20 bis 30 Jahre Hundeerfahrung

  • Meine Pebbles ist zwar erst mein zweiter Hund, aber meinen Sam habe ich damals vor ca. 25 Jahren bekommen. Was ich heute anders mache? Fast alles.

    Sam wurde mit Dosenfutter versorgt, Pedigr... galt als besonders gut. Der Hund hatte sein Leben lang einen empfindlichen Darm, schnell kam es zu Durchfall. Tja, das war dann eben so (auch laut TA). Über Futter und Inhaltsstoffe habe ich wenig bis gar keine Informationen gehabt. Für meine Pebbles koche ich heute, weil sie das Fleisch roh nicht ganz so gut verträgt. Und an den Notfalltagen gibt es mal ein hochwertiges Nassfutter.

    Erziehung: Hunde fand ich total süß, meinen Sam hat mir mein damaliger Freund geschenkt. Ich hatte null Ahnung, aber glücklicherweise einen überaus gutmütigen, lieben, völlig problemlosen Rüden bekommen. Mit meinem heutigen Wissen hätte ich ihn wohl top erziehen können. So war er okay, aber wirklich mein Verdienst war es nicht Das lag eher an seinem Charakter.

    Pebbles ist eine Foxi-Dame mit leichtem Jagdtrieb. Ich gebe mir viel Mühe mit der Erziehung (fast ausschließlich positive Bestärkung) und habe meinen hibbeligen Terrier ganz gut im Griff. Aber hätte ich diesen Hund als Ersthund gehabt, oh weh, das hätte Schwierigkeiten gegeben.

    Ich bin wirklich froh, dass es Internet gibt und Foren um sich auszutauschen. Mir bringt das sehr viel, weil ich einfach manchmal einen anderen Ansatz finde, den man ausprobieren kann.

    Mein Fazit ist, dass sich bei Erziehung wie bei Ernährung sehr viel geändert hat und dass es erheblich einfacher ist, sich Informationen und Anregungen zu beschaffen.

    LG Gobby

  • Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Mutter hatte immer Dackel. Langhaar und auch Rauhhaar. Kann mich dran erinnern, dass als ich Kind war, wurde die Tür aufgemacht und das Dackeltier ging seiner Wege. Irgendwann kam er nicht wieder, weil er unter ein Auto gekommen war. :/ Es war halt normal, das Hund allein durch die Gegend stromert.

    Mein erster eigener Hund (DSH), mein Alf, genannt Alfons, zog 1985 bei uns ein. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, was wir gefüttert haben. Hab ich schon oft drüber nachgedacht. Es fällt mir nicht ein. Jedenfalls war es ein Trockenfutter. Gedanken darüber habe ich mir nie gemacht. Viel falsch machen konnte man bei diesem Hund irgendwie nicht, da er einfach nur problemlos war. Hundeschulen gab es nicht. Wir waren auf einem SV Platz und ich hab mich dauernd mit den Leuten da gezankt, weil ich dieses und jenes einfach nicht akzeptiert habe.

    Als Andor einzog (1997, DSH aus LZ) hatte ich mir aber einen ganz anderen Charakter eingehandelt. Und ganz sicher habe ich viele Fehler in der Erziehung gemacht. Der Hund hat mich manchesmal an meine Grenzen gebracht. Anfangs haben wir z.B. viel zuviel mit dem Hund gemacht, in dem Glauben den Hund damit auspowern zu können. Hat natürlich überhaupt nicht geklappt. Im Gegenteil, der Hund wurde immer agiler und immer schwieriger. Als der Hund so 2 Jahre alt war, hat er mich schlicht in den Wahnsinn getrieben mit seiner Hektik und Überdrehtheit. Ich habe mir dann Hilfe bei einem Fachmann gesucht und den Hund anderweitig beschäftigt, einen Gang runtergeschaltet, hab VPG angefangen und von da ab lief es besser. Gefüttert haben wir Eukanuba in dem festen Glauben, dem Hund was richtig Gutes zu füttern. :gott:

