Abgabegründe für den Hund

  • Manch einer hier im DF ist als Pflegestelle tätig, engagiert sich in der Nothilfe oder arbeitet im TH und ich denke, einer der traurigen Aspekte der Arbeit ist die Abgabe eines Tieres oder genauer eines Hundes.


    Was mich interessiert ist: Aus welchen Gründen wird sich eigentlich vom Tier getrennt?


    Und wie geht Ihr mit den tierischen aber auch menschlichen Schicksalen um, die sich hinter der Abgabe des Tieres verbergen?


    Was berührt Euch, in welcher Situation könnt Ihr es nachvollziehen und wo packt Euch die Wut?


    Birgit

  • Der Hund, den ich mal aufgenommen habe, sollte weg, weil sie die ganzen Kleintiere gefressen hat.
    Außerdem war sie mit den anderen Hunden angeblich nicht kompatibel und hat nach Fremden geschnappt.


    Ein Fall, der jetzt erst kommt, der Hund wurde total unbedarft angeschafft.
    Keinerlei Erfahrung vorhanden und die vorhandenen Katzen kannten keine Hunde bzw. hatten vor Hundebesuch Angst.
    Der Hund lernt, dass Katzen nicht zum Jagen da sind, aber die Katzen haben noch immer Angst :/


    1. Fall: Musste leider eingeschläfert werden.
    2. Fall: Hoffe ich sehr, dass er in ein tolles Zuhause umziehen kann =)

  • Guten Morgen, Bibi


    Sag, wieso musste der erste Hund eingeschläfert werden?


    Und, ich drück mit die Daumen, dass der "Katzenjäger" ein tolles Zuhause findet!


    Birgit

  • Aktuell überschwemmt eine Rückgabewelle unseren Verein:


    4 Hunde sind Trennungsopfer, wo niemand bereit war nach einer Lösung zu suchen. Der eine Hund sollte sogar verkauft werden, weil die Besi meinte sie könnte sich das Futter nicht mehr leisten.


    Bei einer Hündin ist das Herrchen verstorben, ganz plötzlich und unerwartet, das hat mich sehr berührt. Vor allem weil die Maus immer noch keinen neuen Menschen gefunden hat und in einer Pension lebt.


    Ein Hund muss seine Pflegestelle verlassen weil das Frauchen schwanger geworden ist, in eine neue Wohnung zieht und er leider nicht kann. Leider ist er ein älterer größerer Hund und so läuft uns langsam die Zeit davon eine neue Pflegestelle aufzutun.


    Außerdem müssen wir leider oft die Erfahrung machen, dass viele Abgabegründe vorgeschoben sind. Eine Familie rief nach nur 2Std. an und wollte die gerade adoptierte Huskyhündin wieder zurückbringen, da sie versucht hatte aus dem Garten auszubrechen :| und sie in der Wohnung über Tische und Bänke gehen würde.
    Am nächsten Tag war die Hündin wieder bei uns, hat mitlerweile eine tolle Familie und zeigt sich da gänzlich unauffällig.

  • Unser Teddy war auch schon 2 mal vermittelt, bevor wir ihn damals geholt haben. Zuletzt kam er mit der Begründung zurück, er hätte die Tochter gebissen. Wohl gemerkt handelte es sich da um einen 5 Monate alten Junghund, der den größten Teil seines Lebens im TH verbracht hat... soviel zu solchen Gründen, wie ausbrechen, über Tische und Bänke gehen oder ähnliches, sind halt vorgeschobene Gründe, weil man keine Lust hat, sich tatsächlich mit diesem Tier noch auseinandersetzen zu müssen...

  • Ich kenne ja einige Fälle, wo der Hund wieder weg mußte.


    Gleiche Person:


    Fall1: Schweißhund/Brackenmix wird angeschafft, wird beutegeil gemacht, fängt an zu verteidigen, wird ihm verboten, knurren wird verboten, schnappt dann irgendwann nach den Kindern, hat übrigens auch ne Schilddrüsenunterfunktion, welche Auswirkungen die haben kann (außer die blutigen Ohrränder) interessiert aber auch keinen, Hund wird an der Heizung angebunden, mehrere Trainer eingeschaltet, dabei will man eigentlich nicht dran arbeiten, weil man dem Hund ja eh nicht mehr vertrauen kann. Wird abgegeben. (hat ein schönes neues zu Hause bekommen)


