Schlechte Prägephase Welpe im Tierheim:immer Konsequenzen ?

  • Hallo!


    Ich kann nur aus eigenen Erfahrungen sprechen. Habe einen Hund von einer Tierschützerin. Kimba stammt aus Polen und war dort in einem polnischen Tierheim. Zur Vorgeschichte ist nichts bekannt. Ich bekam sie mit knapp 8 Wochen. Sie vertraute und liebte mich von Anfang an. Aber alle Menschen oder Hunde die fremd waren, waren für sie extrem angsteinflößend. An Menschen wollte sie nicht vorbei gehen, bei Hunden legte sie sich sofort auf den Rücken. Daher bin ich mit ihr ständig unter Menschen gegangen. Bus fahren, in der Stadt ein Eis essen, vor dem Kindergarten den Kindern zuschauen. Leckerli hat sie von Fremden nicht genommen.


    Wir haben viele Hunde getroffen, waren und sind in einer Hundeschule. Sie hat wirklich sehr viel von der Welt gesehen. Und dennoch vertraut sie niemals einem Fremden. Sie würde niemals auf einen fremden Menschen zugehen. Dieser ist immer eine potenzielle Bedrohung. Ich kann ganz normal mit ihr an Menschen vorbei gehen. Auch wenn sie angesprochen wird funktioniert es mittlerweile gut. Aber ich muss immer auf sie achten. Sie geht eher nach vorne als zurück. Sie beißt nicht sie schnappt noch nicht mal, springt die Menschen aber an und knurrt. Ich habe viel mit ihr gearbeitet und tue es immer noch. Aber ich möchte nicht wissen was aus ihr geworden wäre, wenn ich das nicht von Anfang an so durchgezogen hätte.


    Abgesehen davon ist sie aber ein super Hund. Ich habe so einen Hund wie sie noch nie kennen gelernt. Jeden den sie einmal in ihr Herz geschlossen hat liebt sie. Da kann ich wirklich meine Hand für ins Feuer legen, das sie diese Menschen niemals anknurren würde oder gar schnappen würde. Ich bin mir 100% sicher, dass sollte ich mal ein Kind haben, sie dieses Kind auch abgöttisch lieben würde und wenn man es zulassen würde, wäre sie einer dieser Hunde, mit denen Kinder alles machen können. Ich kann sie überall mit hin nehmen. In einem Cafe merken die Leute erst das ein Hund da war, wenn ich mit ihr wieder gehe. Sie freut sich zum Tierarzt zu gehen und ist ihr etwas unangenehm dort, drückt sie sich nur an mich heran und wartet bis alles vorbei ist. Sie hat ihre Macken. Sie ist jetzt 2 Jahre alt, mittlerweile halbstark und deshalb immer mutiger. Ich merke das sie sicherer wird, auch im Umgang mit Menschen. Aber dahinter steckt einfach richtig viel Arbeit.


    Man weiß eben nicht was man bekommt, weiß oftmals nicht welche Rassen mitgemischt haben und welche Veranlagungen der Hund haben wird. Es gibt ja nun bestimmte Rassen die Fremden misstrauisch gegenüber sind. Habe diese dann noch mangelnden oder gar schlechten Kontakt zu Menschen in der Prägephase, wird es einfach sehr schwer das wieder gut zu machen. Woher das Misstrauen bei Kimba rührt weiß ich nicht. Rassebedingt würde ich ausschließen, die Mama war ein Boxer. Sie hatte eine riesen Narbe am Bauch, vielleicht stammt sie von einem Menschen, vielleicht von einem Hund. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mir so manches Mal bessere Startbedingungen für Kimba und mich gewünscht habe, mir gewünscht habe, dass sie so wie viele Welpen neugierig auf ihre Umwelt zugeht. Aber ich weiß auch, dass ich echt froh bin genau diesen Hund bei mir zu haben.