    Seit letztem Jahr wohnt Eloy (ebenfalls DSH aus LZ) bei uns. Es ist alles deutlich entspannter. Vorallem ich bin entspannter. Ich geh das Ganze einfach ruhig an. Wenn er seine 5 Minuten hat, wenn er hochdrehen möchte, bin ich extra ruhig. Musste ich auch dran arbeiten, aber es funktioniert. Wenn es mal nicht so gut läuft wie ich es gern hätte, mache ich mir keinen Kopp drüber. Klappt nicht immer, aber meistens. :D Über Futter hab ich hier im Forum ganz viel gelernt und füttere entsprechend hochwertig eine Mischung aus Trocken, Nass und Frisch.

    Mit Eloy bin ich auf einem Boxerplatz, weil die SV Plätze in der Gegend hier einfach nicht zu ertragen sind. Mit Andor war ich auf einem SV Platz. Da würde mich heute niemand mehr sehen. Meine Hunde sind vollwertige Familienmitglieder. Das waren sie schon immer und das bleibt auch so.

    Letztlich macht man ganz viele Fehler und erkennt sie erst später.

    Eins kann ich aber auch sagen: Nach dem dritten Welpen ist man obercool und das kleine Monster kann einen nicht mehr aus der Ruhe bringen. :lol:

  • Wir haben seit 24 Jahren Hunde und die ersten liefen einfach so mit, sind durchs Dorf gestrolcht und Erziehung lief so neben bei. Auch beim Futter gab es mal Reste und sonst so das was der Markt nebenan hergab.
    In den letzten Jahren wurde das Interesse stärker und dadurch haben wir uns immer intensiver mit dem beschäftigt was ein Hund braucht.
    Der Stellenwert, als Familienmitglied ist geblieben, nur das drumherum ist heute viel durchdachter und wichtiger als früher.

    Wenn ich die Kindheit mit zähle hat mein Mann sogar schon über 50 J. Hundeerfahrung, meist mit min. 2 Hunden.

  • Das ist ja mal ein interessanter Thread. Ich weiss nicht, ob ich mit meinem Mitte 30 Jahren da wirklich reinpasse, aber zumindest bin ich mit Hunden -- Cockern und Boxern hauptsächlich -- aufgewachsen.

    Zitat


    hier gibt es einige User, bei denen immer wieder durchblickt, dass sie schon zwanzig oder dreißig Jahre mit Hunden zusammenleben - oft sogar noch länger.

    Ich finde das total spannend und frage mich, was sich für Euch in dieser Zeit verändert hat.

    Ich denke vor dreißig Jahren war es als HH noch ganz anders als heute, oder?

    Naja was mir auffällt, sind mehrere Dinge: Gut finde ich, das man es nicht mehr als selbstverständlich betrachtet, Hunde mit Gewalt zu erziehen, aber Negatives gibt es auch. Ich habe leider das Gefühl, der natürliche, von gesundem Menschenverstand geprägte Umgang mit Hunden ist in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen.Damals in den 70er- und 80-er Jahren hab ich noch gelernt, dass Hunde beim Schlafen/Fressen tabu sind. Konnte ich meine Patschefinger nicht weglassen und kassierte einen Anschiss von Hund, gabs gleich noch einen drauf von meinen Eltern, heute wird der Hund im schlimmsten Fall eingeschläfert. Man scheint nicht mehr (oder nur in geringerem Maße) zu akzeptieren und zu vermitteln, dass Hunde ganz normale Lebewesen sind, die in bestimmten Situationen eine engere Individualdistanz fordern.

    Zitat


    Allein wenn ich an die ganzen Futterfachhandel-Ketten denke, die irgendwann überall aus dem Boden sprossen.
    Wie war es als HH vor dreißig Jahren? Was hat sich geändert, was nicht?

    Gefüttert wurde damals selbstverständlich frisch. Vom Züchter der Cocker gab es einen Ernährungsplan mit frischem Rindfleisch/Huhn, in Rinderbrühe eingeweichten Haferflocken, Kartoffeln, Reis, Gemüse, rohen Eiern, an dem ich mich nach wie vor orientiere, da alle der so ernährten Hunde ein recht hohes Alter erreichten. Und es gibt noch eine Reihe Cocker-Züchter, die genau so füttern.

