Sind Tierärzte wirklich so???
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ja der Punkt ist doch aber, dass der Sachverhalt der Magendrehung etwas anderes ist, als ein schmerzender Zahn!
Wegen einem schmerzendem zahn wird auch keiner eingeschläfert - mal so pauschal gesagt.Ich würde es eher mit einem Darmverschluss beim menschen vergleichen - der ist auch tödlich wenn nichts unternommen wird....
Es gibt auch keine Garantie für die Genesung bei magendrehung wie schon öfters erwähnt....
Soll heißen, es ist traurig ihn einzuschläfern - im Ergebnis aber vllt. auch der richtige Weg gewesen. -
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bordy: sehr richtig. Ich habe mich gerade auch gefragt, wie wie viele Humanmediziner nen Patienten ohne Krankenversicherung und Geld wirklich behandeln würden. Da gibt's bestimmt auch welche, die ihn weiterschicken.
Im Humanbereich ist das nicht so prekär, weil es gesetzlich definiert ist, was gemacht werden muss. Unter anderem jeder potenziell oder tatsächlich lebensbedrohlich Zustand muss behandelt werden. Außerdem auch jede akute Schmerzsituation. Und im Zweifelsfall -- das gab es früher öfter, jetzt mit der Versicherungspflicht wesentlich seltener -- war im Zweifelsfall das Sozialamt zuständig für die Kosten. Im Zweifelsfall wird behandelt, im Humanbereich greift nämlich das Strafgesetzbuch. Wer riskiert unterlassene Hilfeleistung und fahrlässige Tötung?
Bei den Tieren - da finde ich es schwieriger:
Einerseits: jeder -- das ist meine Meinung -- der sich einen Hund anschafft,, kann und muss sich mindestens eine OP Versicherung leisten, wenn er keine Rücklagen hat. Alles andere finde ich unverantwortlich. Ich finde nicht, dass ein TA dauerhaft umsonst arbeiten kann, und das wird er, wenn sich herumspricht, dass er dazu schon öfter bereit war.
Aber es gibt auch andere Problematiken.
Vor einigen Monaten hatte eine ganz gute Gassi-Bekannte von mir gegen Abend einen echten Notfall mit dem Hund. Im Affenzahn in die Tierklinik (die größte hier im Umkreis). Große OP stand an, sofort. Hund in Lebensgefahr, es ging ihm zusehends immer schlechter.
Nun, es war gegen Monatsende, nicht mehr viel Bargeld auf dem Konto und im Geldbeutel. ABER: der Hund, darauf hat sie immer Wert gelegt, hat eine absolut gute Krankenvollversicherung inklusive OP Schutz. Das war ihr immer wichtig, wenn was ist, dass sie dem Hund helfen lassen kann.Und was passiert: Die Versicherung interessiert die TK nicht. Die Versicherung hat eine 24 Std Hotline, da hat sie angerufen und sich den Versicherungsschutz für diese Behandlung bestätigen lassen. Die Versicherung hat sogar angeboten, direkt mit dem TA zu sprechen und direkt an den TA zu überweisen. Nix da: TK sagt: Bar oder EC sofort oder nix Behandlung. Basta.
Das muss ein riesen Aufstand gewesen sein. Ende von Lied war, dass sich sogar andere Tierhalter, die da warteten, eingemischt haben. Hat aber auch nichts gebracht.
Einer hat ihr dann angeboten, mit ihr und dem sterbenden Hund in eine andere Klink zu fahren (sie wäre nervlich dazu nicht mehr fähig gewesen). Das haben sie gemacht - der Mann hat dabei seinen Führerschein riskiert, so wie er gefahren ist. Es war sehr knapp, aber der Hund kam noch mehr tot als lebendig auf den Tisch und hat am Ende überlebt. Es geht ihm wieder gut und er erfreut sich seines Lebens. Es hätte auch anders ausgehen können.Das ist unverzeihlich. Jedenfalls in meinem Verständnis.
Um die Ausgangsfrage zu beantworten: ja, es gibt Tierärzte, die sind wirklich so. Man kann nur hoffen, dass man so einen nicht erwischt.
Dann gibt aber auch wieder Menschen wie diesen fremden Mann, der sie unter Missachtung aller Verkehrsregeln in die andere Tierklinik gefahren hat und mit ihr da blieb, bis der Hund im Op war. Dann hat er sie zu ihrem Auto zurückgebracht.
Noch was:
Hofheim z.B. bietet ganz offiziell Ratenzahlung bis 5000 Euro über ihre externe Verrechnungsstelle an. Man darf dafür natürlich keine Schufa-Leiche sein, sonst geht's nicht.
