warum ist offline so erstrebenswert?

  • Icephoenix: sei doch froh, dass du so einen lebenslustigen wuffel hast; außerdem ist dein boxer ja noch seeeeeeeeeeehr jung, evtl. wird sie ja noch ein wenig ruhiger.

    solange sie nicht den ganzen! spaziergang nur am wilden rennen ist ohne auf dich zu merken find ich's völlig okay, wenn sie mal hochfährt.
    :D

  • ingrid2: Shira ist kein Boxer :-P Aber naja, Rasseraten gehört hier ja nicht rein.
    Ja sie ist noch jung, grade mal 8 Monate. Vor 3-4 Monaten wars auf den Spaziergängen genau so: Hund macht was Hund will, notfalls mit gezerre und gejammer, und Frauchen steht dumm da.
    Wir üben viel an ihrer Aufmerksamkeit, mitlerweile dreht sie sich öfters zu mir um, auch wenn sie rennt guggt sie so nach 50metern mal, was ich mache und lässt sich dann auch abrufen. Deswegen gönne ich ihr den Spaß - sie läuft ja nicht weg :)
    Das sind vielleicht so 10% der Spaziergänge, wo sie rennt. Ansonsten machen wir kleine Übungen zum Gehorsam, Suchspiele oder sie darf einfach schnüffeln und erkunden.

    Trotzdem bin ich gespannt, ob sie mal dauerhaft irgendwann "offline" laufen kann. Erstrebenswert ist das für mich, weil ich es schön finde, wenn man dem Hund so weit vertrauen kann, dass man entspannt ohne Kontrolle per Leine laufen kann. Aber solang sie eben nicht super abrufbar ist, insbesondere von anderen Hunden, bleibt sie meist an der Leine - belästigen soll sie niemanden.
    Dafür hat sie -hoffendlich- nach der Schleppleinenzeit viele Jahre lockere offline-Spaziergänge vor sich :)

  • upps, okay, boxer-mix, sorry! wer lesen kann ist klar im vorteil u. vor allem wer gucken kann, hätt mir ja deinen avatar mal anschauen können, man oh man.

    ja, ich bin auch eine verfechterin des offline-laufens! ich finde es klasse, dass du am abruf arbeitest. da ich relativ kleine hunde habe wäre ich froh, mehr solche verantwortungsvollen hu-halter wie dich zu treffen.

    viele lassen ihre wuffels einfach mal soooo losrennen, ohne rücksicht auf "verluste".

  • Ich habe hier nur etwa die ersten 15 Seiten gelesen und möchte jetzt meinen Senf auch nochmal dazu geben.

    Ja, natürlich würde ich es auch am tollsten finden für mich und meinen Hund, wenn er offline gehen könnte. Es wäre entspannter, ich könnte das Gassigehen noch mehr genießen, ich hätte mich nicht schon mehrmals verletzt (Bänderriss, "Tennisarm", Verbrennungen), ich würde nicht immer aussehen wir ein Erdferkel nach dem Gassigehen aufgrund einer matschigen versifften Leine, ich müßte nicht ständig tierisch aufpassen, dass sich meine Kleine nicht verletzt durch die Schlepp der Großen.
    Und nicht zuletzt: Ich würde meiner Großen die Freiheit gönnen, und auch dass sie richtig losrennen und sich auspowern kann, nicht zuletzt müßte ich nicht so streng auf ihr Gewicht achten, da sie sicher automatisch schlanker wäre, wenn sie sich freier bewegen würde, und sie könnte ansatzweise die Portionen fressen, die andere Hunde in ihrer Größe bekommen ...

    Und trotzdem habe ich inzwischen verstanden, dass ich meine Große vermutlich nur mittels TT dazu bringen könnte, bei mir zu bleiben, nicht weg zu rennen und das jagen zu unterlassen.
    Verschiedene Faktoren führten dazu, dass meine Hündin - nach der Aussage verschiedener Trainer - nahezu nicht erziehbar ist. Im Haus klappt vieles gut, da ist sie ein braver und ausgeglichener Hund und hält sich an meine Regeln. Draußen ist sie jedoch kaum zu bändigen.
    Sie lebte als ehemaliger Straßenhund ca. 2 Jahre frei auf der Straße, ist selbständiges Handeln und Entscheiden gewohnt. Dann ihre Rassenzusammensetzung: Beagle, Cocker, AmStaff ... Sie hat einen extremen Jagdtrieb, ist Sicht- und Spurjäger, und hat sich durch das Jagen vermutlich lange Zeit ernährt.
    Sie hat null will-to-please, ist alles andere als leichtführig, und selbst wenn sie ein Kommando kennt, dann heißt das noch lange nicht, dass sie es ausführt. Sie macht "ihr Ding", ist extrem triebig, und wenn sie etwas will, dann versucht sie das mit aller Gewalt durchzusetzen.
    Beispiel: Ich rufe sie an der Schlepp, sie hat keine Lust zu kommen, ich gehe einfach weiter, und sie schmeißt sich auf den Boden um sich zu wälzen und um auf diese Weise meinem Kommando nicht folgen zu müssen.

