Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich hätte mit viel mehr eindeutiger, drohender Mimik und Körpersprache der Wölfe gerechnet.

    Warum?
    Drohen ist ja eine Form der Kommunikation, die dem Gegenüber noch eine Chance lässt zu reagieren. Drohen hiesse - komm nicht näher, sonst....


    Es gibt 2 mögliche Gründe, aus denen Hunde von Wölfen angegangen werden - entweder als Beute, da gilt die Selbstversorger-Regel "mit dem Essen spricht man nicht" oder als Konkurrenz, auch da gehts nicht drum, Gefangene zu machen.
    Kommunikation mit dem Gegenüber ist in beiden Fällen unnötig.


    In den zahlreichen Analysen des Videos durch Experten war die für mich schlüssigste These, dass es sich da um 2 selbst noch recht junge Wölfe gehandelt hat. Deshalb das eher vorsichtige Verhalten am Anfang. Die Aktionen des 2. Wolfes sieht man ja kaum mal, der hat sich halt von hinten an den Hund rangemacht.


    Auch für den Hund dürfte das die erste - und einzige - Wolfsbegegnung in ihrem Leben gewesen sein. Völlig neue Situation für sie und dazu der Zwiespalt, dass sie eigentlich grad im Einsatz auf der Elchsuche war.


    Es dürften also beidseits unerfahrene Parteien aufeinander getroffen sein. Die beste Taktik, sich bei einem Wolfsangriff richtig zu verhalten, lautet "stand your ground" - wer losrennt, hat schon verloren.


    Die Suche des Halters nach dem Hund wurde dadurch erschwert, dass durch die Attacke der Peilsender zerstört worden ist. Ohne ihre Schutzweste hätte Klara das wohl nicht überlebt.


    LG, Chris

  • Ich hätte mit viel mehr eindeutiger, drohender Mimik und Körpersprache der Wölfe gerechnet.

    Wenn Du Dir Videos über Wölfe anschaust, wie sie untereinander agieren (oder vll. auch bei der Jagd), dann stellt man schnell fest, dass Wölfe und Hunde eine andere Sprache sprechen (empfinde sie als ähnlich, doch für mich als Mensch eher schwierig, Hunde verstehe ich weitaus besser, schneller, zumeist in zehntel Sekunden, bei Wölfen brauche ich eindeutig den Frontallappen ... Hunde sind auf die Kommunikation mit Menschen hin gezüchtet und wir leben mit diesen Haustieren schon ewig).


    Innerartlich, also Wolf mit Wolf, kann man aber noch einiges vergleichen. Unsere Hunde sind ... hhhm ... viel theatralischer (empfinde sie auch als lauter) und investieren mehr Zeit für die Kommunikation. Wölfe sind viel feiner (und wir haben diese vielen kleinen Zeichen nicht gelernt zu lesen), leiser und m.E. knapper. Können sie auch so machen, spart Ressourcen/Aufwand und sie kennen sich alle gut, Familienmitglieder und ständig lauter rumzugrölen, ist nicht wirklich die richtige Art zu Leben in dieser Natur.


    Was man eben nicht vergessen darf, Wölfe sind keine Hunde und so handelt es sich um einen speziesübergreifenden Kontakt! Und es ist ist bei einem Wildtier kein Kontakt, der einer aufwändigen Kommunikation bedarf. Nur in Ausnahmen wird sich eine Bereitschaft dazu finden. Wolf will keine Konkurrenz durch andere Spezies. Er kommuniziert nicht mit ihnen, meist will er sie verjagen oder platt machen. Was soll man dabei noch gross reden? (Tun menschliche Soldaten auch nicht, nur in Filmen).


    Die Begegnung ist viel einfacher mit so etwas zu vergleichen, oder sogar, als stellten sie Wild. Wenn Hunde Hunde angreifen sieht das anders aus. Wenn Hunde Hase angreift, versteift sich auch irgendwie die Mimik. Den meisten Ausdruck siehst Du bevor er sich zur Jagd aufmacht. Wenn er die Beute gestellt hat nicht mehr, er will ja auch nicht mit ihr kommunizieren, sondern sie töten. Wozu sich den Aufwand mit langen Reden machen?


    (Oder schau Dir eine Katze an, wenn sie sich mit einer gefangenen Maus beschäftigt. Sieht aus wie ein Spiel ... sieht aber letztlich nur so aus ...)


    Aber dann wieder ähnlich, wenn es bei Attacken Hund gegen Hund still wird, dann wird es erst so richtig gefährlich. Dann verschwenden Hunde auch keine Ressource, keine Konzentration, keinen Aufwand mehr für Kommunikation. So etwas bekommen wir eher selten zu Gesicht. Solange unsere Lieben noch richtig Theater machen, ist das zwar nicht schön und kann auch zu schlimmen Verletzungen führen, aber bei weitem nicht so toternst (im wahrsten Sinne des Wortes).