Aber es geht, wenn man will. -
Das Tier hat höchstwahrscheinlich gar kein Problem mit dem Tot. Das Schlimmste sind die Schmerzen, die es erleidet und es wäre gegen das Tierschutzgesetz, das Tier leiden zu lassen. Murmel hat es ja schon gessagt.
Der Tot des Hundes ist letztlich ein Problem für den Tierhalter, nicht für den Hund.
Meine Aufgabe als Tierarzt ist es, dem Tier Leid zu ersparen und nicht dem Tierhalter. -
Die sterblichen Überreste des guten Hippokrates dürften bereits viele Jahre aufgelöst sein. Ein Glück! Der gute Mann hätte sich sonst sicherlich schon einmal quer durch die Erdkugel gescheuert, sooft wie er Grund hatte, sich im Grabe herumzudrehen!
Der hippokratische Eid ist eine prima Idee und in einer ethisch hoch-entwickelten Gesellschaft sicherlich auch realistisch. Aber mit unserer Welt hat das ziemlich wenig zu tun. Ob nun auf den bärtigen Herrn geschworen wurde oder nicht - in Ländern ohne staatliches Kassensystem bekommen abertausende Menschen die Behandlung nicht, die sie brauchen. Und das nicht aus Infrastrutkur- oder Materialmangel sondern schlicht weil die Kohle fehlt.
Also im Grunde die gleiche Ausgangssituation wie beim genannten Hunde-Schicksal. Nur das man Menschen nicht euthanisiert. Die lässt man nur sterben.
Der Arzt ist aber nur das letzte Glied in einer Kette von (systemischen) Fehlern. Der Arzt ist dann leicht in die moralische Verantwortung zu nehmen, schließlich ist er derjenige, der die rettende Medikation oder Operation nicht unternimmt. Nur wenn ein Arzt heute eine Operation auf eigene Kosten unternimmt ... wo ist dann die Grenze? Übernimmt er eine, zehn oder hundert Operationen auf eigene Kosten? Und wenn die hunderteinste Operation seine finanziellen Möglichkeiten übersteigt, ist die moralische Schuld dann nicht immer noch die Gleiche?
Und dabei habe ich die grundsätzliche Fragestellung, warum für einen Arzt andere moralische Werte gelten sollten als für den Rest seiner Spezies, noch außer acht gelassen.
Bei einem Hund ist die Sache insofern anders gelagert, als dass er nichts für oder gegen diese Gesellschaftsordnung tun könnte. In meinem persönlichen Weltbild sind die Tiere deshalb besonders Schützenswert - aber das ist sicherlich eine Frage des Blickwinkels. Trotzdem bleibt der Fakt, dass der Tierarzt hier nur das letzte Glied in einer langen Kette ist. Würde er jeden Hund operieren, dessen Halter die Kohle nicht aufbringen wollen oder können, könnte er bald vielleicht nicht mehr das Futter der eigenen Tiere zahlen.
Denn wo man als Privatmensch auch im Einzelfall helfen kann, darf man das im Beruf nicht.
Moralisch angreifbar ist ein Arzt der eine Operation nicht durchführt, weil die Lieblingsserie im Fernsehen läuft. Ein Arzt der nicht operiert weil er dazu nicht beauftragt wird, handelt nur mehr richtig. Auch Ärzte müssen ihre persönlichen Grenzen ziehen und können die Welt nicht im Alleingang retten.
Moralisch angreifbar finde ich da ausschließlich die Halter.
Und doch gibt es immer wieder Beispiele von Tierärzten und Tierpflegern die sehr vieles leisten, hinschauen und helfen. Im Übrigen kann man all das Geschrieben auf ALLE Menschen transportieren. Vielleicht ist ein Obdachloser in diesem Winter erfroren, weil ich vorbei lief und keine Decke schenkte.
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Ich verteufele ja keinen Tierarzt, der das macht...bis heute morgen war ich nur schlicht und ergreifend der naiven Annahme, dass sowas mit dem Tierschutzgesetz nicht zu vereinbaren sei und deshalb bestimmt verboten ist...
Wenn ich einen Hund nicht mitnehme, stirbt der nicht...
Will die KFZ-Werkstatt mein Auto nicht umsonst reparieren, stirbt auch niemand...
Hab ich nen vereiterten Zahn, aber keine Krankenversicherung, dann hab ich evtl. höllische Schmerzen, sterben werde ich daran eher nicht....
Liegt aber ein Hund mit einer Magendrehung auf dem Tisch und der Halter sagt "das kann ich nicht bezahlen..." dann stirbt dieses Tier!
Das ist doch ne ganz andere Dimension, oder?Ja, ich kann ja verstehen, was Dein Anliegen ist. Denke ich an das einzelne Tier, ja, dann finde ich das auch schrecklich.
