Alter vergesslicher blinder tauber Hund

  • Hallo!


    :help:


    Mein 15 Jahre alter Collie-Schäfer Mix ist im letzten Jahr körperlich richtig alt geworden. Auf dem linken Ohr ist er taub. Die Augen sind sehr trüb - grauer Star - und ab der Dämmerung fast blind. Verbale Signale kann er räumlich nicht mehr orientieren. Und sind wir weiter weg (weit aus seiner fastblindsicht) sieht er uns auch nicht mehr und rennt in die falsche Richtung davon. So eingeschränkt ist seine wichtigste Freizeitbeschäftigung das Schnuppern geworden und für uns das spazierengehen zum spazierenstehen. Da er früher sehr gut erzogen war, hatten wir Leinengängigkeit nicht notwendig, deshalb ist er heute zudem an der Leine recht bockig.


    Ob er zudem vergesslich ist oder altersstarrsinnig - um in menschlichen Kategorien zu sprechen - ist uns nicht klar.


    Wer hat Erfahrung und Tipps im Umgang mit solch alten Hunden? Können wir mit ihm noch manches trainieren? Wie können wir ihm fehlendes Sehen und Hören durch andere Form der Vermittlung des Befehles ersetzen (Handzeichen, Berühren, Klickern [was er aber noch nicht kennt])? Und ist ein so alter Hund überhaupt noch lernfähig??


    Danke für euere Tipps und einen schönen Tag


    Joschi

  • hallo joschi!


    na,da fühl ich mich doch gleich mal angesprochen. portos ist jetzt 13,5 jahre alt,komplett taub und zeigt die gleichen dinge wie dein hund-sprich,in die entgegengetzte richtung laufen,wenn er uns nich mehr sieht und so weiter...


    zuerstmal musste ich mir klarmachen,dass er trotz dieser sachen mein hund ist,der er jahrelang war und altwerden keine krankheit ist-dementsprechen sollte man ihn auch behandeln!
    ich gehe mit portos immer noch lange und viel spazieren und trainiere mit ihm auch weiterhin. all die grundkommandos kennt er nun auf sichtzeichen und beherrscht sie zuverlässig. zumindest die,die mir wirklich wichtig sind. ("sitz", "komm", "fuß", "halt", "bleib")
    außerdem war mir-gerade wegen seiner taubheit-sehr wichtig,dass er nun die grundsätzlichen dinge im straßenverkehr und draußen sehr gut befolgt-wie z.b. regelmäßig sichtkontakt aufzubauen/nicht zu weit wegzulaufen und am bordstein "sitz" machen...


    im grunde kannst du mit deinem hund alles machen wie früher. portos apportiert für sein leben gern sachen oder macht suchspiele mit...
    man muss sich eben nur an die neuen dinge anpassen.


    mit 15 jahren kann er nun mal nicht mehr so gut sehen-also passt man auf,dass er nicht so weit vorraus rennt.
    er kann nicht mehr gut hören-also macht mans eben auf sichtzeichen.
    er kann nich mehr so lange laufen-also nicht mehr so lange strecken,dafür aber viele kurze.


    im der zeit spielt man sich auch so auf einander ein hab ich das gefühl...
    das wird schon!
    ich wünsch dir noch eine schöne gemeinsame zeit mit deinem wuff!


    bis dann

  • Hallo Joschi,

    so optimistisch wie Angel sind meine Erfahrungen nicht. Unser Hund Timmy wurde im Alter auch taub. (Seine Nachfolgerin wird deshalb auf Sicht- und Hörzeichen ausgebildet.) Aber er wollte auch nicht mehr "hören". Er verschloss sich zunehmend in seine eigene Welt. Das Fressen wurde immer wichtiger, anerzogene "Sozialpraktiken" traten in den Hintergrund, Sozialkontakte waren ihm nicht mehr wichtig. Er wurde ein völlig anderer Hund.


