Tauben und blinden Hund trainieren?

  • Halli hallo liebe Wissenden!


    Ich hab da ein kleines Problem: Am Freitag ist zu mir in Gruppe ein Aussie-Mischling gekommen, der nichts hört und nur noch 70% sieht, was auch immer schlechter wird. Da er noch sehr jung ist (10 Monate) möchte die Besitzerin auf jeden Fall was mit dem Hund machen.


    Leider haben sich bei diesem Hund durch seine Erkrankung schon einige Probleme eingestellt. Grundsätzlich reagiert der Hund bereits ganz gut auf Sichtzeichen und auf Berührungen. Die Besitzerin hat auch die Schwester von dem Rüden (hört und sieht) und die zwei vertragen sich sehr gut.
    Bei mir aufn Platz ist er sehr nervös schaut immer ruckartig nach rechts und links (restliche Gruppe mit am Platz aber weit genug das nichts passieren kann). Die Besitzerin hat mir erzählt, dass sie eig richtige Probleme mit anderen Hunden hat.
    Dann hab ich mir dass mal angeschaut: Ich hab meine Hündin aufn Platz abgelegt und hab ihn vorsichtig hin gelassen, Schritt für Schritt. Der Rüde war erst sehr neugierig und lieb etwas aufgeregt aber das haben wir ganz gut in Griff bekommen. Mein Problem (also eher das von dem Rüden) ist das er, nachdem er meinen Hunde beschnüffelt hat, sehr schnell das Dominieren (Kopf aufn Rücken von meinem Hund legt, "Brust raustrecken", und Rumbrummeln) angefangen hat. Und da ist das Problem: wie lenk ich den Hund am Besten aus der Situation ab? Ich habs versucht mit "antippen" aber musste sehr energisch und fest werden. Hat ne Weile gedauert bis er "runterkam".


    Hat mit meiner ruhigen und braven Hündin also sehr gut geklappt, aber ich hab auch einige Rüppel in meiner Gruppe wo das zum Problem werden könnte.


    Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass dieser Hund erstmal lernen sollte auf Frauchen zu reagieren und zu fokusieren (also kein Interesse an anderen Hunden zuzulassen) bis Frauchen es mal erlaubt (eben bei braven Hunden) zu anderen Hunden zu gehn. Das also am Platz erstmal Frauchen die wichtigste Rolle spielt. Was haltet ihr davon?


    Ich tu mir generell schwer mit diesem Hund, wegen den oben genannten Problemen. Hat jemand irgendwelche Erfahrungswerte mit solchen Hunden? Wenn ja bitte gerne mitteilen.


    Gerne auch medizinische Hinweise ob man bei sowas irgendwas dagegen machen kann. Bei den Augen ist es ein grüner Star und ist ein Albino-Rüde, daher taub. Ich weis nicht ob man sowas operieren kann?


    Wäre ganz toll wenn ich viele Antworten bekommen

  • Ein Vibrationshalsband und ein Nasentarget können helfen, wenn sie richtig traniert werden. Allerdings ist das wirklich schwer, wenn zwei Sinne fast weg sind.


    Alles Gute dem Kleinen, berichte bitte weiter, wie er sich entwickelt =)

  • der arme Kerl :( : Aber bedauern hilft ihm leider nicht weiter.


    Ich würde da er wahrscheinlich ja bald gar nichts mehr sieht ihm eine Teleimpulsgerät kaufen und ihm die Kommandos die nötig sind als Vibration am Hals beibringen. Halt- kurzer Impuls, Sitz 2x kurz, komm einmal lang wobei das bei einem tauben und blinden Hund wahrscheinlich echt sinnfrei ist und vielleicht ein folge mir nach Geruch wird.


    Das mit dem Kontakt zu den anderen Hunden sehe ich genau wie du. Ich würde auch so mit ihm trainieren dass andere Hunde wirklich gar nicht da sind, sodass er sich ganz auf sein Fraule konzentrieren kann und nicht mit der Nase ständig die Umgebung abscannen muss.


