"Hauptsache, er wird gerettet!"

  • Nein, die Frage, OB man einen Hund rettet, ist wohl nicht unbedingt die Hauptsache. Ich sehs schon auch als wichtig an, sich zu überlegen, was dann passiert, anchdem der Hund gerettet ist und dass dann auch wirklich ein vernünftiges Leben auf ihn wartet.

    Allerdings wage ich durchaus auch den Gedanken, dass man es auch da übertreiben kann. Sowohl in die Richtung "Hauptsache erstmal retten" kann man betriebsblind werden als auch in die Richtung "Genau auswählen, wohin der Hund geht" kann man sich in seine eigenen Ansprüche reinsteigern.

    Ich sehe schon die Problematik, dass man wirklich Endstellen auswählen möchte, die DIE Leute für den Hund sind. ICh sehe aber auch die Problematik, dass manche Tierschutzvereine und -organisationen die Bodenhaftung verlieren und völlig überzogene Ansprüche an zukünftige Halter haben, die nicht zu erfüllen sind, wenn man nicht eine Zweitidentität als Superheld hat. Das ist ein äußerst schmaler Grat, auf dem man da wandert und diesen wirklich trittsicher zu treffen, DAS ist für mich die Hauptsache.

  • Zitat

    Ich glaube ich weiß sogar welcher Post Stein des Anstoßes für diesen Thread gewesen ist....


    Ich nicht und werde auch nicht danach suchen .....

    Also dann doch:
    Lieber Hund von Züchter / Privatanbieter als aus dem (Auslands-)Tierschutz.

  • Zitat

    Das ist ein äußerst schmaler Grat, auf dem man da wandert und diesen wirklich trittsicher zu treffen, DAS ist für mich die Hauptsache.

    Auch wenn man es nicht immer 100% schafft, sollte es doch zumindest immer das Ziel sein.


    @dinaSPR:

    "Privatanbieter" sind doch für diese Problematik verantwortlich. Diese Leute zu unterstützen, heißt schlicht, das Leid all der Hunde in den Tierheimen vieler Länder zu vergrößern.

    Wichtig ist schlicht, sich genau zu informieren und nicht kopflos zu handeln!

    Viele grüße

    Doris

  • Schwer zu beantworten, wenn man selbst einen Hund hat, der in die Kategorie gehört.......

    Mittlerweile haben wir einen tollen Hund. Dass sie wirklich unsicher ist, passiert nur noch äußerst selten - dafür hat sie ja ihren "Situationsmanager" dabei ;)
    Wenn ich hier oft Beiträge lese wie "welche Tricks können Eure Hunde" oder "mein Hund hat die Prüfung xy bestanden", dann sind wir davon immer noch weit entfernt.
    Unsere wird diesen Monat drei Jahre alt. Was haben wir in der Zeit "geleistet"?
    Für die einen wahrscheinlich nichts, für uns eine Menge.
    Am Anfang steht man so richtig alleine da, drum bin ich ja hier gelandet.
    Man hat den Hund neu und bekommt schon Tips serviert: "Aber mit ihr gehste schon in die Hundeschule, oder?"
    Öhm, ja, theoretisch schon, nur, was will ich mit nem Hund in der Hundeschule, der panische Angst vor anderen Hunden und fremden Menschen hat, dass ich die Straßenseite wechseln musste am Anfang??
    Dann gehts weiter: Hundeverein, wäre nicht schlecht. Tja, mit elf Monaten haben wir sie bekommen und bis wir soweit waren: zu alt für die Junghundegruppe, Pech gehabt. Zu den erwachsenen Hunden wäre ein einziger Frust gewesen: das wäre grad so gewesen wie ohne Führerschein bei nem Fahrsicherheitstraining aufzuschlagen - also auch nicht.
    Jetzt ist sie fast drei, eigentlich cool drauf, brav, weicht aus, wenn es bedrohlich wird, ist gut abrufbar - kann frei mit in Wald und Feld.
    Aber der Weg dahin war kein leichter, sehr zeitaufwändig und wir die ganze Zeit ziemlich autark dabei.

    Es sagt einem vorher keiner. Man muss seinen Weg gehen, darf sich nicht verunsichern lassen wenn man erziehungstechnisch ne ganze Ecke hinterherhängt. Muss sich seine eigenen Ziele stecken, über seine speziellen Erfolge freuen, über Dinge, die für andere so selbstverständlich sind, wie, dass jeden Tag die Sonne aufgeht.

    Wenn man das nicht kann - und ich weiß nicht, ob das ohne Euch alle hier so gegangen wäre, gerade Chris mit seinem Angsthundthread hat mir sehr geholfen...... dann ist man wahrscheinlich irgendwann mit der Geduld am Ende und völlig frustriert, gibt vielleicht sogar auf und den Hund wieder ab.

    Ich könnt nicht mal sagen, ob ich mir das nochmal "antun" würde. Keine Ahnung......

  • Frag mich mal... mir haben sich auch sofort die Haare aufgestellt.

