Ausgesetztes Hundebaby aus dem Wald(Fiffi)

  • Ich weiss nicht wie sich eine Familie mit kleinen Kindern fuehlt die einen schwierigen ggf. sogar bissigen Hund hat, da ich keine habe.

    Aber was ich nicht verstehen kann, ist es nicht mal zu versuchen, sei es nur mal anrufen bei diversen Notorganisationen die auf HSH spezialisiert sind. Es ist bestimmt schwierig, ggf. dauert es etwas, aber es nicht mal in betracht zu ziehen, es zu versuchen entzieht sich voll und ganz meinem Verstaendnis.

    Immerhin war dieser Hund 6 Jahre in der Familie, es wurde einiges getan, aber das ging dann nicht?

  • Natürlich ist es ein schwieriges Thema, das steht außer Frage. Betrachte ich das ganze mal nüchtern, stellt sich für mich folgende Situation dar:

    - ein großkalibriger Hund, der beschädigt
    - eine schwierige Rasse
    - ein schlechter Start ins Leben ohne eine als normal empfundene Sozialisation
    - Hundetrainer, die die Sache nicht eben besser gemacht haben

    Der Hund muss dauerhaft zuverlässig gesichert werden - Versehen darf es da nicht geben. Es gibt in ganz Deutschland kaum mehr als 20 Resozialisierungsplätze, die anerkannt sind und deren Trainer auch verhaltenstherapeutisch arbeiten. Diese Plätze sind auf Jahre ausgebucht und um dort aufgenommen zu werden, muss der Hund bereits einer Orga des Deutschen Tierschutzbundes gehören. Die Rasse-Orgas tun dies i.d.R. nicht. Private Plätze sind ebenfalls vorhanden, aber ebenso rar und meist ausgebucht. Zudem braucht man in so einem Fall schon einen Platz, der auch rassespezifisch "beleckt" ist.

    Fallen diese Möglichkeiten weg, weil einfach kein Platz frei ist, dann ginge der Hund letztlich an dein Tierheim und selbst die dürfen ablehnen. Das habe ich mehrfach erlebt. Hat man letztlich ein Tierheim gefunden, sitzt der Hund dort in besonderer Verwahrung. Vielleicht muss er sogar rund um die Uhr einen Maulkorb tragen, damit das Pflegepersonal nicht gefährdet wird. Vermittelt wird dieser Hund vermutlich nie, zumal hier ja auch noch das Augenproblem dazu kommt. Es stellt sich also die Frage, was hat der Hund von einem lebenslangen Tierheimknast?

    Selbst wenn man einen Platz findet, der den Hund aufnimmt, gibt man ein Arbeitspaket ab, dass eine enorme Verantwortung bedeutet. Ich persönlich bin der Ansicht, dass man die Verantwortung für so einen Hund nie ganz abgeben kann. Sollte doch etwas passieren, wird man sich immer fragen, ob man daran nicht auch Schuld hat.

    Fiffi ist 6 Jahre lang geliebt worden und hatte eigentlich keine Chance auf Leben, wenn sie nicht zufällig im Wald gefunden worden wäre. Ich denke, dass 6 vergangene schöne Jahre mehr Qualität für den Hund haben, als vielleicht noch 6 mit Maulkorb im Tierheim ohne ein liebendes Umfeld und ohne eine Chance auf Veränderung. Der Hund denkt sich nicht, dass es ja in 3 Jahren mal besser sein könnte. Das Konzept von Hoffnung hat er nicht. Da ich Kepse und seiner Familie unterstelle, den Hund so geliebt zu haben, dass sie ihn nicht einfach haben einschläfern lassen, um ihn los zu sein, mag ich sie hier nicht aburteilen. Ein Hund wie Fiffi ist nunmal eine ernst zu nehmende Gefahr.

    @geisi2: meine Frage, ob Du je in solch einer Situation warst, hast Du zum zweiten Mal nicht beantwortet. Kann ich davon ausgehen, dass Du bislang nur in der Theorie mit gefährlichen Hunden zu tun hattest?


  • genauso sehe ich das eben auch.
    Zudem haben die beiden zwei kleine Kinder daheim. Dadurch ist es nicht so einfach zu sagen, wir behalten die Hündin so lange bis sich ein geeignetes Zuhause für sie gefunden hat.
    Zudem sind die Vermittlungschancen für einen HSH mit der Vorgeschichte realistisch betrachtet sehr schlecht.
    Ich habe selbst lange Zeit im Tierschutz geholfen und miterlebt, dass gerade passende Besitzer für solche Hunde extrem rar sind.
    Und auch Notorgas können ablehnen, da braucht man nicht viel dazu.
    Ganz nüchtern gesehen, was hätte der Hund so an Zukunft gehabt? Lebenslang Tierheim und Maulkorbpflicht.
    Da kann man sich darüber streiten welche Alternative die bessere für sie gewesen wäre.
    Man hätte von Anfang an einen geeigneten Besitzer suchen sollen.
    Aber selbst hier im Forum wurde drauf plädiert dass sie die Hündin behalten sollen, weil man schaffe ja alles irgendwie.
    Als Hundeneuling verlässt man sich oft auf solche Aussagen, wer kann das denn auch verübeln?

