Aggressiv(?) gegenüber fremden Menschen

  • Hi, ich und mein Freund haben uns in eine Hündin aus dem Tierheim verliebt und möchten sie Mitte September zu uns holen.
    Sie ist fast 1,5 Jahre und ein Englisch Springer Spaniel Mix. Wir besuchen sie seit 1 Monat 2x pro Woche um mit ihr schon einmal grundlegende Dinge zu üben.
    Sie wurde leider die ersten 9 Monate in einer Garage oder auf dem Dach (auf jeden Fall isoliert von Hunden und Menschen) eingesperrt und kam danach gleich ins Tierheim, daher kennt sie vieles nicht und ist unsicher.


    Nun zum Problem: Wenn wir auf unseren Spaziergängen fremden Menschen begegnen, reagiert sie mit "in die Leine legen" und bellen.
    Das erste Mal habe ich ähnliches Verhalten beobachtet, als uns ein Mann entgegenkam und sie anlockte. Sie ging zunächst mit erhobenen Ohren zögernd auf ihn zu, knurrte dann und fing dann an zu bellen - ging aber nicht weiter auf ihn zu, obwohl er sie weiterhin lockte. Ich habe sie dann weggezogen. Und als wir so 10 Meter entfernt waren, war wieder gut. Sie hat ihn nicht mehr angeschaut oder so und ihre Aufmerksamkeit war bei mir. Dann bin ich nochmal näher ran gegangen und sie hat nicht gebellt allerdings sehr aufmerksam den Mann beobachtet - er hatte dieses Mal aber auch nicht gelockt und sie nicht beachtet.
    Dann gab es noch ein paar Begegnungen mit anderen Menschen, die sie angelockt haben - sie ging dann aufmerksam und zögernd auf die Leute zu - und dann versucht haben sie zu streicheln (auf den Kopf). Sie reagierte mit ducken und zurückziehen und fing dann an zu bellen.
    Zur Zeit ist es so, dass wir sie auf Spaziergängen (immer an der Leine) immer ablenken, indem wir Leckerchen schmeißen oder Kommandos geben, wenn wir sehen, dass Menschen oder Hunde an uns vorbei kommen. Das klappt aber nur so lange wie wir einen Abstand von min. 5 Meter einhalten können. Sonst bellt sie, legt sich in die Leinen und reagiert auch auf keine Kommandos mehr. In solchen Fällen versuchen wir die Situation so schnell wie möglich aufzulösen - durch weggehen mit ihr.
    Wenn ich mit Fremden an ihren Zwinger geh und sie dann erst anleine und wir dann gemeinsam spazieren gehen, ist alles gut. Mit den Begleitern geht sie freundlich um, geht zu ihnen, lässt sich rufen, streicheln...
    Bei "neuen" Helfern im Tierheim oder welchen, die selten kommen reagiert sie mit bellen und nicht mehr auf mich.
    Mit Hunden gibt es soweit keine Probleme.


    An der Leine lief sie übrigens anfangs sehr schlecht, sie zog wie eine Bekloppte. Erst als wir ihr ein Geschirr anlegten ging es viiiiiiiiieeeel besser. Allerdings läuft sie immer noch vor und ab und zu zieht sie noch (allerdings schwächer als mit Halsband).
    Wir haben ihr bereits Sitz, Platz und Aus beigebracht (sie kannte bis dahin kein Kommando...). Sie lernt schnell und ist halt ein aktiver junger Hund :smile:


    Ich hoffe ein paar Ideen zu bekommen, wie wir das Problem angehen können.


    Allen noch einen schönen Sonntagabend.

