Alleine bleiben: ins kalte Wasser oder langsam aufbauen?

  • Ist das zu fassen?! Ich lege ihr den Kong hin, schalte das Video ein und verschwinde. Komplett, bin spazieren gegangen. Gegangen? Nein - spazieren gerannt ;)
    Ich komme wieder, lausche an der Haustür - nichts. Ich gehe rein - nichts. Ich gehe ins Wohnzimmer: Nera spielt mit dem Ball. "Oh, hallo Frauchen! Du warst weg?"

    Okay, nächste Stufe wird aufjedenfall länger als 13 Minuten dauern... mein Gott, mein Hund interessiert es echt einen Dreck ob ich weg bin oder nicht!!!!

  • Vor 9 Jahren als mein Dai-yu zu uns kam, hab ich alles aus dem Bauch heraus entschieden.
    Ich hatte keine Ahnung dass man das alleine sein langsam aufbauen kann.
    Ich bin zum Kindergarten gefahren, wenns Zeit war meinen Sohn zu holen.
    Ich bin einkaufen gefahren, wenns sein musste.
    Hund war dann selbstverständlich allein zu Hause und ich hatte nie Probleme mit Dai-yu.

    Dann kam 1 1/2 Jahre später meine Kijary, bei ihr bin ich genauso verfahren, auch mit ihr hatte ich nie Probleme mit dem alleine sein.

    Als dann wieder 3 Jahre später die Hyäne kam, war alles anders.
    Ich war durch das DF etwas belesener :lachtot: und hatte somit jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich dann mal weg musste.

    Kann sie das schon? Wie lange werd ich wohl brauchen? Schon mit Stress losgefahren :roll:
    Diesmal wollte ich doch alles "richtig" machen. :roll:

    Ich wurde unsicher!

    Sie war damals, als sie zu uns kam schon 6 Monate alt und schon sehr groß......sie kam überall dran :headbash:
    Dieses Mistviech hat mir bei jedes Mal wenn ich wegfuhr den Mülleimer ausgeräumt, jedes Mal die Kissen von der Couch geklaut, jedes Mal irgendwas Essbares geklaut, Klopapierrollen abgewickelt und jedes Mal irgendwas anderes angestellt.

    Erst als ich wieder "Back to Basics" gekommen bin und die Ziege so erzogen habe, wie meine beiden Großen hatten wir keinerlei Probleme mehr.

    Ich hab wieder aus dem Bauch entschieden, mir nicht mehr so einen Kopf gemacht, wie es "richtig" oder "Falsch" ist. ;)
    Und siehe da, Hund hat sich auch keinen Kopf mehr machen müssen, was wohl mit dem dicken Frauchen los ist.
    Seit dem bleibt sie ohne Probleme und ohne je wieder was zerstört zu haben alleine.

    Vielleicht nur Zufall, wer weiss, aber ich werde meine nächsten Hunde genauso ins kalte Wasser schmeissen und mich von meiner Intuition leiten lassen.

  • Ich bin mittlerweile der Ansicht, dass Probleme mit dem Alleinsein vor allem dann entstehen, wenn der Hund eine gewisse charakterliche Disposition mitbringt damit Probleme zu entwickeln (sei es durch Kontrollzwang, mangelnde Frusttoleranz oder Ängste) UND der Halter Unsicherheiten beim Verlassen des Hundes zeigt.
    Für mich persönlich war wichtig, dass der Hund alleine bleiben kann. Deswegen habe ich einen Welpen genommen, weil ich der Ansicht war, dass ein "unverbrauchter" Hund es auf jeden Fall lernen kann. Trotzdem habe ich mir von Anfang an viele Sorgen um das Thema gemacht und bin mit dem Gefühl rausgegangen "hoffentlich packt sie das". Wahrscheinlich war das der Grundfehler und die Wurzel allen Übels. Zwar kommt bei meiner auch die zu frühe Trennung von der Mutter dazu und das Durchlaufen mehrerer Haushalte, bis sie mit 8,5 Wochen zu mir kam, aber dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass es hätte anders laufen können, wenn ich mit einer größeren Selbstverständlichkeit gegangen wäre.

  • Wir haben auch ungefähr 4 Monate geübt mit dem allein sein. Vom Vorbesitzer wurde uns gesagt, dass Cookie schon allein sein kann, das war wichtig, deswegen haben wir ja überhaupt nen "erwachseneren" Hund gekauft und nicht einen Welpen. Am Anfang wollte ich sie nicht so recht alleine lassen, Männes war aber gewohnt jeden Tag arbeiten. Als ich dann anfing bellte und fiebte sie. Minutenweise wurde gesteigert. Männes trainierte auch viel, aber ich eig mehr. Und was kam raus. Madame bleibt bei meinem Freund ohne jedes Problem alleine, auch zwei Stunden (hatten wir davor noch nie geübt, so lange), kein Pieps, sie lag im Wohnzimmer, nichtmal vor der Haustüre... aber wenn Frauchen geht, neee, das geht auf keinen Fall! Da muss man bellen. Sie hat sogar die Zeit immer genau "gewusst". Bei 17 Minuten wurde eine Minute gejault. Wirklich jedes mal. Ich hab gedacht ich spinn. Zum Übergang bin ich immer 10min vor Männes raus, wenn wir gemeinsam weg wollten, und dann er. Cookie war leise, ohne einen Mucks. Also alles nur Show bei mir, wie man sieht.
    Inzwischen lass ich sie einfach alleine. Pech für sie, wenn sie bellt. Die Nachbarn sind gewarnt, aber alle stört es nicht, wie mir davor versichert wurde. Gefilmt wird auch nicht mehr, damit ich mich nicht verrückt mach, dass der Hund vor der Türe liegt, oder wandert, oder vll mal unentspannt wirkt usw. und wenn sie wirklich lange bellt oder fiept haben mir die Nachbarn versprochen bescheid zu geben. Ich frag immer wenn ich sie treffe ob was war, bis jetzt alles in bester Ordnung.
    Madame hat sich also scheinbar dran gewöhnt, dass auch Frauchen weg gehen kann ohne sie aufführen zu müssen. Beim nächsten Hund wird es defintiv kein so ein "aber nicht das der Hund das noch nicht kann" geschmarre mehr geben... ich glaub echt, dass mich das so nervös gemacht hat und sie deswegen so war...

