleich am Anfang völlig untersagen.
    Sinnvoller wäre (was auch das Ziel des AJT ist), erlaubte durchführbare Jagdsequenzen mit der Zeit unter Kommando zu stellen oder bspwe, wenigstens am Anfang, streckenweise das Schnuppern erlauben und streckenweise eine andere Ablenkung ausprobieren.


    Zitat

    Noch was: Wenn dann mal ein Reh aufspringt und Kira losstartet und in die Leine rennt, wie sollen wir dann reagieren?


    Du baust ein Markerwort ein, dass das Ende der Schleppleine kennzeichnet, und übst das gezielt während der Spaziergänge, auch ohne Wildkontakt.
    Umkehren auf Markerwort=C+B
    Beim in-die-Schleppleine rennen nicht zurückziehen, weil er dann das Prinzip On/Off-Schleppleine sehr schnell verknüpft - wirklich nur mit dem Clicker und Selbstbestätigung arbeiten.


    Zitat

    Es sieht dann oft so aus, dass sie am Ende der Leine jammert und winselt, so nach dem Motto "Ich mag da hin ich mag da hin ich mag da hin!". Teilweise ist sie in diesem Zustand auch nicht abrufbar. Manchmal kommt sie den halben Weg her, mach wieder kehrt und prescht nochmal rein. Was tun?


    Entfernung zum Reh vergrössern, Blickkontakt clickern.


    Du musst den Abstand finden, zu dem sie noch bzw wieder ansprechbar ist, will heissen, Deine Anwesenheit wahrnimmt und evtl sogar Futter annimmt.


    In diesem Abstand clickerst Du wie gesagt den Blickkontakt zu Dir. Im fortgeschrittenen Stadion (!) kannst Du als Belohnung für das Ruhigbleiben und Anschauen zu der Stelle gehen, an der das Reh gestanden hat und sie dort schnuppern lassen, da das als Teil der Jagdsequenz die grösstmögliche Belohnung und ein Schritt zur Verknüpfung: Kooperation mit Dir bringt sie zur Beute ist.


    Aber das kommt wie gesagt erst sehr weit hinten in der Übung (und sollte vorsichtshalber als Übungsteil mit dem Jagdpächter abgesprochen sein).

  • Zitat

    Entfernung zum Reh vergrössern, Blickkontakt clickern.


    Du musst den Abstand finden, zu dem sie noch bzw wieder ansprechbar ist, will heissen, Deine Anwesenheit wahrnimmt und evtl sogar Futter annimmt.


    Genau das ist ja das Problem am Anfang. Der Hund nimmt einen nicht wahr.


    Den Abstand kann man leider nicht "finden", da die Rehe unabgesprochen in irgend einem Abstand auftauchen.
    Den Hund an der Schleppe hinterher ziehen find ich auch nicht korrekt. Wie schon erwähnt soll es ja nicht in eine Unterscheidung "An-der Schleppe" und "Nicht-an-der-Schleppe" hinauslaufen.


    Deshalb: ich würde raten, abzuwarten, bis das Reh weg und der Hund wieder ansprechbar ist.


    Die Ansprechbarkeit wird sind bessern, je weiter das AJT fortgeschritten ist.


    Mich würde auch interessieren: übst du alleine? Wo machst du das AJT?


    LG Christine

  • Snoop:


    Zitat

    Den Abstand kann man leider nicht "finden", da die Rehe unabgesprochen in irgend einem Abstand auftauchen.


    doch, den Abstand kann man schon finden. Denn man hat ja den Hund an der Schleppe und muss also die Distanz suchen, bei der sich der Hund ansprechen lässt.


    Zitat

    Den Hund an der Schleppe hinterher ziehen find ich auch nicht korrekt. Wie schon erwähnt soll es ja nicht in eine Unterscheidung "An-der Schleppe" und "Nicht-an-der-Schleppe" hinauslaufen.


    Ich habe doch grade geraten, das nicht zu tun?
    Man geht langsam und spricht mit dem Hund, und man zieht ihn nicht mit Gewalt weg. Aber es ist wichtig, die Distanz zu finden, bei der er ansprechbar ist, ob sich das Reh nun entfernt oder man den Hund mit sich mit lotst.


    So wird die Schleppleine nicht verknüpft.


    Zitat

    Deshalb: ich würde raten, abzuwarten, bis das Reh weg und der Hund wieder ansprechbar ist.


