Realismus bei der Hundeauswahl

  • Was mir irgendwie noch auf der Zunge brennt zu dieser Diskussion,

    wer sucht sich den wirklich einen hund "ohne" Optik? Wer sucht denn einen Menschen ohne Optik. Die zählt eigentlich immer, ich meine jetzt nicht die Idealvorstellungen, aber beim Blickkontakt muss etwas klick machen. Geruch, Optik, Haltung, Wesen - erstes rüberkommen. Das ist normal und liegt in unserer Natur. Das kann auch dann eine ganz unerwartete Type sein, die man sich vorher nie vorgestellt hat.

    Was bringt mir der "ideal" passende Hund, wenn man Herz nicht dabei ist. Ich muss bestenfalls 15 -17 Jahre mit diesem Tier verbringen. Mein Hund passt wohl nicht perfekt, vielleicht nicht in der Rasse, aber vom Wesen her würd ich mit einem selbstbewussteren Exemplar, es wohl einfacher haben. Ganz ehrlich hatte ich vorher - aber wenn ich realistisch bin - hängt mein Herz eben mehr an meiner Problemgöhre, und ihr Verhalten und Wesen fasziniert mich immer wieder vom neuen.

    Ich finde man sollte selbstkritischer mit seinem Realismusdenken sein. Es gibt nicht den idealen Hund und den idealen "Partner" /Mensch, nur den auf den man bereit ist sich einzulassen.

    annia

  • Zitat

    Hhmm. Und was bekommt man dann wenn mehr Hüte-Jagd-Schutztrieb etc. eingekreuzt wird?
    Mehr "Probleme" mit dem gutaussehenden Familienplüsch. Macht das Sinn??

    Ich hab ja nicht geschrieben, dass ich das für sinnvoll halte. Es ging ja nur um den Punkt, dass bei Nicht-Durchmischung angeblich der Genpool zu klein würde.

  • Zitat

    nur den auf den man bereit ist sich einzulassen

    Und den für den man bereit ist Zeit und Arbeit zu investieren, richtig! Aber trotzdem macht es Sinn sich erstmal das eigene Leben und auch das eigene Wesen anzuschauen und dann so realistisch und pragmatisch wie möglich nach einer Rasse zu suchen.

    Aber viele sind nicht mal bereit Zeit für diese Selbstbewertung und gestehen sich auch nicht ein womit sie vielleicht überfordert wären. So wird ein Weimaraner gekauft weil er so schön zum Chanel Mantel passt und ein Jack Russel weil er klein und niedlich aussieht. Und Gedanken machen sich die Leute dann, wenn es haufenweise Probleme gibt oder auch nicht und es wird dann eben ein z.B. ein ewiger Leinenhund.

  • ich bin auch, genau wie nighstalcer, der meinung, dass man sich gründlichst über die rassespezifischen besonderheiten eines jeden hundes informieren und sich fragen sollte, ob man ihnen gerecht werden kann. hinzu kommen natürlich die individuellen charakterzüge, bei denen man genauer hinsehen sollte, ob sie zu einem selbst passen.

    bestimmte spezialisten, wie beispielsweise den bodercollie, möchte ich nicht ohne schafe sehen, es sei denn es handelt sich um ein absolutes ausnahmeexemplar.

  • annia - ich gebe Dir völlig recht - über das Auge ins Herz. Und wenn Du Deine schwierigen Fellschnuten händeln kannst und willst ist ja alles bestens und ein riesen Glück für Deine Hunde. Aber: wir haben viele HH in unserem Verein die ihre Hunde nicht nach dem Wesen und dem damit verbundenden Naturell ausgesucht haben und auch nicht die Überlegung angestellt haben ob sie dies dann auch befriedigen können, sondern nur nach - gefällt mir, will ich.
    Ausibesitzer der mit dem Schutztrieb überfordert ist.
    Beaglebesitzer - abgenervt und ungeduldig.
    Zarte ältere HH mit einjähriger pubertärer Riesenschnauzerhündin - unsicher und mit Unterarmschützern.
    Malinobesitzerin - mit zerissenen Klamotten und Angst vor dem eigenen Hund.
    Besitzerin von Herdenschutzhund, eingeschüchtert vom Schnappen des Hundes bei Einwirkung.

    Von mindestens nur diesen Leuten weiß ich, daß sie ihre Hunde nur nach dem Aussehen gewählt haben, obwohl sie über mögliche Problematik aufgeklärt waren. Jetzt sind nicht nur sie selbst unglücklich - der unglücklichste in solchen Fällen ist leider immer der Hund.

