Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Da kann man froh sein wenns noch Einzeltiere sind. Da würden noch gute Chancen zur Vergrämung bestehen.

    Und grad die Einzeltiere sind es, die unterwegs wohin auch immer auf ungeschützte Herden treffen, weil durchwandernde Wölfe für das Wolfsmanagement noch kein Grund sind, Herdenschutz-Förderung auszurufen.


    Tierhalter wie ich machen in Sachen Herdenschutz eigentlich alles genau richtig - dann nämlich, wenn der Herdenschutz schon steht, bevor die Wölfe offiziell da sind.


    Aber dafür müssen Tierhalter wie ich dann auch die ganzen neuen Konflikte mit aller Macht austragen und vor allem aushalten.


    Die Rudel spazieren fröhlich durch Dörfer,

    So fies es klingt - fast wünsche ich mir das für hier, damit mal verstanden wird, worum es eigentlich geht, wofür die Hunde da sind und warum man das nicht aus Jux und Dollerei macht.
    Aber die Normal-Bevölkerung hängt den Tierhalten naturgemäß eine ganze Weile hinterher, bis sie merkt, dass auch sie irgendwann mal von der Wolfs-Rückkehr und dann Anwesenheit betroffen sein könnte. Grad in so Zwergendörfern wie dem hier.


    Meine Güte, wenn man am Rand eines 48-Häuser-Dorfs keine Hunde einsetzen kann, wo denn bitte schön dann in D?
    So viele Einzel-Gehöfte in völliger Alleinlage gibt es nicht.


    Falls einer eines kennt - ich suche.


    LG, Chris

  • Was hälst du von Schweden? :D Da gibt's dass häufiger, mir scheint der Umgang mit den Wölfen ist da auch vernünftiger, weniger ideologisch und last but not least, die haben in etwa soviele Wölfe, wie wir in Brandenburg. Also eine viel geringere Dichte. Ich miete mich dann bei euch ein und helf dir auch mit den Rindern. Deal? :applaus:

  • Da kann man froh sein wenns noch Einzeltiere sind. Da würden noch gute Chancen zur Vergrämung bestehen. Bei uns sind es zwei bis drei Rudel- offiziell natürlich nur eins. Ob man die noch erzogen bekommt? Ich bezweifle es. Bei einem Mutterkuhhalter haben sie letztes Jahr 40 Jungrinder geholt. Bei 180 Mutterkühen mit entsprechendem Nachwuchs ein erheblicher Verlust. In den anderen Dörfern rundrum siehts nicht besser aus. Die Rudel spazieren fröhlich durch Dörfer, holen Ziegen und Schafe aus dem sprichwörtlichen Vorgarten und ähnliches. Selbst wenn die mal was schmerzhaftes erleben, glaube ich nicht, dass es nachhaltig wäre, dafür ist der Erfolg und die Lernerfahrung schon zu groß. Anträge auf Entnahme des offiziell anerkannten Rudels werden abgelehnt aber was anderes fällt mir da auch nicht mehr ein. Wie soll man mit solch Mc Donalds Wölfen in der Nachbarschaft leben?
    Mein Pony steht deswegen auch nicht mehr im Offenstall, kommt abends in eine Innenbox. Paddockbox wäre mir zu heikel, denn auf dem Hof wurden auch schon Schafe gerissen- auf dem Hof. Nicht auf der Weide. Und da geb ich Patti recht, es gibt in Brandenburg nun seit fast 20 Jahren Wölfe, dass der gemeine Bürger /Bauer solch Entwicklungen aufgrund mangelnder Erfahrungen mit Wölfen nicht vorraus sehen konnte ja aber offizielle Experten und Stellen doch schon aber es ist nix passiert. Nun haben wir den Salat. Natürlich mag man nocht einfach so ganze Rudel auslöschen, es sind ja auch Lebewesen aber tja..

    Solche Fälle zeigen sehr gut, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht reichen, sie sogar "kacke" sind.


    In diesem Fall? Ja, da müsste man über eine "Entnahme" (acuh so ein tolles Wort. Viele Kollegen mögen es nicht, wenn ich über das Töten spreche. Entnahme nimmt für viele einfach das Entgültige) der vorhandenen Population nachdenken.


    Nachkommende (eure Region scheint ja "beliebt") müssten dann aber effektiv vergrämt werden dürfen. Und leider ist Deutschland und die Lände rnoch weit davon entfernt, das zulassen zu können. Was auch mit Europa und dessen Recht zu tun hat.

  • Ach je...
    Mir ging es um Vorurteile und Plattitüden.


    Ich dachte eigentlich, das wäre offensichtlich...

    naya bei Menschen mit Waffen erwarte ich einfach das dass was oben von mir steht nicht vorkommt.
    Den es ist "nur" Gegenstand und da ist nur ein Mensch für Verantwortlich das da nix passiert..

  • Wir wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Lausitz und zu einem Wildpark, von dem man munkelt, dass er seine überzähligen Wölfe.. beweisen kann man nix aber es würde die doch nicht unerhebliche Nichtscheuheit erklären. Und der Entnahme muss immer auch der Landrat zustimmen und bei den Drohungen die allein bei der Überlegung kursieren.. ja gut derjenige will wohl noch ein bisschen länger ein Haus und ein Auto haben. Alles verfahren und schwierig.

  • Aber findest Du nicht, dass Weideregionen in der Nähe oder gar unmittelbarem Umfeld von deutlich engeren Siedlungsbereichen da doch noch mal ne ganz andere Hausnummer sind, was den Herdenschutz mit Hunden angeht?

