Probleme mit Fremden (Hunde und Menschen)

  • Hallo ihr.
    Ich fürchte, ich habe in der Welpenzeit etwas Mist gebaut :verzweifelt: Und zwar bekommen wir selten Besuch. Das war schon immer so. Lediglich einige wenige Verwandte besuchen uns ab und zu. Von denen hat nur meine Mutter auch noch einen Hund. Pia hat es also nie wirklich gelernt, fremde Hunde in der Wohnung zu akzeptieren, geschweige denn fremde Menschen (Heizungsableser z. B.). So und nun haben wir den Salat:


    1. Gestern habe ich meine Tante besucht und meine Cousine, die ich seit ich den Hund habe nicht mehr gesehen habe, war auch da. Pia hat die ganze Zeit geknurrt und wurde einfach nicht warm mit meiner Cousine. Ich habe ihr Pias Lieblingsleckerlies gegeben. Diese hat Pia ihr auch aus der Hand gefressen, aber sobald sie aufgehört hat, den Hund zu füttern, hat Pia wieder geknurrt. Man braucht sicherlich viel Geduld dabei, das ist mir klar. Aber war der Ansatz so richtig oder habt ihr noch andere Tipps?


    2. Meine Cousine hat später ihren Hund dazu geholt. Ich hätte nicht gedacht, dass das Probleme gibt. Aber kaum hat der Rüde meiner Cousine die Wohnung meiner Tante betreten, ist Pia wie ne Irre auf ihn los. Sie hat ihn nicht gebissen, aber angebellt, angeknurrt und gejagd. Wir haben dann beide Hunde bei uns abgelegt, mit etwas Abstand, aber so, dass sie sich sehen konnten. So ging das auch eigentlich ganz gut. Der Rüde durfte nur nicht in ihre Nähe und auch nicht in meine Nähe oder die meines Mannes. Sicherlich ist da viel Eifersucht und/oder Ressourcenverteidigung mit im Spiel. Die beiden müssen ja nicht unbedingt Freunde werden, aber es wäre schön, wenn Pia ihn wenig akzeptiert. Er selber hat gar nichts gemacht. War auch nicht sonderlich aufdringlich und hat es akzeptiert, wenn sie ihn weggeknurrt hat. Wir hätten wahrscheinlich erst einmal draußen mit dem Treffen anfangen sollen.


    Draußen möchte sie auch nicht, dass wir andere Hunde streicheln. Wenn sie dann knurrend kommt, stelle ich mich mit dem Rücken zu ihr und streichel den anderen Hund erst recht. Das klappt mittlerweile auch besser und sie akzeptiert es oftmals ohne Knurren oder sowas. In der Wohnung gestern mit dem Hund meiner Cousine hat das leider nicht geklappt. Habt ihr Tipps, wie ich da an ihr arbeiten kann?


    3. Pia möchte draußen mit den wenigstens Hunden Kontakt. Sie zeigt mir das schon, wenn ein Hund weit vorne auftaucht. Dann zeigt sie gleich Beschwichtigungssignale und ich nehme sie bei Fuß, sie ist dabei meistens offline. So können wir an den Hunden vorbei gehen und Pia achtet nur auf mich und macht keinen Mucks. Die meisten fremden Hunde kommen gar nicht erst her, wenn Pia bei Fuß läuft. Einige wenige aber eben doch und die stürzen dann immer gleich so auf sie zu, was ihr Angst macht (sie 4 Kilo, andere Hund 30 Kilo). Und sie knurrt halt und schnappt in die Luft, wenn sie bedrängt wird. Sie hat aber vorher prima kommuniziert. Blick abwenden, Bogen laufen, Bürste usw. Knurren und Schnappen kommen immer erst, wenn sie keine andere Möglichkeit mehr hat. Sie hat aber bisher noch niemals gebissen, obwohl sie die Chance gehabt hätte. Darauf scheint sie es aber nicht anzulegen. Sie möchte einfach in Ruhe gelassen werden. Sie hat ihre paar Freunde und das scheint ihr so zu reichen. Für mich ist das eigentlich okay so. Man muss ja nicht mit allen Kontakt haben, schon gar nicht, wenn sie 1/10 von dem anderen wiegt. Das ist ihr dann halt nicht geheuer, zumal sie als Welpe leider auch einige Mal umgerannt wurde, daher wohl auch die Angst vor großen, etwas wilderen Hunden.