    Einzige Ausnahme: Ich habe tolle Leckerlis, z.B. Fleischwurst dabei. Dann kommt sie, wenn ich Glück habe, sogar wenn sie ohne Leine läuft und ich sie zurück rufe.

    Allerdings ... das Laufen ohne Schlepp habe ich wieder vollständig aufgegeben. Eine Zeitlang lief es ganz gut in bekanntem Gebiet, dann plötzlich wieder nicht mehr.

    Meine Große hat einen enormen Freiheitsdrang, und entspannt ist mir ihr GAR NICHTS. Ich kann nicht mal entspannt die Haustüre aufmachen, denn dann ist sie weg. Sie findet ständig neue Möglichkeiten, aus dem umzäunten Garten heraus zu kommen. Sie reißt so lange am Gartenzaun, bis sie die Holzpanelen aus dem Boden gezogen hat. Das heißt, dieser Hund ist draußen kaum zu bändigen.

    Vor 2 Wochen dann der Albtraum: Ich war zusammen mit ihr im Garten, sie sichtet eine Katze außerhalb des Zaunes, reißt die Holzpanele aus der Erde, rennt der Katze hinterher auf die Hauptstraße (die vom Garten aus nicht sichtbar ist) ... und dann hörte ich meine Große minutenlang vor Schmerzen jaulen und schreien. Ein Transporter ist ihr über die Pfote gefahren. Zum Glück war es nur ein Knochenbruch, aber die Schmerzen die mein Hund hatte, auch noch Tage später, waren immens.
    Da habe ich mich zum ersten Mal gefragt: Wäre es nicht weniger schmerzhaft für einen solchen Hund, ihn ein paar mal mittels TT zu "erziehen"? Ein paar Stromströße wären vermutlich nichts gewesen gegen das, was meine arme Maus durch diesen Unfall erleiden mußte.

    Trainieren tun wir schon seit einem Jahr. Dabei hat sich der Jagdtrieb aber nie verloren. Ich kann inzwischen gut mit ihr an Hasenställen und Katzen vorbei laufen, wenn sie an der Leine ist, und sie kugelt mir dabei keine Schulter mehr aus. Ich kann sie gut ablenken, usw. ABER: Es gibt immer Situationen, auf die man nicht gefasst ist, mit denen man nicht rechnet, wie die Katze vor unserem Grundstück. Es hat "Klick" gemacht in meinem Hund, und sie ist einfach los gerannt.

    Seit dem Unfall sehe ich vieles nicht mehr so entspannt wie vorher. Davor dachte ich auch: Nach einer Minute ist sie doch immer wieder da. Heute habe ich verstanden, dass diese eine Minute für einen Hund tödlich sein kann, dass so vieles passieren kann, in dieser kurzen Zeit.

    Ohne Leine läuft meine Große daher jetzt gar nicht mehr, und vermutlich wird sie den ganzen Sommer über auch im Garten an der Leine bleiben müssen. Das ist bitter, aber die einzige Alternative wäre ein Elektrozaun und TT, und davor schrecke ich zurück, ganz davon abgesehen, dass es verboten ist. Trotzdem denke ich, wäre es vermutlich die "humanere" Variante gewesen, als einen Hund verletzt von der Straße aufzulesen.
    Und trotzdem kann ich auch mit der Schlepp nie ganz sicher sein: Mehrfach ist sie schon gerissen, als meine Große losgerannt ist (obwohl ich das sträkste und breiteste Modell habe), zweimal hat sich der Karabiner von selbst geöffnet.

    Das Leben mit meinem Hund ist nicht entspannt und wird es vielleicht nie werden. Und wer einen solchen Hund nicht hatte, kann hier schwerlich mitreden oder mit guten Ratschlägen um sich werfen.

