Frusttoleranz beim Clickern

  • Hallo zusammen,


    folgende Situation ist mir heute passiert:
    Angie zieht an die Leine auf eine Wiese vor unserem Haus. Ich bleibe stehen, Angie schnüffelt mit gespannter Leine in Richtung Zielobjekt und dreht dann seitlich ihren Kopf zu mir mit dem erwartungsvollen Blick "Na, wo bleibt mein Klick?" (Leine war immer noch gespannt). Da ich in dem Fall aber eher das Zuwenden zu mir und das damit verbundene Leine entspannen klicken wollte, gab es keinen Klick.


    Angie schnüffelt deswegen weiter und schaut noch ein zweites Mal seitlich zu mir mit dem Blick "Wo bleibt mein Klick?". Es gab wieder keinen und als Reaktion darauf nahm sie einen daliegenden Baumpilz in ihr Maul und kaute darauf herum. Natürlich reagierte sie in diesem Fall beim AUS nicht, also holte ich ihn per Hand raus und sie weigerte sich deutlich.


    Sie stand nun immer noch mit gespannter Leine da. Irgendwann machte es klick bei ihr im Kopf, sie kam zu mir, es gab einen Klick und wir konnten weitergehen.


    Meine Frage:
    Vor allem auf dem Heimweg von langen Spaziergängen, wo sie etwas knülle ist und man hervorragend Leinenführigkeit üben kann, bemerke ich ein deutlichen "Frustaufsammeln" wenn die Klicks variiert werden und ab und zu mal ausbleiben. Sie kann das Ding mit dem Blickkontakt und es ist in ablenkungsarmen Umgebungen kein ständiges Klicken mehr notwendig.
    Wenn sie mehrmals einen Klick erwartet und den nicht bekommt, sucht sie teilweise richtig energisch was zum Aufnehmen und Zerkauen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie wir das ändern können.


    Mir kam noch der Gedanke, dass sie eventuell improvisiert. Sie sammelt öfters Steinchen und so einen Kram auf (je nach Tagesmacke des Hundes :hust:) und sie kann ein AUS im Normalfall ganz gut. Vielleicht will sie einfach für eine andere Handlung einen Klick bekommen, z.B. für das Auswerfen der "mutwillig" aufgesammelten Dinge? Ob ein Hund soweit denken kann? :???:


    Vielleicht hat jemand von euch so etwas ähnliches erlebt oder kann uns Tipps zum Beheben des Problems geben?


    Liebe Grüße und danke im Voraus,
    Maja

  • Für mich liest sich das so, als habe sie verknüpft, dass Leine ziehen und zu Dir drehen einen Klick bringt.


    Man könnte auch sagen: "Dein Hund clickert Dich".


    Kommt kein Klick+Bestätigung, probiert sie was anderes, könnte auch Übersprung sein, aber dazu müsste man Dich, deine Arbeit mit dem Hund und natürlich den Hund besser kennen und auch mal sehen.
    Achte mal 'drauf, ob es so sein könnte.


    Wenn ja, zurück im Programm und erst mal nur das gehen an ungespannter Leine klickern.
    Ganz wichtig ist, die Übung in ganz kleine Einheiten zu zerlegen, erst mal drinnen ohne Ablenkung zu üben, bis es sicher sitzt und dann die Ablenkung laaaaaaangsam zu steigern.
    Könnte drinnen erst mal so aussehen: Hund ist angeleint neben Dir C+B (Click und Bestätigung), Hund schaut Dich an C+B.
    Wieder von vorne beginnen, den Hund neben dich bringen C+B....
    Klappt das zuverlässig, einen Schritt vor, stehen bleiben, ist Hund neben Dir C+B......
    Verlängern auf 2 Schritte......etc.
    Kann Dein Hund drinnen gut an der Leine gehen, muss sie das draußen unter Ablenkung wieder neu lernen, das ist kein Automatismus.
    Ein bisschen Arbeit, aber sauber aufgebaut sitzt es dann auch -je nach Hund und Besitzer früher oder später-.