  • Zitat

    Welcher Meinung seid ihr bzw. wie habt ihr es aufgebaut?


    Ich würde auf jeden Fall Version 2 tendieren, wenn auch im Detail variieren.

    Das Wichtigste beim Alleine bleiben ist ein stabiles Vertrauensverhältnis zu Herrchen/Frauchen. Das kann man nur Stück für Stück aufbauen und dabei den Charakter bzw. das Wesen des Hundes mit ins Training einbeziehen. Das kann je nach Hund u.U. zwar länger dauern, ist aber dann sehr nachhaltig.

    Bei Version 1 fördert man eher die Hilflosigkeit des Hundes und den damit verbundenen Stress, aus dieser nicht entkommen zu können. Das Ergebnis ist vordergründig ähnlich (Hund ist ruhig) hat aber eine anderen Basis, weil der Hund selbst eine Bewältigungsstrategie entwickeln muss und dabei nicht auf seine HH vertrauen kann. Wie (und ob) sich das auf den Hund oder das Mensch-Hund Team auswirkt, kann nicht pauschal gesagt werden.

    Zum Vergleich: jemand, der "ins kalte Wasser" geschmissen wird lernt, sich irgendwie über Wasser zu halten.
    Jemand, der von Anfang an trainiert, kann richtig schwimmen.

  • Hey ihr!

    Eine Frage hab ich nochmal...

    wenn der Hund während meiner Abwesenheit umherläuft und sich Holzdeko schnappt und diese dann kaputtkaut, ist das dann Langeweile oder Stress?

    Sonstige Info: Sie kaut auch draußen liebend gern auf Stöcken rum und sie hat anfangs 10 Sekunden (!!) gejault (Videoaufnahme angeschaut) und danach die Leckerchen aufgefressen, welche ich im Spielzeug versteckt hatte, was ja gegen Stress spricht, oder?


    Wäre dankbar für Antworten!

  • Also, Variante 2 finde ich viel besser. Wir haben mit 5 Minuten angefangen (mal eben schnell zum Italiener, vorbestelltes Essen abholen, die Post holen, den Müll wegbringen, irgendwas im Keller suchen...), langsam gesteigert bis zu einer halben Stunde, dann mal eine Stunde, eineinhalb, zwei, drei und gestern hab ich leider etwas länger bei meinem Termin gebraucht als gedacht, da war er dann 4 1/2 Stunden alleine. Hat ihm gar nichts gemacht, er hat geschlafen, nichts angekaut und die Katzen haben ihn auch nicht umgebracht :D

    Wenn dein Wauz sich Holzdeko zum Kauen sucht, ist das meiner Meinung nach Langeweile. Othello wird immer ordentlich ausgepowert, bevor ich länger weggehe. Dann kriegt er was zum Knabbern, ein Schweineohr oder ähnliches, und ich gehe raus, ohne mich zu verabschieden. Er ist erstmal mit seinem Kauleckerchen beschäftigt und legt sich dann schlafen, meistens liegt er im Körbchen, wenn ich nach Hause komme. Ich hab mal von einem Tipp gelesen, in einer Raschelkiste Leckerchen zu verstecken, also einen Karton, den der Hund zerfetzen darf, mit Papier, alten Zeitungen und so zu füllen und darin Leckerchen zum Aufstöbern zu verstecken. Ich weiß nicht, ob ich will, dass mein Hund zum Chaos machen animiert wird :roll:

  • Zitat

    wenn der Hund während meiner Abwesenheit umherläuft und sich Holzdeko schnappt und diese dann kaputtkaut, ist das dann Langeweile oder Stress?


    mmmhhh... könnte ich jetzt pauschal nicht sagen. Es könnte durchaus Langeweile sein, aber auch die Gewohnheit, auf etwas herumzukauen, wenn er alleine ist. Das passiert, wenn man dem Hund immer etwas zum knabbern da lässt, wenn man die Wohnung verlässt. Lässt man das weg oder vergisst es, dann sucht sich der Hund einen Ersatz.

    Da Kauen aber auch Stress reduziert, könnte es auch darauf hindeuten.

  • Zitat

    Es könnte durchaus Langeweile sein, aber auch die Gewohnheit, auf etwas herumzukauen, wenn er alleine ist. Das passiert, wenn man dem Hund immer etwas zum knabbern da lässt, wenn man die Wohnung verlässt. Lässt man das weg oder vergisst es, dann sucht sich der Hund einen Ersatz.

    Kann ich so nicht bestätigen. Othello hat immer ein Schweineohr oder eine Kaustange gekriegt, wenn ich länger als eine halbe Stunde weggegangen bin, jetzt durfte er ein paar Tage nichts kriegen, weil er es mit dem Magen hatte. Mittwoch war ich fast 4 1/2 Stunden weg und er hat sich keinen Kauersatz gesucht, gestern war er ohne Kaubeschäftigung eine ganze Weile alleine und hat auch auf nichts gekaut, obwohl er zum Beispiel Schuhe oder meine Hausschlappen zur Verfügung gehabt hätte.

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