  • Also erstmal danke für eure Antworten . Jeder hat eine andere Meinung, aber ich bin auch der Ansicht , dass man sich viel Zeit lassen sollte und ich lass mich auch nicht von meiner Absicht einen Welpen vom Tierheim zu nehmen, abbringen , denn das ist mein größter Wunsch . Ich bin vor allem der Meinung von Big Joy .
    Beim nächsten Besuch im Tierheim ( ich gehe 2 - 3 Mal die Woche zum Gassi Gehen ) werde ich mich mal erkundigen . Ein Ausschlußkriterium für mich wäre allerdings, wenn man den ausgesuchten Welpen nicht besuchen und mit ihm Zeit verbringen darf . Wenigstens das sollte sein . Und natürlich wenn zuwenig Menschenkontakt wäre und spätestens dann ein Nein von mir kommt, wenn die Welpen ängstlich auf Menschen reagieren . Das mag für manche nicht schlimm sein, für mich wär das nichts . Auch wenn vieles Positive vom Welpen gelernt wird, aber wenn es bereits in ihm drin steckt, wird es immer da sein und nie ganz weg gehen .
    Wenn es das Tierheim nicht werden sollte, dann guck ich mich natürlich nach einem anderen rum .

    Zitat

    Da stellt sich mir doch die Frage, warum es gerade ein Welpe aus diesem Tierheim sein soll?
    Vielleicht, weil ein Tierheim, das mit Pflegestellen bei Welpen arbeitet, Dir aufgrund Deiner Lebenssituation gar keinen Welpen vermitteln würde?!


    Ob sie mir einen Welpen in meiner Lebensituation vermitteln würden das weiß ich nicht . Aber fragen kostet ja Nichts . :rollsmile:
    Ich weiß nicht, wie andere Tierheime so eingestellt sind, sicherlich etwas "strenger" . Ich denke vielleicht könnten sie was gegen die kleine Wohnung haben oder sagen, es sind nicht genug Räume vorhanden, damit jedes Tier sich zurückziehen kann ( ich hab noch 2 Katzen ) .
    Ich seh das ja ganz anders , aber was soll ich machen wenn das Tierheim diese Ansicht hat ?
    Ich denke aber da sehr positiv . :gut: :D

  • Zitat

    Und natürlich wenn zuwenig Menschenkontakt wäre und spätestens dann ein Nein von mir kommt, wenn die Welpen ängstlich auf Menschen reagieren .


    Nur zur Info: Wenn Du Dir die Welpen zum "passenden" Alter anschaust, dann kann es sein, dass von zukünftigen Angstproblemen gar nichts zu sehen ist, weil in dieser Entwicklungsphase die Neugier der dominierendere Teil ist bei der Begegnung neuer Dinge und Menschen. Zeigt ein Welpe allerdings in dieser "unbedarften" Phase schon Angst, dann wird es in den Angstphasen noch schlimmer...


    Viele Grüße
    Corinna

  • Danke für die Information .
    Ich denke, dass man den meisten Welpen im Tierheim, auch die die eher eine schlechte Prägung haben, nachher nichts anmerkt und sie freundlich und menschenbezogen sind . Das kann man so pauschal nicht sagen .
    Also für mich ist wichtig, dass die Welpen schon mehrere Wochen alt sind, wenn man sie aussucht, denn nur dann kann man den Charakter erkennen und nicht schon wenn sie gerade geboren wurden .


    Ich hab da auch noch mal eine Frage : Was haltet ihr von Welpen, die ohne Mutter aufwachsen ? Müssen sie zwangsläufig später unverträglich sein, da sie kein Sozialverhalten von der Mutter erfahren haben ? Im Tierheim wo ich gerade Gassi gehe, ist so ein Fall momentan . Da sind Welpen auf einer Pflegestelle, die ohne Mutter aufwachsen . Wenn nochmal so ein Wurf kommen sollte, soll ich es wagen oder eher lassen ?

  • Ich schrieb nicht aus Zufall "kann es sein", was gleichzeitig bedeutet, dass es auch nicht sein kann ;)


    Durch meine Tätigkeit lerne ich eine Menge Welpen und Junghunde kennen und begleite sie (gern) durch diverse Phasen. Insofern kann man da schon Zusammenhänge erkennen. Was man vielleicht noch dazu sagen sollte: Bei Rassen, die vom Naturell her sowieso zurückhaltender und ängstlich sind, wiegen derartige Defizite oft schwerer.


