Hohe Leinenaggression

  • Hallo zusammen!
    Ich habe folgendes Problem: unser Hund Snow, ein vierjähriger Labrador-Schäferhund-Mix (aus dem Tierheim und mit vmtl. schlechter Kindheit) reagiert an der Leine bzw. auch grds. gegenüber Menschen und v.a. Hunden äußerst aggressiv.
    Gleichzeitig ist er extrem gehorsam bzw. unterwürfig wenn wir daheim sind, also alles andere als ein verwöhnter Macho.

    (Dies liegt übrigens nicht an etwaiger strenger Haltung durch uns, wir sind durchaus liebevoll-konsequent mit all den Tipps von z.B. Martin Rütter. Er ist also schlichtweg ein eigentlich sehr lieber, verschmuster und aktiver Hund, solange wir unter uns sind, und eben auch außerordentlich devot bzw. gehorsam.)

    Nach nun knapp 3 Monaten, die wir ihn haben, hat er seine Aggression Menschen gegenüber deutlich heruntergefahren und bellt meistens nicht mehr. Gut, bei Besuch muss man ihn erst mal Kommen lassen, solange ignorieren ihn neue Besucher komplett, aber nach 1-2 Stunden akzeptiert er diese dann auch und nimmt vorsichtig Kontakt auf.

    Das Problem gegenüber anderen Hund bleibt jedoch unverändert.

    Ich bin momentan in einer Hundeschule und habe natürlich konkrete Tipps bzgl. Snow erbeten.
    Um Aggression zu vermeiden versuchen wir daher seither einen Bogen um andere Hunde zu machen und geben ihm beim Anblick fremder Hunde Leckerlis, um die Begegnung positiv zu verknüpfen.
    Außerdem verabreiche ich ihm täglich Bachblüten gegen Aggression und überzogenen Beschützerinstinkt.

    Nun, diese Vorfeld-Strategie klappt mittlerweile öfters recht gut, er spannt sich also zwar schon deutlich an, bleibt aber insgesamt ruhig und lässt sich auch im Bogen herumführen.
    Zumindest bei ausreichender Distanz.

    Unterschreiten wir jedoch einen Radius von ca. 10-15 Metern hilft gar nichts mehr.
    Kein Kommando, kein Leckerlis.

    Und genau um diesen Moment geht es mir nun: was empfehlt ihr, wie ich einen solch aggressiven Hund (der es durchaus ernst meint und tatsächlich angreift und voll draufgeht, wie wir aus Versehen mal feststellen mussten…) im konkreten Moment der Aggression aus der Situation bekomme?
    Einfach wortlos weitergehen und ihn mitziehen, so tun also, als sei nichts passiert?
    Im Stil von Cesar Millan an Ort und Stelle korrigieren und notfalls ablegen, bis er sich liegenderweise beruhigt?
    Im Stil von Martin Rütter mit einer Wasserflasche erschrecken und daraufhin ablenken / korrigieren?

    Wie gesagt, es geht rein um den Moment, da der Hund nun aggressiv in der Leine hängt, es also geschehen ist und man nun möglichst optimal die Situation zu lösen versucht.

    Für mich ist der Beigeschmack einer Korrektur daher etwas fade, da man ja eigentlich versucht die Begegnung möglichst positiv zu beenden, damit er sich nach und nach regelrecht freut andere Hunde zu sehen (Stichwort Leckerli bei Sichtkontakt, um dies zu verstärken).

    Vielen Dank für Tipps!

    • Neu

    Hi


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    • Ich würde Euch einen Hundetrainer empfehlen, der zu Euch nach Hause kommt und sich das Problem an Ort und Stelle anschaut.


      Erst muss mal herausgefunden werden, was er da tut. Ist es offensiv oder ist er vielleicht nur extrem unsicher und schlecht sozialisiert,....... Ich hatte einige Zeit eine Riesenschnauzerhündin in Pflege, die auf fremde Menschen und Hunde auch reagiert hat wie eine reißende Bestie. Von der Leine konnte ich sie nicht lassen, da der Grundgehorsam nicht ausreichend war, es kam also noch Frust hinzu, weil sie eigentlich nur Kontakt aufnehmen wollte, jedenfalls zu den Hunden :D . Bei Menschen war die Sache anders gelagert.