  • @ Nocte - ich gebe Dir zum Teil Recht.

    Der Punkt ist für mich: es wurde nichts versucht, es wurde getötet. Wo hören die Begründungen für Leben oder Tod auf und wo fangen sie an und wer entscheidet? Und wo ist das Recht des Lebewesens über das gerichtet wird ohne daß ihm irgendeine Chance versucht wird zu geben?

  • Zitat

    @geisi2: meine Frage, ob Du je in solch einer Situation warst, hast Du zum zweiten Mal nicht beantwortet. Kann ich davon ausgehen, dass Du bislang nur in der Theorie mit gefährlichen Hunden zu tun hattest?[/code]
    Nein, wir hatten jetzt selbst noch nie einen "gefährlichen" Hund aber schon etliche Hunde in der Familie. Mal sehen was aus unserem Kangal-Mix wird. Kann dich gerne auf dem laufenden halten. Jeder dieser Hunde hatte aber bisher "Vorgeschichte". Was ich auch noch nie hatte war ein Welpe vom Züchter. Wollte ich zwar immer. (liebe z.B. DSHs) aber es kam immer was "dazwischen".

  • Zitat

    @ Nocte - ich gebe Dir zum Teil Recht.

    Der Punkt ist für mich: es wurde nichts versucht, es wurde getötet. Wo hören die Begründungen für Leben oder Tod auf und wo fangen sie an und wer entscheidet? Und wo ist das Recht des Lebewesens über das gerichtet wird ohne daß ihm irgendeine Chance versucht wird zu geben?

    Ich weiß nicht. Vielleicht haben sie sogar angerufen, aber so, wie ich das verstanden habe, wurde Fiffi auf Anraten der Tierärztin eingeschläfert und die Besitzer befanden sich in einer emotionalen Ausnahmesituation, die schon eine Weile anhielt. Ich kann mir denken, dass man da sehr schnell überfahren ist und auch insgeheim ein wenig erleichtert.

    kepse: warum habt ihr euch gegen eine Vermittlung entschieden, bzw. durch welche Argumente hat dich deine Frau davon abgebracht?

  • Wenn es wirklich auf Anraten des Tierarztes war, finde ich es eine unglaublich anmaßende Entscheidung eines Schulmediziners, der das Verhalten des verurteilten Tieres mit Sicherheit nie selbst gesehen hat! Da verlange ich von einem Tierarzt ein anderes Verhalten.

    Man kann einen Hund leider nicht fragen: Tot oder Einzelhaft. Aber man kann immer nach Möglichkeiten suchen. Emotional in diesem Moment oder nicht - es ging um ein Leben!

  • Zitat

    Ein solches Urteil zu fällen, wenn man nicht dabei ist, finde ich hochnäsig und unangemessen. Weißt Du eigentlich wovon Du da schreibst? Warst Du mal in einer ähnlichen Situation?

    Naja, bei sämtlichen anderen Lapalien wird sich hier schamlos reingegangen- ob es gerechtfertigt ist oder nicht.
    Bei so einer Sache wo kritisches Hinterfragen mehr als angebracht ist ist es auf einmal unverschämt.
    Ich habe mir "nur" die ersten 40 Seiten des Threads durchgelesen und schon da sträubten sich mir die Nackenhaare..."behaltet sie doch, die Erziehung eines großen Hundes ist nicht anders als die eines kleinen und ueberhaupt ist es ja Schicksal dass dieses SÜßE Fellknäul bei euch gelandet ist"...tja, das liebe Schicksal; da kann man mal sehen wo es einen hinführt.
    Das alles ist mehr als "der Hund hatte einen unglücklichen Start"- klar, so kann man es auch nennen.

    Um den Hund und natürlich auch für die Halter tut es mir sehr, sehr leid- mir ist schon klar, dass es da niemand böse gemeint hat.

  • Zitat

    Wenn es wirklich auf Anraten des Tierarztes war, finde ich es eine unglaublich anmaßende Entscheidung eines Schulmediziners, der das Verhalten des verurteilten Tieres mit Sicherheit nie selbst gesehen hat! Da verlange ich von einem Tierarzt ein anderes Verhalten.

    Man kann einen Hund leider nicht fragen: Tot oder Einzelhaft. Aber man kann immer nach Möglichkeiten suchen. Emotional in diesem Moment oder nicht - es ging um ein Leben!


    Wir wissen doch gar nicht, was die Tierärztin dazu bewogen hat. Es soll sie geben, die Tierärzte die leichtfertig einschläfern. Persönlich erlebt habe ich nur Tierärzte, die bei fehlender medizinischer Indikation die Hunde entweder dem Besitzer gegen die Gebühr fürs Einschläfern abgenommen und dann vermittelt haben, sofern er nicht bissig war oder die NUR bei einer schriftlich vorliegenden amtlichen Anordnung einschläfern und hernach auch dem Amt schriftlich die Einschläferung bestätigen.

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