    Zitat


    Mich interessiert aber auch, wie ihr Euch persönlich verändert habt.
    Sind bestimmte Dinge für Euch nur noch Routine? Habt ihr Eure Einstellung in manchen Punkten geändert?

    Ich denke, mit der Zeit ist man wahrscheinlich auch sehr viel ruhiger und versierter im Umgang mit dem Hund.
    Könnt ihr das an bestimmten Punkten festmachen?

    Nicht wirklich, ich bin eher durch meine Erziehung entspant mit Hunden. Mir hat im Urlaubshotel mal der dortige Pudel fast das Auge ausgekratzt, da war ich 5. Laut dem behandelnden Arzt bin ich knapp an der Blindheit auf einem Auge vorbeigeschrammt. Da haben meine Eltern kein Gewese drum gemacht, das wurde behandelt und ich war mit Pudelchen schon am nächsten Tag wieder bester Freund. Meine Eltern haben sich nur Vorwürfe gemacht, dass sie das Spiel nicht besser beobachtet haben, da war nix bösartiges bei, einfach nur wildes Spiel. Im Reitstall meiner Tante hat mich mal der Hofschäfi flachgelegt, weil ich Depp, mit etwa 8 Jahren, das Stöckchen auf den Heulaster geschmissen hab und der Hofschäfi es nicht gerafft hatte. Der schmiss mich dann in den Dreck, wunderte sich, wo das Stöckchen war und meiner Tante blieb fast das Herz stehen -- angeblich war der Schäfi bösartig. Dabei waren wir beste Freunde und ich lag nur verdutzt unter ihm -- als er aufstand hab ich ihm ein neues Stöckchen besorgt und fand meine hysterische Tante viel verstörender als das stöckchengeile Hundle.

    LG Andrea

  • Das ist ja ein schöner Thread :gut: und noch vor ein paar Tagen hatten wir dieses Thema mit unseren Freunden, die genauso lange HH sind wie wir.

    Ich bin schon mit Hunden aufgewachsen und früher gab es, was Hundeerziehung angeht, nicht viel.
    Der Hund musste kommen, wenn man ihn rief und das war es......zumindest bei uns.

    Die Hunde liefen auch tagsüber im Dorf herum, ohne dass sich jemand daran störte.
    Heute wäre das undenkbar.

    Mein Vater ging damals mit einem Hund zum Hundeplatz und machte irgendeinen Hundesport. Was?? Keine Ahnung, ich war noch zu klein und Spaß gemacht zu haben schien es meinem Vater nicht, denn seine Vereinsmitgliedschaft war kurz.
    Ich bekam was mit, von Hunde schlagen etc und das wollte Papa nicht

    Wir hatten in der Nachbarschaft eine Bäckerei, dort war auch ein Hund zu Hause, den wir Kinder schon mal mitnahmen, wenn wir mit unserem Hund spazieren gingen.
    Der Bäckerhund schloss mich so in sein Hundeherz, dass es mir unmöglich war, dorther zu gehen, wenn Hund draußen vor der Tür saß.......und das war sein Lieblingsplatz.
    ER verflogte mich sogar bis zum Bus, wenn ich zur Schule fuhr.
    Kann sich das heute jemand vorstellen?
    Ein freilaufender Hund, der einfach seines Weges geht. Er war ein glücklicher Hund und es schien niemanden zu stören, dass er überall spazieren ging.

    Meine Großeltern hatten eine Metzgerei und unsere Hunde bekamen das, was man nicht mehr verwerten konnte, also Schlachtabfälle und Essensreste vom Tisch.

    Die Hunde wurden alt, sie wurden gesund alt , kannten weder Allergien noch Magenerkrankungen etc.

    Unser erster "eigener" HUnd war Buddy; ihn bekam ich 1984 als Welpen.