    Aber jetzt meinten einige HHs zu mir, ich müsse an ihr arbeiten, dass sie auch mit großen Hunden Kontakt aufnimmt. Sie hat ja ein paar große Hunde, mit denen sie gut auskommt. Meint ihr, ich muss da was ändern?


    Liebe Grüße :smile:

  • Zu 1.:
    Ich würde nicht mit Leckerlis arbeiten, weil dein Hund dadurch in einen Konflikt kommt. Einerseits ich will das Leckerli, andererseits ich habe Angst vor der Person.
    Auch wenn sie kein Welpe mehr ist, kannst du sie noch an solche Situationen gewöhnen, so dass sie keinen übermäßigen Stress mehr hat. Freudestrahlend wird sie natürlich nicht mehr auf Fremde zugehen, aber etwas abmildern kann man das schon.
    Wenn du woanders zu Besuch bist, lass sie am besten an der Leine (locker) und park sie zwischen deinen Füßen, oder unter dem Stuhl und beachte sie ansonsten nicht weiter, aber vermittle ihr, dass du sie beschützt.
    Wenn sie irgendwann von selbst neugierig wird, oder Kontakt aufnimmt würde ich sie lassen, aber nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Also sag den Leuten, dass sie nicht auf Pia zugehen sollen. Kein direkter Augenkontakt und kein Drüberbeugen.


    Zu 2.:
    Dein Hund ist eh schon gestresst und dann kommt noch ein fremder Hund daher, ist klar, dass da erstmal gekeift wird. Bleib ruhig, nimm sie da weg (an einer kurzen Hausleine oder der normalen), bring sie zu einem sicheren Ort (z.B. positiv besetzte Decke die immer dabei ist) und dann kannst du den anderen Hund streicheln. Gehst wieder zu ihr zurück und dann auch wieder kein übermäßiges Beachten oder schimpfen.
    Draußen mit Ausweichmöglichkeiten das erste Treffen stattfinden lassen wäre wirklich besser gewesen.
    Wichtig ist halt wirklich, dass du sehr genau drauf achtest, was deinen Hund stresst und sie nur langsam in solche Situationen bringst.
    Dass sie dich beschützt, würde ich auch nicht zulassen, aber dann nicht schimpfen, sondern bring sie weg. Andererseits musst du ihr klar machen, dass du auf dich allein aufpassen kannst und dafür musst du souverän auftreten.


    Zu 3.:
    Wenn andere Hunde angestürmt kommen, dann würde ich diese Blocken. D.h. in den Weg stellen und Pia bleibt hinter dir. So zeigst du ihr, dass du die Situation im Griff hast und sie sich auf dich verlassen kann. Das gibt ihr Sicherheit und irgendwann bleibt sie da sicher ruhiger.
    Wenn dein Hund keinen Kontakt will, dann zwing sie nicht dazu. Ein paar ausgewählte Hundekontakte sind völlig ausreichend, Pia muss nicht mit jedem gut Freund sein. Wenn sie ausweichen will, dann hilf ihr in dem du auch einen kleinen Bogen gehst.

  • Ich würde dir den Tip geben dich mal mit mit Signalen auseinanderzusetzen die Hunde untereinander und auch Menschen gegenüber benutzen und zu lernen sie wirklich zu lesen.
    Hatte das grade in einem Seminar und es ist unglaublich wieviel ich plötzlich in meinen und anderen Hunden sehe und ihnen helfen kann durch die Situationen zu kommen. Dadurch werde ich automatisch für die Hunde zur Souveränen, weil ich ihnen "zuhöre" und sie lassen mehr und mehr mich regeln und versuchen es gar nicht erst.
    Eigentlich kann ich das nur jedem empfehlen, aber hier musste ich gleich bei der Überschrift sehr daran denken.

