Ballentzug Tag 1 - Anstrengend! Wer kann helfen?

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    Was ich mich da nur frag: was spielt man dann mit seinem Hund beim Gassi gehen, wenn es nicht gerade ein Gassi ohne Spielen ist?
    Nur diese Schnüffelspielchen oder wie? Das ist doch total langweilig...

    Meine Hunde lieben "Zeitunglesen" und ich kenne kaum Hunde die das nicht interessiert.
    Die Nase ist das am besten ausgebildete Organ bei Hunden und Nasenspiele lasten extrem aus.

    Ich würde jetzt (wie schon bei den Fred Schreibern davor erwähnt) erstmal ganz normale Spaziergänge machen, dass er von dieser Erwartungshaltung runter kommt. Einfach miteinander laufen, schnuppern und damit Bindung weiter ausbauen (ich denke bisher hat er dich nur im Auge behalten, weil du die Ballwurfmaschine warst :/ ).

    Ich denke mir solche Situationen wie ein weißes Blatt: wenn das Blatt vollgekritzelt ist (Erwartungshaltung, noch bestehende ungewollte Verknüpfungen), dann ist es schwer lesbar und machbar, wenn ich etwas neues raufschreibe möchte (ein neues Verhalten ethablieren will, neue Verknüpfungen haben will).

  • Zitat

    Okay, dann werde ich es die folgenden Tage so machen:

    1. Schleppleine kaufen und alle Bälle entsorgen
    2. Mittags wie gewohnt Gassi gehen, an der Leine, dann in die Hundezone, da kann er mit anderen spielen bzw. mal mit Spielzeug. Das Spielzeug wird danach eingepackt, Hund an die Leine, wieder nach Hause.
    3. Nachmittags beim Problemgassi einfach mit Schleppleine ohne Spielzeug, einfach nur laufen.

    Ein Hundeleben ohne Spielzeug muss nicht sein! Ich habe nie mehr Spielzeuge mit auf dem Spaziergang, dafür darf Wuki zu Hause gern mal mit einem Spielzeug spielen, SPIELEN! Nämlich nicht hetzen und Jagen sondern darauf herum kauen, die Spielzeuge suchen z.B. in einer Kiste voller alter Wäsche oder in einem Korkenbad, oder oder oder.

    Das Thema Impulskontrolle hatte schon Jmd. angesprochen, damit wird Dein Hund sicher ein großes Problem haben. Das bedeutet im Endstadium das Spielzeug fliegt und der Hund bleibt dort wo er ist. Er nimmt Augenkontakt auf und erst auf Deinen Befehl darf er das Objekt holen. Am Anfang ist jeder kullernde Kienappel, Stock usw. für den Hund kaum auszuhalten. Der Reiz hinter jeder schnellen Bewegung hinter her zu hetzten ist zu groß. Man baut es ganz langsam auf: wie beschrieben erstmal nur den Ball fallen lassen und Hund muss sitzen bleiben (also sitz und bleib oder nur sitz wie auch immer Du diese Aufgaben aufgebaut hast). Tut er dies nicht nimmst Du ihn am Halsband/Geschirr und setzt ihn wortlos wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück. Wenn es sein muss 100 mal.

    Wie man das dann langsam(!!!) steigert kannst Du Dir vorstellen. Für Deinen Hund wird es lange(!!!) dauern also überfordere ihn nicht, steigere nicht zu schnell, Erfolgserlebnisse sind das A und O. Klappt es nicht, bist Du zu schnell vorgegangen.

    Impulskontrolle kann auch ein tolles Spiel sein: mit Wuki gehe ich ab und zu gezielt auf eine große Wiese (kein Spaziergang), lasse sie absitzen, werfe den Ball so weit ich kann. Wenn sie mich anschaut darf sie auf Kommando losrennen. Bevor sie den Ball erreicht hat lass ich sie stoppen und sitzen. Sie muss schauen, dann wieder laufen. Wieder stoppen, sitzen, lauf und das Objekt aufnehmen. Auch auf dem Rückweg lasse ich sie zum Teil stoppen, sitzen, Objekt apportieren.

    Für Wuki ist das eine große Aufgabe und eine wunderbare konzentrierte Arbeit. Danach ist sie viel erschöpfter durch die Kopfarbeit als nach stundenlangem Ball werfen, denn danach ist sie nur aus der Puste, aber voll "auf Drogen". Betrachte Deinen Hund tatsächlich als einen Abhängigen. Da gibt es gerade zu Beginn keine Ausnahmen und auch später würde ich ein noch unbekanntes Spielzeug zur Impulskontrolle aufbauen verwenden.

