Echte Wölfe und blöde Fragen
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Die armen, armen privaten Schweinehalter - wie das aussieht, wenn eine Behörde so richtig loslegt, haben wir ja letztes Jahr beim Geflügelpest-Theater erfahren: tierfreundliche Kleinhalter werden mit erbarmungsloser Gründlichkeit regelrecht plattgemacht, während die Seuche von Intensivstall zu Intensivstall geht. Ich fürchte, so ähnlich wird es auch bei den Schweinen laufen.
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Hier gibt es einen ausführlichen Bericht zum toten Jagdhund mit Bildern des toten Hundes. Trotzdem interessant.
jawina.de/wolfsangriff-auf-bracke-chronik-eines-hundetodes/Ich finde es anerkennenswert, wie sachlich dieser Bericht verfasst wurde. Dass Ajax schmerzlich vermisst wird, ist zwischen den Zeilen unüberlesbar.
Noch sind es nur vereinzelt Hunde - auch, wenn man an diesem Beispiel sehen kann, dass es für das Reissen eines Hundes nun wahrlich keinen Räudewolf braucht.
Mittlerweile sehe ich viele "vermisste Hunde"-Meldungen schon mit einer gewissen Beklommenheit - letztes Jahr der vermisste Whippet im Kreis Görlitz, jetzt aktuell ein vermisster Hund an der Grenze zu Österreich/Mühlviertel - Wolfsregionen.Ich stelle immer wieder fest, dass ausserhalb dieses Threads und ausserhalb der Herdenschutz-Szene der Wolf gedanklich bei vielen Menschen noch gar nicht angekommen ist.
LG, Chris
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Vor drei Wochen erzählte meine Freundin, die recht dicht am Herrenholz wohnt, dass ein Hund aus ihrer Nachbarschaft vermisst werde, ein kleiner Dackelmix, der wohl immer streunen geht. Auch in Goldenstedt wurde kurzzeitig ein Zwergrauhaardackel vermisst. Mein erster Gedanke war gleich, dass das Herrenholz ein blöder Ort ist, um einen Hund zu verlieren.
Der Streuner bei meiner Freundin ist inzwischen wieder zu Hause, beim Zwergdackel weiß ich es nicht. Beide Halter wohnen jeweils direkt am bzw. im Wald und beide Hunde neigen zum Abhauen und Streunen. Das würde ich für meine Hunde ja schon unter normalen Umständen nicht haben wollen, aber im Wolfsgebiet noch viel weniger.
Vor ein paar Jahren verschwand aus einer Siedlung in Goldenstedt, die nur durch die Bundesstraße vom Wald getrennt ist, ein ShiTzuh, auch er durfte allein durch die Gegend laufen, hat oft genug meine Gassihunde belästigt (beim Spuk hat er sich nicht getraut), Gleisarbeiter AUF dem Bahnübergang gestellt (ich glaub, die lachen immer noch darüber) und ist in andere Häuser gelaufen, um dort Hundekram zu markieren. Eines Tages war er weg. Ob Auto, Bahn, Wolf oder ob er doch gestohlen wurde, wissen die Halter bis heute nicht. Ich könnte das nicht. -
Ich finde es anerkennenswert, wie sachlich dieser Bericht verfasst wurde. Dass Ajax schmerzlich vermisst wird, ist zwischen den Zeilen unüberlesbar.
Das fand ich auch sehr bewundernswert.
Blöd dann die dummen, unqualifizierten (und unempathischen, außer mit dem Wolf generell) Kommentare
unterhalb des Beitrags!
Völlig daneben, Hauptsache pro Wolf!
Das Mitleid mit dem Hundehalter steht da gar nicht erst zur Debatte, Hauptsache gegen Jagd; den Artikel muss man ja nicht zu Ende lesen, dann kann man ja getrost behaupten, dass es ja bestimmt kein Wolf war, der den Hund getötet hat.dass ausserhalb dieses Threads und ausserhalb der Herdenschutz-Szene der Wolf gedanklich bei vielen Menschen noch gar nicht angekommen ist.
Das vermute ich auch stark. Wiegte mich bis vor Kurzem ehrlich gesagt auch ziemlich in Sicherheit in NRW aufgrund der Siedlungsdichte, wüsste aber schon, wo ich hier "wohnen" würde, wenn ich Wolf wäre...
L. G. -
Ich stelle immer wieder fest, dass ausserhalb dieses Threads und ausserhalb der Herdenschutz-Szene der Wolf gedanklich bei vielen Menschen noch gar nicht angekommen ist.