    Wie hast Du das aufgebaut?
    Wie hast Du clickern gelernt?
    Hast Du Hilfe beim Training, ich meine jemanden mit Clickererfahrung, der Dich beim Clickern mal anschauen und ggf. korrigieren könnte?


    Und das allerwichtigste: Clickern soll Spass machen!!!
    Euch beiden, also geh locker 'dran und verzweifle nicht an der Leinenführigkeit, das braucht seine Zeit und wird schon werden, habe mal gerade geschaut, "Ihr" scheint zudem auch noch in der Pubertät zu sein.....um so mehr gilt durchhalten, locker bleiben, das wird wieder! :smile:

  • Wenn Dein Hund oft in diesen Frust kommt, dann sind vermutlich die Trainingsschritte (=Deine Erwartungen) zu groß und/oder Du klickst für sie zuviel durcheinander.


    Klickern kann bei falscher Anwendung richtig viel Frust hervorrufen... Bei Wesenstest macht so mancher damit gerne den Test wie der Hund mit Frust umgeht, denn nicht ist frustiger als im Regen stehen gelassen zu werden.

  • Zitat

    Für mich liest sich das so, als habe sie verknüpft, dass Leine ziehen und zu Dir drehen einen Klick bringt.


    sehe ich auch so.


    Einen Grundsatz habe ich, wenn ich Verhalten clicke... Es gibt NIE einen Click nach einem "Fehlverhalten".
    Lieber begebe ich mich nochmal neu in die Situation.


    Also an deinem Beispiel: Wenn ich möchte, dass mein Hund an Objekten mit Blickkontakt zu mir vorbeigeht dann clicke ich den Blickkontakt... sobald der Hund sich abwendet und zum Zielobjekt schaut und mich wieder ansieht, gibts keinen Klick mehr, sonst würde ich ja das Hin- und Wegschauen clickern... will ich aber nicht.


    Ich denke auch, dass dein Hund einfach probiert hat, mit welchem Verhalten er eine positive Reaktion deinerseits erreicht.
    Blickkontakt zum Objekt war nicht ausreichend (was sonst vielleicht einen Klick gebracht hat) also nimmt er das Objekt ins Maul (Trainingsschritt2) dass es um eine lockere Leine geht, ist dem Hund vielleicht noch nicht ganz klar, deswegen würde ich das mit der Leine nochmal neu aufbauen oder klicken BEVOR die Leine sich strafft, damit keine -verhaltensketten aufgebaut werden.



    das sich Umdrehen könnte auch eine Aufforderung zum Weitergehen sein, macht mein Köterli auch gerne, wenns nicht voran geht... so nach dem Motto "Wo bleibt die Alte denn schon wieder" :D
    Wie schon gesagt wurde: man müsste selbst in der Situation dabei gewesen sein, ums richtig beurteilen zu können.

  • Nie clickern nach Fehlverhalten hmm klingt gut, leuchtet ein aber wenn Angie in die Leine rennt und ihre Nase in den Wind hängt oder irgendwo ganz stark hin zieht belohnt sie sich durch das schnüffeln selbst. Das Verhalten wird ja nie gelöscht weil es immer wieder durch Selbstbelohnung bestätigt wird. Ein Alternativverhalten ist in dem Fall auch nicht wirklich sinnvoll weil man a) nicht weiß wo das liegt was interessant für sie ist und b) nicht andauernd den Hund auf Beinhöhe laufen lassen möchte weil das auch wieder Stress beim Hund erzeugt wenn er dauernd "Fuß" läuft und nicht schnüffeln kann.
    Gedanke ist, dass der sich aufbauende Leinenspannung zu einem Signal wird, sich umzudrehen und die Leine zu lockern.
    Wir clicken auch "Spur schnüffeln an lockerer Leine" - sie hat eine Spur auf dem Fußweg ... "click"-geruchsselbstbelohnung-"click" ....