  • so arme hunde sind die besten - nur du musst dem hund zeit geben, er hat viel viel schlimmes erleben dürfen, und du brauchst keine angst zu haben, du wirst alles gut hinbekommen - auch das schlimmste, sonst wäre es ja viel zu langweilig, zuerst muss er mal sicherheit bekommen, die er noch gar nie erfahren konnte, bei dir, ruhe, keinen stress, er muss wissen jetzt bin ich zuhause, hier fühle ich mich sicher, ja und mit viel liebe werdet ihr ein super team, dann fängt man mit ihr langsam an zu arbeiten mit professioneller hilfe, in einer hundeschule oder in einem verein, oder privatcoaches, du bist viel zu schnell und verlangst jetzt schon so viel und da finde ich macht er es jetzt schon prima, meine maus war millionene mal schlimmer, und nach 9 monten ein super super hund, also da würde ich mir nie sorgen machen, denn diese problem bekommt man mit profis weg, aber wie schon geschrieben sie braucht zuerst mal sicherheit, dann kommt alles von allein, stell dir vor dir passiert etwas schlimmes von einem menschen, wie würdest du dann reagieren auf andere menschen - verdenke dich in deinem hund, und er ist nicht einmal bei dir und du verlangst schon das er allen um den hals fällt, vor glück und freude und seine vergangenheit sofort ablegt, also gib im alle zeit der welt - viel freude mit deinem neuen hund wünscht shivacosmo

  • Das hört sich sehr nach Unsicherheit an!
    Hier gibt es einen Thread "Zeigen und Benennen", der könnte sicher helfen.
    Clickern ist bei solchen Problematiken sehr hilfreich, "Schönclickern" wäre noch ein Stichwort, nach dem Du mal googlen könntest.
    Ansonsten gib ihr Zeit, damit sie Vertrauen aufbauen kann.

  • zeigen und benennen ist natürlich ein guter Weg. Die Frage ist, ob man das braucht, oder mehr gute erfahrungen reichen, das auf den Fremden zugehen mit erhobenen Ohren. Sieht es wie Neugier aus, oder ist sie sehr steif und fixiert?
    Die Unsicherheit zeigt sich auch oft bei "normalen Welpen" allerdings etwas früher, dass sie Ansprache von Fremden gar nicht gut finden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit den Leuten freundlich reden, freundlich grüßen viel bringt. Du nimmst Kontakt auf und bewertest den Menschen freundlich das schafft Sicherheit.
    Da sie am Anfang durchaus neugierig zu sein scheint, würde ich sagen, das ist eine Sache der Erfahrung. Spanne alle Freunde und Bekannte ein, trefft euch zufällig draußen und wenn die dann das verbellen anfängt, kannst du mit ihr hingehen (lass ihr durchaus die ganze Leine Luft) du fasst den Menschen an, ihr unterhaltet euch freundlich. Der hund wird nicht beachtet. Man kann auch Leckerlies in der nähe fallen lassen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Hund, der nur wenig kennt aber neugier zeigt, sich dann von selbst nähern wird. Auch dann wird er nicht beachtet, weil sie dann meist wieder anfangen zu bellen. Ist der Hund zumindest ruhig, geht man weiter. Dann geht man eine kleine Runde und trifft die Person wieder und schaut wie jetzt die Reaktion ausfällt. auch da sind die Menschen sehr freundlich zueinander und beachten den Hund nicht. Dann wieder eine Runde und wieder begegnen und dann kann man gemeinsam eine Runde spazierengehen. Jedenfalls musst du unbedingt dich beobachten, damit sich der Stress und die Frucht vor begegnungen nicht auf dich überträgt und ihr euch gegenseitig verunsichert. Erkläre dem angebellten, dass sie ein Angsthund frisch aus dem Tierheim ist, jeder freundliche Kontakt zwischen dir und anderen Menschen wird sie eher bestärken, das das bellen nicht nötig ist als angespanntes flüchten. Man kann auch versuchen ein möglichst merkwürdiges Geräusch zu machen, um zu sehen, ob man den Hund aus dem bellen herauskommt. Mit einem Bekannten, kann man auch mal probieren, die Leine einfach wortlos loszulassen und wegzugehen. Da sie sich ja sehr an dir schon orientiert, kann das eine gute Erfahrung sein, das du das eben nicht willst und gehst. Sie wird sich beeilen mitzukommen, wenn nicht sammelst du sie eben wieder ein.
    Auch in Hunderunden kann ein Hund schöne Erfahrungen mit Fremden machen, man erklärt vorher, das der Hund Angst hat und man ihn nicht weiter beachten soll. Die Hundeleute werden sich erst dran halten und dann doch das verwöhnen wollen anfangen. :D und meist sind Hundeleute darin geschickter als Spaziergänger. Da der Hund sieht, wie andere Hunde mit ihren Menschen umgehen, werden die meist auch schnell viel vertrauenswürdiger.
    Jedenfalls haben wir gerade einen English Setter mit Angst vor Männern und Kindern, der sich gerade gestern dann von meinem Mann hat füttern lassen, obwohl er ihn vorher angeknurrt hat vor Unsicherheit. In so einer Hundrunde (da der Hund ja mit Hunden kein Problem hat) tauen sie viel schneller auf und erkennen das Spaziergänger auch nichts schlimmes sind.