      Bei so einer Problematik nur mit Fernsehtipps rumzumachen wäre mir ehrlich gesagt zu riskant!

    • Ich würde mich der Vorschreiberin anschließen.
      Ihr seid doch mit der positiven Umkonditionierung auf dem richtigen Weg, ich würde es mit aversiven Einwirkungen wie Wasserflasche oder zwangsweiser "Unterordnung" ala CM nicht kaputtmachen wollen.
      Ihr habt ja selbst gemerkt, wenn er ausrastet, ist die Distanz zu gering.
      Evtl. hilft ein positiv trainierter Maulkorb, Euch mehr Sicherheit zu geben.

    • Ok, Danke soweit, dann werde ich das mal so machen und direkt jemanden kommen lassen.
      Bis dahin werde ich den Hund ab jetzt einfach weiterziehen und nichts sagen, wenn es denn so weit gekommen ist, dass er bellt und auf den Hinterbeinen steht.
      Wasserflasche und Ablegen an Ort und Stelle gefällt mir einfach nicht wirklich, damit endet die Begegnung nur noch negativer für den Hund. Meine ich jetzt mal einfach so. ^^

    • Ich hab ja mit meiner Frieda auch so ne Knalltüte an der Leine, die Hundebegegnungen nicht ab kann.


      Das mit dem Ausweichen war unser erster Ansatz. Alle "Hundefreunde" von Bossi und Biene (naja, deren Halter *gg) haben Bescheid gekriegt, daß Frieda keinen Kontakt möchte, und das klappt hier auf dem Kaff ganz toll!


      Ich handhabe das inzwischen so, daß ich ihr, wenn ich mal zu spät reagiert habe, und sie losplärrt und zum Fremdhund zieht, nen kleinen Schubs gebe (nicht böse, sondern gerade so, daß sie so weit zu sich kommt, daß sich mich zur Kenntnis nimmt (Aufmerksamkeit bei mir), und wieder "da" ist - Achtung, wenn man den Hund net kennt, kann passieren, daß er dann schnappt, weil er in dem Moment erst reagieren könnte und dann erst gucken, was das war, das ihn geschubst hat!), dazu ein "Hey! Komm, wir gehn weiter." Das Ganze dann in zwar sicherem, bestimmten, aber fröhlichem Ton, und ziehe sie dann an der Leine (Geschirr) mit (manchmal wäre da ein Halsband besser, weil sie sich dabei dann nciht rumdrehen und nach hinten kläffen könnte, wenn der Kopf nach vorne mitgeht.... Aber nachdem die sich überall reinstürzt, auch fremde Treppen runterwärts, egal, wie hoch, hat sie meist Geschirr an.). Jedenfalls bleibe ich nie stehen, damit sie nicht Gelegenheit kriegt, sich da reinzusteigern, und Panik zu kriegen, weil sie nicht angreifen darf, aber auch nicht wegkommt.


      Ich sag ihr das in dem freundlichen, auffordernden Ton, um ihr zu signalisieren, daß das jetzt nix ist, worüber sich Aufregen lohnt. So beruhigt sie sich am schnellsten wieder, da kommen noch 1-2 Kläffer, dann schüttelt sie sich und läuft weiter.


      Ansonsten kann ich nur sagen: Du hast es ja erkannt, daß der Abstand noch zu gering war, das kann sie halt noch nicht - nur lassen sich solche Begegnungen nicht immer vermeiden, man kann ja nicht immer ewig weit ausweichen. In so einem Fall sage ich Frieda vorher "da kommt ein Hundi, einfach weiter gehen, komm", nehme sie auch auf die vom Hund abgewandte Seite, und spreche ebenfalls in leichtem, fröhlichem Ton, dann wird sie bisserl nervös, aber geht mit max. 1-2 Kläffern vorbei. Anschließend (wenn sie halbwegs gesittet vorbei ging) Leckerli und verbales Lob.


      Ganz klar muß der Hund auch ein gewisses Maß an Vertrauen aufbringen, daß Du ihm den vermeintlichen Feind auch von der Backe zu halten in der Lage bist - wird also etwas dauern, bis er das geschnallt hat und ruhiger wird auf Spaziergängen.