  • Ich würde schon der Cousine oder wem auch immer Leckerchen in die Hand drücken, ABER: sie wirft ein Leckerlie und wendet sich vom Hund ab, damit der Hund sich nicht bedrängt fühlt. Dass der Mensch ihr nix tut, merkt Pia nur, wenn er's tatsächlich nicht tut. "Etwas tun" ist aus Hundesicht aber auch schon das Angucken, aufgerichtet und frontal vor dem Hund stehen, eventuell Hand vorstrecken, hektisch Bewegen, den Hund ansprechen und und und.
    Sollte sie irgendwann von sich hingehen und sich die Person anschauen wollen, gilt dasselbe: kein Grapschen, kein Glotzen. Hund existiert nicht. Nix mit "aahh traust du dich jetzt doch". Leider ist es erstaunlich schwer, Leute zu finden, die es schaffen, mal ein paar Minuten die Klappe zu halten und ihr Grapschbedürfnis zu unterdrücken, das merk ich auch immer wieder, weil Luna von Welpenbeinen an nicht besonders viel von Fremden hält. Dann aber wird gar kein Kontakt geduldet, bevor der Hund mal wieder denkt "ich hab's gewusst, ihr seid alle bekloppt".

  • Erstmal vielen Dank für deine Antwort =)


    Okay, also keine Leckerlies. Klingt auch jetzt auch logisch. Soweit hab ich mal wieder nicht gedacht. Mir tat die Situation irgendwie leid für meine Cousine und da hab ich wohl nicht mehr genug an den Hund gedacht :( :


    Es war sicherlich auch blöde, den anderen Hund gestern noch dazu zu holen. Da hab ich die Situation scheinbar total falsch bewertet. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, tut es mir total leid, was ich Pia gestern für einen Stress ausgesetzt habe :verzweifelt: Die war auf unserer großen Waldrunde später auch total komisch drauf. Hatte gar keine Lust zum Laufen und hat mich ständig angestupst und wenn ich sie dann angeschaut habe, hat sie ganz vorsichtig mit der Rute gewedelt. Wirkte fast so, als wäre sie total verunsichert und wollte schauen, ob wieder alles in Ordnung ist.


    Das Blocken habe ich auch eigentlich mal angefangen, aber dann haben mich einige Besitzer total zusammen gefaltet und dann hab ich mich nicht mehr getraut. Aber zum Wohl meines Hundes werde ich es dann doch wieder so machen. Da brauch ich wohl noch ein dickeres Fell :ops:


    Also ist meine Ansicht gar nicht falsch, dass sie nicht zu jedem Hund Kontakt aufnehmen muss. Manchmal lasse ich mich einfach zu leicht von anderen irritieren und bin dann total verunsichert mit dem, was ich tue.

  • Da hilft nur sich selbst einen richtigen Plan auszudenken an den man sich dann auch wirklich hält. Nicht mal so und dann so, sondern durchgehend eine Richtung.
    Ich kenn das auch, aber dein Hund braucht etwas auf das er sich verlassen kann um sicherer zu werden.


    Ich werde auch öfter komisch beäugt, wenn ich Hunde blocke und mittlerweile macht es mir auch nix mehr wenn die Leut dann sagen "Warum, ist ihrer böse?". Jaaaa ganz böse :ugly: Auf Verständnis darf man nicht hoffen.
    Manchmal hilft es, wenn der eigene Hund angeleint ist, dann passen viele da eher drauf auf ihren nicht hin zu lassen und du hast die Situation besser im Griff.


    Auch wenn du deinen Hund Stress ausgesetzt hat, betüddel sie nicht und bemitleide sie nicht ;)

  • Nein, kein Mitleid. Ich ärgere mich nur im Kopf über mich selber :headbash:


    Ich habe Pia anfangs immer an die Leine genommen, wenn sie schon gezeigt hat, mit dem will sie keinen Kontakt. Aber an der Leine war sie noch aufgedrehter, als ohne. Sie scheint das Gefühl nicht zu mögen, dass sie nicht weg kann. Wirkt so auf mich. Ohne Leine ist sie in solchen Situationen lockerer. Oder sollte ich das irgendwie mit ihr üben?


    pony82: Ich habe schon einige Bücher über Beschwichtigungssignale, Angst, Stress usw. gelesen. Dachte irgendwie, ich wüsste jetzt genug, um alles richtig einzuschätzen. Aber da lernt man wahrscheinlich nie aus. Ich werde mal schauen, ob du hier bei uns auch Seminare zu den Themen halten.