    flying-paws das könnte unter Umständen wirklich möglich sein - das werden wir mal beobachten.
    Clickern haben wir über Buch und Inet gelernt und wir müssen uns gegenseitig helfen - bis jetzt kennen wir keinen der uns Tipps geben kann und Trainer ist hier keiner den man in Anspruch nehmen kann. Hier ist Sachsen, hier ist Osten und hier kann man froh sein wenn die Leute was vom Internet gehört haben ;)


    Olli

  • du kannst auch mit der ursprünglichen motivation des Hundes arbeiten und hast nicht das Problem, dass der Hund vllt einen Click erwartet...
    zieht der hund, dann gehst du vom Objekt der Begierde weg - zieht er nicht, geht ihr darauf zu.

  • Zitat


    Gedanke ist, dass der sich aufbauende Leinenspannung zu einem Signal wird, sich umzudrehen und die Leine zu lockern.


    Das habe ich bei Splash mit Erfolg gemacht, hat wirklich den Durchbruch gebracht. Hier ein Video (englisch) zum Aufbau:
    [youtube]

    [/youtube]


    Wichtig ist, dass man wirklich lange genug ohne Ablenkung übt, bevor man raus geht, so dass der Hund weiss, was das Leine-straff-Signal bedeutet, und nicht zu schnell steigert.

  • Danke für das Video - kenne ich schon :) Die macht gute Sachen wie BAT und so. Wirklich sehenswert.


    Der Abendspaziergang war schon wieder ganz anders. Ich glaube wir machen uns teilweise auch bissel verrückt denn so ein Hund mitten in der Pubertät unterliegt gewissen Stimmungsschwankungen.


    Zitat


    Wichtig ist, dass man wirklich lange genug ohne Ablenkung übt, bevor man raus geht, so dass der Hund weiss, was das Leine-straff-Signal bedeutet, und nicht zu schnell steigert.


    Ich glaube auch hier liegt unser starker Nachteil weil wir a) keinen Platz haben und b) teilweise doch etwas schnell schnell sind :)


    Die von meiner Frau angeführte Frustgeschichte wird denke ich mal schon darauf zurück zu führen sein, dass wir vielleicht etwas viel verschiedenes geklickt haben, dass der ständig eingeforderte Blickkontakt den Hund ohnehin schon stresst und das unser Hund einfach ab und zu mal nicht so toll drauf ist zur Zeit. Ich hoffe letzteres tu ich mir jetzt nicht als "Entschuldigung" zurecht legen ;)


    Noctara diese Premack Belonung finde ich in dem Falle schon fast etwas kontraproduktiv. Ich habe beim Schnüffeln damit teilweise experimentiert aber ich habe den Eindruck da schleicht sich eher ein, dass man erst mal durch ziehen anzeigt wo es gut riecht, kommt dann zurück, läuft vorbei und darf schnüffeln. In die Leine rennen wird dadurch nicht besser. Allerdings versucht mein Hund auch mal hinter mir zum Schnüffeln abzubiegen - dann gibt es einen Ausfallschritt nach hinten, Hund geht weiter mit bekommt einen Click und darf dann schnüffeln. Da finde ich es besser oder bei oben beschriebener "an lockerer Leine schnüffeln".
    Vielleicht ist das aber auch von Hund zu Hund unterschiedlich.


    Was ich nur nicht so verstehe ist wenn man Leinenführigkeit erst mal unter wenig Ablenkung üben soll wie macht man das dann im Alltag? Der Hund rennt doch dann in die Leine und belohnt sich oftmals selbst. Muss man dann dagegen antrainieren und es im Alltag durchgehen lassen?
    Olli

  • Zitat


    Was ich nur nicht so verstehe ist wenn man Leinenführigkeit erst mal unter wenig Ablenkung üben soll wie macht man das dann im Alltag? Der Hund rennt doch dann in die Leine und belohnt sich oftmals selbst. Muss man dann dagegen antrainieren und es im Alltag durchgehen lassen?


    Thema erledigt nach nochmaligem Videoguggen ;)

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