    Ob so ein Hund Hundekontakt zu fremden Hunden haben sollte weiß ich nicht aber mein Bauchgefühl sagt nein. Andere Hunde reagieren sicher verunsichert auf ihn und er kann keine Signale von ihnen deuten so dass es ständig zu missverständnissen kommen wird. Das würde ich für ihn und auch die anderen nicht wollen.


    Toll wäre es ja er hätte einen sehr souveränen Althund an seiner Seite, der ihm sozusagen als Blindenhund zur Seite steht.

  • @ Morrigen


    Nasentarget? Davon hab ich noch nichts gehört, kannst du mir das kurz beschreiben wie es funktioniert, wie es an-trainiert wird? Das mit dem Teleimpulsgerät hab ich mir auch schon gedacht, aber weis nicht wo man so eins gut herbekommt.


    @ Lockenwolf


    ja ich versuch ihn nur an Hunden ranzulassen, die sicher sind wenn das dann so langsam klappt evtl. mit anderen aber ganz langsam eben.


    Naja schaunwa mal wies weitergeht muss mir erstmal was einfallen lassen, ich glaub erstmal wird das Team im Einzeltraining landen mal schaun was sich ergibt.


    vielen Dank schonmal und freu mich sehr auf weitere Ideen. Lieben Gruß

  • Wenn Du Englisch kannst, würde ich Dir Brenda Aloffs Buch "Get connected" empfehlen.


    Da ist ziemlich viel über Berühungen drin, was vllt weiterhelfen könnte, den Hund zu sensibilisieren dafür.

  • Hi,


    sicher, dass er grünen Star hat und nicht grauen?


    Grüner Star ist ja Erblindung durch erhöhten Augeninnendruck. Das kann man nicht in dem Sinne operieren, man kann nur versuchen, durch Senkung des Augeninnendrucks die Schädigung des Sehnervs zu stoppen oder zumindest herauszuzögern. Behandelt werden muss das auf jeden Fall, da ein stark erhöhter Augeninnendruck extrem schmerzhaft ist. Die Methoden sind eigentlich wie beim Menschen: Es gibt Augentropfen, oder wenn das nicht mehr hilft, kann man evt. durch einen operativen Eingriff den Innendruck vermindern. Ein beschädigter Sehnerv ist inoperabel und auch irreversibel.


    Grauer Star hingegen lässt sich recht gut behandeln. Hier wird einfach die getrübte Linse entfernt. Bei so einem jungen Hund wäre das auf jeden Fall empfehlenswert, zumindest an einem Auge. Dann sieht er wieder, auch wenn er natürlich durch die fehlende Linse nicht mehr so gut fokussieren kann.


    Soweit zu deiner Frage, ob das operiert werden kann.


    Nasentarget: du hast z. B. an einer Stange eine Kugel. Der Hund lernt, die Nase daran zu halten. So kann man ihn ablenken und sogar ein paar Tricks beibringen. Recherchiere doch noch mal im Internet unter "Nasentarget". Belohnung hängt vom Hund hab :D . Mit Clickern belohnen wird schwierig, da er ja nichts hört. Beibringen kann man etwas ähnliches, zumindest, solange er noch was sieht. Hast du eine kleine Taschenlampe, die auf Knopfdruck leuchtet (wie beim Morsen)? Ich habe ein Feuerzeug, wo so eine kleine, blaue LED aufleuchtet, wenn man auf einen Knopf drückt. Lehrmethode ist die gleiche, wie bei normalem Clickertraining - nur statt geclickert, wird geleuchtet. Aber aufpassen, dass man ihm nicht direkt in die Augen leuchtet.


    Unserer sieht auch nicht mehr gut. Habe ein eigenes, befüllbares Target gebastelt:
    - aus der Bastelabteilung eine Plastikkugel besorgen, die man zusammenstecken kann
    - eine alte Antenne aus 'nem alten Radio oder Fernseher (vielleicht irgendwo im Keller oder beim Sperrmüll) - die kann man schön klein zusammenschieben oder eine dünne Stange täte es auch
    - etwas, womit man Löcher reinschmelzen kann (Bohren ist schwierig), z. B. ein Lötkolben
    - Heißklebepistole, um die Kugel an der Antenne zu befestigen, oder eine andere Methode der Befestigung finden.
    - blaue Farbe - das können Hunde besser erkennen als rot (natürlich ungiftig aber wasserfest)


    Ok - Löcher rein, blau anmalen, an Stange befestigen, Leckerli rein - etwas, was dann z. B. nur dafür verwendet wird. Statt der Optik riecht er das dann. Dann kann man auch damit noch arbeiten, wenn er noch schlechter oder nix mehr sieht. :D Guckst du...