    Ich kenne einen Terrier, der so "drauf" ist, die rastet sogar bei Seifenblasen total aus, sie ist so reizempfänglich für Beute, dass ist absolut krankhaft. Leider hat Frauchen bisher nicht begriffen dass das Gift für den Hund ist. Vor lauter Ball hetzen hat der Hund ab und zu ein lahmes Hinterbein weil die ohnehin schon lose Kniescheibe total überlastet wird. Aber Frauchen ist schlichtweg zu faul ihre eigene Bequemheit zu überwinden und den Hund anders zu beschäftigen bzw. die Geduld aufzubringen den Entzug gemeinsam durchzustehen.

  • So, Ballentzug Tag 2.

    Heute um 12 haben wir einen riesen Spaziergang in den Wiener Wald unternommen - ohne Ball.
    Wie zu erwarten war er anfangs etwas verwirrt, aber dadurch dass wir eine völlig fremde Strecke genommen haben, ging es ganz gut.
    Er ist herumgelaufen, hat viel geschnüffelt und leider ist er oft stehen geblieben, hatte diesen wahnsinnigen Jagdblick und wollte gleich in den Wald rennen weil er da wohl irgendwas gerochen oder gehört hatte.
    War immer etwas anstrengend, aber mit viel Rufen ist er immer brav zurückgekommen, wenn er losgerannt ist und das obwohl er mitten im Jagen war.
    Mit anderen Hunden hatte er nicht so viel, aber immerhin mehr als sonst Kontakt. Er ist nicht an ihnen vorbeigerannt sondern sogar hingesprintet um sie gleich in Augenschein zu nehmen.
    Stöcke haben wir ihm angeboten, die hat er genommen, ist freudig damit rumgerannt und hat sie dann halt fallen lassen - Mit Stöcken geht das, die sieht er irgendwie nicht als Spielzeug.
    Dann mal hier und da ein bisschen Maulwurfshügel aufgraben.
    War eigentlich recht entspannt - auch wenn ich Angst hatte dass er wegläuft..Aber er hat auf mich gehört und ist immer wieder gekommen!

    Jetzt sitzt er ein wenig frustriert und unruhig herum, aber ich glaube bald wird er runterkommen und ein wenig dösen - Frauchen hat ja auch noch was zu tun..

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    Er ist herumgelaufen, hat viel geschnüffelt und leider ist er oft stehen geblieben, hatte diesen wahnsinnigen Jagdblick und wollte gleich in den Wald rennen weil er da wohl irgendwas gerochen oder gehört hatte.
    War immer etwas anstrengend, aber mit viel Rufen ist er immer brav zurückgekommen, wenn er losgerannt ist und das obwohl er mitten im Jagen war.
    (...)
    War eigentlich recht entspannt - auch wenn ich Angst hatte dass er wegläuft.

    Solange du "viel rufen" musst, würde ich die Schleppleine auf jeden Fall noch dranlassen und wenn ihr euer "Ballproblem" im Griff habt mal ans Antijagdtraining denken. (Da seid ihr dann während des Spaziergangs auch wieder beschäftigt.)
    Wie würde er denn reagieren, wenn tatsächlich mal ein Reh aufspringt?

  • Ich finde, dass das doch schonmal gut klingt.

    Da muss die Routine jetzt erstmal über die Zeit aufgebrochen werden.

    Wenn Du später nochmal Spielzeug benutzten willst würde ich das nur in Kombination mit Impulskontrolle machen- was Dir auch bei seinem Jagdproblem dienlich sein könnte. Ich würde versuchen den Hund zuverlässig zu sichernw enn er noch nicht super hört wenn er die Chance auf eine Jagd hat- also mit Schleppleine z.B. Sinn und Zweck soll es ja nicht sein, dass er jetzt die Jagd von Tieren als Ersatzbeschäftigung ansieht.

    Das Ganze wird aber wahrscheinlich nicht sehr einfach sein für deinen Hund wenn er erstmal so drauf war wie Du es beschrieben hast.

    Schnüffel- und Suchspiele sind für Hunde sehr gut und überhaupt nicht langweilig. Da Hunde Nasentiere sind nehmen sie die Umgebung ganz anders wahr als wir. Sie ist da wirklich hauptsächlich von olfaktorischen reizen geprägt. Eine Auslastung dahingehend ist also sehr nah an der Wahrnehmungswelt des Hundes und kann ihn daher gut auslasten ohne ihn gleichzeitig hochzufahren.

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    Solange du "viel rufen" musst, würde ich die Schleppleine auf jeden Fall noch dranlassen und wenn ihr euer "Ballproblem" im Griff habt mal ans Antijagdtraining denken. (Da seid ihr dann während des Spaziergangs auch wieder beschäftigt.)
    Wie würde er denn reagieren, wenn tatsächlich mal ein Reh aufspringt?