    Viel Glück und Erfolg mit dem Problem und sehr viel Spaß mit eurem neuen Familienmitglied!

  • Ich habe auch so einen Hund. Meine beste Erfahrung ist den fremden Menschen zu sagen das sie deinen Hund weder ansehen noch ansprechen dürfen. Sie komplett ignorieren.


    Bei Besuchern sollte es genauso sein, lass die Hündin von selbst kommen. Wenn sie dann da ist um Gottes Willen nicht übereilig reagieren sondern ihr abgewand eine Hand zum riechen reichen.


    Es hilft auch wenn du die Hündin hinter dich bringst und fremde Menschen verscheuchst. Sie muss erst Vertrauen zu dir fassen.


    Bei uns ist es so das Milow sofort zu mir kommt und ich ihm ein Ok gebe. Ihm also damit signalisiere das dieser Mensch gut ist und er hin gehen darf.


    Viel viel glück dabei, nicht aufgeben diese Arbeit lohnt sich ganz sicher!

  • Ich würde da gar nicht lange rummachen mit fremden Leuten.
    Die sind nichts besonderes, sondern normal und so solltest du sie auch behandeln. Also keine extra Annäherungen oder sowas. Das zeigt dem Hund nur, dass man mehr auf solche Leute aufpassen muss.


    Wenn Leute locken wirken sie nochmal bedrohlicher. Direktes Anstarren, vornübergebeugt, das können Hunde die schlecht sozialisiert wurden nicht einschätzen.
    Mein Kleiner reagiert da auch mit Bellen und Knurren. Ich sage den Leuten inzwischen, dass sie ihn bitte nicht so direkt anstarren sollen. Das hat mir schon so manche böse Blicke von alten Omas eingebracht :roll: , aber der Hund regt sich nicht auf, das ist wichtiger.


    Wegen der Leinenaggro würde ich mir einen kompetenten Hundetrainer suchen, das ist meist eine langwierige Geschichte. Rechne auch damit, dass sie noch nen Ticken "schlimmer" wird wenn sie sich erstmal bei euch heimisch fühlt.

  • Bei den Baustellen lass dir bitte von einer kompetenten Hundeschule die wirklich gewaltfrei arbeitet helfen.
    Man kann viel falsch machen, auch wenn man es noch so gut meint ! Ein CHoaching von jemanden der Ahnung hat kann nie schaden! ALso keine Scheu !
    (gern empfehgle ich dir ein paar Kollegen in der Umgebung)

  • Schara hat dieses Verhalten anfangs auch sehr gezeigt. Dann irgendwann nur noch gegenüber Männer, dann nur noch gegen komisch ausschauenden Männern (Mantel, Uniform, Schirm), jetzt gar nicht mehr.
    Es ist auch sehr eine Vertrauenssache, die sich nur durch Zeit beheben läßt. Finde ich zumindest.


    Der Hund muss lernen, dass du das übernimmst. Umso lieber der Hund dich gewinnt und nicht weiss, dass alle andern ihm und dir nichts wollen umso mehr wird er/sie das Verhalten zeigen. Er weiss doch nicht, dass es nicht gewünscht ist. Das hat ihm ja nie jemand beigebracht. Das existiert nur in unseren Köpfen.
    Laß ihn wissen, dass du es ihm Griff hast. Sobald jemand auf der Bildfläche erscheint versuchst du die Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen. Du kannst clickern, etwas sagen, stehen bleiben, ins Sitz bringen, anstupsen, egal was. Der Hund soll bei dir sein. Du gibst ihm das Zeichen dass alles in Ordnung ist, bzw. sagst es und es gibst ein Leckerlie.
    Theoretisch werden alle Leute schön gefüttert. Was gibt es besseres, als dass es bei jedem Menschen von dir was tolles gibt. :D


    Soweit meine Empfehlungen, aber eine gute Trainerin oder ein Trainer werden dir sicherlich weiter helfen.