    Das alleine kann man machen, aber wenn ich den Hund dazu bekommen will, auch bei Wildsichtung ruhig zu bleiben, muss das Ziel unweigerlich sein, auch bei Wildkontakt auf ihn einwirken zu können...da kommt man nicht drum rum, ob nun früher oder später.
    Ich kann nur von meinen Erfahrungen sprechen, aber wie gesagt, ich praktiziere das so bzw arbeite mit anderen zusammen, die es so tun und kenne bis jetzt noch keinen Hund, bei dem das gar nicht geklappt hätte...wobei es natürlich schon Hunde gibt, bei denen das AJT letztlich nicht zur absoluten Abrufbarkeit führt, das Risiko besteht immer. Man kann wohl sagen, bei einigen klappt es besser und bei anderen eben schlechter...aber Vorteile erzielt man bei den meisten Hunden. (Hört sich aber so an, als wüsstest Du da auch ziemlich gut drüber Bescheid ;) .)


    edit @ Snoop - bei nochmaligem Durchlesen denke ich allerdings, dass wir beide sehr ähnliche Auffassungen von AJT haben.
    Ob ich den Hund, der sich bereits freiwillig mit mir rückentfernt, soweit mitnehme, dass er auch Lecker annimmt oder ob ich an Ort und Stelle warte, bis er ansprechbar ist, macht jetzt nicht DEN grossen programmatischen Unterschied, schätze ich. :)


    Essentiell ist, da sind wir uns ja einig, soweit ich das sehe, dass man wartet, bis der Hund ansprechbar ist und dann am Blickkontakt arbeitet.


    Daher kann ich auch Deinen Rat so unterschreiben, stehen zu bleiben, bis der Hund runtergefahren ist.


    Letztlich ist es wohl auch am Hilfreichsten, wenn man das AJT nicht alleine, sondern mit erfahrener Hilfe angeht.

  • Zitat

    Snoop:




    Das alleine kann man machen, aber wenn ich den Hund dazu bekommen will, auch bei Wildsichtung ruhig zu bleiben, muss das Ziel unweigerlich sein, auch bei Wildkontakt auf ihn einwirken zu können...da kommt man nicht drum rum, ob nun früher oder später.



    Könnte man nicht ganz zu Beginn des AJT schon das Stehenbleiben anclickern? Mir ist klar, das die Hunde nicht auf den Click mit Zurückkommen reagieren werden, aber sie nehmen ja wahr, dass Mensch da ein Verhalten bestätigt hat. Nach und nach könnte man die Dauer des Stehenbleibens verlängern indem man den Click hinauszögert - genaugenommen übt man so "Vorstehen", oder?


    Auf einem Spatziergang haben wir neulich mal ein Reh aufgescheucht, dass ca 15 Meter schräg hinter uns gestanden hatte und das, Kamikaze mäßig an uns vorbeirannte, Crispel ist wie versteinert gewesen, ich habe geclickt, er ist immer noch stehen geblieben und hat dem Reh hinterher gesehen, ich habe nochmal geclickt und ihn anschließend gerufen und er ist tatsächlich gekommen!!!!! ich habe den gesammten Futterbeutel vor ihm ausgekippt und eine Hüpfeparty mit ihm veranstaltet (er liebt es wenn Frauchen ausflippt und albern rumhüpft und er sie dann anspringen darf und große lange rote Krallenspuren hinterlassen darf :irre:


    Da ich vorher "Stehenbleiben" bei weiter entfernt gesichteten Hasen und Rehen geclickert habe, bilde ich mir ein, dass das funktioniert hat...

  • Zitat

    edit @ Snoop - bei nochmaligem Durchlesen denke ich allerdings, dass wir beide sehr ähnliche Auffassungen von AJT haben.
    Ob ich den Hund, der sich bereits freiwillig mit mir rückentfernt, soweit mitnehme, dass er auch Lecker annimmt oder ob ich an Ort und Stelle warte, bis er ansprechbar ist, macht jetzt nicht DEN grossen programmatischen Unterschied, schätze ich. :)


    Ich hab während dem Lesen deiner Antwort grad im Hinterkopf schon einen Antworttext formuliert, aber in deinem Edit sehe ich, dass es gar nicht mehr nötig ist.


    Ja, ich denke, wir sehen das beide ziemlich gleich... :smile:


    Shoppy
    Doch, absolut, das geht.
    Leider hab ich es nie geschafft, im richtigen Moment noch an den Clicker zu denken, obwohl ich ihn in der Hand hatte. Die blöden Rehe kommen immer so überraschend....
    Aber ein ähnliches Erlebniss wie du hatte ich auch schon mal. Ich hab grad "fein!" gerufen (eigentlich wegen was ganz anderem), als Snoop grad ein Reh erblickt hat. Normal wäre er losgesprintet, aber er ist (wahrscheinlich für ihn selbst überraschend) zu mir gekommen, um sich sein Leckerli abzuholen und hat das Reh glatt einen Moment vergessen.
    Der richtige Zeitpunkt ist halt sehr wichtig ;) .


    Liebe Grüße
    Christine

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