  • @ tixi6 : jain

    der mensch wählt eben zum Teil subjektiv- und über haben wollen. Ich stelle mal die polemische These auf das es sich ähnlich hat wie mit der Lebenspartnerwahl. Das hat eben auch selten was mit dem Realitätsdenken zu tun sondern mit vielen kleinen unterbewussten Sachen, wie Optik, sich riechen können, im besten Fall mit gemeinsamen interessen - ansonsten mit dem Spruch: Gegensätze ziehen sich an.

    Natürlich kann man im den Fall sagen ein bisschen Realitätsdenken ist da auch angebracht - aber wer hört schon drauf, wenns passiert =)

    Wenn wir wirklich ehrlich den hund nur nach den Lebensumständen aussuchen würden würden wir wohl alle bei der Begleithundegruppe landen- und die sind fast alle klein und wuschelig (brrr). Nicht mal der Labrador passt eigentlich als Jagdhund.

    Es geht mir einfach darum sich mal selbst zu hinterfragen - inwieweit die Entscheidung für den Hund wirklich objektiv war.

    und ich behaupte mal fein, dass einiges, wo man auf rasseprobleme hinweist ,von den leuten- hätten sie ne andere rasse gewählt - hätten sie womöglich andere probleme- behoben werden könnte, wenn sie sich mehr auf den Hund einlassen wollen würden. und die leute die sich nicht in der lage fühlen darauf einzulassen hätten warscheinlich bei einer Begleithundrasse das rassespeziefische viele Kläffen als Problem. Und nen Plüschhund muss man abstauben.

    und nicht zu vergessen, regen wir uns meist schon über hundehaltung auf, wenn sie nicht perfekt ist. aber wenn man global vergleicht, habens die meisten hunde hier noch ziemlich gut, auch wenn nicht perfekt.

    natürlich gibt es eine schlechte, gute, perfekte, katastrophale Wahlmöglichkeit oder den puren Zufall, für mich zählt was der Hundehalter daraus macht, und wenn gar nichts mehr geht, ob er bereit ist sich hilfe zu holen, oder dem hund im schlimmsten fall ein neues, besseres Zuhause zu finden.

    ich habe meine rassewahl oft hinterfragt - mein hund war nicht einfach, die rasse hat auch wohl einige ungewollten macken (die meine hündin natürlich alle geerbt hat) - aber im endefekt bereue ich es nicht, denn ich will se nicht missen. mir graut es aber vor der nächsten hundewahl, da ich mir im herzen eben nur diese rasse mir bei mir vorstellen kann - auch wenns eben nicht realistisch ist, und ich mich frage wie ich das problem dann löse. weil eben für einen jungen hund uuuuuuuuungllaublich viel zeit investiert werden muss, welche ich wohl nicht mehr haben werde.

    bis dahin geniese ich die terrorgurke und verfluche sie hin und wieder - sie kriegt aber oft den entschuldigungspassus - es liegt halt in ihrer natur.

    vielleicht hab ich es jetzt besser rübergebracht.
    lg annia

  • Ja, da kann ich Dir absolut zustimmen und war bei mir nicht anders. Mein Lebenstraum war immer ein Schäferhund. Ein anderer Hund hätte mein Herz wahrscheinlich gar nicht erst öffnen können. Allerdings habe ich mich vorher mit dem Charakter und den Bedürfnissen dieser Rasse auseinandergesetzt und händel meinen Hund dementsprechend. Da wir nun schon den 2. Schäfi haben und beide Hunde grundverschieden sind, sind auch wieder ganz andere Probleme und Eigenschaften zu beachten und es ist nicht immer nur ein Spaß.

    Ich hätte gerne: einen temperamentvollen Schäfi, der nicht so schnell extrem hoch fährt, ohne großen Jagd-, Wach- und Schutztrieb, ausgeglichen und mit hoher Reizschwelle. :lachtot:

    Ich habe: ein hochtriebiges, umweltunsicheres, jagendes Wildschwein, mit ausgeprägtem Wach- und nachts Schutztrieb... :roll: Tja, so ist sie aber nun mal, so wird sie genommen, gehändelt - ich schimpfe über mein kleines Miststück und liebe sie.

    Manche HH tun dies dann aber leider nicht und erstarren (wertfrei) in ihrer Hundewahl und den damit entstehenden Problemen ohne sie wirklich zu bearbeiten. Oder sie wollen ihren Hund "fremd umkrempeln" lassen, ohne zu verstehen, daß man an einigen Eigenschaften nichts ändern kann, sondern sie händeln muß. Und dann ist der Hund immer der leidtragende, denn er kann nichts für seine in die Wiege gelegten Eigenschaften.

