Beißproblem mit unserem Lino - kurz vor der Verzweiflung

  • Hallo liebe Dogforum Gemeinde,

    dem ein oder anderen mag unser jetzt folgendes Anliegen vielleicht spanisch vorkommen... aber wir sind Ersthundebesitzer und daher noch nicht ganz so erfahren.

    Ja, wir besuchen eine Welpenspielstunde (Hundetraining Franken) die das auch soweit wir das beurteilen können, ganz gut machen. Dort haben wir auch demnächst unsere erste Einzelstunde und zu Hause eine Anamnese vor Ort.

    Dennoch haben wir vorab folgendes Problem mit dem wir uns schon mal vorweg hilfesuchend an die Gemeinde hier wenden wollen.

    Unser Lino beißt. Er tut das nicht aus Boshaftigkeit, ich denke er tut das eher weil er spielen will. Aber er beißt arg. Wir waren vorgestern bei meinen Eltern die den Hund wirklich lieben und auch mit ihm spielen. Beiden hat er die Unterarme blutig gebissen. Und das obwohl sie beim ersten biss sofort aufgestanden sind und ihn ignoriert haben - eben genau das, was man immer liest.

    Wir fragen uns nur wie soll das oftmals funktionieren... Bestes Beispiel ist abends auf der Couch. Lino darf auf die Couch (nicht ins Bett, nur auf die Couch). Wir liegen gechillt da. Er pennt neben uns. Auf einmal reißt er die Augen auf und beißt einem dermaßen in den Zeh oder den Arm oder die Brust oder die Nase, dass man kurz vorm explodieren ist (was man nicht tut, er ist ja schließlich ein Welpe).

    Zuletzt haben wir ihn wenn er so losgelegt hat um ihn von der "Gruppe" zu trennen mit der Leine hinter das Sofa (das Sofa steht frei in der Mitte des Raumes) gebunden.

    Der Tipp bis dato von unserer Hundetrainerin war ja, dass der Hund wenn er beißt auf seinen Platz soll und nicht aufstehen darf bis er quasi wieder heruntergekommen ist. Nur kann Lino das halt noch nicht. Das wird aber eben in den Einzelstunden dann geübt.

    Wir wollten wie gesagt nur vorab mal fragen ob wir einfach zu dumm sind für einen Welpen - denn mittlerweile kommt es mir so vor. Dass ein Welpe Zeit und Nerven kostet wissen wir sehr wohl. Durch regen Kontakt mit Hundebesitzern und zudem hatte das Elternhaus meiner Freundin auch schon einen Welpen vor drei Jahren. Aber jeder der Hundebesitzer aus unserem Bekanntenkreis weiß mit der Bissigkeit nicht weiter :-(

    Vielleicht hat ja jemand einen Tipp.

    Liebe Grüße,
    Karina und Michael

  • Hallo!

    Ja, die Beißhemmung ... :D


    Eine Frage:
    Habt ihr ihm schon mal etwas gegeben, worauf er herumkauen darf?
    Quasi als Alternative.
    Zum Beispiel einen Kauseil, oder von mir aus auch ein Stück Rinderkopfhaut?

    Wenn ja, was passiert dann?


    Zurück zur Beißhemmung.
    Die "Beißereien" können natürlich unterschiedlich stark ausfallen, und das Training unter Umständen auch schon mal etwas länger dauern.
    Daß man selbst dabei ruhig bleiben soll, ist leichter gesagt, als manchmal getan.
    Wenn Ihr es schafft, umso besser.

    Kennt Euer Hund ein NEIN?
    Also, nicht erst in dieser Situation gesagt, sondern wirklich in einer ruhigen, aufmerksamen Phase antrainiert, so daß man dies langsam auch in besagten Situationen anwenden kann?


    Eine Möglichkeit der "Beißwut" beim Welpen wäre auch, daß da etwas "zuviel" war.
    - eine Runde Gassi etwas zu lange ausgefallen
    - eine Runde spielen etwas zu lange, oder gar zu doll
    - ein "Kommando" wurde gegeben, welches der Hund nicht kennt
    - eine Situation, "neu" für den Hund, wurde nicht verstanden
    ....