    Alles was ihn früher ausmachte, seine Freundlichkeit und Neugier auf andere (egal ob Mensch oder Hund), seine Freude am Spazierengehen, seine Klugheit und seine Souveränität nahmen immer mehr ab. Zu spät erkannten wir, daß wir den richtigen Zeitpunkt des Abschieds verpasst hatten. (Aber das ist eine eigene Geschichte. Soweit seid Ihr hoffentlich noch lange nicht.)
    Jedenfalls erinnerte mich Timmy fatal an manche alte Menschen, deren wichtigstes die Mahlzeiten sind und die zunehmend egoistischer werden und dabei mehr und mehr jegliche Höflichkeitsregeln vergessen. (Nicht, daß alle alten Leute so wären.)


    Nun, da Timmy nicht mehr hörte, nahmen wir ihn an die lange Flexileine. Sie war unsere Verbindung zu ihm. Sonst konnte es uns passieren, daß er mitten im Spaziergang auf dem kürzesten Weg nach Hause lief. (Und wir gingen bestimmt nicht zu lange mit ihm.) Es war ihm eben gerade eingefallen.


    Veränderungen im Tagesablauf konnte er nicht mehr verarbeiten. Der Spaziergang mußte pünktlich sein, sonst mußten wir wischen. :grosseaugen:


    Auch wurde er ignorant und konnte wirklich schnappen, wenn wir ihm z.B. etwas abnehmen wollten, was er auf der Straße fand und fressen wollte.


    Eines Tages wollte er nicht mehr am gewohnten Platz schlafen. Er weigerte sich und schlief lieber nicht bei uns im Zimmer. (Vielleicht schnarchte ich zu laut? :stumm: )


    Wenn Euer Hund schlecht hört und sieht, werdet Ihr um das Anleinen nicht herum kommen. Vielleicht probiert Ihr es besser mit Führgeschirr statt mit Halsband und trainiert es wie beim jungen Hund. Oder er darf nur in Eurer unmittelbaren Nähe laufen. Das ist prinzipiell erlernbar.(siehe unten). Probiert aus, ob er eine Pfeife noch hört, damit ihr ein Signal einüben könnt, auf das er Sichtkontakt herstellt bzw. sofort kommt. Aus den Augen dürft Ihr ihn jetzt nicht mehr lassen.


    Ansonsten solltet Ihr alte Gewohnheiten möglichst nicht ändern.


    Ob der Hund noch Neues lernen kann, ist auf die Distanz nicht zu sagen. Prinzipiell ja. Das Lernen hört nie auf, es wird nur mühsamer. Ist er aber tatsächlich dement, dann wird er das wohl nicht mehr schaffen, denn das Kurzzeitgedächtnis funktioniert nur noch schlecht. Sichtzeichen werden bei den trüben Augen evtl. auch nicht mehr wahrgenommen. Probiert es aber ruhig, macht halt sehr große Bewegungen, die sich gut voneinander unterscheiden lassen.


    Ich habe Eingangs ein Endstadium beschrieben. Bis dahin ist aber noch ein Weg und dazwischen ist noch vieles möglich. Probierts aus. Manchmal ist es aber auch einfach so, daß wir langsam Abschied nehmen und peu a peu loslassen müssen. Trotzden ist die Zeit dazwischen auch ein Stück des gemeinsamen Lebens.


    Liebe Grüße
    martina

  • Hallo Joshi!


    Also unser Dackel ist im Sommer 2004 gestorben . Sie hatte mit 12Jahren einen Bandscheibenvorfall und wir dachten damals schon wir müssten sie einschläfern lassen doch da unsere Tierärztin nie aufgibt haben wir sie mit Spritzen wieder einigermaßen hinbekommen.
    Aber ab dann an konnte sie halt nicht mehr richtig laufen also halt langsam. Da sie kurzzeitig hinten gelähmt war weil die bandscheib ein nerv eingeklemmt hatte. Aber wer sein Hund liebt macht alles für.
    Denn wer gibt schon gerne sein Liebstes her.
    Mit 14 merkten wir dann wie sie langsam vergesslich wurde und einfach nicht mehr so wie früher auf einen zurgerannt kamm es wurde einfach ruhiger ums sie rum.
    Sie hörte zwar noch nie auf uns :flower: aber wir merkten wie einfach nichts mehr mitbekamm aber das war uns egal denn sie konnte mit leben und kam klar .


