Malinois tickt und schnappt, müssen wir aufgeben?

  • @ Bieboss


    danke für deine Antwort.


    in Puncto Beschäftigungsbedarf gibt es sehr verschiedene Lager. Ich denke das kommt auf die Bedürfnisse des Hundes an.
    Beschäftigung umfasst bei mir zwar nur aktive Beschäftigung mit dem Hund, aber ist nicht immer gleich anstrengend für ihn, Nasenarbeit z.B: kann er nur ca 15 min am stück konzentriert leisten, danach braucht er ein paar minuten Ruhe oder entspanntes Spiel.


    außerdem achten wir darauf dass jedes Familienmitglied regelmäßig Grundlagen mit ihm übt dh Sitz, Platz, Bleib, Fuß, Nein, etc. Das macht ihm zwar Spaß und er ist danach auch wieder entspannt, aber es fordert ihn nicht wie z.B. Suchspiele oder neue Tricks.
    Die Dosierung der Übung / Spiele richtet sich immer danach, wie es ihm geht, wenn er aufdreht, ist Schluss.

  • du schreibst er hat seit Monaten einen Kastrationschip?


    Schon mal dran gedacht das der nicht mehr aktiv ist? Manche Rüden bekommen dann einen richtigen Hormonschub und werden unausstehlich bis der Pegel wieder auf das Normalmass eingependelt ist.


    Unser Chip hat ca. 4 Monate gehalten bei 34 KG Lebendgewicht. Und ich hab sofort gemerkt das er abbaut. Jordan wurde dann immer unausstehlicher....

  • Hallo Shivalein,


    ich weiß es nicht ganz genau, aber den hat er erst etwa 3 -4 Monate und der Tierarzt meinte 7-9 Hält der.
    Bauen die den wirklich so schnell ab?


    wir konnten auch sonst über den letzten Zeitraum keine generelle Wesensänderung feststellen, die darauf schließen lassen würde.


    und, da er so rasend schnelle Fortschritte gemacht hat ist es sehr schwer zu sagen welcher Teil seines Verhaltens dem Chip zu verdanken ist.

  • ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten. 7-9 Monate ist utopisch.


    Die Fortschritte hat Jordan auch gemacht. Und weil er sehr gut im Gehorsam stand und steht konnten wir die meisten "Unarten" durch das Nachlassen des Chips unter Kontrolle bekommen.


    Doch die Unaustehlichkeiten waren definitiv da. Ohrendurchzug, kneifen, in die Beine rennen, Leine anlegen war der Horror. Meine Jacken hatten alle Blesuren vom reinkneifen. Alles Übersprungshandlungen durch den Hormonschub.


    Nach der Kastration hat sich diese Wesensveränderung Gott sei Dank reguliert.


    Da wird zwar immer noch nach der Jacke "geschnappt" aber jetzt nur vor lauter Aufregung und ganz harmlos ohne Schaden anzurichten.

  • Also ich lese da auch eine Übersprungshandlung heraus und ich würde erstmal jegliche pushenden Sachen auf dem Spaziergang lassen. Dann lieber nach ner Stunde nochmal 5 Minuten vors Haus und Unterordnung und nur das üben, also Freizeit und Arbeit trennen. Diese Hunde neigen nämlich gerne dazu, dann den gesamten Spaziergang nach einem Job zu suchen und wenn man denen den nicht gibt, werden sie pissig. Zuviel Job geht dann aber auch nicht.
    Ich glaube, es würde helfen, wenn ihr anstelle von mehreren Übungen pro Tag zweimal in der Woche auf den Hundeplatz geht und er dort VPG machen darf, sich also richtig austoben, aber kontrolliert. Dann bitte bei Jemanden, der nicht den geilen, schnellen Hund sieht, sondern auf Perfektion achtet und Selbstkontrolle achtet (oder macht Obidience, da ist das ein Muss).
    Denn dann könntet ihr bestimmt auch ohne den Mittagsgang gut auskommen, Hunde brauchen ca. 18 Stunden Schlaf am Tag, auch ein Malinois.
    Also einen Mischmasch aus ruhiger Beschäftigung und Freizeit und exakter, aber Maligerechter Arbeit finden.

  • Wie du schon selbst vermutet hast, weiß ein Hund nicht, jetzt ist er drei Jahre alt und dann muss man ihm nicht mehr helfen, seinen Frust abzubauen.


    Gerade ein Hund, der "anders" aufgewachsen ist, braucht in einer neuen Situation erstmal länger.



    Bei solchen Sachen bestimmt der Hund einfach das Tempo - es gibt Hunde, die brauchen eine Hilfe, in Form eines gezielten abreagierens, es gibt welche die brauchen sie für ein paar Wochen und in einigen Fällen, hat man sowas lebenslang in Petto.
    Ich meine damit eigentlich auch nicht, permanent Spielzug zur Verfügung zu stellen, sondern, in Situationen in welchen er so aufdreht wie beschrieben, gezielt etwas zu geben. Ist er wieder ansprechbar, kommt es wieder weg und man macht normal weiter.



    Der Punkt, weswegen ich in frage stelle, ob das auf Dauer klappt ist übrigens nicht, das ich 3 Stunden täglich für zu wenig halte. Meine kommen unter der Woche ehrlich gesagt weniger raus....
    Aber es ist einfach wahrscheinlich, dass ein Hund der scheinbar relativ isoliert gelebt hat, mit 3 Jahren noch nicht so weit ist wi andere. Er wird wahrscheinlich noch selbstbewusster werden, vielleicht territorialer. Er wird vielleicht mehr hinterfragen. Und da kommen wir an den Punkt... Das ist kein Drama, wenn man es zu Händeln weiss.
    Aber das muss man auch wollen und wie gesagt.. Eben auch handeln können - und das nicht nur 3 Tage die Woche. Es muss einfach jemand vorhanden sein, der sich auskennt und klare Strukturen schafft. Immer.