    Da könnte es auch vorkommen, daß die Hunde gerne etwas kauen wollen. Um ihren Streß abzubauen.
    In so einem Fall könnte es Lino, und auch Euch, helfen, wenn er auf einem extra Gegenstand kauen darf.
    Ihr schützt Eure Arme und Hände, und er kann weiterhin seinem Bedürfnis nachgehen.


    Das Trennen von der Gruppe kann übrigens auch Streß auslösen. Zumal junge Hunde oft den Grund dafür nicht verstehen.
    Auch "Action" mit der Familie, also Krauleinheiten und Spielen beim Besuch, kann so einen kleinen Körper regelrecht hochputschen. Da dauert es halt eine Weile, bis der Streßlevel wieder "heruntergefahren" ist. Teilweise sogar mehrere Tage.


    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • Hi SheltiePower,

    zunächst vielen lieben Dank für deine Antwort.
    Dein Beitrag klingt ja insofern beruhigend, dass wir anscheinend keine wilde Bestie sondern tatsächlich noch einen Welpen zu Hause haben.

    Als Alternative bieten wir Lino Rinderkopfhaut"knochen" oder Pansen. Der Pansen wirkt insofern, dass er solange er darauf beißt und diesen frisst auch nicht uns beißt. Die Rinderhaut knabbert er zehn Sekunden an, und dann ist des Herrchens Unterarm wieder viel frischer und leckerer in seinen Augen.

    Wie du schon erwähnst ist es tatsächlich so, dass er häufig diese Beißattacken hat, wenn er gerade total getollt hat oder wie gestern aus der Welpenspielstunde kommt. Was uns nur wundert ist eben, dass er das auch an stinknormalen langweiligen Tagen macht an denen er eigentlich nichts ungewohntes erlebt hat - er einfach da liegt, zwei Stunden vor sich hindöselt und auf einmal aufspringt und losbeißt...

    Da stehen einem wirklich teilweise die Haare zu Berge... und leicht ist es nicht gerade ruhig zu bleiben...

    Liebe Grüße!

  • Wie hat sich denn die Mutter gegenüber den Welpen verhalten? Hat sie die gemaßregelt, wenn sie zu wild wurden? Wie sind die Menschen in der Zeit mit dem Hund umgegangen? Wie alt war der Zwerg beim Einzug?

    Was macht Ihr tagsüber mit dem Welpe? Tagesablauf? Länge der Gassigänge, der Spieleinheiten, Ruhezeiten?

    Habt Ihr schon "Nein" geübt?

    Viele Grüße
    Corinna

  • Wenn Übersprungshandlungen aus Überforderung ausgeschlossen sind: (siehe Beiträge)

    Besorgt euch einen dicken Lederhandschuh.

    Damit könnt ihr Lino spielerisch Respekt vor Menschenhaut beibringen.

    Handschuh anziehen, spielen, reinbeissen lassen, zerren (nur Lino zerrt, ihr nicht...wegen der Milchzähnchen :D )

    (Welpen WOLLEN und müssen auch spielerisch raufen und ihre Geschwister als Spielkameraden sind nicht mehr da...sie wollen nicht immer nur an Kauknochen nagen.

    Und das, was wir Menschen uns unter "spielen " vorstellen, geht an dem, was Junghunde miteinander machen, weit vorbei... )

    Sobald Lino in etwas anderes beisst als den Handschuh (Haut, Kleidung) ... laut aua quietschen und sofort Spielabbruch.

    Ihn drauf trainieren (und die Eltern auch ;) ) dass NUR mit dem Handschuh gezergelt wird.

    Bei allem anderen ein konsequentes NEIN oder was immer ihr sagt zum Unterbrechen .

    Mit dem "Auszeit" geben, was viele Hundehalter machen, komme ich persönlich nicht so klar.

