Hundeschule Ulv Philipper - Erfahrungsaustausch

  • Aber jetzt nur mal so um zu verdeutlichen wie ihr arbeitet, folgende Frage; wie würdet ihr in der Situation vorgehen, wenn euer Hund aggressiv auf einen Radfahrer reagiert. Soll heißen, springt Schulterhoch an der Leine, bellt und knurrt. Was genau würdet ihr machen, wie geht ihr vor?

    Um nochmal zu verdeutlichen, Kern in unsererem täglichen Umgang mit dem Hund ist die Annerkennung von uns gewünschten Verhaltens, welches der Hund von sich aus zeigt. Wenn Sie Kontakt zu mir sucht, lobe ich sie, ist sie in einer Situation gelassen in der sie sonst Mega abspackt, lobe ich sie usw. Also im Prinzip das was ich bei euch raus lese, oder hab ich etwas falsch aufgefasst?


    Wegen dem Beispiel mit der Arbeit. Natürlich gehe ich arbeiten, weil ich dafür bezahlt werde. Aber jemand der vom Chef Annerkennung widerfährt ist, finde ich, motivierter als jemand dessen Arbeitsleistung dem Chef am Arsch vorbei geht. Es erscheint mir nur logisch das erster sich versuchen wird, von sich aus mehr einzubringen um weiterhin Anerkennung zu erfahren als letzterer, weil wofür? Bestätigung der Arbeit seitens der Führungsriege ist doch eine wichtige Voraussetzung für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Seht ihr das anders? Natürlich ist mir Geld wichtig, die Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist mir persönlich wichtiger, dafür würde ich Gehaltseinbußungen in Kauf nehmen, als nachher nur Dienst nach Vorschrift zu machen...

  • kurz: der Hund wird gestraft (denn für ihn ist es Strafe, egal wie wenig unangenehm der Reiz aus deiner Sicht sein mag), ohne zu wissen warum. Eine der schlimmsten psychologischen Effekte hat diese Art der Anwendung deshalb, weil der Bestrafte nie weiß, wann die nächste Strafe kommt, wie er sie auslöst bzw. wie er sie vermeiden kann. Er ist also die ganze Zeit in einer Anspannung in Erwartung des irgendwann geschehenden negativen Reizes.Einen Zustand, dem ich keinem Lebewesen der Welt wünsche.

    kurz: ich füge dem Hund einen unangenehmen/schmerzhaften Reiz zu und löse den Reiz auf, wenn der Hund das richtige macht. Kann man so machen, wurde früher viel so gemacht. Muss man aber nicht so machen.Man könnte dem Hund auch sagen, was er tun soll (nämlich sitzen) und nur dann strafen (was Leinehochziehen nämlich ist), wenn er es nicht ausführt.
    Dadurch würde der Hund die Situation (Sitzen) nicht als negativ sondern als positiv ansehen.

    lg

    sorry das verstehe ich nicht. Wenn ich dem Hund sage er soll sitzen, macht es nicht, ich ihn bestrafen soll und er es dann tut, wieso sollte er es dann mit etwas positivem in Verbindung bringen? Ist für mich (so wie du es beschreibst) das selbe was du mir vorwirfst? Warum ist deiner Meinung nach deine Form zu strafen in Ordnung?

  • nö. Ich hab dem Hund ja erst beigebracht, dass "Sitz" grundsätzlich ein schönes Kommando ist ;)
    bzw. ja, in der Situation findet er es dann vielleicht doof, aber in der nächsten ähnlichen Situation, kann er wieder das "nette" Sitz zeigen - damit er das kann, schau ich dann, dass ich die nächste Situation so gestalte, dass er auch ohne Ermahnung auf "Sitz" reagieren kann.


    zum Rad-Beispiel: da würde ich persönlich wohl über Zeigen+Benennen arbeiten bzw. je nachdem wie krass das Verhalten ist, einen eher nett arbeitenden Trainer zu rate ziehen, da ich mit einem solchen Verhalten wenig Erfahrung habe.

    lg

  • :D
    Gut, aber gilt das auch für erwachsene (evtl. Angsthunde)Tierschutzhunde, die nicht so ganz einfach sind und denen Spiel und Belohnung in Form von Leckerlis oder Lob u.U. egal sind?
    Man geht immer oder meist von den Bedingungen aus, die man selbst hat.
    Da mag das "fruchten".
    "Spiel, Kuscheln und im Bett schlafen" interessieret meinen Angsthund zunächst nicht, jetzt, nach 5einhalb Jahren schmust er gerne, ins Bett darf er (wie alle meine Hunde, auch sein nichtängstlicher "Kumpel" auch aus dem Tierschutz) immer noch nicht, Spiel empfindet er als eine nicht ernstzunehmende Variante des eigentlichen ernsthaften Jagens.
    Mein anderer Hund war seit dem zweiten Tag im Freilauf, er hört immer, es sei denn, er "muss" mal.
    Von daher fällt es mir verdammt schwer, ein Konzept zu verbalisieren.
    (Ganz unabhängig davon, dass ich vorher schon vier wieder andere Hunde mit und ohne Jagdtrieb hatte.)
    Das Problem "Unverträglichkeit"/"Verträglichkeit" lasse ich jetzt erstmal außen vor, davon war hier ja noch gar nicht die Rede. :pfeif:
    Deswegen finde ich @Vidars Ausführungen mutig und erfrischend (wenn auch nicht meiner Meinung entsprechend) ehrlich im Gegensatz zu allen anderen Ulv-Kunden vorher.
    L. G.