Nur Deinen Lösungsansatz verstehe ich nicht. Warum muss der TA dafür geradestehen?
Konsequenterweise müssten wir dann ein staatlich getragenes Gesundheitssystem einführen, gratis oder mit Pflichtversicherung für jedes Tier.
Warum soll der TA quasi als "verdonnerter" Berufsstand für das Privathobby Tierhaltung einstehen? Er soll mit seinem Privatvermögen dafür haften, dass viele Leute meinen, ohne Tier nicht leben zu können, aber ihre Eigenverantwortung nicht wahrnehmen wollen.Bei einer Grundvversorgung für alle wären wir übrigens ganz schnell wieder bei der Diskussion, ob eine OP bei Magendrehung wirklich zur Grundversorgung gehört...
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Ok...der Thread ist schon ganz schön lang...aber ich hab ja geschrieben dass ich NICHT der Meinung bin, dass der Tierarzt da mit seinem Privatvermögen in die Bresche springen sollte.
Einen perfekten Lösungsansatz für dieses Problem hab ich auch nicht...könnte man diskutieren...aber scheinbar scheint die gegenwärtige Praxis ja auf wenig Ablehnung hier zu stoßen. -
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Ok...der Thread ist schon ganz schön lang...aber ich hab ja geschrieben dass ich NICHT der Meinung bin, dass der Tierarzt da mit seinem Privatvermögen in die Bresche springen sollte.
Einen perfekten Lösungsansatz für dieses Problem hab ich auch nicht...könnte man diskutieren...aber scheinbar scheint die gegenwärtige Praxis ja auf wenig Ablehnung hier zu stoßen.Na, schön finde ich was anderes.
Aber ich sehe dann wirklich nur den Ansatz, das Ganze staatlich zu regeln, über die Hundesteuer (dann höher) oder eine Pflichtversicherung.
Dann würde aber wieder die Kritik kommen, dass Hunde- und Katzenhaltung zu einem Luxushobby wird (und man hätte viele schwarz gehaltene Tiere, die gar keine medizinische Versorgung erhalten).
Welche konkrete Lösung hättest Du denn? -
Tja...gute Frage, was man da konkret machen könnte.
Eigentlich geht es (mir) ja nur um Personen, die nachweislich kaum Geld haben, deren Hund sich in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet und dem mit einer OP geholfen werden kann.
Also nicht Oma Gerdas 14-jähriger Pudel, der mal ne Zahnsanierung bräuchte...:-)Umlagefinanziert durch eine leichte Erhöhung der Hundesteuer wäre eine Möglichkeit...wird aber nicht funktionieren, da dass ja keine zweckgebundene Steuer ist und sich die Kommunen damit die Taschen voll machen.
Ein Fond, eingerichtet vom Deutschen Tierschutzbund...aber ok...die haben auch kein überflüssiges Geld...
Ich weiß auch nicht so genau... -
ist wirklich ein schwieriges Thema.. ich bin ja auch so ein Mensch, der am liebsten jedes Tier retten würde.. aber wenn man als Tierarzt die Tiere privater Besitzer kostenlos behandelt, kann man den Beruf ganz schnell an den Nagel hängen oder die Praxis schließen..
ich würde gegenüber dem Einschläfern nach Alternativlösungen suchen, soweit sie machbar sind.. wie eben das Tier einbehalten und an den Tierschutz weitergeben.. -
sehr interessantes Thema,
hier wurden ja schon so einige Fakten bzw. Gedankengänge//Erlebnisse genannt, die sicherlich nicht nur im gesetztlichen Ansatz geregelt werden können, sondern auch üblich, bzw. gängig sind....keine Frage: auch TA`s machen sozusagen "nur" ihren Job...und von einem verdonnern des Berrufsstandes der für ne PrivatTierhallterlobby grade stehen muss, sollte hier nicht die Rede sein....
Besonders dem Beitrag von Kaenguruh möchte ich hier beipflichten - mehr als nur treffend auf den Punkt gebracht!!!!...die grundsätzliche Fragestellung, warum für einen Arzt andere moralische Werte gelten sollten als für den Rest seiner Spezies....liegen wohl leider genau hier...wieder einmal im Auges des Betrachters und lasse ich nicht nur bei solche einem Thema ungern...ausser Acht!!!
und...Beschwerden darüber hin od. her....weil der Berufsstand so aus den Fugen gerät, wenn Hinz und Kunz TA ihren Job anders machen, als mancher Rest der TA Welt...