    Bei einem mutterlosen Wurf würde ich nur "zuschlagen", wenn es eine fähige Ersatzmutter gibt, die die Zwerge auch erzieht. Ab dem Alter von fünf/sechs Wochen beginnen nämlich die Mutterhündinnen damit den Welpen Grenzen zu setzen. Innerhalb von ein bis zwei Wochen machen die Welpen da ganz prägende Erfahrungen: Mit Fruststiuationen umgehen zu lernen. Wenn das da nicht stattfindet, hapert's da sehr oft, was Besitzer und andere Hunde nicht selten zu spüren bekommen.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Ausserdem:


    Was heisst das Tierheim hat nur 4 Stunden auf? Und die Welpen werden deshalb nicht gut geprägt?


    4 Stunden Öffnungszeiten?
    Es dürfte bei fast jedem Tierheim so sein das es Öffnungszeiten ( meist 3-4 Std. am Nachmittag) für das Publikum gibt..........aber das bedeuted doch nicht das NUR 4 Stunden am Tag jemand da ist!!


    Die Arbeit ( besteht nicht nur darin Fragewilligen alles zu erklären :fear: ) muss ja schliesslich auch irgendwann gemacht werden. :hilfe:
    Bei einem normalen Tierheim ist (mindestens) von 8-18.00 jemand da.
    Anders geht es ja nicht.


    Ob die Welpen gut geprägt werden...........darüber spekulierst du nur. Kannst du ja gar nicht wissen ohne zu fragen, und das hast du anscheinend nicht.


    Birgit

  • Ich halte es ehrlich gesagt für ein Gerücht, dass man einem Hund mit einer schlechten Aufzucht das hinterher nicht mehr anmerkt. Wäre das so, könnten wir uns alle lustig Hunde vom Polenmarkt holen und bräuchten uns die ganzen Scherze mit Sozialisierung und Co nicht mehr geben.
    Ist im übrigen auch meine Erfahrung mit Welpen aus dem Auslandstierschutz. Mag ja sein das Halter solcher Hunde das etwas verdrängen oder es Ausnahmen gibt (mir ist nur noch keine begegnet), aber mir ist bisher noch kein selbstbewusster Junghund mit normalem Sozialverhalten und ohne größere Umweltprobleme mit solcher Vorgeschichte begnet.


    Wenn du heute nicht unbedingt wert darauf legst, Lebenslang irgendwelche Mängel auszubügeln, würde ich keinen Hund aus einem Tierheim aufnehmen, wo die Welpen bis zur Abgabe isoliert in einem Zwinger sitzen und kaum Ansprache haben. Wobei das ja nicht sein muss.

  • eine schlechte, ungenügende bzw. schief gelaufende sozialisation in der kritischen sozialisierungsphase des hundes ist leider nicht 100%ig aufholbar. bis zum einsetzen der pubertät gibt es noch möglichkeiten viele dinge nachzuholen. doch spätestens dann wird es sehr schwierig, den hund zu einem sozial- und umweltverträglichen hund zu erziehen. es ist möglich, jedoch kann es immer sein, dass ein solcher hund große generalisierungsprobleme hat.

  • die prägepahse ist das eine. so richtig spannend wird es doch eigentlich erst ,
    wenn der hund seine rasse bzw. mischlingseigenschaften voll an den tag legt.


    ..bis da hin können auch mal locker 1-3 jahre ins land ziehen.



    grüße krusti

  • Hallihallo,


    auch ich habe hier einen schlecht sozialisierten Hund sitzen. Die Prägephase verlief super, sie war von Anfang an mit ihren Geschwistern und anderen Hunden zusammen.
    NUR: alles andere, was zu einem "normalen" Hundeleben dazu gehört, war/ist ihr vollkommen fremd. Vieles konnte ich aufarbeiten, trotzdem wird sie IMMER ein Angst- und Panikhund bleiben. :(
    Ich weiß sie einzuschätzen, kenne die Situationen, die schwierig sind und werden könnten und arbeite stetig mit ihr.
    Mit viel Arbeit, Geduld, einer großen Portion Mut und auch Wahnsinn kannst du vieles errreichen. ABER du solltest dir gewiss sein, Wunder vollbringen wird schwierig. ;-)

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