Beiträge von Flat75

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    Um ihn daraus zu holen, müsst ihr ihm ein Alternativverhalten beibringen. Unser Alternativverhalten ist "sitz". Ob das etwas für euch ist, müsst ihr ausprobieren, dass kann ich auf die Ferne nicht beurteilen.


    Danke euch allen schon mal für die vielen Tipps und offenen Worte!



    Alternativverhalten ist ja gerade das A und O, mit dem wir bewusst arbeiten, sprich "Schau!" Zeigen-und-Benennen und belohnen, wenn er gerade mal nicht zum Hund schaut (wenn also er selbst ein Alternativverhalten anbietet und kurz wegschaut).
    Bei größerer Distanz klappt das auch tatsächlich, nur verwundert mich insgesamt (damit wollte ich meinen einleitenden Beitrag "Zwischenstandbericht" auch verstanden wissen), dass man eben keine geringere Distanz erarbeiten konnte.
    Ich hätte nach über einem halben Jahr einfach erwartet, dass man zumindest 5-10 Meter näher an andere Hunde gehen kann, ohne dass er gestresst wird, aber das ist nicht der Fall.
    Bei 20-30 Metern bleibt er ruhig und kann sich Alternativverhalten "abringen" lassen, aber kommt man näher, interessiert ihn nur noch der Hund.
    Echt eine harte Nuss.


    Ich werde mich nun verstärkt um Social Walks bemühen, weiterhin am positiven Training festhalten, aber auch verstärkt Korrekturen einbauen, v.a. mal eine Wasserspritze testen, wenn er auf "Schau" nicht mehr reagiert.


    Ich werde später dann mal wieder nachberichten!

    Zitat


    Tickende Zeitbombe! Passt Ihr einmal nicht auf, oder ein Besucher handelt selbstständig (Frechtheit!! Soll aber vorkommen) kann es zur Eskalation kommen.


    Allein Deine eigene Formulierung "...ohne dass er sofort angreift...." macht es deutlich. Ihr seid NIE entspannt in solchen Situationen, der Hund steht unter extremem Stress. Du hast selbst bemerkt, dass Ihr mit Euren Methoden auf der Stelle tretet. Es ist an der Zeit andere Methoden zu versuchen, auch wenn Euch das auf den ersten Blick nicht so angenehm erscheint und evtl. auch die Frustrationsgrenze des Hundes überschritten wird.


    Es besteht sowieso die Gefahr, da das ganze ja schon so lange läuft, das das Verhalten bereits ritualisiert ist. Dann wird die Bearbeitung des Problemes noch schwieriger bis unmöglich. Dann MUSS der Fokus auf der Sicherung der Umwelt liegen!


    Ich weiß, wie du das meinst, aber so abwegig es klingt, ich bleibe tatsächlich entspannt und vermittle dem Hund, dass alles ok ist. Gerade dadurch ging ja seine Aggression bei Menschen runter. Ich weiß, dass ich ihn kontrollieren kann, laufe einfach auf der anderen Seite und gebe ihm Lob und auch mal Leckerli, und dadurch ist er ja mittlerweile ruhig geworden.
    Das mit dem Angreifen bezieht sich darauf, dass er dies tun würde, wenn er 2 Meter vor uns liefe.


    Von aversiven Methoden halte ich nichts, die verschlimmern seinen Stress ja nur.
    Das Maximale ist eine Korrektur im Sinne von auf die Decke schicken (daheim) bzw. eng bei Fuß nehmen, bis er sich beruhigt hat. Und beides funktioniert ja, er kommt dadurch stets schnell wieder runter.

