"Hauptsache, er wird gerettet!"
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schlaubi -
2. November 2011 um 13:57
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Hallo,
diesen Satz lese ich fast täglich. Im Tierschutzverteiler oder auch hier im Forum oder anderswo.
Immer geht es dabei um einen Hund, der sich in der Tötung befindet.
Oft ist von dem Hund so gut wie nichts bekannt. Weder das Alter, die Herkunft, noch die Verträglichkeit mit Artgenossen, mit Menschen, mit Kindern, mit Katzen .... von den Dingen, die ein Hund so bei uns im Alltag können muss, gar nicht zu reden. Auch nicht, ob er krank ist, an Mittelmeerkrankheiten leidet.
All das ließe sich erst feststellen, wenn er denn aus der Tötung rauskommt und entweder in ein normales Tierheim oder eine Pflegestelle.Von daher die Frage: Ist die Hauptsache wirklich, DASS er gerettet wird?
Und dann vielleicht - aufgrund des tränendrüsenmäßigen Textes oder Bildes - zu völlig unfähigen Leuten kommt, die ihm gar nicht gerecht werden (können). Oder gar - stand gestern in einer Mail - zurück ins Herkunftsland muss, wenn sich nicht binnen eines Tages eine neue Pflegestelle für ihn findet.Oder wäre die Hauptsache nicht viel eher die, dass er zu kompetenten Menschen kommt, die sich seiner annehmen? Wobei natürlich auch der finanzielle Aspekt berücksichtigt werden muss, denn irgendwer muss die Kosten für das Tier, sofern es krank ist oder Einzelstunden beim Trainer benötigt, ja zahlen.
Wie seht Ihr das?
Viele Grüße
Doris
- Vor einem Moment
- Neu
Hallo,
hast du hier "Hauptsache, er wird gerettet!" schon mal geschaut ?*
Dort wird jeder fündig!-
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Wie ich das sehe - genauso wie du!
Nicht hauptsache erstmal raus da wo er jetzt ist - sondern vernünftig bleiben.
Aber es ist nunmal einfacher die Leute an der Tränendrüse als am Verstand zu treffen
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Bin der gleichen Meinung. Z.B. die ewigen Horrormeldungen, dass ein Hund beim Transport oder bei einem der ersten Gassigänge in seiner neuen "Heimat" aus Halsband oder Geschirr geschlüpft ist, reichen mir da schon. Da ist von Kompetenz leider nicht viel zu merken. Und wie soll die auch entstehen, wenn man bei seinem schlechten Gewissen gepackt und subtil gezwungen wird, hier zu "helfen"?
"Tierschutz kennt keine Grenzen" - auch meine Ansicht, aber bitte nicht, wie so oft, überstürzt.
Wauzihund
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Hallo,
im Prinzip bin ich eurer Meinung: ein Hund soll ein Familienmitglied für viele Jahre werden, da ist rationale Überlegung manchmal besser angebracht als reines Mitleid. Aber was mich eigentlich interessieren würde, ist folgendes: was für Hunde kommen in eine Tötungsstation, herrenlose oder abgeschobene...? Wer bringt sie dahin? Hundefänger (grausiges Wort) oder Besitzer? Und vor allem, Wer darf in diese T-Station rein und Hunde zum Befreien aussuchen? Müssen diejenigen dem T-Stationsbetreiber Geld dafür zahlen? Falls ja, was wahrscheinlich ist, dürfte das sicher ein ganz netter Nebenverdienst sein.
Weiß jemand von Euch da näheres? Würde mich wirklich interessieren!
Liebe Grüße von den Blackpoodles -
Hallo Doris,
ich sehe das ganz ähnlich wie du. Leider habe ich nun auch schon häufiger von Fällen gehört, bei denen Probleme einfach verschwiegen wurden bzw. nicht bekannt waren und es dann in der neuen Familie große Schwierigkeiten gab. Kompetenz müsste also auf beiden Seiten da sein: Sowohl von der Orga, die berät und die Familien darauf vorbereitet, was ggf. auf einen zukommen kann, als auch von Seiten der Familie.
Viele Grüße,
Annika -
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Hallo,
also ich sehe das auch so, dass Tierschutz nur mit Verstand und entsprechender Kompetenz funktionieren kann.
Ich erlebe es im Training immer wieder, dass die Leute aus dem Tierschutz einen "geretteten" Hund angeschafft haben und dann vollkommen damit überfordert sind. Teilweise sind diese Hunde dann angstaggressiv, da sie massiv unter Stress stehen, weil sie Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, mit denen sie vollkommen überfordert sind.Leider merken dann viele Halter über Monate oder Jahre nicht, dass ihr Hund Angst und Stress hat und wundern sich dann wieso er auf einmal beißt.