    Komisch war dann als sie nicht mehr angerasst kamm wenn man den kühlschrank auf machte denn egal wo sie war diese geräusche hörte sie immer und stand hinter einen.


    Na ja ab den 15 Lebensjahr wurde es immer schlechter mit Ihr sie bekamm schon länger Tabletten für den Rücken udn das Herz und Im Juni oder juli weiß es nicht mehr begann sie an zu brechen und behilt nichts mehr bei sich wir haben sie dann das letzte mal mit ihn urlaub genommen einfach um von ihr abschied zu nehmen.


    Sie schlief nachts nicht mehr weinte nur noch bekamm einfach keine ruhe mehr dann erlitt sie noch einen Schlaganfall das merkten wir weil sie einfach nur noch nach links drehte. Sie kamm nicht mehr drauf das man auch sich nach rechts um drehen konnte rückwehrs gehen wußte sie auch nicht mehr.


    Mein Bruder meinte sie schläft nachts bestimmt nicht mehr weil sie merkt es geht zu Ende und hat angst einschlafen und nicht mehr aufzuwachen ich denke hUnde haben da auch ein gespürr.


    Am 1.9.2004 war der trauigste Tag meines lebens :(
    Wir sind dann mit Ihr zum Tierarzt und haben sie erlöst zum Glück hat meine Mutter dies Entschieden ich hätte es nicht sagen können .


    Aber ich würde jetzt meinen Hund so lange durchbringen bis es nicht mehr geht.

  • Zitat


    Aber ich würde jetzt meinen Hund so lange durchbringen bis es nicht mehr geht.


    würdest du das wirklich? selbst wenn er offensichtlich schmerzen hat? oder wenn ganz offensichtlich nicht mit seiner "situation" klar kommt?

  • Hallo Joshi,


    als im Oktober 2002 unser Struppi völlig unerwartet starb, blieb unser Pudel-Mix Felix (damals ca. 14 Jahre alt, er war ein Fundhund, da weis man das nicht genau) bei uns zurück.


    Bald stellten wir fest, daß Felix seit dem Struppi weg war, zusehens älter wurde. Es fing mit kleinen Wehwehchen an, die Ohren ließen nach und dann die Augen. Irgendwann stellten wir fest, daß es zumindest bei Spaziergängen in der Dämmerung oder im Dunkel angebracht war, die Flexi-Leine in Betrieb zu nehmen. Felix war mir mit vollem Schwung gegen eine Parkbank gelaufen und nahm dieses "Im Weg stehen" der Parkbank ziemlich übel. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewußt gewesen, wie geschickt er die Nase als Ersatz für seine Augen einsetzte.


    Außerdem stellten wir bald fest, daß er nur noch auf einer Seite hörte und auch noch noch ganz hohe Töne wie zB einen Pfiff.


    Auch sonst veränderte er sich. Er wurde eigenwilliger und sturer. Er war schon immer ein sehr eigenwilliger Charakter und dies verstärkte sich im Alter noch. Ich hatte manchen "Kampf" mit ihm, weil er das Eine oder Andere einfach nicht mehr einsah und bei einem Pudel ist es schon blöd, wenn er beschließt, daß keiner mehr seine Barthaare schneiden soll und auch die Augen nicht sauber gemacht werden dürfen. :ka: Letztlich ist es mir fast immer gelungen mich durchzusetzen. Auf der anderen Seite wurde er auch schmusiger und sehr viel liebebedürftiger, als er es sowieso schon war.


    Im Spätsommer 2004 erlitt er einen leichten Schlaganfall, von dem er sich aber wieder einigermaßen erholte. Ab jetzt war er total blind und auch die Ohren hatten ihren Dienst aufgegeben. Ich hatte auch manchmal das Gefühl, es könne so was wie Alsheimer oder Altersdemenz im Spiel sein, denn manchmal war sein Verhalten schon merkwürdig. Aber es gab auch immer wieder Momente, in denen man merkte, daß er aus seiner eigenen Welt herauskam und richtig bei uns war. Gassi war jetzt nur noch an der Leine möglich, auch bei Tag. Wir merkten aber, daß die Leine Felix Sicherheit gab, mit ihr ging er ohne zögern gassi, da er wußte, am anderen Ende ist jemand, der paßt auf, daß ihm nichts passiert.


