Hund verhält sich plötzlich anders gegenüber neuen Menschen
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Hallo Leute.
Ich habe ein großes Problem mit meiner 10monate alten Dobermannhündin.
Sie ist vor einem Monat aus der Türkei zu mir gereist.Sie war immer EXTREM geduldig und freundlich gegenüber neuen Menschen, hat sich sofort anfassen lassen und sich regelmäßig bei meinen Besuchern Streicheleinheiten abgeholt. Selbst auf meiner Geburtstagsparty wo ungefähr 40 Menschen waren blieb sie ungern allein im Zimmer und war lieber unter den Besuchern.
Aber gestern beim Spaziergang habe ich eine nette Frau aus dem Tierheim kennengelernt. Während wir uns unterhalten haben, hat Roka die ganze Zeit gewinselt, weil sie aufs Klo musste. Beim Abschied ist Roka auf die Frau zugegangen, sehr unterwürfig, als die Frau sie aber streicheln wollte, hat Roka plötzlich aufgeschrien und sich sehr ängstlich hinter mich versteckt.
Seitdem ist es 4mal passiert, sie geht auf fremde Menschen zu, sehr anhänglich und unterwürfig, wenn sie aber auch nur kleine Anzeichen von Zuneigung oder Streichelanheiten geben, flippt sie panisch aus, schnappt nach ihnen und der Leine und versteckt sich hinter mich.Das größte Problem ist jedoch, dass seit gestern Abend mein Papa zu Besuch bei mir ist und er bleibt für 10 Tage. Roka hat sich auch ihm gegenüber sehr ängstlich verhalten (war ja nach der Tierheimfrau-Geschichte). Mein Papa hat sie auf meine Bitte ihn vorerst ignoriert (nicht anschauen, nicht ansprechen, nicht anfassen) und so langsam hat sich Roka an ihn EINBISSCHEN gewöhnt, sie hat sich anfassen lassen, aber auch sehr vorsichtig und skeptisch.
Heute morgen haben sie zusammen einbisschen mit dem Ball gespielt, als unglücklicherweise hinter meinem Papa plötzlich eine voller Karton mit Weihnachtskugeln runtergefallen und zerprungen sind. Roka hat einen wahnsinnigen Panikanfall gekriegt. Sie hat gebellt, geknurrt, ihre Nackenhaare haben sich aufgestellt und sie war nicht mehr zu beruhigen. Seitdem ist sie auf dem Balkon und will nicht mehr reinkommen, sobald sich mein Papa bewegt, knurrt sie ihn an und auch sonst lässt sie ihn nicht mehr aus den Augen.
Bitte helft mir, was kann ich tun? Es ist Weihnachten, ich will nicht, dass mein Papa sich unwohl fühlt und genauso wenig will ich, dass Roka so voller Angst und Schrecken auf dem Balkon in der Kälte sitzt. Ich habe höllische Angst, dass das ganze ausartet und das an Weihnachten!
Was hat Roka so plötzlich gegen die Menschen? Und vorallem wie kann ich die Situation zwischen ihr und meinem Papa etwas entschärfen?
Bitte bitte bitte, helft mir, Leute!
Eure echt verzweifelte Dorsa
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Hi
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Ich denke, Dein Hund fängt jetzt erst an wahrzunehmen, was wirklich um ihn passiert. Wenn Hunde im Stress sind, dann bekommen sie oft einen "Tunnelblick" und nehmen kaum etwas wahr. Das dürfte sich zunehmend legen und es wird sich immer mehr zeigen, womit sie alles überfordert ist.
Es wäre sicher sinnvoll, wenn Du Dir fachliche Hilfe holst für die nächste Zeit, denn da werden sich noch einige Probleme mehr zeigen. Dein Hund ist überhaupt nicht an die Umwelt gewöhnt worden, in der er jetzt leben soll. Du musst evtl. damit rechnen, dass das gar nicht geht, denn die Entwicklungsphasen (des Gehirns), in denen der Hund auf seine zukünftige Umwelt vorbereitet wird, sind vorbei.
Viele Grüße
Corinna -
Eure Hündin hätte einfach noch mehr Zeit gebraucht zum ankommen. Die erste Zeit ist für Tierschutzhunde eine sehr sehr schwierige Situation. Wir meinen es natürlich nur gut und vergessen dabei, dass für den Hund alles fremd ist, die Bezugspersonen, die Umgebung, das Reisen und die Tagesabläufe.