mir fallen in der Tat und GsD ohne gross überlegen zu müssen drei sehr gute TA, darunter auch TK ein, die sicherlich mehr als nur den materiellen Wert der Euros in ihren Kassen sehen....und das finde ich prinzipiell mehr als nur positiv vorallem in der heutigen Zeit ....unsere lieben Wegwerfgesellschaft
gern ein paar unterschiedliche Beispiele dazu...persönlich bekannt!* 10Mon.Hündin wurde angefahren - schwere Fraktur am Hinterlauf ansonsten soweit keine Verletztungen - der Hund wurde gefunden und zum TA gebracht...die Besitzer konnten rasch ermittelt werden...sie gaben den Auftrag die Hündin einzuschläfern, weil sie nicht bereit waren die Behandlung zu bezahlen und die Genesungszeit wollte man mit den anstehenden "Unannehmlichkeiten" nicht auf sich nehmen...wohl bemerkt...in diesem Fall, sehr wohlhabende Leute!!!! Die Hündin wurde "übereignet" mit dem Auftrag zur Einschläferung! Man hat den Jungspunt behandelt, gesundgepflegt und sie blieb bis zur endgültigen Vermittlung in ein neues Heim bei der TA-Helferin. Hier wurde kein TSV einbezogen! Keinerlei Kostendeckung!!! Die netten ehemaligen Besitzer hatten sich zwischenzeitl. einen "neuen" Hund gekauft..sozusagen ein neues Paar Schuhe..... :censored:
* Hund wurde in die TK gebracht- ca. 10Jahre alt...mit der Forderung dieses Tier einzuschläfern , weil er schon so alt ist mit div. Zimperleins. Der TA hat sich die Mühe gemacht und konnte unter dem Vorwand das der Hund gebissen haben soll....raushören, das diese Leute vielmehr einen Urlaub gebucht hatten und ihren Hund einfach nur schnellst möglich loshaben wollten
:explode: auch hier wurde nicht eingeschläfert -sich die Mühe gemacht, Hund übernommen und dem TS übermittelt! Ansonsten wäre der Racker wohl ausgesetzt od. anderweitig ums Eck gebracht worden!
* 1jähriger Hund bekommt Lähmungserscheinung an den Hinterläufen, wird in eine (grosse, bekannte) TK gebracht - langwierige Untersuchungen-Hund wird auf den Kopf gestellt und es wird ein Schaden am oberen Bereich der Wirbel+Nervenbahnen gefunden. Kostenaufwendige OP vom Spezialisten nötig, die einige 1000Euro verschlingt, verbunden mit endlos langer Therapie/Reha bis hin zur Genesung! Hund wird von Besitzern "freigegeben" weil sie nicht bereit sind die Kosten zu tragen. TK operiert totzdem, Hund wird in TK von Spezialistin rundum betreut...viele Wochen intensiv, danach bei TA-Helferin über Monate gesund gepflegt ...jede Menge Kosten, nervenaufreibende/kraftraubende Aktivitäten...rund ums "kranke" Tier ....das von ihren Besitzern auf Grund der nicht gewünschten Kostenübernahme im Stich gelassen wurde....
* junger Kater wurde angefahren aufgefunden-zum TA gebracht - hat es schlimm erwischt- unzählige OP`s - aber der Kater hat gekämpft und wollte nicht aufgeben - diese TA ist rein zufällig Katzenfan und hat sich da enorm reingekniet...das Tier war über Monate stationär in der Praxis untergebracht, man konnte sich dann auch nicht mehr trennen und der Kater, der sein kleines Geschäft leider bis heute nur mit "Hilfestellung" verrichten kann war jast ein Jahr Praxiskater und lebt nun glücklich bei der TA z.H.....
all diese Tiere hätten diese TÄ ebensogut einschläfern können-bei keinem dieser Tierchen war eine Kostenübernahme gegeben/gegeregelt...vielleicht hatten diese Tiere einfach nur gottverdammtes Glück zur richtigen Zeit in die passenden TA-Hände gekommen zu sein....
ich möchte hier nur zum Ausdruck bringen...es gibt sie (noch)...die TÄ-auch TK, die ihren Job nicht nur zum Erhalt ihrer eigenen Existenz betreiben, sondern mit Leib und Seele ihren Job machen...zum Wohle der Tiere, die da auch hin und wieder auf ihren Tischen platziert werden, obwohl die Kostendeckung ungewiss od.garnicht gegeben ist... moralischem und ethischem Verantwortungsbewusstsen mehr als bewusst.....und keiner dieser TA ernährt sich deshalb ausschliesslich von Nudeln od. schläft unter ner Brücke
und ich bin heil froh, solch vom aussterben bedrohte Spezies nicht nur unter TÄ`s persönlich zu kennen!!!
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