In solchen Momenten habe ich mir ehrlich gesagt häufiger schon die Frage gestellt, ob dem Hund mit seiner "Rettung" ein Gefallen getan wurde. Was hat er denn davon? Stress, Stress und nochmal Stress.
Darüber hinaus gibt es dann noch Organisationen, die die Halter vollkommen im Stich lassen und ihnen keinerlei Unterstützung anbieten.
Vielfach wissen aber auch Menschen, die im Tierschutz sind viel zu wenig über die Köpersprache und Erziehung von Hunden und unterschätzen die Problematik, die diese Hunde mit sich bringen. Hier haben manche Tierschutzvereine einen hohen Schulungsbedarf, um dann auch adäquater vermitteln zu können, denn gerade schlecht sozialisierte oder traumatisierte Hunde gehören in erfahrene kompetente Hände.
Und ich stehe dem Tierschutz aus dem Ausland nicht grundsätzlich negativ gegenüber, ich habe ja selber einen Auslandshund.
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Ich glaube ich weiß sogar welcher Post Stein des Anstoßes für diesen Thread gewesen ist....

Musste schmunzeln, beim Titel, weil ich beim Post auch direkt an dich gedacht hab, Doris!Ich bin übrigens voll deiner Meinung!
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Man kann sich doch richtig gut fühlen, wenn man einen Hund gerettet hat und das zieht.
Leben retten ist nicht alles. das sehe ich genau so, Doris.
Es muss geschaut werden welches Leben dem Hund zugemutet wird. Unbedingt.LG, Friederike
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Moin Doris,
wie ist denn deine Meinung dazu?
Die würde mich interessieren, da du ja selber für eine Orga als Pflfegestelle arbeitest.
Gruß Basti
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@ Billchen, Wauzihund, Ulixes:

@ blackpoodle: Hunde kommen von Privatleuten und auch von „Hundefängern“ in die Tötungsstationen, so wie andernorts halt in normale Tierheime. Also findet man dort ehemalige Familienhunde ebenso wie Streuner. Nur ist halt die Frage, ob dort ordentlich Buch über die Herkunft der Tiere usw. geführt wird. Wobei bei einer Abgabe vom Besitzer der Wahrheitsgehalt über die Gründe durchaus angezweifelt werden darf. Wer da rein kommt, um Hunde rauszuholen und ob dafür gezahlt werden muss, weiß ich ehrlich nicht, denn ich helfe Tierschützerin in einem Land, in dem es keine Tötungsstationen gibt.
@ titus2011 & pico2007: Was mir in den letzten Jahren öfters auffiel, war die Selbstüberschätzung der Interessenten. Sowohl bei Interessenten, die Pflegestelle werden wollen als auch bei Leuten, die einen Hund mit unbekannter Herkunft übernehmen möchten. Da kannst Du die schlimmsten Situationen schildern, es wird alles lapidar abgetan, so nach dem Motto: Das kriegen wir schon. Kriegen solche Leute einen Hund (schon erlebt), wird Hilfe oft überhaupt nicht angenommen und letztlich muss der Hund weg. Ja, es gibt auch die, die es wirklich schaffen, aber meist sagen sie im Nachhinein, dass sie sich manches einfacher vorgestellt haben ;-)
@ Denise: Ich hab echt soooo nen Hals gekriegt, als ich gelesen hab, dass kurz nach dem Rauswurf des ehemaligen Pflegehundes nun wieder über einen neuen Pflegehund nachgedacht wird. Klar fängt jeder mal an und man lernt mit jedem Pflegehund dazu, aber bestimmte Dinge gehen schlicht gar nicht und von daher denke ich mir über diese Orga meinen Teil. Das und besonders auch die zahlreichen Notfall-Mails waren Anlass für diesen Thread.
@ HamburgerJung: Einer der Sätze, die ich im Tierschutz immer öfter gebrauche: "Gut gemeint ist oft alles andere als gut gemacht!" Und so ist es eben auch bei diesen „Nofällen“. Es ist schlimm, sehr schlimm, aber ich MUSS mir einfach vergegenwärtigen, dass ich nicht alle Hunde dieser Welt retten kann. Ich sehe diese Tötungsankündigungen, oft mit Angabe eines in nicht allzu ferner Zeit liegenden Datums, auch in höchstem Maße kritisch. Zu oft wird kopflos gehandelt und ausbaden muss es dann der Hund. Aber *ironie on* zumindest wurde er gerettet und lebt *ironie off*. Es gibt sicher sehr, sehr viele Hunde, die total unkompliziert sind, in der Tötung. Aber was, wenn dieser eine Hunde eben nicht unkompliziert ist. Habe ich dann als Orga, als Pflegestelle, als Endfamilie die Möglichkeit, diesem Hund gerecht zu werden? Was geschieht dann mit dem Tier?
Mein Fazit: Retten alleine ist bei weitem nicht genug!
Viele Grüße
Doris
- Vor einem Moment
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