    Zum Thema Leckerlis durch andere Passanten: unmöglich, da er anfangs auch Menschen angriff, v.a. Kinder, Männer und Ältere mit Gehstöcken.
    Hier kam es auch zu Beißvorfällen, so berichtete uns damals der Tierheimleiter.
    Das Problem haben wir schon weitestgehend behoben, sprich man kann mit ihm an Passanten vorbei, ohne dass er sofort angreift, aber das geht nur, wenn man ihn bei sich im Fuß laufen lässt. Dann ist er extrem angespannt, aber bleibt ruhig und schaut nur argwöhnisch.
    Und neue Besucher daheim akzeptiert er ebenfalls mittlerweile, da wir den Besuchern klare Regeln vorgeben (nicht schauen, nicht ansprechen), sodass er Zeit hat, selbst Kontakt aufzunehmen.
    Dann lässt er sich auch irgendwann von Ihnen streicheln, wie gesagt, wenn er sich an sie gewöhnt hat und ein paar Leckerlis von ihnen zugeworfen bekommen hat (auch dies anfangs ohne Blickkontakt).


    Wir haben sehr nette Nachbarn, die schon ein paar Mal Leckerlis über den Gartenzaun geworfen haben, während wir dabei waren, aber hier reagiert unser Hund aggressiv, er ignoriert die Leckerlis und springt im Viereck, um angreifen zu können.
    Hier lässt er sich aber recht schnell korrigieren, da wir ihn dann auf seine Decke schicken, was er auch brav macht.


    Zum Thema Maulkorb / Leine:
    Wie gesagt, er läuft ja nur noch an der langen Schleppleine auf Ackergebiet, selten (etwa zum Spielen) dann unangeleint.
    Und in Siedlungsgebieten läuft er an der kurzen Leine bzw. bei Fuß, und hierbei bleibt er (Menschen gegenüber) ja auch ruhig und brav.

    Zur Frage, wie er bei fremden unangeleinten Hunden reagiert: das hatten wir schon 3-4x, er will unbedingt angreifen, wenn es zum Kontakt kam (war 2x der Fall, glaub ich) entstand sofort eine hässliche Rauferei, die aber immer eindeutig von unserem Hund ausging.


    Ort und Zeit spielen keine Rolle, wir hatten auch schon Kämpfe nach dem stets gleichen Schema im Urlaub in Frankreich oder Österreich, das ist ihm einerlei.

    Ergänzung,bevor die Frage kommt: er ist leinenführig, falls ich mich falsch ausgedrückt habe, d.h. an der Leine zieht er nicht oder versucht es ab und an mal, lässt es aber sofort wieder bleiben, da wir dann ja stehenbleiben und er ein, zwei Schritte zurück geht.
    Er kann auch ohne Leine Fuß laufen, wobei man ihn hier schon alle 3-4 Schritte "erinnern" muss, dann bremst er sich auch sofort wieder.
    Mit dem Vorwärtsdrang meine ich also, dass er ohne Leine sofort die Führung übernehmen will bzw. eben ungeduldig nach vorne prescht.

    Aufgrund intensiven Trainings bzw. konsequenter Führung daheim und unterwegs läuft er sehr gut an der Leine und ist grundsätzlich extrem gehorsam.
    Leinenführigkeit, Abruf etc. ist tadellos, auf Warnungen bei sonstigen Fehlverhalten (z.B. etwas ins Maul nehmen, was draußen herumliegt) reagiert er in 9 von 10 Fällen und lässt es wieder brav fallen, ansonsten ist er auch eine neugierige Frohnatur, spielt wahnsinnig gerne mit der Wurfscheibe...jo, an sich ein super Hund und (solange kein Hund in der Nähe) sehr gehorsam und lieb.
    Allerdings, es zieht ihn schon nach vorne, freiwillig neben einem herlaufen ist nicht, er hat den eindeutigen Drang, immer vorne zu laufen, am liebsten 15-20 Meter. Aber auch hier ist ansonsten alles gut, er schaut ständig zurück, orientiert sich also an uns, kommt, wie gesagt, beim Abruf sofort her u.s.w.

    Jo, das stimmt natürlich, und natürlich haben wir den Maulkorb anfangs angewendet, sprich ihn daran gewöhnt, bis er ihn akzeptierte und damit ruhig herumlief.
    Das beendeten wir, als es erstmals zu einem Hundekontakt kam, er explodierte dann förmlich und versuchte wie ein Berserker, den Maulkorb abzuschütteln.
    Hierbei wurde er so fuchsteufelswild, dass ich schon eine Gehirnerschütterung erwartete, so brutal schlug er sich den Kopf auf den Asphalt und wälzte sich herum, er drehte vollkommen durch.
    Ab da legten wir den Maulkorb wieder weg, um den Stress nicht noch weiter zu erhöhen, und arbeiten seither ausschließlich auf Distanz und Ausweichen.