    Was macht ihr, wenn er in nem halben Jahr erst richtig zum "Mann" wird ?
    Fiktive Situation - Hund liegt auf dem Sofa, Eltern wollen sich dazu setzen und Hund fletscht.
    Muss nicht passieren, kann aber, wenn die Kombination vielleicht durchsetzungsstarker Hund und unerfahrene Halter sind. Du bist nicht da, deine Eltern müssen alleine klar kommen.


    Wenn sie jetzt soein Frust Schnapper verunsichert, was ist dann ? Auch beschriebene Situation wäre noch kein Beinbruch, aber jagt den meisten Menschen erstmal Angst ein. Du musst auch einfach im Hinterkopf haben, je mehr Vorgeschichte soein Hund hat, desto schwieriger wird eine Vermittlung.

  • @Nightstalcer:


    Was ist denn VPG?


    wir gehen dreimal die Woche auf den Platz, zweimal Gruppen- Training mit 4 Hunden Unterordnung und Grundgehorsam. Einmal Einzelstunde.


    Zu seinem Bedarf: wenn er an einem Tag gut gefordert wurde, ist er an dem und am nächsten Tag mit relativ wenig zufrieden, aber Tag 3 wird dann schon wieder anstrengender.
    Kannst du denn gute, Mali-gerechte Arbeit empfehlen?


    bordy:


    ja, er was das Jahr bevor er zu uns kam extrem isoliert und misshandelt.
    danach war er einige Monate im Tierheim, wo er sich erholt hat. In der Zeit bei uns, etwa in den ersten 3 Monaten hat er massiv an Selbstbewusstsein und -sicherheit, aber auch Lebensfreude zurückgewonnen.
    Er ist ein sehr cleveres, selbstbewusstes kerlchen, und macht nix was er nicht einsieht.


    Wir sind shcon länger daran, die Grenzen für ihn zuhause noch klarer zu zeichnen, um solch ein Szenario wie du es beschreibst gar nicht erst entstehen zu lassen.
    Am anfang hatten wir das so ähnlich, sobald jemand auf dem sofa saß kam er angerast und hat versucht einen zu vertreiben.


    Allerdings macht er das gar nicht mehr, aufs Sofa darf er auch nicht.
    Im Haus hat er viele Vorschriften, die er aber brav einhält (Tabuzonen, 4-Pfoten Regel,...)


    Vllt war es nur ein Frustschnapper. Aber ja, er hat uns versichert.
    wir sind nicht die perfekte Familie für diesen Hund und er ist vllt nicht der ideale Hund für uns.
    wir sind für diesen Hund weit über unsere persönlichen Grenzen hinausgegangen und haben mindestens soviel gelernt wie er.


    Ich versuche abzuwägen, ob es mein egoismus ist, ihn behalten zu wollen, oder ob wir ihm gerecht werden können.

  • VPG ist das hier:
    http://www.bpsv-hof.de/vpg.htm


    Kurzum Vielseitigkeitssport. Es ist ein sehr anspruchsvoller Sport, aber Gebrauchshunde wie Malinois können dort ihre Stärken (hohes Aggressionspotenzial, schnelle Reaktion, Durchsetzungsvermögen) gut zeigen und kanalisieren.
    Der Hund lernt quasi in sehr erregenden Situationen (Beute ist im Spiel) sich zu kontrollieren, was eine sehr wertvolle Erfahrung für euch sein könnte.
    Ansonsten lieben viele Mali es, wenn sie vor dem Fahrrad ziehen dürfen oder auch Mantrailing oder allgemin Fährtenarbeit könnte ihm gut tun. Beim Mantrailing gibt es ja verschiedene Ansätze, auch ein bisher nasenblinder Hund kann das noch lernen.


    Ich habe zwar keinen Mali, aber ich weiß eben auch wie es ist einen Hund zu führen der sehr schnell hochdreht und nur schwer runterkommt und kaum mit Frust umgehen kann.

  • ah, danke =)


    Ich kenne mich damit zugegebenermaßen nicht aus, allerdings wird das in unserem Verein auch angeboten, wenn man die BH absolviert hat. Das meiste davon könnte für ihn durchaus etwas sein.


    wie hast du denn mit deinem die Frusttoleranz trainiert?

  • Zitat

    ah, danke =)


    Ich kenne mich damit zugegebenermaßen nicht aus, allerdings wird das in unserem Verein auch angeboten, wenn man die BH absolviert hat. Das meiste davon könnte für ihn durchaus etwas sein.


    wie hast du denn mit deinem die Frusttoleranz trainiert?


    Öhm... anderes Thema :D
    Wir sind da noch nicht so weit mit, aber wenn er z.b vor der Haustür sitzt und spinnt, dann gibt es ein schade und ich drehe mich weg, dadurch hat er gelernt, dass ich kein Rumhibbeln und auch kein Fiepen will.
    Ansonsten Futter nicht sofort freigeben, sondern warten, Ball rollen er darf nicht hinterher, sowas eben.
    Hund wird was vorenthalten, was er haben will (anfangs etwas, was ihm nicht sooo wichtig ist) und das muss er aushalten. Manche steigern sich rein, die muss man unterbrechen, damit sie noch was mitkriegen, andere lernen es indem man den längeren Atem hat.

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