    Ich habe auch noch einen leichtführigen Hund, der IMMER ohne Leine läuft. Meine Kleine bekam ich mit 14 Wochen und außer im Wohngebiet habe ich für sie noch nie eine Leine gebraucht. Sie entfernt sich nie außer Sichtweise von mir. Wenn die Große los rennt, rennt sie hinterher, dreht aber um, sobald sie ca. 50 m von mir weg ist, und kommt dann, ohne dass ich sie rufe, zurück gelaufen.

    Ja, klar wäre es ein schöneres Leben, wenn beide Hunde von der Leinen könnten. Ich sehe die Schlepp aber im Moment als Lebensversicherung für meinen Hund an.
    Freude am Gassigehen hat meine Große aber trotzdem. Sie kann an der 15 m Schlepp trotzdem viel Schnüffeln, hat einen relativ "großen" Radius zur Verfügung, kann zum Bach runter um zu trinken oder zu planschen, kann nach Mäusen buddeln.
    Für andere Hunde interessiert sie sich ohnehin selten, spielen möchte sie kaum ...

    Ob sie keine gute Bindung zu mir hat, weil sie offline wegläuft, das wag ich zu bezweifeln. Hätte sie diese nicht, würde sie nicht immer wieder innerhalb kurzer Zeit zurück kommen. Einmal ist sie mir beim Gassigehen entwischt, und als ich mit meiner Kleinen zurück nach Hause kam, stand meine Große schon vor der Tür.
    Mein Hund weiß, wo er hingehört, ist aber einfach ein extrem triebiges TIER, und vergißt sich (und mich) dabei immer wieder für kurze Zeit.

    Für mich ist es im Moment nicht mehr so extrem erstrebenswert, dass meine Große offline laufen kann. Klar, ich würde es mir wünschen, habe mich aber auch darauf eingestellt, dass ich das, was mit meiner Kleinen selbstverständlich funktionierte, mit meiner Großen vielleicht nie möglich sein wird.

    Ein anderer HH fragte mich Anfang des Jahres ganz entgeistert, warum ich denn kein TT benutze, wenn sie jagen geht und nicht hört und fügte hinzu: "Das machen doch alle, das habe ich bei meinem auch gemacht."
    Ich habe das von vielen, auch sehr erfahrenen HH gehört, und oft wurde mir kleinlaut gestanden, dass der eigene Hund das Jagen nur mit Hilfe von TT unterlassen hat.

    Ich bin mir inzwischen sicher: Ein starker Jagdtrieb läßt sich ohne TT kaum bändigen.

  • Meinst Du mit TT Tiertrainer, oder TeleTact? Ich befürchte TeleTact.

    Also erstmal willkommen im Club.

    Beim TeleTact hätte ich Bedenken (größte Bedenken) meinen Hund dermaßen zu erschrecken, dass sie über alle Berge wäre. Ich benutze auch gerade deswegen ja nicht einmal ein Vibrationshalsband, obwohl es bei uns gerechtfertigt wäre.
    Ich habe Schara noch nie weh getan, wissentlich weh getan. Habe immer versucht ihr Vertrauen zu erarbeiten und damit zu arbeiten. Sie soll bei mir bleiben und zu mir kommen, weil es nichts besseres gibt als bei mir zu sein.

    Bin schon gespannt auf die Diskussion die Du grad entfacht hast.


    Zu unserer Situation. Wir sind mittlerweile soweit, dass Schara in der Stadt am Lech (gesichertes Gebiet) sehr gut ohne Leine laufen kann. Sie entfernt sich nicht weit. Trottet zum Teil hinter mit her. Also immer in Greifnähe.
    Auf dem Land, wo wir wohnen lasse ich sie auch viel frei laufen. Allerdings sind an den bekannten Stellen bisher noch keine Hasen und Rehe gesichtet worden. Solange wir keine sehen ist es gut. Ich nehme jetzt immer die Büffelhornpfeife mit und pfeife zwischendruch um ev. Wild zu vertreiben. Mag nicht der ideale Weg zu sein, aber nachdem Schara die Pfeife nocht hört, soll wenigstens das Wild davon profitieren. :roll:

    Schara hat sich übrigens ihre ersten Jahre auch ihr Futter selber erjagen oder erbetteln müssen.