    Naja, wenn ein Reh aufspringen würde, würde er wahrscheinlich erstmal für 20min im Wald verschwinden und dann irgendwann wieder kommen. War schonmal so. Da sah er was, rannte in den Wald. Plötzlich hört ich ein Quitschen.
    Da dachte ich:" Jetzt hat ein Eber ihn erwischt. Er ist tot." Zum Glück fand ich ihn dann, quietschfidel, als ich ihm hinterherrannte.
    Schleppleine muss wohl sein, obwohl mir dieses hinterherschleifen wirklich nicht so geheuer ist... :/

  • Wenn dir die Schleppleine (gerade mit dem nahenden Winter inkl Matsch- und Schneewetter) zuviel "Gedöns" ist - kann ich gut verstehen, bis meine TH-Hundis sich dran gewöhnt haben, verbring ich auch immer die Hälfte des Spaziergangs damit, die Leine ab- und aufzuwickeln - dann kannst du alternativ auch ne Flexi-Leine nehmen (gibts auch in "richtig lang" mit 10 - 15 m), da hast du mit dem Schlamm kein Problem mehr, denn die zieht sich ja ein, wenn der Hund näher an dir dran ist. Einige unserer Gassigänger machen das statt der Schlepp.
    Ich mag nur diesen Riesen-Griff nicht, darum lieber Schleppleine.

    Ansonsten drück ich dir die Daumen und wünsch dir viel Geduld, denn das wird bestimmt kein einfacher Weg - aber ein guter!

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    Stöcke haben wir ihm angeboten, die hat er genommen, ist freudig damit rumgerannt und hat sie dann halt fallen lassen - Mit Stöcken geht das, die sieht er irgendwie nicht als Spielzeug.

    Warum musst du denn ein Spielzeug durch ein anderes ersetzen? Auch wenn ihm Stöcke nicht so wichtig sind, den Sinn eines ruhigen Spazierengehens ist wohl noch nicht so ganz klar.

  • Ich würde ebenfalls auch keine Stöcker werfen, gar nichts werfen!!!
    Nur Du Dich auf den Boden, weil Du Dich nicht beherrschen konntest und in Dein altes Muster "mein Hund braucht was zum hinter her rennen" gefallen bist. :headbash:

    Du machst den Weg für Hund und Dich nur umso beschwerlicher und langwieriger! Kalter Entzug!

    Und ich persönlich würde meine "Sorge" vor der Schleppleine im Sinne Deines Hundes mal aus dem Kopf streichen. Klar kann eine Schleppleine mal lästig sein und ja, sie wird dreckig und es kann auch mal was blödes dran hängen bleiben, aaaaaber in meinen Augen ist sie alternativlos, auch zur langen Flexleine. Denn die Flex übt einen dauernden leichten Druck aus....sprich Hund zieht immer etwas an der Leine und es ist definitiv nicht das gleiche Körpergefühl für den Hund. Mit der Schleppleine hingegen lässt Du ihn ja quasi frei laufen, nur die Leine verlängert Deinen Arm, das heißt im Zweifelsfall kannst Du aufs Ende treten oder das Ende in die Hand nehmen und Deinem Hund damit deutlich machen, dass Du auch in 20m Entfernung noch sehr konsequent auf ihn einwirken kannst. Das ist mit einer Flexleine was ganz anderes.

    Bei der Schleppleine, falls Du eine kaufst wo eine Schlaufe am Ende ist, das Schlaufenende abschneiden!!! Die Hersteller haben selbst zum Teil nicht begriffen das der Name Schleppleine auch Programm ist, d.h. die Leine soll auf dem Boden hinter dem Hund herschleppen. Mit Schlaufe kann sie sich ganz leicht verhaken und der Hund wird grob und ungewollt gestoppt. Deswegen die Schleppleine immer (!!!) ans Geschirr bei einem Einsatz wie Deinem, dann wird der Hundekörper am Brustkorb "gestoppt" und nicht am sensibeln Hals und der Gurgel.

    Und das Rufen würde ich, wenn Du weißt er hört erst beim z.B. 6.Mal, einfach sein lassen. Dein Hund lernt Dich nur weiter zu überhören. 1x rufen dann Schleppleine aufnehmen und den Hund mit sanfter Bestimmtheit mit Dir mitziehen, fertig. Da gibts nichts zu bitten oder zu diskutieren! Wenn Wuki beim 2. Rufen nicht bei mir ist dann hau ich ab und zwar im Eiltempo. Kommt bei uns aber so gut wie nie vor. Der Hund muss eine Konsequenz auf sein Verhalten bekommen, sonst denkt er sich: "Püh, die Alte ruft eh noch 10x und wartet auf mich, dann geh ich halt irgendwann mit wenn ich Bock drauf habe!"

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