    :smile:

  • Zitat

    der arme Kerl :( : Aber bedauern hilft ihm leider nicht weiter.


    Ob so ein Hund Hundekontakt zu fremden Hunden haben sollte weiß ich nicht aber mein Bauchgefühl sagt nein. Andere Hunde reagieren sicher verunsichert auf ihn und er kann keine Signale von ihnen deuten so dass es ständig zu missverständnissen kommen wird. Das würde ich für ihn und auch die anderen nicht wollen.


    Toll wäre es ja er hätte einen sehr souveränen Althund an seiner Seite, der ihm sozusagen als Blindenhund zur Seite steht.


    Also unserer hat die gleiche Situation - Taub, und wie schon oben erwähnt, sieht er nicht mehr gut. Habe für ihn so 'ne Hundesicherheitsweste für 'nen Euro besorgt, und die Symbole für Taub und Blind drauf gemacht - das beantwortet meistens die fragenden Blicke:

    http://imageshack.us/a/img819/5849/hkmr.jpg
    Edit by Mod: bitte maximale Bildgröße beachten


    In seinem Alter lasse ich ihn nicht mehr operieren. Unserer ist aber glücklicherweise sehr souverän, kurz Schnüffeln und dann lässt sein Interesse i. d. R. schnell nach und wenn mal ein anderer Hund Probleme mit ihm hat, wird die Situation entschärft. Entweder stelle ich mich dazwischen oder ziehe ihn weg, da er i. d. R. an der Leine läuft. Ich kann nicht feststellen, dass es ständig zu Missverständnissen kommt. Hunde können über den Geruchssinn ziemlich viel erkennen und kommen mit Blind- und Taub-sein relativ gut zurecht. Solche Hunde grundsätzlich von anderen fern zu halten finde ich eher kontraproduktiv, wie sollen sie da sozialisiert werden? Unserer war, so wie er ist, eineinhalb Jahre im Tierheim und fast rund um die Uhr mit "normalen" Hunden zusammen. Da hat er viel gelernt und deshalb auch nicht mehr Probleme mit "sehenden" Hunden, als "aller-Sinne-mächtigen" Wuffis untereinander. Da kann ja z. B. das Ringelschwänzle eines Mopses als Provokation gesehen werden, wenn der andere Hund nicht gelernt hat, dass dem NICHT so ist, sondern der halt so aussieht. Die Besitzerin sollte einfach souverän und nicht ängstlich sein.

  • Also es hat sich sehr lang hingezogen aber der Hund läuft jetzt bei mir in der Gruppe mit und verhält sich ganz gut und ich habe festegestellt dass mann bei dem einfach erfinderisch sein muss ;) Lieben Gruß sandra udn nochmal danke für alle Tipps und Tricks

  • Ich würde die Berührung und zwar "Halten" des Hundes als konditionierte Entspannung ritualisieren. So kann es ihm recht bald helfen, auf die Berührung hin runterzufahren. Dann muss Frauchen nur wirklich ALLES für ihn regeln was da von außen angeschwirrt kommt. Aber ich habe mit "Halten" (tatsächlich körperlich festhalten und erst ruhig abstreichen wenn Entspannung eintritt, dann in eine Entspannungsmassage übergehen - die Handgriffe zum Festhalten immer gleich. Irgendwann reicht dann eine Hand am Hund) aber gute Erfahrungen gemacht. Und vor allem bringt es ihn nicht in noch einen weiteren Konflikt - anfangen wie immer im Wohnzimmer in Ruhe... dann nach draußen tragen. Wäre jetzt so eine Idee von mir. Viel Erfolg!!

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