    Erziehung??? Hm, das, was man gerade so brauchte, damit er nicht weglief.

    Fressen: Es gab nur Matzinger Flocken und Frolic. Dosenfutter gab es wohl auch schon, doch das kauften wir nicht und Buddy wurde mit Frolic gefüttert. Der Hund wurde 16 Jahre alt, trotz schlechter Ernährung in den ersten Jahren.

  • Ich hab meine erste Hündin 1974 bekommen, mit siebzehn - und da sie ein erfüllter Lebenstraum und natürlich der tollste aller Hunde war, und in der Familie niemand außer mir Interesse hatte, hab ich mich damals schon intensiver mit dem Thema beschäftigt als üblich. Erfahrung hatte ich insofern, als ich vorher schon alles gehütet und ausgeführt hatte, was ich nur erwischen konnte, und dazu das Glück, den Welpen von jungen Tierärzten zu bekommen und mehrere Jahre mit einem Dreier-Rudel unterwegs sein zu können.

    Also: Futter gab's in der Drogerie, Loyal, Chappi und Pal in Dosen, dazu Flocken und Frolic, das sie gottseidank nicht fraß. Von Chappi bekam der Hund Brechdurchfall, lebte also ein Leben lang von Loyal/Paldosen plus Latz-Flocken. Dazu ab & zu Büffelhautkauknochen - Ende.

    Ausrüstung gab's nur in der Großstadt, 12 Kilometer per Bus. Hund besaß neben Körbchen mit alter Wolldecke ein Lederhalsband, ein Kettenhalsband, ein sehr schöne, mühsam erparte Verlängerungs-Lederleine (die ich heute noch benutze) und, damals sehr ausgefallen, für Großstadt und (Bahn-)reisen ein Geschirr. Leder orange mit Nieten - mehr Auswahl war nicht.

    Tierarzt war von unserer Kleinstadt neun Bus- und Laufkilometer weg, brauchten wir gottseidank so gut wie nie.

    Hundeflüsterer, -schulen und -psychologen Fehlanzeige, dafür gab's am Ort einen Polizeihunde-Sportverein. Die Methoden da fanden wir damals schon sehr, sehr strange - und noch mehr die Angewohnheit der Mitglieder, die Hundewelt in Schäferhunde und "Köter" einzuteilen und erstere gern mal gezielt auf letzere zu hetzen, wenn sie mit dem Drill fertig waren und wir vorbeikamen. Nachdem der stabile "Köter" meiner Freundin einige Hassos empfindlich verprügelt hatte, herrschte aber Burgfrieden.

    Beim Erziehen war ich damals etwas exotisch, weil ich ab & an einen Belohnungs-Hundekuchen rausrückte ansonsten galt: Der Hund bekam geduldig gezeigt, was man von ihm wollte (natürlich auch mit körperlichem Ins-Platz- Legen), wurde sehr dafür gelobt. Sobald er verstanden hatte, wurde das Gelernte schlicht verlangt, andernfalls deutlich getadelt und dann eben nochmal geübt. No Leckerchen, aber sehr viel Aufmerksamkeit. Wir waren übrigens auch insofern Exoten, als wir auf unserem Dreierrudel keine nach innen gedrehten Stachelhalsbänder und keine Würger hatten, das war sonst für größere Hunde die Norm.


    Lektüre am Markt beschränkte sich neben einigen "Gebrauchshunde"-Büchern der militanteren Sorte, so aus den Dreißger und Fünfzigern größtenteils auf Konrad Lorenz. Dann kamen gottseidank die Bücher von Horst Stern und Eberhard Trumler - echte Offenbarungen damals.

    Was mir rückblickend sehr leid tut, ist das miese Futter, von dem meine Hündin viel zu früh ein mattes Fell bekam - für das ich dann idiotischerweise auch noch teure Aufbau-Präparate statt Fleisch kaufte. Aber jeder TA riet damals strikt davon ab, Hunden was anderes als Hundefutter zu füttern, und ich wollte doch alles richtig machen!