  • Dein Beispiel mit dem Chef verstehe ich genauso, wie du es meinst. Klar kann ich nur mit verbalem Lob keine Miete bezahlen, aber der Moment des Lobes ist extrem motivierend und spornt mich wahrscheinlich mehr an, als ein paar Euro mehr am Monatsende.

    Um nochmal zu verdeutlichen, Kern in unsererem täglichen Umgang mit dem Hund ist die Annerkennung von uns gewünschten Verhaltens, welches der Hund von sich aus zeigt

    Kern meines täglichen Umgangs ist, die Situationen - von denen ich weiß, daß mein Hund (mit schlechter Vorgeschichte) kein "erwünschtes Verhalten" zeigen wird - so zu gestalten, daß er dem erwünschten Verhalten möglichst nahe kommen kann und dadurch immer und immer durch Lob und Belohnung eine positive Erfahrung macht. (Das war mir besonders wichtig - er hatte in seinem Leben vorher so viele Verbote und Anweisungen bekommen........ lernen über Lob und Bestärkung war für ihn etwas ganz Neues und sehr erstrebenswert)
    Das klappt natürlich nicht immer da man selber wenig Einfluss auf die von aussen kommenden Reize hat. Aber man lernt, auch dann angemessen zu reagieren und vor allem übt man, während Reize und Ablenkungen sehr fern sind.

    Aber jetzt nur mal so um zu verdeutlichen wie ihr arbeitet, folgende Frage; wie würdet ihr in der Situation vorgehen, wenn euer Hund aggressiv auf einen Radfahrer reagiert. Soll heißen, springt Schulterhoch an der Leine, bellt und knurrt. Was genau würdet ihr machen, wie geht ihr vor?

    Hat mein Hüterich gemacht - und wenn er gekonnt hätte, hätte er auch herzhaft zugebissen in solchen Momenten. Wir haben geübt........ vorher, mit Fahrrädern in weiter Entfernung, Mopeds nach Gehör, Trecker und LKW in Sichtweite, aber mit Distanz. Jeden Blick zum Objekt habe ich geklickert und belohnt..... jedes Ohrenzucken in Richtung Moped. Immer mit einem Wort belegt (ach, ein Auto - Fahrrad - Trecker)
    Klar kommt es trotz und während der Übungen auch mal vor, daß mir ein Radfahrer von hinten fast reinfährt und der Hund austickt - aber das ist eben so und man lernt, damit umzugehen.
    Er hat mittlerweile gelernt, Auto - Trecker - Fahrrad - Moped bedeutet: wir gehen auf Seite und es gibt was Tolles. Er kommt zu mir, wenn ER ein Auto hört und schaut mich an: Ey, Frauchen, da kommt ein Auto.......

    Klar hat das gedauert - aber es gab keinen Zwang, Druck. Nur von mir ein freundliches "ach, ein Auto" und für seinen Blick zum Auto ein Leckerchen. Jetzt ist ein Auto für ihn positiv besetzt......

  • naja, ich kann ja nur aus meinen Erfahrungsschatz berichten - ich bin kein (gelernter) Hundetrainer, nur Laie mit Hundeerfahrung (in der Jugend Tierheimhunde Gassi geführt, später erst 3, dann 1 "ständigen" Sitterhund sowie diverse "kurzfristige" Sitterhunde und nun meinen 1. eigenen Hund) und viel angelesenem Wissen.

    Deshalb schrieb ich auch Konzept in Anführungszeichen - meine Art des Umgangs hat sich entwickelt, war bei jedem Hund ein bisschen anders. Momentan ist das mein Umgang mit meinem Hund und funktioniert.

    lg

  • nö. Ich hab dem Hund ja erst beigebracht, dass "Sitz" grundsätzlich ein schönes Kommando ist ;)
    bzw. ja, in der Situation findet er es dann vielleicht doof, aber in der nächsten ähnlichen Situation, kann er wieder das "nette" Sitz zeigen - damit er das kann, schau ich dann, dass ich die nächste Situation so gestalte, dass er auch ohne Ermahnung auf "Sitz" reagieren kann.


    zum Rad-Beispiel: da würde ich persönlich wohl über Zeigen+Benennen arbeiten bzw. je nachdem wie krass das Verhalten ist, einen eher nett arbeitenden Trainer zu rate ziehen, da ich mit einem solchen Verhalten wenig Erfahrung habe.

    lg

    aber ich muss die Leine nicht mehr starr stellen, sobald ich stehe setzt sich mein Hund. So wie ich das sehe, oder verstanden habe setzt sich dein Hund doch auch nur weil er die Strafe umgehen möchte, nur das du vorher zusätzlich ein unumgängliches Kommando ausgesprochen hast. Sehe ich das Falsch?

    Wir haben uns vorrangig wegen des Rad Problems an eine Hundeschule gewand, leider hat es zu einer Verschlechterung des Verhaltens geführt, was wiederum dazu führte das wir gewechselt sind. Derzeit sind viele andere Probleme kleiner geworden, oder verschwunden, ihre aggressivität jedoch nicht, wenn auch hier eine Tendenz zu erkennen ist.

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