    Ohne ihre Schutzweste hätte Klara das wohl nicht überlebt.

    Davon gehe ich aus.

  • wer so einen Sprint länger durchhält - oder wer einfach das Glück auf seiner Seite hat.

    Nicht wirklich.


    Das wären nur 2 Faktoren.
    Wölfe sind keine Blindlings-Hinterher-Hetzer, die es rein auf Kraft und Ausdauer aufbauen. Es sind kluge und erfahrene Strategen. Sie geben in der Regel die Richtung vor, wohin Beute rennen soll (wie bei der menschlichen Hetzjagd auch). Und dann hat die Beute vll. Glück und kann durch eine Lücke in der Strategie die Richtung wechseln ...

  • Zur Kommunikation Wolf - Hund habe ich vor einigen Jahren mal gelesen, dass Wölfe viele unserer Hunderassen überhaupt nicht lesen können, weil die inzwischen völlig andere Körperattribute haben. Ringelschwanz, Schlappohren, kurze Schnauzen, langes Fell etc - das kommt bei Wölfen nicht vor und von daher ist da nix zu lesen vom Wolf.
    Ich weiß leider nicht mehr die genaue Quelle, aber das war in irgendeinem Bericht über eine Station, die Wölfe großzieht.

  • Hm, doch so schnell, ich dachte, die wären langsamer, da sie ja eher Ausdauerläufer sind.


    Bei nem Windhund könnte ich mir allerdings auch vorstellen - sollte er gut durchkommen - dass der schon einen Wolf/Wölfe schon abhängen könnte - angeblich ignorieren sie beim Jagen ja auch alle Schmerzen/Verletzungen - wenn sie dann wirklich flüchten sollten, ist es vermutlich ähnlich.
    Ein halbwegs fitter Windhund hat evtl. auch noch etwas mehr Ausdauer im Sprint - ein Wolf wird vermutlich nicht 'alles geben' für diese Beute, wenn er dafür recht viele Ressourcen verbrauchen muss.
    Zumindest in Naturdokus geben sie dann doch relativ schnell auf, wenn die Beute sehr viel schneller ist.(?)


    Ich hatte das Video mit der Hündin und dem Wolfsangriff schon vor ein paar Jahren mal gesehen - und dann hatte ich mal nachgelesen - in manchen Gebieten - gerade bei Arbeitshunden - wird wohl tatsächlich auch pro forma immer eine Schutzweste angelegt.


    Könnte man HSH auch eine Weste dauerhaft anlegen, oder wäre das nicht so geeignet?(Fell reibt ab/Bewegungseinschränkung etc. ...?)

  • Könnte man HSH auch eine Weste dauerhaft anlegen, oder wäre das nicht so geeignet?(Fell reibt ab/Bewegungseinschränkung etc. ...?)

    Wenns richtig ernst wird, gibt es die Stachelhalsbänder.


    Ich habe solche Westen noch nicht in der Hand gehabt - kann mir aber nur schwer vorstellen, dass die im dauerhaften Einsatz geeignet sind. Die Hunde laufen ja nicht nur auf Golfrasen bei Sonnenschein mit der Herde mit. Da gibts Gestrüpp, sie werden nass, sie werden schmutzig. Dann eine Weste dauerhaft? Da will ich nicht wissen, was das aus dem dringend benötigtem Fell macht und was da für Ekzeme drunter entstehen können. Wie bewegungseinschränkend die Westen sind, weiss ich nicht - da aber auch Jagdhunde flink und beweglich sein können müssen, denke ich mal, dass sich das im Rahmen hält.
    Meine Rinder wären den halben Tag damit beschäftigt, den Hunden an der Weste rumzuspielen - meine Hunde tragen noch nicht mal ein Halsband, weil das viel zu gefährlich wäre, wenn sich ein Rind mit einem Horn drin verfängt.


    Viele HSH-Rassen haben extra viel Fell, damit der Wolf erstmal Fusseln im Maul hat, wenn er reinbeissen will. Andere Rassen haben ausgeprägte Kehl-Wammen, so dass der Wolf statt der Kehle erstmal schwabbelige Hautlappen erwischt.


    LG, Chris

  • Ach so - und in den Ursprungsländern haben viele HSH die Ohren kupiert, da geht es nicht um das "scharfe Aussehen", sondern ganz pragmatisch darum, dem Wolf wenig Angriffsfläche zu bieten.


    Ist hier natürlich verboten.


    LG, Chris

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