    Das ist für mich "Menschendenken" und das kann ich mit einem Kind machen, aber ein Hund wird niemals "ïn sich gehen", was er denn wohl so angestellt hat... ich bin mehr dafür, unerwünschtes Verhalten sofort zu unterbinden, eine Alternative anzubieten und gross zu loben, wenn die Alternative angenommen wird.

    Und ich weiss grad nicht, was für ein Hund Lino ist, aber manche Rassen sind in der Welpenzeit echte kleine Schnappschildkröten, Labrador zB...
    Viel Erfolg, gute Nerven....und geniesst die Zeit, sie ist SO SCHNELL VORBEI UND DANN SIND SIE ERWACHSEN...

  • Zitat

    und geniesst die Zeit, sie ist SO SCHNELL VORBEI UND DANN SIND SIE ERWACHSEN...

    selbe wollt ich auch schon schreiben. Er ist ein Welpe, freut euch pber die zeit. ich hab bei der Überschrift gedacht ohoho wieder so ein "einschläferungs Kandidat" also, Heilsalbe kaufen und den Hund Hund sein lassen

  • Ehrlich gesagt würde ich meinem Welpen schon sehr deutlich klar machen, dass das Beißen unerwünscht ist. Z. B. in der von Dir geschilderten Sofa-Situation: Hund wacht auf und "legt los". Sofort ein scharfes NEIN und den Hund runter nehmen. Im Idealfall ist er erstmal verdutzt. Wird aber dann (ggf. auch sofort ...) versuchen wieder drauf zu springen. Für diesen Fall empfiehlt sich eine leicht Welpenleine. Die kommt sofort dran und Hundi wird damit auf einen Platz gebracht, dort angeleint und ihr ognoriert ihn. Fängt er an dort zu entspannen, fliegt ein Leckerchen.
    So würde ich bei quasi allen Beiß-Attacken vefahren. Da die Welpenleine leicht ist und ihn nicht stören wird, könnt ihr sie ihm übrigens auch dran lassen.

  • Ganz ehrlich? Ich habe das Beißen meiner Welpen nicht ignoriert bzw. sie. Ich habe sie gemaßregelt (das war bei mir ein schneller Griff ins Halsfell (kein Schütteln) zusammen mit einer bedrohlichen Körperhaltung. (steif machen, fixieren)
    Danach wieder sofort normaler Umgang. Wenn's ganz schlimm war, bin ich nach der Maßregelung auch mal aufgestanden und weggegangen.
    Ich muss sagen, ich hatte überhaupt keine Probleme mit zerbissenen Händen oder Klamotten. Die beiden waren es von Haus aus durch ihre Mutter gewöhnt und auch wenn ich kein Hund bin, haben sie mich sehr wohl verstanden. (ich hatte auch nicht vor, besonders hündisch zu sein, das kam einfach ganz spontan)

    Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, allerdings gibt es ja bekanntlich viele Wege nach Rom und was für mich/uns gut war, muss für den nächsten nicht auch gut sein.
    Vor allen Dingen habe ich nicht so viel darüber nachgedacht, sondern ganz intuitiv gehandelt.

    Liebe Grüße
    Nele

  • Uiui, soviele Antworten :-)
    Vielen lieben Dank!

    flying paws
    Wie die Mutter genau mit ihm umgegangen ist, ist schwer zu sagen. Wir haben ihn das erste mal mit 6 Wochen kennengelernt. Und da hat sich die Mutter von den 8 Welpen etwas zurückgezogen da diese ja schon sehr rüpelhaft mit ihr umgegangen sind. Allerdings wenn, hat sie schonmal in die Schranken verwiesen.

    Beim Einzug war er übrigens mitten zwischen der 8. und 9. Woche.

    Ein "Nein" haben wir bis jetzt so noch nicht geübt. Hast du dazu tipps?


    Sativa
    Lino ist ein "Golden Retriever" / "Tiroler Bracke" Mischling. Vielleicht kommt ja der Jagdhund in ihm gerade durch oO
    Die Idee mit dem Handschuh werden wir mal probieren. Klingt eigentlich schlüssig.Nur mit dem Nein an sich beim runternehmen... das ignoriert er bis dato konsequent. Er springt schneller auf die Couch als ich selbst wieder auf der Couch bin...