    Obwohl auch die körperliche Kraft mehr und mehr nachließ (Treppenlaufen war schon lange nicht mehr drin), merkte man doch, daß er bei seinen Spaziergängen immer noch Spaß hatte und mit Feuereifer am schnuppern war und wehe eine 3 Hündinnen in unserer Nachbarschaft war heiß, da wurde unser alter, gebrechlicher Opa noch mal zum Don Juan (auch wenn er dann zu Hause erschöpft in sein Körbchen ging und den Rest des Tages zur Erholung nutzen mußte :flower: )


    Am letzten Wochenende im Januar 2005 ging es aber dann langsam dem Ende zu. Nach einem ziemlich heftigen Eppilptischen Anfall, merkten wir, jetzt ist der Spaß weg und auch wenn er noch gefressen hat, Gassi machte keine wirkliche Freude mehr. Deshalb haben wir am 01.02.2005 die Tierärztin angerufen, die ihn dann zu Hause in seinem Körbchen über die Regenbogenbrücke geschickt hat. Diese Schritt viel mir unendlich schwer, aber ich war es meinem Hund schuldig, ihm einen würdevollen Tod ohne Schmerzen und Quälerei zu geben.


    Hier erschrecken mich die Zeilen von Femke, denn welcher echte Tierfreund würde, um den Trennungsschmerz zu vermeiden, seinen Hund "...so lange durchbringen bis es nicht mehr geht..." Das ist keine Tierliebe, sondern Egoismus. Seien wir doch froh, daß wir die Möglichkeiten haben, unseren Tieren unnötiges Leiden zu ersparen, eine Menschlichkeit, auf die bei uns mancher Mensch verzichten muß.


    Und Martina, klar sind Hunde egoistisch, immer, nicht nur im Alter und logischerweise verändert sich ihr Verhalten im Alter und sie werden zurückgezogener mit dem Verlust der Augen und Ohren. Tierhaltung ist aber wie eine Ehe, da heißt es "In guten wie in schlechten Tagen!" und dann muß Mensch sich halt umstellen, mit Flexi Gassi gehen und eben auch mal putzen, wenn schief gegangen ist.


    Auch ich habe in den letzten Wochen mit Felix öfter mal mitten in der Nacht die Errungenschaften der Tiernahrungsindustrie vom Flurteppich gerubbelt und dabei auch öfter mal heulend mit meinen strapazierten Nerven gekämpft und mit meinem Schicksal gehadert, aber mal ehrlich, wir machen uns sicher kaum eine Vorstellung davon, wie oft, im Laufe eines Hundelebens, wir die Nerven unserer Hunde mit unserer, für Hunde offensichtlichen Dummheit, strapazieren. Da ist so ein bißchen Streß für uns Menschen mit einem alten Hund doch Pipi-Kram (im wahrsten Sinne des Wortes :gruebel: )


    Und deshalb Joshi, mach Dir also nicht so viele Gedanken, nimm es mit Gelassenheit, wenn der Alte mal wieder ein bißchen am Rad dreht und genieße die Zeit, die Du noch mit ihm verbringen kannst, denn sie endet schneller als einem lieb sein kann. Gönne ihm viel Ruhe und Streicheleinheiten und vor allem, einen würdigen Gang über die Regenbogenbrücke, wenn es soweit ist.


    Viele Grüße
    Danny


    PS: Inzwischen gehört seit 3 Wochen ein knapp 2 Jahre alter Cocker Spaniel zu unserer Familie und wir haben festgestellt, die Spaziergänge mit Silky dauern genausolange wie mit unserem alten Felix, aber wir gehen dabei ein zig-faches der Strecke, also hat sich doch nicht wirklich was geändert :o))

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