    Ich bin wie so oft voll deiner Meinung, zumal ich ja kürzlich selbst Erfahrung machen durfte mit sich überschätzenden Pflegestellen...

  • Es ist mir auch aufgefallen, dass sehr oft nur auf die Tränendrüse gedrückt wird, mit herzzerreißenden Fotos und Geschichten.
    Als Interessent will man helfen, um jeden Preis, egal was kommt, "der Hund hat es bei uns mit Sicherheit viel besser als da, wo er ist", egal, was das für eine Rasse ist und welche Ansprüche diese stellt.
    Es wird auch immer suggeriert, dass die Hunde sooooo dankbare Tiere sind.
    Die suchen nur ein gemütliches Plätzchen und möchten mit dem neuen Besitzer viel kuscheln.
    Worte wie "Hundeerfahrung nötig" lese ich so gut wie nie, außer auf den Tierheimseiten.

    Mir ist auch aufgefallen, dass sehr viele Welpen und Junghunde zur Vermittlung anstehen.
    Ältere Hunde sieht man irgendwie nur ganz selten.
    Also erweckt das bei mir den Eindruck, dass die Hunde vorselektiert werden, hauptsache schnell zu vermitteln, für ältere scheint es keinen Markt zu geben. Das finde ich traurig, ist das wirklich so, oder ist das nur mein persönliches Empfinden?
    Ich finde Tierschutz im Ausland sehr wichtig, aber überlegt und nicht kopflos.

  • Dein Empfinden was die Welpen betrifft kann ich nicht bestätigen.
    Wir zB vermittel kaum bis gar keine Welpen. Die finden in der Regel auch in Polen recht schnell wieder ein Zuhause!
    Junghunde schonmal, ja! Aber ebensooft auch wirkliche Omis und Opis.
    Im November werden 2 Opis aus Polen von "ihren" Leuten sogar persönlich abgeholt. Und auf unserem größer geplanten Trasport sind bisher nur Hunde über 5 Jahren und sogar ein 3 Bein dabei.

    Aber ich gebe dir recht dass es sicherlich Orgas gibt, die mit jungen süßen Hunden das schnelle Geld machen wollen.

    Leider sind es gerade die Orgas, die es einem seriös arbeitenden Verein das Leben schwer machen!

  • Ich schaue oft ins Zergportal.
    Grade da kommt es mir so vor, dass es dort sehr viele Welpen und Hunde bis ca. 3 Jahre gibt.
    Kann sein, dass auf den Seiten der einzelnen Orgas dann auch ältere Hunde vertreten sind, aber vorgestellt werden da, so wie ich meine, sehr wenige Senioren.

  • Zitat


    @ HamburgerJung: Einer der Sätze, die ich im Tierschutz immer öfter gebrauche: "Gut gemeint ist oft alles andere als gut gemacht!" Und so ist es eben auch bei diesen „Nofällen“. Es ist schlimm, sehr schlimm, aber ich MUSS mir einfach vergegenwärtigen, dass ich nicht alle Hunde dieser Welt retten kann. Ich sehe diese Tötungsankündigungen, oft mit Angabe eines in nicht allzu ferner Zeit liegenden Datums, auch in höchstem Maße kritisch. Zu oft wird kopflos gehandelt und ausbaden muss es dann der Hund. Aber *ironie on* zumindest wurde er gerettet und lebt *ironie off*. Es gibt sicher sehr, sehr viele Hunde, die total unkompliziert sind, in der Tötung. Aber was, wenn dieser eine Hunde eben nicht unkompliziert ist. Habe ich dann als Orga, als Pflegestelle, als Endfamilie die Möglichkeit, diesem Hund gerecht zu werden? Was geschieht dann mit dem Tier?

    Mein Fazit: Retten alleine ist bei weitem nicht genug!

    Viele Grüße

    Doris

    Moin Doris,

    ich habe eine Tötungsstation noch nie mit eigenen Augen gesehen(nur Fotos/Videos), daher weiß ich nicht, wie es dort genau abläuft. Einigen Berichten nach werden die Hunde dort angeliefert/abgegeben und bleiben dann eine gewisse Zeit dort. Wenn sie innerhalb einer gewissen Zeit nicht rausgeholt werden, werden sie getötet. Richtig?

    Besteht die Möglichkeit einen einzelnen Hund genauer zu begutachten oder gar mit ihm eine Runde auf dem Gelände zu gehen? Wahrscheinlich nicht, daher frage ich mich nach welchen Kriterien ein Hund dort von der Orga ausgewählt und somit "gerettet" wird? Wenn ich mir diverse TS-Seiten im Internet und die dort aufgelisteten, aus der Tötung "geretteten" Hunde anschaue, dann habe ich oft den Eindruck, das die Auswahl nicht nach bestimmten Kriterien getroffen wird. Außer die Orga vermittelt zum Großteil Welpen/Junghunde, alte und/oder kranke Hunde. Dann sind die Kriterien nur das Alter oder der Gesundheitszustand.