    Fall 2: Mali-Welpe wird angeschafft, Hündin, Vater und Mutter arbeiten als Polizeihunde, bzw. arbeiteten. Vater mußte frühzeitig den Dienst quittieren, weil er nicht "sauber trennte", mit knapp 7 Wochen von der Mutter weg, wuchs bis dahin isoliert im Zwinger auf, kaum Kontakt zur Außenwelt oder Menschen. Kommt nun in die Familie mit 2 anderen Hunden und 1 kleineren Kind (10) und 3 älteren Kindern (Teenager, Heranwachsende). Soll eine Karriere als VPG-Hund starten, wird also frühzeitig angereizt und gehetzt. Wird gleich zum Bällchenjunkie gemacht, weil das ist ja so schön praktisch. Es wird gefördert und gefordert was das Zeug hält, weil der muß ja ausgelastet werden. Zudem wird ein mega Sozialisierungsprogramm absolviert, weil er soll ja auch ein Familienhund sein. Der Hund steht unter Dauerstrom, verbellt Menschen, tackert (aus Streß und Übersprung) die anderen Hunde, kommt kaum zur Ruhe, sobald in der Familie mal was passiert (Türen knallen, Geschrei) verkriecht sich der Hund, ist total gestreßt. Die Kinder sind genervt, die Besitzerin auch, hinzu kommen gesundheitliche Probleme der Besitzerin. Es werden neue Besitzer gesucht, die nun den Rest des Hundelebens mit dem chronischen Streß der Hündin klar kommen müssen, die bei dem kleinsten Reiz auf 300 läuft.


    (inzwischen ist übrigens wieder ein Mali eingezogen, ein Rüde, aus Leistungszucht.... da läuft es schon wieder so, aber man ist der Meinung: der Hund braucht das, und daß der so hoch dreht liegt ja einzig an der Rasse...)


    andere Hunde, andere Menschen:
    RR-Hündin: hatte ein beschauliches Hundeleben als Zweithund und absolutes Schätzchen des Besitzers und seiner damaligen Partnerin, dann kam es zu großen familiären Änderungen: Trennung von der Partnerin, neue Partnerin, Familiengründung, Umzug, Kinder werden geboren... Ohne einen speziellen Reiz ausmachen zu können, beginnt die Hündin immer mehr Streßsymptome zu zeigen: sie speichelt viel, fängt aus unerfindlichen Gründen an zu zittern, zu erbrechen, macht unter sich... wird total geräuschempfindlich, alles ganz schleichend. Das ist nun ca. 10 Jahre her und Streß und chronischer Streß war ja damals noch nicht so im Gespräch, jedenfalls konnte kein Tierarzt etwas finden und man wußte sich keinen Rat mehr, es wurde Management betrieben, man versuchte einiges. Es war auch kein echter Auslöser zu erkennen, außer halt manche Geräusche, aber der Hündin ging es immer schlechter. Da bot sich jemand an, den Hund probeweise zu sich zu nehmen: keine Kinder, ruhiges Leben, eben alles ganz anders. Die Hündin blühte auf und zeigte die Verhaltensauffälligkeiten danach nie wieder. Da hat der Besitzerwechsel das Leben der Hündin gerettet.

  • Zitat


    Was mich interessiert ist: Aus welchen Gründen wird sich eigentlich vom Tier getrennt?


    Ganz ehrlich? Zum Teil aus den klassischen "Klischee"-Gründen:
    Allergie, Arbeitswechsel, Umzug, Scheidung/private Gründe...


    Zu meinen "Top 10" der Abgabegründe, bei denen ich echt nicht mehr weiß, was sich manche Menschen denken:


    - eine Hündin (1 Jahr alt, wurde als Welpe vermittelt) wurde nach fast einem Jahr abgegeben, weil die Familie in ein Haus zog, in dem Hundehaltung nicht erlaubt ist (O-Ton: das ist unser Traumhaus, verstehen Sie?)


    - ein Rüde kam nach 1 1/2 Jahren zurück wegen Scheidung


    - ein weiterer Rüde, kam nach fast zwei Jahren zurück (wurde auch als Welpe vermittelt), "weil er beißt"
    und der "Hundetrainer" meinte, das könne man nicht ändern, der Hund sei quasi "genetisch" geschädigt, das lasse sich nicht abtrainieren :mute:
    Dieser Hund ist im TH allerdings unauffällig, lieb, verschmust und zeigt nichtmal Warnschnappen, wie man es von anderen "gefährlichen" Hunden kennt...