      Wichtig: kein Leckerli IN der Pöbel-Situation zum Ablenken, damit er nicht am Ende falsch verknüpft: "Pöbeln = Leckerli".... *gg


      Anfangs war´s echt so, daß Frieda sich an der Leine wie wild gebärdet hat, wenn sie nen Hund auch nur gerochen oder gehört hat (Klimpern von Hundemarken), und sofort losstach, um draufzugehen. Ohne Leine würde ich auch heute noch mit ihr keine Hundebegegnung haben wollen, aber an der Leine kommen wir inzwischen halbwegs gesittet durch die Welt (ok, Fußgängerzonen brauchen wir nicht wirklich - haben wir hier aber gottseidank auch net *gg).


      Immerhin kann ich mir ihr inzwischen Autofahren (zum Trailen), wenn sie weiß, daß z.B. Bossi mit im Auto ist, ohne daß sie hochfährt, und das Auto mal 2 Minuten verlassen (Bäckerei was holen), ohne daß sie anfängt, ihn massakrieren zu wollen, sie liegt trotzdem entspannt in ihrer Box. Aber ich glaub, wenn der anfinge, zu bellen, wär´s aus - daher echt nur ganz kurze Momente... Beim Trailen selbst sitzt Bossi mit Box im anderen Auto von einer Freundin, damit Frieda ruhig bleibt, und nix zum Angreifen hat. Die zerlegt nämlich notfalls auch die Box-und ich häng an meinen Hunden...... ;-)


      Bei ihr kenn ich die Ursache für das Verhalten nicht sicher, weil ich sie erst mit 8 Jahren bekommen habe. Aber ich denke, nachdem sie als blinder Straßenhund überlebt hat, hat sie wohl einige Kämpfe mit sehenden und jüngeren Hunden absolvieren müssen, um zu überleben - insofern kein Wunder, wenn sie jetzt nicht wirklich auf Hunde steht. Ob das die einzige Ursache ist, weiß ich natürlich nicht. Klar - wenn man die Ursache kennen würde, könnte man gezielter vorgehen..... Ganz werde ich das wohl nicht mehr hinkriegen bei ihr - aber gesittet spazierengehen bzw. autofahren sind doch schonmal viel wert! Immerhin ist das für den Hund ja Streß pur, wenn er dauern hochfahren zu müssen glaubt.


      Zur Wasserflasche: wenn der Hund richtig hochgedreht ist, bemerkt der die wahrscheinlich eh net.... *gg und Ablegen gäbe ihm die Möglichkeit, den anderen zu fixieren und damit zu provozieren, und sich bellend hochzuschaukeln - was die Situation nicht wirklich entspannt. V.a. müßtest Du wahrscheinlich körperlich einwirken, um den überhaupt ins Platz zu kriegen, geschwiege dort zu belassen-nicht schön, und macht die Situation für den Hund sicherlich nicht besser, wie Du ja auch schreibst. Dann lieber weitergehen, Zwischenfall abhaken und beim nächsten Mal wieder üben die Abstände minimal zu verringern zu anderen Hunden, sodaß er noch ruhig vorbei kommt.

    • Hallöle,
      hier mal ein kleiner Zwischenstand, vielleicht hat jemand noch den einen oder anderen Tipp....


      Die Leinenaggression ist weiterhin und unverändert hoch!
      Wir arbeiten nun seit über einem halben Jahr mit rein positiver Verstärkung, also möglichst weit Abstand, gleichzeitig Clicker und Leckerlis bei Sicht anderer Hunde.
      Zudem geben wir ihm 3x täglich Bachblüten, eine Mischung aus Blüten, die u.a. die Toleranz Artgenossen gegenüber erhöhen und gleichzeitig das scheinbar schnelle Vergessen von Erlerntem minimieren soll.


      Jo, wie gesagt, seit Anfang des Jahrs gute Laune, Clicker, Leckerli und stets möglichst Abstand bei Sicht anderer Hunde, dazu dauerhaft Bachblüten - und rein gar nichts hat sich geändert.