So ist es.
Nicht nur, dass Streunen ganz sicher nicht mehr geht. Das ist ja etwas, was hier im DF wohl sowieso kein Thema ist.
Aber Hundehaltung im Wolfsgebiet verändert sich auch darüber hinaus ganz ordentlich.
50m vorlaufen im Freilauf? Nein. Der Radius ist viel zu groß. Gleiches gilt für einen hintertroddelnden Hund, der dann mal irgendwann aufschließt. Kann man sich beides nicht leisten.
Auch Dummy-Training, wie ich es kennengelernt habe bei einer Retrieverhalterin, ist viel zu gefährlich. Verlorensuche, wie ich es früher mit Maxe gemacht habe? Auch gestrichen.
Ein Tut-Nix, der bei Hundesichtung manchmal nicht hört? Auch das kann man sich nicht leisten. Ich würde auf keinen Fall davon ausgehen, dass der Hund einen Wolf anders behandelt als einen Hund. Und es nicht unbedingt davon auszugehen, dass der Wolf eine freundliche Spielaufforderung mit Humor nimmt.
Über Wild und Jagen brauchen wir gar nicht erst reden.
Ich würde heute auch im Leben nicht mehr auf die Idee kommen, einen Hund im Garten halten zu wollen. Zwinger und Zaun hin oder her.Viele Leute sind wohl immer noch der Meinung, bei ihnen kommt der Wolf nicht an.
Neulich Abend hab ich die Hunde nochmal in den Garten gelassen und dabei so ungefiltert gesagt: "Bleibt schön zusammen." Wir standen dann auf der Terrasse und mein Mann hat sich vor Lachen fast weggeschmissen, weil die Hunde damit natürlich überhaupt nichts anfangen können und das beim abendlichen Pipigang auch total überflüssig finden. Aber das sind so die Dinge, die aus dem Bauch heraus im Wolfsgebiet Thema sind.
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So ist es.[...]
Aber Hundehaltung im Wolfsgebiet verändert sich auch darüber hinaus ganz ordentlich.
50m vorlaufen im Freilauf? Nein. Der Radius ist viel zu groß. Gleiches gilt für einen hintertroddelnden Hund, der dann mal irgendwann aufschließt. Kann man sich beides nicht leisten.
Auch Dummy-Training, wie ich es kennengelernt habe bei einer Retrieverhalterin, ist viel zu gefährlich. Verlorensuche, wie ich es früher mit Maxe gemacht habe? Auch gestrichen.
Ein Tut-Nix, der bei Hundesichtung manchmal nicht hört? Auch das kann man sich nicht leisten.Noch bin ich nicht soweit, mal sehen, wann es soweit ist - hoffentlich nie.
Viele Leute sind wohl immer noch der Meinung, bei ihnen kommt der Wolf nicht an.
Neulich Abend hab ich die Hunde nochmal in den Garten gelassen und dabei so ungefiltert gesagt: "Bleibt schön zusammen." Wir standen dann auf der Terrasse und mein Mann hat sich vor Lachen fast weggeschmissen, weil die Hunde damit natürlich überhaupt nichts anfangen können und das beim abendlichen Pipigang auch total überflüssig finden. Aber das sind so die Dinge, die aus dem Bauch heraus im Wolfsgebiet Thema sind.
Habe zwar einen Zaun, aber das nützt ja auch nicht unbedingt etwas, wie wir inzwischen wissen.
Noch fehlt mir aber solch eine "Denke", wohnbedingt.
Möchte auch nicht mit Dir tauschen.
L.G. -
Hier gibt es einen ausführlichen Bericht zum toten Jagdhund mit Bildern des toten Hundes. Trotzdem interessant.
jawina.de/wolfsangriff-auf-bracke-chronik-eines-hundetodes/Danke für's Teilen. Das Bild vom Auffinden des Jagdhundes ist mein schlimmster Alptraum - muss nicht mal Wolf sein, Wildschwein oder Hirsch reicht auch. Ich habe mir den Bericht abgespeichert, weil ich ernsthaft mit dem Gedanken spiele, Frieda nicht mehr als Stöberer einzusetzen. Wenn mich der Hafer sticht, schaue ich mir die Fotos an. Wenn der Wolf erstmal hier angekommen ist, ist für meinen Hund sowieso Schluss mit Drückjagden. Im Gegensatz zum Wolf sind Schweine und Hirsche nur gefährlich, wenn sie verletzt oder in die Enge gedrängt sind. Die gehen nicht gezielt hinterher. Trotzdem kann das Endergebnis das gleiche sein.