    Was mir ebenfalls leid tun sollte, wäre der unmöglich buntgemixte Wurf, den wir aufgezogen haben - Werfenlassen wurde mir nämlich von einem TiHo (!!!)tierarzt als DAS Mittel gegen Scheinschwangerschaft empfohlen. Tut mir aber eigentlich nicht leid, weil die drei Welpen tolle Zuhause bekamen und es eine sehr schöne Erfahrung war. Blöd nur, daß die Hündin hinterher noch heftiger scheinschwanger wurde...

    Was ich heute am meisten vermisse? Die Selbstverständlichkeit. Ich bin auch nicht mit Hunden aufgewachsen und mußte eben lernen, aber weil ich schlicht nicht wußte, was ich alles mit dem Welpen falsch machen konnte, lebte mein Hund einfach ruhig mit uns, ging mit mir, wohin ich ging, und alles lief bestens. Und darüber, daß sich zwei große fremde Rüden eben prügelten, wenn einer auskam (normalerweise nahm man den Hund natürlich ins Fuß, wenn ein anderer entgegenkam) hätte sich niemand aufgeregt - über die Vorstellung, daß jeder erwachsene Hund "sozialisiert" sein oder deswegen zur Hundeschule gehen muß, hätten wir uns dafür kaputtgelacht.

    Heute, ein ganzes Bücherregal und einiges an Erfahrung reicher, weiß ich immer nicht, ob ich grinsen oder kopfschütteln soll, wenn sich die Gespräche auf der Hundewiese anhören wie ein Wettbewerb überehrgeiziger, patentpädagogischer Schulkind-Mütter.

    PS: Was ich NICHT vermisse, ist der Rüden-Ansturm vor der Haustür, sobald die Hündin läufig war....

  • Übrigens hab ich die ganzen Siebziger keinen einzigen Labrador oder Golden Retriever gesehen, ebensowenig wie einen Jack Russell. Ausgefallene Modehunde waren damals Beagle, Dalmatiner und vor allem Irish Setter, und ein einzelner Westie zwischen all den Dackeln fiel auch sehr auf.
    Und wer einen Hund aus der Tötung retten wollte, hatte es nicht weit: jedes Großstadt-Tierheim hatte regelmäßige Exekutionstage - per Strom....

  • Hey.

    Das ist mal echt spannend!!

    Ich kann jetzt nicht von 30Jahren Hundeerfahrung profitieren, dennoch aber dass Wissen meiner Eltern bzw. Großeltern mit euch teilen, weil ich die ersten dummen/überholten Dinge von ihnen gelernt habe.

    Ich komme ursprünglich aus der tiefsten Pampa in Polen und da gehörte zu jedem Hof ein Hund, aber nur als Gebrauchsgegenstand. Die Hunde waren da, liefen herum und hatten bei Eindringlingen anzuschlagen - nicht mehr und nicht weniger. Im Fall des Hofes meiner Mutter, musste der Hund auch das Vieh auf die Weiden treiben.

    Rassehunde hatte ich (außer Schäferhunde, die von Züchtern eh nur an Staatsbeamte gegeben wurden) erst 1988 in Deutschland gesehen und später auch in den Großstädten in Polen, jedoch stets als modisches Accessoires und Prestige Objekt. Artgerecht war das damals überhaupt nicht.

    ICh weiß noch, wie mein Vater und mein Opa entsetzt reagiert haben, weil wir, als Familie ohne Hof und in einer Stadt, 1992 einen Hund haben wollten: "Ein Hund im Haus? Der ist doch dreckig, macht überall hin! Und nur an der Leine wird er nie glücklich!"