      Wir hatten einmal das Experiment gewagt, ihn abzuleinen (natürlich in Absprache mit dem anderen Halter, der ein freundliches sehr junges Weibchen hatte), unser Hund raste dann wie gestört die 20 Meter hin und biss zweimal böse zu, bis wir die beiden endlich trennen konnten, die Tierarztrechnung war nicht ohne.


      Was kann man da sonst tun, außer einfach weitermachen mit positivem Training?
      Gibt es tatsächlich Hunde, wo man (selbst) damit einfach nicht weiterkommt, und das wohlgemerkt sogar bei dauerhafter unterstützender Bachblüten-Therapie?.....

    • Hi,


      habt ihr denn noch regelmäßig Trainerstunden? Bzw. hat mal ein Trainer drauf geschaut, was dein Hund mit seinem Verhalten erreichen will?


      Wenn er den anderen Hund fernhalten will, dann wäre die Verwendung funktionaler Verstärker im Training (in seiner Wohlfühldistanz, wo er noch ansprechbar und gut drauf ist) sicherlich hilfreich - also nach dem Click Distanz aufbauen, wenn es darum geht, die anderen Hunde vertreiben zu wollen. Rein über Leckerlie ist einfach in vielen Fällen zu kurz gegriffen, da es dem Hund zwar schon ein ganz nettes Gefühl vermittelt, aber das eigentliche Bedürfnis nicht befriedigt.


      Zusätzlich würde ich euch auch social walks empfehlen - angeleinte Spaziergänge mit anderen Hunden mit Artgenossenproblematik unter Trainerbegleitung. Grade so "mal eben"-Begegnungen haben einfach nicht das Potenzial, dass der Hund sich wirklich entspannen kann (sowie auch man selbst als Halter). Ich sehe da auch Chancen, dass man nen Zustand herstellen kann, den der Hund als positiv und sicher empfindet und somit gutes Verhalten zeigen kann.


      Liebe Grüße, viel Erfolg,
      Anni

    • Trainer hatten wir nur ganz am Anfang, die Frau arbeitet mit positiver Verstärkung und zeigte uns eben, wie man mittels Clicker, Schau-Kommando oder alternativ Zeigen-und-Benennen an die Sache herangeht.


      Einziger Punkt, den wir ehrch gesagt nicht befolgen: wir korrigieren nicht, wenn er denn losbellte, sondern gehen eben weiter oder in eine andere Richtung.
      Sie empfahl uns, in solchen Fällen dann z.B. eine Spritzpistole anzuwenden, also etwa wenn er auf das (konditionierte) "Schau!" dennoch nicht reagiert und den anderen Hund fixiert.


      Sollten wir das doch anwenden?


      Zur Ursache konnte sie uns leider nicht viel sagen, klar, der Hund sei unsicher und schlecht / nicht sozialisiert, aber das erklärt für mich noch immer nicht, warum er regelrecht versucht, andere Hunde anzugreifen.
      Wenn er unangeleint ist rennt er (so unsere anfängliche Erfahrung, seither bleibt er an der Schleppleine) stets hin zu anderen und greift direkt an. Auch quer über den Acker, also mehrere Hundert Meter.
      Einmal z.B. war der andere Halter so weit weg, dass man nicht mal sehen konnte ob Mann oder Frau, daher ließen wir unseren Hund auch noch frei herumlaufen. Ein Fehler, denn er raste hin und griff an, auch hier Bisswundern zu verzeichnen.

    • Wenn du ihn, wenn er aggressiv in der Leine hängt, einfach wortlos weiterziehst, lernt er nichts, außer beim nächsten Mal vielleicht noch aggressiver vorzugehen, um an sein gewünschtes Ziel zu kommen.


      Wenn es soweit kommt, dass er auf dich nicht mehr reagiert, musst du ihn auf dich aufmerksam machen, in welcher Form, musst du selber ausprobieren. Lässt er sich durch einen Spritzer Wasser aus seiner Starre lösen? Wenn nicht, dann musst du härtere Geschütze auffahren. Vielleicht ein strenger Ruck an der Leine oder eine Dose mit Steinchen drin, die schön laut klappert und wenn er dann kurz zu dir schaut, machst du dein Programm weiter, wie du es bisher getan hast. Bogen laufen, Ausweichen usw.

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