    KamiKatZeChArLy
    Einschläfern?! Also nein! Es mag ja sein dass wir überfordert sind. Aber Einschläfern ist absolut keine Alternative! Wenn jemand was falsch macht, sind es ja wir und nicht der Hund. Er ist ja ein Kleinkind, und so sehen wir das ja auch. Wir wollten nicht auf dem Welpen rumhacken wie doof er ist... im Gegenteil! Wir suchen ja Hilfe wie WIR uns anders verhalten können.


    HHer Dackeline
    Danke für deine Tipps - auch diese werden ins Alltagsleben mal mit eingehen :-)


    Tuuka
    Den Griff ins Halsfell haben wir probiert. Haben dazu nämlich mal etwas gesehen um ihm z.B. so das Beißen in Stromleitungen abzugewöhnen. Quasi ein "Aus" und dann ein kurzer Kniff ins Genick. Das hat Anfangs sehr gut funktioniert. Nach zwei - dreimal ins Genack packen hat er allein das Aus akzeptiert. Das hat allerdings nach ein paar Tagen komplett aufgehört...

  • Ich würde weder Auszeiten geben noch Heilsalbe kaufen. Bei mir gäb's stattdessen ein umgehendes Feedback: Ich würde den Welpen SOFORT nach einem ernsthaften Kneifer kurz(!!!) und energisch maßregeln. Wenn er mir schüttelnd an der Hose oder am Pulloverärmel hängt, ist das eine Sache, aber meine Haut ist KEIN Kauspielzeug, folglich gibt's da zero tolerance.

    Das ist nicht mal viel verlangt, denn ein normaler Welpe weiß im Prinzip längst Bescheid. Er fällt ja nicht vom Mars, sondern hat solche Unterschiede schon vor dem Absetzen gelernt: erwachsenen Hunden kann man zwar beim Spielen wunderbar am Fell zergeln, aber man kneift sie eben nicht hart ins Ohr - das gäbe umgehend Ärger.
    Genau darauf bauen wir auf: Toben ist völlig okay, ernsthaftes Zufassen an Stellen, wo's wehtut, gibt SOFORT Ärger.

    Wenn eine verbale Unwillenskundgebung (kein Gebrüll, einfach ein sehr energisches "Nein!") mit einem Wegschieben nicht reicht, würde ich auch nicht davor zurückschrecken, den Zwerg kurz festzuhalten, die Ermahnung zu wiederholen und zu warten, bis er Ruhe gibt.

    Wenn die kleine Schnappschildkröte sich kurz "ergeben", also verstanden hat, daß dieser Übergriff eben nicht in Ordnung war, spiele ich aber sofort weiter. Welpe soll ja keinen Spielabbruch lernen, sondern gerade gesittetes Verhalten WÄHREND eines heißen Spiels. Das lernen sie so schnell, daß bald ein gequietschtes "Au!" genügt, und der Schnapper nimmt prompt einen Gang raus. Daß ein ausgesperrter Hund hinter der Tür oder in der Box dagegen über sein Verhalten nachdenkt und die richtigen Schlüsse zieht, halte ich für ein Gerücht.

    Deutliches Feedback plus sofortiger Chance zum Bessermachen hat bisher immer gut geklappt: Ich hab vom keinem Welpenspiel je blutige Kratzer gehabt, und auch die wilde kleine Terrier-Schnappschildkröte hatte den Unterschied zwischen Menschenhaut, Hosenbein und Kauseil sofort raus.

    Und zwar sehr genau: meine Gartenschuhe mußten nach der Welpenzeit zum Schuster, weil sie ständig begeistert ihre scharfen Milchzähnchen reinschlug. Ging ich aber barfuß, wäre sie nicht mal auf die Idee gekommen, zuzufassen - dann war's notfalls das Hosenbein...

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