Die meisten Dobermänner sind relativ sensible Hunde und vom Grundtenor ist der Dobermann auch kein Jedermannshund der sich gerne von jedem angrabbeln lassen möchte. Natürlich gibt es Ausnahmen aber meine beiden brauchen beide Ihre Zeit, bis sie sich von jemanden anfassen lassen mögen, deshalb gibt es für beide Hunde ein Angrabbelverbot, was ich auch wehement durchsetze. Wenn sie dann warm geworden sind, dann kann man sich vor Liebesbekundungen kaum noch retten aber sie gehen es eher langsam an.
Deine Hündin zeigt also im Endeffekt nur, dass sie überfordert ist damit ein Jedermannshund zu sein. Man sagt dem Dobermann auch nach ein 1-Mann-Hund zu sein. Ich würde eher sagen ein 1-Familien-Hund aber auf jeden Fall siehst Du das es schon Sinn macht dem Hund diesbezüglich etwas zu unterstützen.
Dann braucht jeder Hund unterschiedlich lang um anzukommen. Bei uns war es ca. ein halbes Jahr, wo man merkte, hey jetzt ist er angekommen aber auch nach einem Jahr kamen immer neue Dinge hinzu, wo man merkte, hey nu ist wieder mehr Vertrauen und Seele baumeln lassen. Nach 1 Jahr und ein paar Monaten hat er zum ersten mal mit dem Schwanz gewedelt, was uns die Tränen in die Augen getrieben hat ... ungefähr zu selben Zeit fing er das erste mal an mit Lust und Freude zu spielen und ist von da an immer alberner geworden. Vorher war er ein sehr ernster Geselle.
Wie gesagt jeder Hund ist anders aber man muss ihnen Zeit geben und einfach schauen, wie ist dieser Hund und wie kann ich ihn unterstützen und leiten, dass er sich sicher fühlt und ein vertrauensvolles Verhältnis zu mir aufbauen kann.Denkbar ungünstig gelaufen ist das mit den Kugeln. Da hat er wohl für den Moment eine denkbar ungünstige Verknüpfung erhalten.
Aber ich würde sie jetzt gar nicht groß betüdeln oder locken. Versucht normal zu sein. Wenn es dir möglich ist (ich weiß nicht wie weit du dich nähern kannst ohne, dass sie sich bedroht fühlt), dann setze dich einfach in ihre Nähe, nimmt dir ein Buch und lies es laut vor (sie versteht zwar kein Wort aber deine Stimme kann sie beruhigen). Ich würde sie nicht mit irgendwas locken, da sie dann in einen Konflikt kommt, zum einen möchte sie das Lecker und zu anderen findet sie das alles grade ganz furchtbar.
Einfach nur in ihre Nähe setzen, sie gar nicht groß anschauen und irgendwas laut vorlesen mit einer ruhigen und gleichmäßigen Stimme. Ich gehe davon aus, dass sie sich dann irgendwann annähern wird und dann kannst du ihr auch gerne Leckerchen oder Würstchen oder Kartoffeln geben .... irgendwas was sie mag und was toll ist. Sie muss sich erstmal von dem Schock erholen.
Dein Vater soll sich auch ganz normal verhalten und warten bis sie auf ihn zukommt und sie nicht locken oder beruhigen wollen.Warum habt ihr euch die Hündin geholt? Habt ihr euch vorher über die Rasseeigenschaften des Dobermanns schlau gemacht?
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Kleine Anmerkung am Rande:
Bitte einen panischen Hund NICHT auf dem Balkon lassen, nachher springt der vor Panik noch über die Brüstung. Und da in nächster Zeit die Knallerei losgeht, bitte unbedingt den Hund draußen doppelt sichern, heißt Geschirr und enges ZugstoppHalsband und auf keinen Fall freilassen.
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Ich denke, da kommen jetzt viele Sachen zusammen. Selbst wenn alles optimal wäre, ohne Halter- und Umgebungswechsel, rein biologisch durchleiden viele Hunde in diesem Alter eine sog. 2. Angstphase und haben plötzlich vor Sachen Angst, die sie vorher nicht beachtet haben. Sie fangen dann zB an, nachts Mülltonnen anzubellen - an denen sie vorher normal vorbei liefen.
Zudem kommt sie bald/ist sie in der Pubertät, wo die Hormone verrückt spielen und den Hund mental "durcheinander bringen".
Also eine denkbar schlechte Zeit für einen solchen Umzug *seufz. Aber nun ist es so.Ich habe auch eine Zeit näher mit einer Dobermannhündin zu tun gehabt, die mitunter "Ausraster" bekam, sich dann blockierte oder sich ängstlich verhielt. Meiner Erfahrung nach bringt da weiterer Druck gar nichts. Aber mitunter kann man den Hund auch nicht in der Situation belassen (zB wenn er nun mal ins Auto einsteigen muss oder nicht, wie bei dir, auf dem Balkon bleiben soll). Dann half bei uns, den Hund freundlich aber beherzt und straight zu behandeln, zB Griff ins Geschirr und ins Auto geschoben, noch ehe der Hund groß nachdenken kann. Kein Aufheben drum machen, kein Kommando geben, einfach: "So will ich das jetzt." Immer vor Augen: Hund versteht es nicht, aber ich meine es gut. Motto "Zum Glück gezwungen".