    Lunasmama: Das war gestern wohl auch das Problem, was ich leider nicht erkannt habe. Meine Cousine hat ständig mit Pia geredet und sie immer wieder angeschaut. Daher hat Pia wahrscheinlich auch geknurrt. Ich hatte eine solche Situation noch nie. Bisher hatten wir nur Fremde bei uns und da schick ich Pia in ihr Körbchen und dann ist gut. Da weiß, dass sie sicher ist und bleibt ruhig.

  • Zum Thema keine Leckerlies:
    Ich hatte MIT Leckerlies sowie dem Verhalten, wie ich's beschrieben habe, durchaus schon Erfolge bei dem einen oder anderen sehr ängstlichen, teilweise auch richtig traumatisierten Hund. Ob der Hund das Futter nimmt oder nicht, kann auch ein netter Indikator dafür sein, wie gestresst er tatsächlich ist, denn Hunde, die nur noch fliehen wollen, fressen nicht.

  • Dass sie an der Leine unsicherer ist, kann (muss nicht) bedeuten, dass sie lieber die Möglichkeit zur Flucht hat, als an dich gebunden zu sein. Evtl. hat sie schon die Erfahrung gemacht, dass ein freilaufender Hund an sie ran kam, als sie angeleint war und sie konnte nicht weg und du hast sie nicht beschützt.
    Wenn sie nicht von dir weg geht, wenn du einen Hund blockst, oder wenn der Hund doch Kontakt zu ihr aufnimmt, dann kannst du es natürlich auch ohne Leine versuchen.


    Mit den Leckerlies ist sicher individuell verschieden. Ich habe schon öfter die Erfahrung gemacht, dass die Hunde zwar die Leckerlies nehmen, aber deswegen trotzdem nicht aufhören zu knurren. Wenn man die Aufmerksamkeit aber von ihnen weg nimmt, wird sich langsam entspannt.
    Ich persönlich finde es halt nicht sinnvoll diesem Problem so viel Raum zu geben und seinen Fokus darauf zu setzen, dadurch wird es mMn nur noch größer.


    Mal ein Bsp zum verdeutlichen: Ein Kind hat Angst über einen Baumstamm über einen Bach zu gehen. Du stehst auf der anderen Seite und sagst immer wieder "wenn du rüber gehst, bekommst du ein ganz tolles neues Fahrrad!". Das Kind wird vielleicht rüber gehen, aber sehr unsicher und wahrscheinlich ängstlich.
    Bleibst du aber auf der anderen Seite einfach sitzen und sagst: "Lass dir Zeit", wird das Kind wahrscheinlich einen Weg suchen wie es zu dir kommen kann, ohne viel Angst haben zu müssen. Vielleicht denkt es sich andere Lösungsmöglichkeiten aus und geht erst dann rüber, wenn es sich wirklich sicher ist.

  • Zitat

    Zum Thema keine Leckerlies:
    Ich hatte MIT Leckerlies sowie dem Verhalten, wie ich's beschrieben habe, durchaus schon Erfolge bei dem einen oder anderen sehr ängstlichen, teilweise auch richtig traumatisierten Hund. Ob der Hund das Futter nimmt oder nicht, kann auch ein netter Indikator dafür sein, wie gestresst er tatsächlich ist, denn Hunde, die nur noch fliehen wollen, fressen nicht.


    Also gestern hatte sie ja noch gefressen und sie wollte auch nicht wirklich fliehen. Es war für sie okay, bei mir zu liegen, aber sobald meine Cousine sich bewegt hat oder geredet hat, hat Pia angefangen zu knurren. An das Reden hat sie sich scheinbar nach und nach gewöhnt. Als wir uns unterhalten haben und den Hund ignoriert haben, hat Pia sich auch beruhigt. Aber sie hat meine Cousine die ganze fixiert.


    AnjaNeleTeam: Das stimmt. Wir hatten leider während der letzten Läufigkeit ca. 2 x die Situation, dass sie an der Leine war und ich einen aufdringlichen Rüden einfach nicht los geworden bin und der hat sie dann total bedrängt und sie war noch nicht in den Stehtagen und wollte das gar nicht. Das hab ich dann wohl verbockt :verzweifelt:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!