Spitz läuft Hasen hinterher -> jagen?

  • Hallo, mein Hund heißt Sam und ist ein 14-monatiger Mittelspitz. Heute Morgen waren hatten wir auf unserer Gassi-Runde einen kleinen Zwischenfall.


    Zur Zeit sind wir eigentlich mit Schleppleine unterwegs, weil der junge Herr sich nicht immer zu benehmen weiß. (zu Leuten hinrennen und ankläffen, auf Hunde zustürmen und nicht mehr abrufbar) Wir sind auch in einer Hundeschule und arbeiten an den Problemen.
    Auf dem Gelände wo wir unterwegs waren kam uns eine Frau mit Hund entgegen. Da die Halterin keine Anstalten machte ihren Hund zu sich zu rufen, hab ich halt die Schleppe abgemacht und die Hunde kurz spielen lassen. Dann war ich so doof die Schleppi nicht wieder an den Hund zu machen, da ja niemand weit und breit zu sehen war. :headbash:


    Ich bin dann weitergegangen und hab Stöckchen auf eine Wiese geworfen und er ist immer hinterher und hatte einen riesen Spaß dabei. Dann war ich so blöd ein Stöckchen etwas dichter an einen Busch zu werfen und seh dann plötzlich, dass da ein Häschen drin sitzt. Das arme Vieh hat sich erschreckt und ist dann weggelaufen. Erst hat Sam das gar nicht wirklich mitbekommen, aber als der Hase dann auf seiner höhe war entdeckte er ihn und lief hinterher. Ich dann voller Panik meinen Hund zu mir gerufen, aber er kam nicht. Hab ihn 3-4 mal gerufen, bis er dann bei mir war.
    Er war nur 15 sek weg, die kamen mir aber vor wie eine Ewigkeit :fear:


    Dann hab ich die Schleppe wieder dran gemacht und Sam ist noch mal zur Stelle gelaufen, wo der Hase saß und hat dort wie wild am Boden geschnüffelt. Ich hab ihn dann schnell wieder zu mir gerufen (er kam auch sofort) und dann Leckerlies auf den Boden geworfen, und ihm einen Such-Auftrag gegeben um ihn vom Hasen-Geruch abzulenken.


    Ich hab jetzt total Panik, dass mein Hund das Jagen für sich entdeckt haben könnte. Bitte lacht jetzt nicht, er ist mein erster Hund und ich hab mir den Spitz unter anderem auch ausgesucht, weil sie nicht jagen. Aber bei uns in der Hundeschule ist ein Kooikerhondje, der Hasen und Rehe jagt. Und die Halterin meinte, eigentlich sollte sich der Jagttrieb dieser Rasse wie bei den Spitzen auf Ratten und Mäuse beschränken.


    Wenn er Vögel sieht schleicht er sich immer an wie eine Katze. Nur da kann er ja nicht hinterher laufen, weil sie wegfliegen.


    Meint ihr, dass ich mir Sorgen machen muss? War das überhaupt schon richtiges Jagen? Oder ist er einfach hinterher gelaufen, weil sich was bewegt hat?


    Gruß Steffi

  • Hallo,


    also da ist ein Kaninchen weg gelaufen und dein Hund ist der Bewegung hinterher. Ohne die Situation gesehen zu haben würde ich ganz klar sagen: Ja dein Hund hat Jagdverhalten gezeigt. Jagdverhalten bedeutet ja nicht nur, dass ein Tier gehetzt und mit Erfolg getötet wird, sondern beginnt bei vielen Hunden auch schon mit der Suche und dem Hinterherlaufen des Objektes :smile:


    Ob du dir nun Sorgen machen musst kann ich dir nicht sagen. Sprich doch mal mit einem Hundetrainer. Ich würde schon sagen, dass bei jedem Mal des Hinterherlaufens eine gewisse Form der Selbstbelohnung statt findet.


    Viele Grüße
    Anja

  • Na ja, ich bin mir gerade nicht so sicher, ob das tatsächlich Jagdtrieb ist oder einfach nur Spieltrieb. :???: Viele Hunde, fast alle, rennen ja auch Bällen hinterher, mit Jagdtrieb hat das nicht unbedingt was zu tun. Unser voriger Hund (Pudel-Mix) hatte Null Jagdtrieb, trotzdem ist es in den 16 Jahren, wo wir ihn hatten, 2 mal passiert, dass er weglaufenden Hasen hinterhergerannt ist. Allerdings nie weit, spätestens nach 100 Metern hat er abgelassen und kam zurück, von ganz alleine. Ich hatte immer eher so das Gefühl, dass es einfach nur ein Instinkt war, weil "es" weggerannt ist, aber kein echtes Jagdverhalten.

  • Hallo,


    suche Dir mal einen jungen Hund, der dieses, vor ihm weglaufende Kaninchen nicht gejagt hätte.
    Den wirst Du kaum finden.