Nicht dass man das jetzt falsch versteht. Ich kann dem Wolf das auch nicht übel nehmen. Das Verhalten ist ja völlig normal. Der Luchs murkst auch gerne gezielt Füche und Wildkatzen ab. Ich benutze beim Angeln auf Hecht gern Kunstköder, die wie Barsche aussehen. Räuber schalten gerne Nahrungskonkurrenten aus. Das nützt ihnen in doppelter Hinsicht.
Ich hab mir übrigens zu Weihnachten die Reihe "Wölfe in Deutschland" auf DVD gekauft. Das sind die vier Filme mit Gesa Kluth, Ilka Reinhardt und Co. ganz am Anfang der Wolfsbesiedlung, wo die Sichtung auf dem TÜP noch eine Sensation war. Hab die Filme verschlungen. Nicht nur, weil ich mich für Wölfe interessiere, sondern auch, weil es absolut krass war, das vom heutigen Standpunkt aus zu sehen. So alt sind die Filme noch gar nicht und was die damals alles erwartet haben, was passieren, bzw. nicht passieren würde... Teilweise musste ich lachen. Z. B. wenn immer wieder betont wurde, dass Wölfe so extrem scheu wären, dass wenn man einen sieht, man sofort ein Foto machen und sich freuen sollte. Ich hatte spontan zig Fotos und Videos von Wölfen im Dorf, an Briefkästen, Bushaltestellen und Co vor Augen, die es heute gibt. Die redeten damals von Sichtungen IM WALD.
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Ich mag mir auch nicht vorstellen, wie das für den Jäger gewesen sein muss, seinen Hund so zu finden. Schrecklich.
Ich vermute mal, es gibt keine Zahlen dazu, wieviele Jagdhunde im Dienst tödlich verletzt werden, oder? Wie @Sus.scrofa schreibt, sind Wildschweine und Hirsche je nachdem ja auch nicht zimperlich, wenn sie sich verteidigen müssen. Der Jäger, den ich häufiger beim Spazierengehen mit meinen Hunden treffe, sagte mir mal, dass auch Dachse in ihrem Bau für Hunde sehr gefährlich werden können.
Die Kommentare unter dem Bericht finde ich teilweise von beiden Seiten nicht besonders gelungen. Der betroffene Jäger macht sich ja selbst Gedanken darum, was man zukünftig beachten bzw ändern muss, um so etwas so weit als möglich zu vermeiden. Die Überlegung, ob nicht auch die Jagd in der Ranzzeit dazu beigetragen hat, überzeugt mich schon. Die am Hund gefundene DNA gehört ja zum Leitwolf der Gruppe, wenn ich das richtig gelesen habe. -
Seit ein, zwei Wochen treibt sich bei uns ein einzelner Wolf umher.
Derzeit sind keine Nutztiere draußen, ob es ein Segen ist oder ein Fluch, kann ich nicht bewerten.
Die Ems ist kein Hindernis mehr für ihn (oder sie?), zwei größere Runden traue ich mich schon fast nicht mehr zu gehen. Es könnte alles passieren, die Hunde sind erstmal an der Leine.
Ich muss gestehen, so schnell habe ich sie vor der Haustür nicht erwartet. Habe gehofft, dass sie sich vielleicht erstmal andere Bereiche aussuchen und nicht unbedingt meine Heimat. Wölfe waren immer so weit entfernt. Die waren in Sachsen, in der Lüneburger Heide. Vom Cuxland-Rudel habe ich eine lange Zeit nicht gewusst. Was ist, wenn der Wolf aus dem Cuxland-Rudel stammt? Was bedeutet das, nicht nur für Hundehalter, sondern auch für Nutztierhalter? Wie sollen wir unsere Deiche sichern, die Kälber und Jungrinder nach draußen bringen? Wie kann so die Kulturlandschaft Ostfriesland erhalten bleiben?
Was passiert mit unseren Naturschutzgebieten, den Natura2000-Gebieten?
Ich bin verunsichert.