    Trainer hatten wir nur ganz am Anfang, die Frau arbeitet mit positiver Verstärkung und zeigte uns eben, wie man mittels Clicker, Schau-Kommando oder alternativ Zeigen-und-Benennen an die Sache herangeht.


    Einziger Punkt, den wir ehrch gesagt nicht befolgen: wir korrigieren nicht, wenn er denn losbellte, sondern gehen eben weiter oder in eine andere Richtung.
    Sie empfahl uns, in solchen Fällen dann z.B. eine Spritzpistole anzuwenden, also etwa wenn er auf das (konditionierte) "Schau!" dennoch nicht reagiert und den anderen Hund fixiert.


    Sollten wir das doch anwenden?


    Zur Ursache konnte sie uns leider nicht viel sagen, klar, der Hund sei unsicher und schlecht / nicht sozialisiert, aber das erklärt für mich noch immer nicht, warum er regelrecht versucht, andere Hunde anzugreifen.
    Wenn er unangeleint ist rennt er (so unsere anfängliche Erfahrung, seither bleibt er an der Schleppleine) stets hin zu anderen und greift direkt an. Auch quer über den Acker, also mehrere Hundert Meter.
    Einmal z.B. war der andere Halter so weit weg, dass man nicht mal sehen konnte ob Mann oder Frau, daher ließen wir unseren Hund auch noch frei herumlaufen. Ein Fehler, denn er raste hin und griff an, auch hier Bisswundern zu verzeichnen.

    Hallöle,
    hier mal ein kleiner Zwischenstand, vielleicht hat jemand noch den einen oder anderen Tipp....


    Die Leinenaggression ist weiterhin und unverändert hoch!
    Wir arbeiten nun seit über einem halben Jahr mit rein positiver Verstärkung, also möglichst weit Abstand, gleichzeitig Clicker und Leckerlis bei Sicht anderer Hunde.
    Zudem geben wir ihm 3x täglich Bachblüten, eine Mischung aus Blüten, die u.a. die Toleranz Artgenossen gegenüber erhöhen und gleichzeitig das scheinbar schnelle Vergessen von Erlerntem minimieren soll.


    Jo, wie gesagt, seit Anfang des Jahrs gute Laune, Clicker, Leckerli und stets möglichst Abstand bei Sicht anderer Hunde, dazu dauerhaft Bachblüten - und rein gar nichts hat sich geändert.


    Wir hatten einmal das Experiment gewagt, ihn abzuleinen (natürlich in Absprache mit dem anderen Halter, der ein freundliches sehr junges Weibchen hatte), unser Hund raste dann wie gestört die 20 Meter hin und biss zweimal böse zu, bis wir die beiden endlich trennen konnten, die Tierarztrechnung war nicht ohne.


    Was kann man da sonst tun, außer einfach weitermachen mit positivem Training?
    Gibt es tatsächlich Hunde, wo man (selbst) damit einfach nicht weiterkommt, und das wohlgemerkt sogar bei dauerhafter unterstützender Bachblüten-Therapie?.....

    Ok, Danke schon mal!
    Das heißt, ich gehe mit dem Hund Heim, wenn er solche Angst zeigt, zeige kein Mitleid, aber durchaus versuche ich Mut zu machen (im Stil von "Hey, cool, hab den Knall gehört, geile Sache, gell!" ^^) und behalte dies auch daheim so bei.


    Meine Frau meint, ich hätte ihn daheim auch trösten sollen, da Exposition auch bei Menschen nicht heißt, dass man den Patienten alleine mit seiner Angst lassen soll, ich hätte es also zu hart und streng durchgezogen.
    So gesehen hat sie scheinbar im Grundsatz recht, wobei es weniger ein Trösten sein sollte, so deute ich eure Tipps, sondern eben einfach ein "jo, ich weiß, ist aber okay, alles easy".