    Sicher war diese Jagdsequenz für Deinen Hund eine Selbstbelohnung und so etwas sollte nicht vorkommen, aber wir sind nur Menschen, machen Fehler und die Hunde nutzen diese Situationen aus.Tja so sind sie......kleine Egoisten :smile:
    Dago hat keinen Jagdtrieb, doch auch er rennt einem Hasen hinterher, zwar nur 50 m, aber er rennt.
    Bei Atti sieht das ganz anders aus :smile: , doch dazu schreibe ich hier nichts


    Sei in den nächsten Tagen etwas aufmerksamer, lasse ihn nicht von der SL und trainiere den Rückruf.
    Das wird schon wieder

  • Zitat

    . Ich hatte immer eher so das Gefühl, dass es einfach nur ein Instinkt war, weil "es" weggerannt ist, aber kein echtes Jagdverhalten.


    Naja, was ist denn "echtes" Jagdverhalten???


    LG Kerstin

  • Hi,


    ja, das war Jagdverhalten.


    Und auch dem Ball hinterher rennen ist Jagdverhalten. Allerdings eine gute Ablenkunksmöglichkeit solange man es nicht übertreibt.


    Ich kann meinen Jagdhund sehr gut ablenken indem ich ihm (für ihn) etwas besseres anbiete. Kommt auf den Hund an was man dafür nutzen kann.

  • Spitze jagen auch. Aber sehr gehemmt und es ist sehr überschaubar. Als Hofhunde sollen sie ja "Kleinzeugs" kurz halten. Das heißt natürlich, dass sie auf direkt vor ihnen weglaufende Beute reagieren. Ist also alles normal ;)
    Mein Mittelspitz ist in dem Alter auch Kaninchen hinterher...


    Allerdings ist es beim Spitz leicht zu trainieren, den Jagdtrieb kontrollierbar zu machen, denn in der Regel stöbern sie nicht und sind dann nach einem entsprechendem Training an fliehendem Wild gut kontrollierbar.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat


    Naja, was ist denn "echtes" Jagdverhalten???


    LG Kerstin



    Nun ja, als "echtes" Jagdverhalten würde ich jetzt bezeichnen, dass der Hund nur 1 Ziel hat ...die Beute fangen. In meinem genannten Fall, hatte mein Wauwi aber gar nicht das Ziel, den Hasen zu fangen. Hätte er ihn wirklich fangen wollen, wäre er nicht nach wenigen Metern stehen geblieben und von selbst zurückgekommen, sondern wäre an ihm drangeblieben. Aber sorry, ich bin kein Jagdhundprofi. Ich erkenne gerade lediglich den Unterschied zwischen meinem vorigen Hund, dem Pudel-Mix und meinem jetzigen Hund, ein Podenco-Mix. Dieser würde definitiv nicht soooo schnell "aufgeben" bzw. ablassen. Der hat "echten" Jagdtrieb. Aber wie gesagt, das war jetzt nur meine erste Einschätzung aus persönlicher Erfahrung ...dass die TS sich jetzt nicht unbedingt Sorgen machen muss, dass ihr Hund ein "Jäger" ist.

  • Ja, das war Jagen.


    Das Jagdverhalten hat mehrere Sequenzen.
    Stöbern
    Belauern
    Beschleichen
    Behetzen
    Fassen
    Töten
    Sichern
    Manche Rassen besitzen einen modifizierten Jagdtrieb, aber ich würde behaupten instinktiv hat jeder Hund dieses Verhalten in seinem Repertoir abgespeichert, manche mehr, manche weniger. Schafe hüten - das ist zB nix anderes als Beschleichen, Belauern und Behetzen ...


    Außerdem geht es nicht darum, ob der Hund das Ziel hat, die Beute zu fangen... Jagen ist selbstbelohnend. Schon eine kurze Hetzsequenz reicht aus, dass der Hund Glücksgefühle empfindet, egal ob er die Beute bekommt oder nicht. Manche verfallen diesem Glücksgefühl, andere entscheiden, dass es ein unnötiger Energieaufwand ist.
    Jagdersatzbeute kann ebenso ein Ball sein, der Radfahrer, der Dummy bei der ZOS usw. Auch hündisches Spiel enthält Jagdsequenzen.


    Ob dein Hund jetzt das Jagen für sich entdeckt hat, weiß ich nicht... ich würde ihn aber demnächst in diesem Gebiet sehr genau beobachten und am besten weiterhin an der Schleppleine trainieren.


    ...übrigens: bei starken Jägern kommt man mit dem Abruf nicht immer zum gewünschten Ziel... da wäre es besser, andere Jagdsequenzen herauszuarbeiten zB Belauern oder Beschleichen(Vorstehen), da dieses Verhalten ebenfalls selbsbelohnend ist.

  • Zitat

    Manche Rassen besitzen einen modifizierten Jagdtrieb, aber ich würde behaupten instinktiv hat jeder Hund dieses Verhalten in seinem Repertoir abgespeichert, manche mehr, manche weniger.


    Genau das meinte ich ja auch :/ Mein Hund hatte damals definitiv kein echtes Interesse am Hasen, es war lediglich ein Urinstinkt, der ihn erst einmal hat reagieren lassen. Jeder noch so kleine und junge Welpe spielt doch mit allem, was sich bewegt, aber deshalb ist er doch noch längst kein "Jäger". Ist aber auch immer schwierig, sowas mit Worten zu beschreiben :/

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