    Die Beschreibungen sind wie du schon geschrieben hast sehr spärlich und oft wird einem suggeriert(nach der Tränendrüsen-Methode), das Hund XY unbedingt "gerettet" werden muss, weil er z.B. nur noch 3 Beine hat, alt ist oder jung und somit sein ganzes Leben noch vor sich hat. Gleichzeitig lese ich aber bei anderen Hunden der Orga, die nicht in der Tötung sitzen und in einer Pension oder auf einer Pflegestelle leben, das sich die Orga fragt, wieso der Hund noch keinen Interessenten hat oder warum ihn keiner haben will. Da stehen dann so Texte wie: "Billy hat in seinem Leben bisher nur schlimmes erfahren, trotz seiner Behinderung(nur 3 Beine) hat er die Lebensfreude nicht verloren und hat es verdient endlich ein zuhause zu bekommen. Er ist unkompliziert, freundlich zu Mensch&Tier und wird sicherlich ein toller Begleiter auf 3 Pfoten. Wieso will niemand diesem tollen Hund ein Zuhause geben?".

    Da frage ich mich, wieso die Orga dann z.B. weitere Hunde mit Behinderung aus der Tötung "rettet" und das, obwohl sie die bisherigen Hunde mit Behinderung nicht vermittelt haben/bekommen. Ich will damit nicht sagen, das Hunde mit Behinderung oder weil sie alt bzw. älter sind es nicht verdient haben ein schönes Zuhause zu finden oder vor der Tötung "gerettet" zu werden, denn jeder Hund hat es ("theoretisch") verdient. Theoretisch deswegen, weil es jeder Hund verdient hätte, man aber in der Praxis nicht jeden Hund retten kann. Und wenn ich als Orga der Meinung bin ich möchte Hunde aus der Tötung retten, dann sollte ich vor Ort versuchen nicht emotional, sondern rational eine Auswahl zu treffen. Bedeutet, das ich hauptsächlich Hunde mitnehme, für die zur Zeit eine große Nachfrage besteht, die einen unkomplizierten, gesunden Eindruck machen und wo man davon ausgehen kann, das sie relativ schnell vermittelt werden. Wenn man als Orga ein gutes finanzielles Polster hat, kann man anders entscheiden, aber den meißten Orgas fehlt dieses Polster, also müssen sie rationaler/wirtschaftlicher denken.

    Für den letzten Satz bekomme ich wahrscheinlich wieder empörte Blicke und "böse" Kommentare, aber das ist ok. Meiner Meinung nach hilft es keinem Hund, wenn man ihn von seinen Emotionen gelenkt aus der Tötung holt und ihn danach von Pflegestelle zu Pflegestelle oder von Interessenten zu Interessenten schiebt. Da man nichts über den Hund weiß, darf man sich als Orga auch nicht wundern, wenn es dann im vermeintlich endgültigen Zuhause doch nicht klappt. Oder wenn man weniger Hunde vermittelt bekommt, weil man als Orga zu hohe Erwartungen an den neuen Besitzer stellt. Auf der anderen Seite muss sich aber auch jeder Interessent klar sein, das er ein totales Überraschungsei bekommt. Sollte es mit einem Hund nicht klappen und man möchte einen Schuldigen finden, dann findet man den zu 50% bei der Orga und zu 50% beim Interessenten.

    Abschliessend sei noch gesagt, das ich es nicht gut und vernünftig finde, wenn jeder Hund um jeden Preis "gerettet" wird. Man kann nunmal nicht jeden Hund retten und wenn man sich schon dafür entscheidet Hunde zu retten, dann sollte man die Hunde mit Bedacht auswählen. Für manche Hunde ist die Tötung wahrscheinlich auch "schöner", als unter enormen Stress quer durch Europa gekarrt zu werden und auf Grund fehlender Kenntnisse über seinen Charakter und seine Veranlagung in seinem "schönen Zuhause" zu landen, in dem er nicht das bekommt, was er braucht. ;)

    So und jetzt steinigt mich,
    gruß Basti

  • Lieber Basti,
    deine masochistischen Neigungen musst du anderweitig befriedigen. :)
    Gesteinigt wirst du wegen deiner Meinung wohl eher nicht.-----

    Hunde quer durch Europa zu karren, scheint ein großer Markt zu sein, an dem viele beteiligt sind.
    Die Orgas sind mitunter reine Unternehmen mit der Ware Hund und der Werbung "Aus Tötungsstation."
    Für das reiche Deutschland, wo Mehrhundehaltung immer mehr Mode wird, reicht das schon.
    Ich möchte lieber gar nicht wissen, was zuweilen zwischen "Tötungsstation" und deutscher Grenze alles passiert.
    Wir müssen uns wirklich im Interesse der Hunde abschminken immer helfen zu können, jeden retten zu wollen, auch den örtlichen Tierheimen auf die Finger gucken, woher der Nachschub an Kleinhunden kommt, kritischer werden.

    Es gibt auch viele seriöse Orgas, die sich arg bemühen und abstrampeln, keine Frage.
    Aber auch da Maß und Ziel nicht aus den Augen verlieren.

    LG, Friederike

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!