Und noch etwas, aus der Geschichte "Ostfriesland und der Wolf": Der letzte Wolf Ostfrieslands:
Mitte März 1776:
In Ostfriesland wird der letzte Wolf erlegt
Ostfriesland wurde in früherer Zeit öfter von Wölfen heimgesucht. So beklagten sich die Bewohner im Jahre 1665 bei dem Landesherrn, daß ihnen Tag für Tag von den Wölfen Vieh zerrissen wird. Mehrfach wurden Jagden auf die gefährlichen Räuber abgehalten. Im April 1766 machte sich in der Friedeburger Gegend ein starker Wolf bemerkbar. Aller Versuche, ihn zu töten, mißlangen, so daß die Regierung in Berlin im Juni 1768 eine Prämie von 100 Talern für die Unschädlichmachung aussetzte. Aber alles Bemühen blieb ohne Erfolg, acht Jahre lang trieb das Tier sein Unwesen und richtete unter den Wildbeständen großen Schaden an. Die ganze Zeit aber stellte der Bauer Harm Claassen aus Arle dem Untier nach. Endlich gelang es ihm, in der Nähe von Arle den letzten Wolf in Ostfriesland zehn Jahre nach seinem ersten Auftreten zu erlegen. -
Die redeten damals von Sichtungen IM WALD.
Da die Wölfe offensichtlich überall rumlaufen, nur nicht im Wald, bleibt die Sichtung im Wald ja ein Lottogewinn....
Also hatten sie damals doch irgendwie Recht.
Aber ja - das gehört zu dem Themenfeld in Sachen Wolf, das ich eben so erschreckend finde. Was uns bei so einem zwangsläufig dichtem Zusammenleben mit den Wölfen wirklich erwartet, scheint niemand so genau zu wissen. Deshalb habe ich mir ein gesundes Mißtrauen bezüglich offizieller Aussagen zugelegt.
Das Bild vom Auffinden des Jagdhundes ist mein schlimmster Alptraum
Bei mir sinds die Weidetiere und die Hunde an der Herde. Für mich mich meinem "Hobby"-Hintergrund in Sachen Tierhaltung gibt es da keinen grossen Unterschied, ob da jetzt ein Kalb so liegen würde oder einer der Mc`s. Es ist unvorstellbar und ja, ein Alptraum. Ich tue, was ich kann, um so etwas nicht sehen zu müssen.
Nicht dass man das jetzt falsch versteht. Ich kann dem Wolf das auch nicht übel nehmen.
Ja, das ist fast schon ein Dilemma für mich. Ich wills ihm auch nicht übel nehmen müssen, kenne mich aber gut genug, um zu wissen, dass es im Fall X dann doch etwas sehr Persönliches werden würde. Deshalb versuche ich Fall X ums Verrecken zu vermeiden.
Die Überlegung, ob nicht auch die Jagd in der Ranzzeit dazu beigetragen hat, überzeugt mich schon.
Die Ranzzeit mag ein zusätzlicher Faktor sein - aber ich halte den Hund als potentiellen Nahrungskonkurrenten und als simplen Eindringling ins Territorium für Grund genug.
Einige Kommentare aus etablierten Wolfsländern, die weit mehr Erfahrung mit Jagdhunden in Wolfsgebieten haben, zeigen ja leider, dass die Risse von Jagdhunden sehr häufig vorkommen. Und auch, dass einige der empfohlenen Maßnahmen sogar eher kontraproduktiv sind. Wenn Glöckchen am Halsband der Jagdhunde in Canada als "Dinner-Bells" bezeichnet werden, ist es traurig, wenn sowas hier noch als geeignete Vorsichtsmaßnahme genannt wird.
Neulich Abend hab ich die Hunde nochmal in den Garten gelassen
Mit Yorkies Tod gibt es das hier künftig ja nicht mehr. Dass man nachts in schnell übergeworfener Kleidung mit einem alten Hund notfallmäßig in den Garten muss.
Oder dass ein alter Hund gemütlich ein Nickerchen in der Sonne macht, während ich im Gemüsegarten rumpuzzel. So traurig ich bin - es ist in dieser Hinsicht auch eine Erleichterung. Klingt bescheuert, ist aber so.Wie sollen wir unsere Deiche sichern, die Kälber und Jungrinder nach draußen bringen? Wie kann so die Kulturlandschaft Ostfriesland erhalten bleiben?
Bis wir das wissen, werden noch unendlich viele Nutztiere gerissen werden. Und das gehört für mich zu den Dingen, die mich bei dem Wolfsgeschehen wirklich stinkenkackesauer machen, dass sich da im Vorfeld viel zu wenig Gedanken gemacht worden sind und dass es immer noch - nach 20 Jahren Wolf in Deutschland ! - kein Herdenschutzkompetenzzentrum in D gibt. Wir sind mit dem Stand des Herdenschutzes immer noch nicht weiter als vor 20 Jahren.
Und das ist ein Skandal.LG, Chris
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