  • Zitat


    Wieso wird oft genug immer noch nach "der ist aktiv, süß und flauschig, also will ich einen Aussie" entschieden und nicht nach "ich möchte einen Hund, der ein Allrounder ist, dabei eher sensibel, führerweich, moderater Jagdtrieb, darf gerne melden und wachen..." und sucht dann nach diesen Eigenschaften die passende Rasse raus?

    Die Beschreibung passt auf mich eigentlich.
    Ich wollte etwas langhaariges, was aktiv und mittelgroß ist, ein Hund mit dem Agility und / oder Hüten möglich ist. Also bin ich auf Border und Aussie gestoßen, der Aussie sprach mich mehr an. Also habe ich mich für den Aussie entschieden.
    Ob sensibel oder dickköpfig, Jagdtrieb oder nicht, Schutzhund oder nicht, leicht zu führen oder nicht ist mir mehr als egal und war für mich keiner der Ausschlaggebenden Gründe, warum einen Aussie.
    Sicher habe ich mich über diese Rasse informiert und diese Dinge waren mir auch gänzlich bewusst, aber sie sind schlicht nicht der Grund warum ein Aussie.

  • Zitat

    Agility und / oder Hüten


    Agi kann man mit jedem Hund machen und Hüten kann man mit 90% der Österreichischen/Deutschen Aussies net..

    Zitat

    Ob sensibel oder dickköpfig, Jagdtrieb oder nicht, Schutzhund oder nicht, leicht zu führen oder nicht ist mir mehr als egal

    Darf ich fragen, wonach du dann nen Hund aussucht? Rein nur nach Optik?


    Also ich will nen sportlichen Hund, klar im Kopf, ich will ziemlich sicher hüten und UK Obedience machen. Der Hund soll nicht jagen, soll führerweich und Mamabezogen sein, darf gern mäßig sensibel sein, Schutztrieb hat die Madame also brauch ichs net. Worauf fiel die Entscheidung fürn Zweithund? Border.

    Die oben genannten Punkte sind ja wohl die wichtigsten und ausschlaggebendsten Punkte bei der Rassewahl. :???:

  • Hm, spannendes Thema!

    Ich gebe auch ganz offen zu, zum Aussie bin ich auch in erster Linie über das Aussehen gekommen. Da war ich noch keine 16, gerade mit auf einem Agi-Turnier, und da liefen einige Aussies... und ich fand sie soooo süß wuschelig, und all die verschiedenen Farben, und dann waren sie auch noch immer so schön aufgeweckt und aufmerksam und huuuuuh, alles toll...! :headbash:

    Etwas später konnte ich mir dann mit mühsam zusammengespartem Taschen- und Geburtstags- und Festgeld einen eigenen Hund leisten - wurde natürlich ein Aussie. Nach wie vor in erster Linie des Aussehens wegen, und ich hatte auch noch keinen Plan, was den Aussie im speziellen ausmacht. Und ich hab SO viel falsch gemacht! Potenzial nicht erkannt, keine Schranken aufgezeigt, mich ziemlich verarschen lassen und dem Hund absolut nicht das gegeben, was er brauchte. Zwar gab es mehrmals die Woche Treffen mit meiner Trainerin - das war auch immer sehr lehrreich - aber im privaten hab ich trotzdem einfach ziemlich viel falsch gemacht, bis meine Trainerin ihn schließlich übernommen hat und ihm jetzt gibt, was er verdient.

    ...jetzt, 5 Jahre später, stehe ich wieder mit einem Aussie da und habe mich nicht deshalb erneut für die Rasse entschieden, weil ich sie so süß und wuschelig finde - sondern weil ich erst im Nachhinein erkannt habe, dass mir trotz all der Fehler, die ich im Umgang gemacht habe, der Aussie einfach sehr vom Wesen her gefallen hat. Ich habe nochmal fast 2 Jahre recherchiert, abgewägt, ob ich einem Aussie inzwischen geben kann (und will!), was er braucht, und bin bei der Rasse geblieben.

    Ich kann also auf jeden Fall zustimmen, dass man sich den Hund wohl in erster Linie des Aussehens wegen aussucht... aber ich glaube, wenn man auch nur irgendwie mehr oder weniger regelmäßig mit einer bestimmten Rasse zu tun hat und auch das Verhalten kennenlernt, dann kann man auch bald schon außerhalb des "sieht toll aus!"-Schemas denken. Ich zB finde Vizslas auch sehr sympathisch, da ich quasi mit dieser Rasse aufgewachsen bin. Trotzdem habe ich mich letzten Endes für den Aussie entschieden, weil ich dieses dauernde Austesten einfach spannend finde :D Zumindest bei den 4 Vizslas, mit denen ich aufgewachsen bin, war Ungehorsam oder Schabernack dem Frauchen gegenüber nie ein Thema...

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