Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Aber sie gehen normalerweise nicht in menschliche Siedlungen um dort zu jagen.

    Doch natürlich tun sie das, denn, wie Du schon selbst bemerkt hast:

    Wölfe wissen ein wenig Komfort durchaus zu schätzen.

    Das gilt selbstverständlich auch für die Nahrungsbeschaffung (mitnichten nur für bequeme Trampelpfade oder praktische Beleuchtung). Sei es bequemer Vieh zu jagen, Mülltonnen plündern (ok, die laufen nicht weg, aber tun eingezäunte Schafe auch nicht wirklich) oder sich dem Wild zu widmen.

    Weiss nicht, wo Du lebst (wars München?), aber ich lebe zwischen verschiedenen Naturschutzzonen. Noch hat es in meinem näherem Umfeld keine Wölfe (wir haben hier Luchse, als grösserer Jäger). Was glaubst Du, wo das Wild in den frühen Morgenstunden und der Dämmerung zum Fressen hin geht?

    Auf die Felder, Wiesen und Weiden (sowie in die Vorgärten), ganz ohne Wolf, Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter, jeden einzelnen Tag und in manchen Gebieten sieht man sie auch inmitten von stark (durch Menschen und ihre Hunde) frequentierten Gebieten auf den Feldern mümmeln (und ein paar legen sich auch dabei).

    https://www.t-online.de/leben/familie/…-wildtiers.html

    Das heisst: Das Wild ist schon hier. Ist schon sehr lange ein Kulturnachfolger der Menschheit. Weit, weit, weit vor dem Wolf, der übrigens auch ein Kulturnachfolger war, bevor man ihn ausgerottet hatte.

  • Daran kann man sich jetzt noch die nächsten 30 Jahre schön aufhängen, oder? Hat das irgendjemand behauptet, der mal wirklich Wölfe in freier Wildbahn beobachtet hat? Das würde mich schwer wundern. Radingers Buch "Die Weisheit der Wölfe" ist 2017 erschienen, ihre Beobachtungen sind noch ein paar Jahre älter, und sie schildert schon, daß Wölfe durchaus anpassungsfähig sind und Wapitis auch über eine Straße voller Menschen jagen, wenn die Umstände es erfordern. Die Strategie der Wapitis, die Nähe von Menschen zu suchen, funktionierte nur kurzzeitig.

  • Daran kann man sich jetzt noch die nächsten 30 Jahre schön aufhängen, oder?

    Woran? Wovon sprichst Du?

    Die Strategie der Wapitis, die Nähe von Menschen zu suchen, funktionierte nur kurzzeitig.

    Das ist hier anders, weil das Wild einerseits die Nähe zum Menschen nicht suchen muss (weil, gefühlt zum 1 11 11 Male: schon da) und andererseits keinen weiteren Platz zum ausweichen finden wird.

    Deutschland ist kein riesiger Nationalpark mit endloser Wildnis, sondern ein dicht besiedeltes Gebiet; weitab das meiste Grün besteht aus bewirtschafteter Kulturlandschaft (nix Natur). Wohin soll das Reh denn gehen, wenn sein Lebensraum bzw. seine Nahrungsgründe bei den Menschen sind? Auswandern?

    Wohin denn? Wild geht doch immer dort hin, wo es etwas zu fressen findet; ganz global betrachtet. Und genau dort hin folgen auch die Jäger. Und das ist in D nun einmal die Siedlungsnähe. Völlig unabhängig davon, ob sie dort auch noch obendrein ein Quäntchen mehr Sicherheit finden, weil Mensch ganz sicherlich nicht den Wolf in seinen Vorgärten dulden wird.

  • Wohin denn? Wild geht doch immer dort hin, wo es etwas zu fressen findet; ganz global betrachtet. Und genau dort hin folgen auch die Jäger. Und das ist in D nun einmal die Siedlungsnähe. Völlig unabhängig davon, ob sie dort auch noch obendrein ein Quäntchen mehr Sicherheit finden, weil Mensch ganz sicherlich nicht den Wolf in seinen Vorgärten dulden wird.

    So generell ist diese Aussage doch wirklich Unsinn. Es gibt zum Beispiel den Pfälzer Wald mit rund 1700km², den Nationalpark Eifel mit 10700ha, grad in Süddeutschland und auch in Ostdeutschland gibt es viele dünn besiedelte Regionen, selbst das Ruhrgebiet hat größere Flächen zu bieten: https://www.wildes-ruhrgebiet.de/news/ruhrgebie…ind-wolf-hurra/

  • Zitat

    Von Wölfen geht im Normalfall übrigens auch keine Gefahr für Menschen aus, selbst wenn sie mitten durch den Ort oder über den Marktplatz laufen.

    Jau. Vor ein paar Jahren ging von ihnen auch noch keine Gefahr für Rinder oder Pferde aus, und 90 cm plus Flatterband sprangen sie "im Normalfall" nicht. Ich denke mal ,diese "alles easy und blümchenrosa-" Argumentation hat sich hier ebenso erledigt wie im gesamten Rest der Welt.