    Hundeerziehung lief auf der väterlichen Seite meiner Familie nur nach dem Prinzip: Der Hund muss funktionieren. Geduld und Verständnis war eher Mangelware. Ich kann mich noch gut an eine Erklärung meines Opas erinnern, (der sture Bock, der er nun mal war, hat bis zu seinem Ableben nur drei Rassen gekannt: Dackel, Schäferhund, und den Köter):
    "Schlage einen Hund niemals mit der bloßen Hand, sondern nur mit der Zeitung oder der Leine, damit er nicht weiß, dass du es warst!" :irre:
    Das für einen Rassehund heute rund 1000€ bezahlt wird, obwohl es in jeder Nachbarschaft eine Hündin und einen unkastrierten Rüden gibt - das will mein Vater bis heute noch nicht einsehen (zum Glück ist meine Mutter für die Tierhaltung zuständig).
    Die Großeltern mütterlicher Seite verzichteten zumindest auf das Anketten und ließen die Hunde im Winter (meine Mutter lebte im Riesengebierge) in der Wohnküche schlafen.
    ICh kann mich aber noch sehr gut an die Lederhalsbänder erinnern, die zum einem etwas sehr eng saßen und zum anderen irgendwie nie abgenommen wurden!


    Was ich aber aus ihren Erzählungen vermisse ist, dass aus allem heute eine eigene Wissenschaft gemacht wird und dass ich im Vergleich zu den Dorfhunden von früher, heute mehr um die Aufmerksamkeit meines Hundes buhlen muss. Damals waren die Hunde einfach dankbar und froh, wenn man sich mit ihnen beschäftigt hat, heute höre ich oft Dinge, wie der hat heute keine Lust .... ignoriert mich wieder ... habe noch nicht das Gefunden, was ihm wirklich Spaß macht ...
    Klar ist dies nur eine Seite der Medaille.

    Ein Spannendes Thema!!

    Dawn

  • Hallo Dawn,

    das lief zumindest in der nordwestdeutschen ländlichen Pampa damals genau so. Ich hab da jahrelang Urlaub in einem Dorf gemacht, in dem Hunde auch nur als Gebrauchsgegenstände gehalten wurden. Das ging so weit, daß Urlauber aus dem Ruhrpott, die mit ihrem sehr gepflegten, verwöhnten Hund zum Tierarzt ins nächste Städtchen fuhren, weil er ein Ohr eingerissen hatte, unwirsch mit den Worten weggeschickt wurden, sie sollten nicht so albern sein. Der Doktor kümmere sich um richtiges Vieh, aber doch nicht um so ein "Ungeziefer" - war für die Leute ein ganz schöner Kulturschock!

  • Jaja ... Damals....

    Terriers4me, was mir noch zu damals einfällt, war der Hundekauf:
    Jemand aus der Nachbarschaft kommt vorbei, man quatscht und dann heißt es Hündin von XY habe geworfen, ob man nicht einen Welpen haben möchte (ansonsten wurden sie erträngt - für jdn. der regelmäßig sein eigenes Vieh schlachtet war leider selbst das nichts außergewöhnliches) . Ich kann mich noch daran erinnern, dass meine Mutter mit mir (fünf Jahre) dann rüber gegangen ist und ich mir einen Welpen aussuchen durfte.
    Einfach so.
    Heute ein Unding, Lebewesen so zu verticken. Aber wie du schon geschrieben hast, es ist war "nur" ein Hund und eben kein wertvolles Zucht/Schlachtvieh!

    Auch irgendwie interessant: Wenn ich meinen Vater nach den Hunden in seiner Kindheit frage, bekomme ich keine ungefähren Rasseangaben zu hören, sondern nur die Größe und die Farbe als Merkmal. Erst bei genaueren Nachfragen kommt dann sowas wie Fellbeschafenheit oder Verhalten heraus. Es gab damals für ihn nur kleine, mittlere und große Hunde ...

    Aber dennoch haben sie alle ihre Hunde auf ihre Art und Weise geliebt und geschätzt.

    Ich weiß noch genau, wie meine Schwester mit dem kleinen Mix vom Nachbarn getollt hat und er sie gebissen hat, ihre Reaktion: Umdrehen und den Hund in die Nase beißen! Weder meine Eltern noch die Besitzer haben aus dem Vorfall ein Drama gemacht oder gar den Hund weggeben. War halt ein Hund und der kann sich eben auch wehren!

    Heute würde der Hund im Tierheim sitzen und der Halter eine Anzeige haben!

    Dawn

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!