- ABER: Dazu muss ein Grundvertrauen zwischen dir und dem Hund da sein, sonst läuft man Gefahr, dass der Hund nach vorne geht und die Zähne einsetzt.
- wie viel Hundeerfahrung bringst du denn mit? Warum hast du dich just für einen Dobermann entschieden? Der Dobermann will und muss geführt werden. Wenn du auf seine Angst einsteigst oder mit hibbelig wirst, hast du verloren.Und bitte: Nie Härte anwenden beim Dobermann. Weder du noch andere! Mit stoischer Konsequenz vorzugehen hat in meinen Augen die größten Chancen.
In der jetzigen Situation: Würde ich den Hund reinbugsieren, auf seinen Platz bringen und ggf. da anbinden (falls sie nicht liegen bleibt von alleine). In Sicht-/Hörnähe zu den Menschen. Und dann ignorieren. Beim Rausgehen draußen mit ihm beschäftigen, in der Wohnung wieder auf den Platz und Ruhe halten.
Ich persönlich würde dem Hund nicht erlauben, sich komplett vom Menschen zu separieren, wie jetzt auf dem Balkon. Zimmer nebenan ginge, aber dann sollte die Türe aufbleiben - meine Meinung. Damit der Hund auf niedriger Schwelle in Auseinandersetzung mit dem ist, was sein Leben jetzt ausmacht, das bist du (jetzt auch dein Vater) und deine Wohnung. Wenn der Hund sich total verkrümmelt, ist er nicht in der Auseinandersetzung. Dann lernt er nichts und bei Konfrontation mit den Angstauslösern geht alles wieder los.Und noch etwas: Gib dem Hund Struktur. Mache so Sachen wie Fressen geben, Anleinen, Rausgehen usw. zumindest die erste Zeit immer auf gleiche Art und Weise. Das gibt der Hündin Sicherheit.
Ich hoffe, ihr findet alle etwas Entspannung zusammen. In eine sch... Situation hast du dich/euch da manöveriert. Ich hoffe, ihr findet einen gemeinsamen Weg - ich würde den auch mit einem Trainer gehen. Der Dobi ist ein Spätentwickler, er braucht 3 J um "im Kopf" zu reifen - und deiner muss nun auch noch diesen Umgebungswechsel verkraften und ist ggf. nicht optimal aufgezogen. Eine echte Aufgabe - die ich mir alleine nicht zutrauen würde, trotz Vorerfahrung.
Alles Gute!
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So, Leute, mein papa war kurz einkaufen und in der Zeit ist Roka zu mir gekommen, also bezieht sich die Angst zum Glück noch nicht auf mich.
Ich habe sie jetzt ins Nebenzimmer gebracht, mit offener Tür, wo sie uns hört und sieht, aber nicht zu uns kommen muss, wenn sie nicht will. Ab und zu kommt sie zur Tür und schaut und geht wieder zurück.
Insgesamt scheint sie jetzt entspannter zu sein, hat auch schon einen kleinen Nickerchen gemacht.
Mit einem empfohlenen Hundetrainer habe ich auch vorhin telefoniert, wir fangen ab nächste Woche an.
Ich weiß, die Vorraussetzungen sind nicht optimal und es wird schwer sowohl für mich als auch für Roka. Aber ich bin zuversichtlich wir schaffen das. Es wird dauern und ich darf sie nicht mehr so überfordern und mehr Stärke und Sicherheit ausstrahlen, wir packen das. :)
Und ich danke euch wirklich für eure Hilfe.
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Genau das, was Corinna geschrieben hat, ist mir auch sofort in den Sinn gekommen.
Ich denke, dass sie anfangs vieles über sich hat" ergehen lassen" und nun nimmt sie mehr und mehr wahr.Ob dieser sensible, dauergestresste Hund in dieser völlig fremden Welt wirklich gut aufgehoben ist, ist die Frage.
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Also inzwischen hat sich die Situation gelockert.
Roka geht wieder auf meinen Papa zu und lässt sich streicheln, sobald er aufhört, schiebt sie ihren Kopf wieder unter seine Hand, damit er weitermacht. Sie lässt sich auch von ihm füttern und heute beim Gassigehen sind sie ein Stück zusammen gerannt.Ab dem 5.Januar versuchen wir einen Junghundkurs in der Hundeschule, mal schauen wie es sich entwickelt...
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