  • Zitat

    Von Wölfen geht im Normalfall übrigens auch keine Gefahr für Menschen aus, selbst wenn sie mitten durch den Ort oder über den Marktplatz laufen.

    Jau. Vor ein paar Jahren ging von ihnen auch noch keine Gefahr für Rinder oder Pferde aus, und 90 cm plus Flatterband sprangen sie "im Normalfall" nicht. Ich denke mal ,diese "alles easy und blümchenrosa-" Argumentation hat sich hier ebenso erledigt wie im gesamten Rest der Welt.

    Wollte ich eh grad verlinken: https://www.derwesten.de/staedte/oberha…d215596827.html

    Daraus der sehr kluge Satz: "Wölfe meiden Menschen, aber nicht menschliche Strukturen."

    Und:

    „Seit 1956 gab es neun Fälle, von denen haben in fünf Fällen tollwütige Tiere Menschen angegriffen und vier Wölfe waren angefüttert“, erklärt der Wolfs-Experte."

    Übrigens ist der Artikel auf Wildes-Ruhrgebiet.de durchaus lesenswert.

  • Dann sollte man dem Experten vielleicht das hier mal zur Lektüre empfehlen?

    https://www.bundestag.de/resource/blob/…18-pdf-data.pdf

    Und irgendwas mit "seit 1956" ist per se unseriös, da es zu dieser Zeit zumindestens bei uns keine Wölfe gab, das dient also nur dazu, die Zahlen zu verwässern. Dieser Zeitraum aus dem sehr vorsichtig schätzenden Bundestagsbericht dürften deutlich realistischer sein:

    "Insgesamt wurden zwischen 2010 und 2018 130 Angriffe von Wölfen auf Menschen registriert,

    denen 302 Personen – darunter 24 Tote - zum Opfer fielen. Die Ursachen der Angriffe waren
    nach Überzeugung der Autoren überwiegend räuberischer oder grundloser Natur."

    Aber OK, wir werden sicher auch da das Rad neu erfinden - bei uns verhalten sich Wölfe ja immer ganz anders als anderswo, bis sie das Gegenteil beweisen.

  • terriers4me Bezieht sich wohl darauf: https://www.n-tv.de/wissen/fragean…le20981688.html

    Die Studie ist dort zu finden: https://www.nina.no/archive/nina/P…melding/731.pdf

    Bewertung der Studie: https://wolfsmonitor.de/?p=735

    Übrigens sollte man bei der Studie des wissenschaftllichen Dienstes auch erwähnen, daß diese sich auf einen Zeitraum seit 1700 bezieht, also eine Zeit, in der Tollwut noch eine sehr große Rolle spielte.

  • Im übrigen ist dieser Artikel dasselbe belanglose Blabla, das wir hier in Niedersachsen vor fünf Jahren vorgesetzt bekommen haben, bevor die Realität einsetzte. Witzig, dass das in anderen Bundesländern überhaupt noch funktioniert.

    Und es geht am Kern des Problems weit, weit vorbei: Das besteht nämlich nicht darin, dass der Wolf gezielt auf Spaziergängerjagd geht, sondern darin, dass er in dem Übermaß, das wir uns da gerade ranziehen, ganze Ökosysteme zerstört.

    Warum, glaubst du, läßt Kanada - Kanada!! - aktuell gerade 80 (im Worten: achtzig) Prozent seines Wolfsbestandes abschießen? Und das ist ein Riesenland mit ungebrochener, großer Erfahrung mit Wölfen. Aber wir brauchen alleine in Niedersachsen mehr davon, als Schweden und Norwegen zusammen tolerieren? Mit weiterhin dreißigprozentiger Vermehrungsrate?

  • Wohin denn? Wild geht doch immer dort hin, wo es etwas zu fressen findet; ganz global betrachtet. Und genau dort hin folgen auch die Jäger. Und das ist in D nun einmal die Siedlungsnähe. Völlig unabhängig davon, ob sie dort auch noch obendrein ein Quäntchen mehr Sicherheit finden, weil Mensch ganz sicherlich nicht den Wolf in seinen Vorgärten dulden wird.

    So generell ist diese Aussage doch wirklich Unsinn. Es gibt zum Beispiel den Pfälzer Wald mit rund 1700km², den Nationalpark Eifel mit 10700ha, grad in Süddeutschland und auch in Ostdeutschland gibt es viele dünn besiedelte Regionen, selbst das Ruhrgebiet hat größere Flächen zu bieten: https://www.wildes-ruhrgebiet.de/news/ruhrgebie…ind-wolf-hurra/

    Spreche vom Vorkommen des Wildes (und des Wolfs) in ganz Deutschland (so gross ist das gar nicht), nicht von einigen wenigen grünen (verglichen mit den grossen Nationalparks anderer Nationen) doch eher winzigen Arealen.

    Würde sich Wild und Wolf dort alleine tummeln und dort bleiben ... tun sie aber nicht.

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