    Doch, sehe ich auch so. Und ich würde mich darein versteigen, das unsere Almen der Oisans Region ähnlicher sind, als eurem Weideland in Deutschland. Und damit eigentlich deutlich besser geeignet für den Einsatz von HSH als das eure Region ist. Meinem Verständniss nach.


    Was für einen Schwerpunkt hat denn der Tourismus dort, weisst Du das?
    Hier liegen die Schwerpunkte angeblich auf Wandern und Wintersport - "echte" Wanderer findet man aber eher selten, hier krauchen meist ältere, städtisch angehauchte Spaziergänger in geländeuntauglichen Schühchen rum, die schon mit einem Trampelpfad durch eine Wiese überfordert sind und sich beschweren, warum da kein Weg gemulcht ist. Das hat für mich nix mit Wandern zu tun, aber gut, ist Geschmackssache.


    Vllt. sind in etwas unwegssameren Regionen prozentual auch einfach mehr Menschen unterwegs, die grundsätzlich ein anderes Anspruchsdenken da draussen haben?
    Ich weiß es nicht - hier ist der durchschnittliche Tourist der typische Städter, der auflaufendes Sommergetreide nicht von einer Wiese unterscheiden kann und keinen Plan davon hat, wie man sich rücksichtsvoll da draussen bewegt.

    In der Oisans Region ist der Wintersport ganz groß, danach Wandern und Mountainbiken, etc aber weit abgeschlagen vom Wintersport. Die Wanderer waren eher von der naturverbundenen Sorte.


    Hier würde ich sagen, daß in Alm-Regionen zum guten Teil aus deinen "städtisch angehauchte Spaziergänger in geländeuntauglichen Schühchen" besteht, allerdings gern mit steigeisentauglichen Bergsteigerschuhen ausgestattet. Diese Gruppe von Touristen sind auch jetzt schon ein Problem in der Almbewirtschaftung und vermutlich ein ganz großes Gefahrenpotential für Nutztiere und ihren Schutz.
    Anders sieht es sicherlich auf den einsameren Flächen aus, wo nicht alle 100 Meter eine bewirtschaftete Hütte ist. Vermutlich würde auch der Schutz dieser Flächen anders gestaltet werden, als der intensiv touristisch genutzte Teil.


    Ich denke auch, dass wir in unseren Argumentationen relativ nah beieinander sind, die Last ganz klar nicht nur bei einzelnen Tierhaltern liegen darf und für die jeweilige Region gangbare Lösungen gesucht werden müssen. Die werden vermutlich -oder hoffentlich- bei euch anders aussehen, als bei uns. Die gravierendsten Unterschiede in deiner und meiner Sichtweise dürfte auf den Unterschied Tierhalter/Freizeitbergler und den unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort zurück zu führen sein.


    @nepolino und mich ärgert, dass hier vehement die Schiene "Der Wolf ist böse, wir wollen den hier nicht!" gefahren wird und die Chance verpasst wird, JETZT über einen sinnvollen Umgang nach zu denken. Vergrämung, HSH großziehen, die den Aufgaben auf der Alm gewachsen sind, Ställe/Unterstände bauen (was auch gegen Gewitter Schutz bedeuten würde), die Zahl der Hirten erhöhen...
    Was weiß ich. Auf jeden Fall nicht -wie aktuell praktiziert- alles außer Ausrottung ablehnen, wie es Bauern und führende Politiker gemeinsam tun.


    Dafür sind auch Gerüchte nicht zu doof:
    Auf der Seiser Alm sind 14 Schafe gerissen worden. Angeblich von einem Rudel Wölfe (sagen Bauern und Jäger), bzw von einem Rudel Hybride (sagt der Ortsvorsteher), was aber nicht bestätigt ist.
    Tatsächlich ist bisher KEIN Hybride in Südtirol nachgewiesen (und wie kann der Ortsvorsteher das bitte wissen?) und auf der Seiser Alm genau ein Wolf mit Räude, aber kein Rudel.
    Die Risse KÖNNEN von einem Wolfsrudel sein, aber genau so gut von Hunden, die hier vielfach frei laufen.


  • Es waren 20 Jahre Zeit, über einen sinnvollen Umgang nachzudenken. Was passierte? Nix sehen, nix hören, nix sprechen - die 3 Affen halt.
    Der Zug ist doch schon abgefahren - wir stolpern hinterher.
    Und was ist mit Gegenden abseits von Almen?
    Was ist mit der Küstenregion mit den Deichen?


    Übrigens: du irrst, wenn du behauptest, nur Bauern und führende Politiker sprechen sich gegen eine verstärkte Verbreitung des Wolfes aus.
    Das tun auch ganz normale Landbewohner, die direkt betroffen sind. Es sind ja nun nicht alles Bauern, die auf dem Land wohnen.

  • Und wo genau habe ich das jetzt wieder geschrieben?

    Du schreibst "Was weiß ich. Auf jeden Fall nicht -wie aktuell praktiziert- alles außer Ausrottung ablehnen, wie es Bauern und führende Politiker gemeinsam tun"


    Es sind nicht nur Bauern und führende Politiker. Es ist ein Großteil der Landbevölkerung. Nämlich genau die, die davon betroffen sind.


    Vielleicht verstehe ich dich falsch, aber deine Aussage impliziert, dass es halt "die Bauern" sind. Ein Berufszweig halt. Aber wie gesagt, vielleicht habe ich deine Aussage auch zu sehr generalisiert und du beziehst dich auf die Situation bei dir vor Ort.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!