  • Hallo,
    erst einmal vielen Dank für die vielen Infos.


    Zitat

    er ist nicht einmal bei dir und du verlangst schon das er allen um den hals fällt, vor glück und freude und seine vergangenheit sofort ablegt, also gib im alle zeit der welt


    Ehrlich gesagt, möchte ich gar nicht, dass sie positiv auf andere Menschen reagiert - neutral würde schon reichen...
    Dass sie Zeit braucht, ist mir schon bewusst - ich bin ein sehr geduldiger Mensch. Das sollte also klappen ;)
    Aber diese Situationen in denen sie sich auf den Mensch so "aggressiv" stürzt sind wirklich purer Stress für sie. Sie schüttelt sich danach und ist ganz hibbelig. Ich möchte ihr das ja nur erleichtern.


    Ich denke auch das es Unsicherheit ist, wollte aber eure Einschätzung hören.
    "Zeigen und Benennen" hört sich sehr interessant an aber ich würde mal behaupten: soweit sind wir noch nicht. Vllt. in ein paar Wochen.
    Was haltet ihr davon wenn wir mit "um Erlaubnis fragen" anfangen? Also das sie erst zu uns guckt wenn eine "Situation" auf uns zukommt. Dann hätten wir ihre Aufmerksamkeit.


    Sockensucher:
    Es war die ersten Male auf jeden Fall Neugier. Aber jetzt ist es eher "gleich in die Leine legen/springen und bellen". Besonders wenn die Leute für sie unvorbereitet neben ihr auftauchen.
    Dieses freundliche Verhalten mit anderen werden ich auf jeden Fall noch einmal ausbauen. Bisher habe ich auch den Leuten gesagt, dass sie Angst hat, wenn sie gelockt wurde oder die sie zuviel angeguckt haben. Nur denke ich, dass es dann schon zu spät ist. Bis ich auf "freundliche" Lautstärke ran bin, hat Lexie schon angeschlagen...
    Ich werde das "Begrüßen" mit Bekannten auf jeden Fall mal ausprobieren. Eine Hundegruppe wäre wirklich toll. Ich bin auch schon eine Weile auf der Suche, aber leider sind die Leute im Süden anders gestrickt was Umgang mit Hunden angeht... Meine Hoffnung liegt bei anderen "Eingereisten".


    Zitat

    Es hilft auch wenn du die Hündin hinter dich bringst und fremde Menschen verscheuchst


    Also ich denke, dass das hinter mich bringen schon etwas bringen würde, aber verschlechtert das nicht das ganze? Wenn ich ihr "vormache", dass ich sie vor fremden Menschen beschützen "muss" und die Leute dann auch noch wegjage, dann denkt sie doch erst recht "fremde Menschen = schlecht". Oder verstehe ich deinen Ansatz falsch? :???:


    Zitat

    Ich würde da gar nicht lange rummachen mit fremden Leuten.
    Die sind nichts besonderes, sondern normal und so solltest du sie auch behandeln. Also keine extra Annäherungen oder sowas. Das zeigt dem Hund nur, dass man mehr auf solche Leute aufpassen muss.


    Natürlich soll nicht jeder Mensch etwas besonderes sein, aber bei denen die ich treffe(n möchte), wäre es leichter für alle wenn sie nicht so heftig reagiert.
    Ich schätze das bellen nicht als Leinenaggro ein. Sie würde das auch machen, wenn einer ihrer nicht-gemochten Pfleger auf sie zukommt und sie frei läuft.


    Wie gesagt, versuchen wir das mit der Aufmerksamkeit derzeit. Es klappt nur nicht wenn der Mensch zu nah dran ist. Wenn er allerdings weiter weg ist, dann klappt es allerdings super :D Sie schaut dann nur noch kurz nach dem Mensch aber sobald ich was sage ist die Aufmerksamkeit wieder bei uns und sie dreht sich auch nicht um, sobald wir vorbei sind. :kg:


    Natürlich werde ich mit ihr zur Hundeschule gehen, allerdings erst wenn sie bei uns eingezogen ist.


    Nochmals danke für die Anregungen!

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