    - Balto, den ich ja jetzt zuhause habe :D kam nach zwei Wochen ins TH zurück, weil er über den Zaun zu den Nachbarn gehüpft war, um dort ein Huhn zu zerlegen :hust:
    Die Leute waren aber bei der Vorkontrolle ausdrücklich darauf hingewiesen worden, sie sollten den Zaun doch erhöhen, da er SO keine Hürde für Balto wäre. Wollte die Familie nicht (wg den Nachbarn), es wurde sich aber geeinigt, dass er dann über Leine im Garten abgesichert wäre :muede:
    Naja, Ende vom Lied: Huhn zerlegt, Hund muss weg.


    - ein Hund kam nach zwei Wochen zu uns zurück, weil er nachts winselte, und der 19-jährige Sohn der Familie plötzlich Angst vor ihm bekam (ohne Vorfall o.ä.- laut Angabe der Fam.)


    Zitat

    Und wie geht Ihr mit den tierischen aber auch menschlichen Schicksalen um, die sich hinter der Abgabe des Tieres verbergen?
    Was berührt Euch, in welcher Situation könnt Ihr es nachvollziehen und wo packt Euch die Wut?


    Manche menschliche Schicksale, wie z.B. der Tod des HH, sind sehr traurig, da leiden auch die Hunde gleich mit.
    Ansonsten hab ich noch kaum einen Abgabefall erlebt, bei dem mir die Menschen leid getan haben, denn im Endeffekt geht es immer zu Lasten der Tiere.
    Da kann man nur versuchen, neuen Interessenten nicht all den Frust entgegen zu bringen, der sich irgendwann einfach aufstaut, wenn man weitermacht statt zu resignieren.


    Vor allem: die o.g. Hunde kamen zum Teil nach soooo langer Zeit zurück, da zweifel ich manchmal (ehrlich gesagt) echt an der Menschheit.
    Man kann die Interessenten schließlich nur nach bestem Wissen und Gewissen "durchleuchten", ausfragen, Vor- und Nachkontrollen durchführen, aber manchmal...ist das alles nicht genug.


    Liebe aber traurige Grüße,


    Uli

  • Ich bemühe mich seit langem die Abgabegründe zu ignorieren.
    Im Tierschutz dürfen sie eigentlich keine Gründe spielen.


    Denn es ist egal warum ein Mensch sein Tier nicht mehr will.......der Tierschutz ist hauptsächlich dafür zuständig ein heimatloses Tier unterzubringen und weiterzuvermitteln.


    Der Tierschutz ist genau das was sein Name sagt: er schützt das Tier. Menschliche Schicksale sind nicht unser Bier, dafür sind andere zuständig.


    Am schlimmsten für mich sind die Abgaben weil der Mensch zu alt für das Tier ist. Weil jemand ins Altersheim muss und sein Tier nicht mitnehmen kann. Weil die Kinder einfach sagen das geht nicht mehr aber keine Hilfe anbieten sondern nur das Tier ins Tierheim bringen.


    wenn die Kinder mit dem alten Herr ins Tierheim kommen und wortgewand erzählen das diese nicht mehr für das Tier sorgen kann und es wäre bessser wenn ein neues Zuhause gesucht wird........und man sieht wie etwas zerbricht in dem alten Herrn als er die Leine übergibt und langsam rausgeht während die Kinder begütigend auf wie einreden .....ja, da könnt ich manchmal.....


    Wenn ich einen alten Dackel mitnehmen muss und das alte Frauchen weinend da sitzt.........das ist schwer. Hatte ich erst. Ganz alter, hässlicher, übergewichtiger Dackel mit Herzproblemen. Frauchen musste ins Heim. Dackelchen auch. Die Vermittlungschancen gleich 0. Verdammt war das hässlich.........


    Bei sowas brauche ich viel starken Kaffee.



    Alle anderen Abgaben sind ja immer zum Vorteil für das Tier. Wer dieses nicht mehr will liebt es auch nicht. Dann ist eine Neuvermittlung ein guter Weg, und die Gründe sind mir deshalb egal.


    Wer nicht mehr kann.......der übernimmt eine letzte Aufgabe für sein Tier und versucht ein neues Zuhause zu finden, zur Not über ein Tierheim. Ich sehe darin nichts verwerfliches.
    Abgabe ist nicht so schlimm wie es viele empfinden. Es ist immer eine neue Chance für das Tier.


    Birgit

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