    Im Wald nehme ich sie nach wie vor lieber an die Leine, da sie manchmal sehr aufgeregt umeinander schnüffelt. Trotzdem hatten wir erst kürzlich wieder einen Rückschlag, der mich maßlos ärgerte. Ich ärgerte mich über meine eigene Dummheit.
    Schara schnüffelte wieder in eine andere Richtung als ich gehen wollte. Ich ging trotzdem in meine Richtung weil sie dann meistens gleich kommt. Sie kam aber nicht und ich wartete. Schaute aber in die total verkehrte Richtung.
    Als ich mich umdrehte sah ich grad noch etwas in Scharas Größe und Farbe übers Feld in den Wald flitzen. Es war aber nicht Schara, denn sie folgte gleich darauf. Ich habe keine Ahnung was für ein Tier es war. Reh oder Hase war es nicht. Auf jeden Fall war sie erstmal weg, kam aber auch gleich wieder.
    Trotzdem hat es mich geärgert, weil wir solch einen Vorfall jetzt seit Monaten nicht mehr hatten und ich nur hoffe, dass sie jetzt nicht wieder auf den Geschmack gekommen ist.
    Bleibt abzuwarten, wenn die Tiere erstmal wieder mehr draussen sind. Grad morgens haben wir da ein paar Stellen wo sie immer äsen. Im Großen und Ganzen versuche ich jedoch mehr über offene Felder zu laufen und das klappt mittlerweile ganz gut. Allerdings kann ich Schara nicht davon abhalten sich ab und zu bis max. 50m von mir zu entfernen. Sie fetzt einfach auch mal durchs hohe nasse Grad und erfreut sich ihres Lebens und das möchte ich ihr auch gönnen.

  • schara: Ja, ich meinte TeleTact.

    Es hat mich verwundert und fast ein wenig schockiert, wie viele Leute mir hinter vorgehaltener Hand gestanden haben, dass sie den TT benutzt haben, um ihrem Hund den Jadgtrieb abzugewöhnen. Da waren auch Hundetrainer und Verhaltenstherapeuten für Hunde dabei, und Leute mit jahrzehntelanger Hundeerfahrung.

    Und wenn ich sie da dann draußen laufen sehe, die vielen "braven" Hudne, die offline gehen, Bracken, Weimaraner, Beagle, und andere Rassen die einen starken Jagdtrieb vermuten lassen, dann frage ich mich heute oft: Haben die HH ihre Hunde tatsächlich mittels eines Antijagdtrainings dazu bekommen, nicht mehr zu jagen oder sich nicht mehr vom HH zu entfernen? Oder wenden doch viel mehr HH das TT an, heimlich, ohne jemals darüber zu reden, "weil es doch alle so machen"?

    Wie gesagt frage ich mich manchmal, was genau das kleinere (oder größere) Übel wäre für einen Hund: Lebenslange "Gefangenschaft" an der Schlepp, sogar im großen Garten angebunden zu sein, schlimme Verletzungen zu erleiden ... oder ein paar Stunden TT-Training, und anschließend ein entspanntes Leben für Hund und HH ...

    Wie dem auch sei, ich persönlich bin nach wie vor gegen TT, mit der Konsequenz, dass meine Große viel von ihrer Freiheit einbüßt. Ich glaube, dass "nur Jagdtrieb" bei einem ansonsten leichtführigen Hund mit will-to-please auch noch zu händeln ist. Wenn aber zum Jagdtrieb ein extrem stures, eigensinniges und selbstständiges Wesen dazu kommt, gepaart mit einer entsprechenden Vorgeschichte (Straßenhund), dann kommen -zumindest in meinem Fall- auch erfahrene Trainer an ihre Grenzen.

    Ausgesucht hätte ich mir einen solchen Hund niemals, wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt. Klar, erziehen muss man einen Hund, aber meine Große ist schon fast eine Lebensaufgabe für sich. :???:

  • Man weiss halt nie was auf einen zukommt wenn man sich einen Hund holt. Der eine jagt, der andere kann nicht allein bleiben, der nächste macht zuhause alles kaputt, wieder eine hat Allergien oder Krankheiten usw.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass mehr Leute so ein Gerät benutzen, als es zugeben würden. Und ja es ist ein Tier und kein Mensch. Tiere lernen unter ihresgleichen auch durch Schmerz zufügen. Aber ich bin ein Mensch und mir widerstrebt so etwas. Ob es in dem einen Fall richtig oder falsch ist kann ich jedoch nicht beurteilen. Ich für mich möchte es nur nicht verwenden. Ich hätte wirklich Angst, dass ich Schara dann die Freude nehmen würde jemals wieder unbeschwert und vergnügt durchs Feld zu rennen.

    Deine Überlegungen kann ich aber trotzdem nachvollziehen und finde es auch sehr mutig von Dir Dich so dazu zu äußern.

  • Tja die TeleTakt...
    Wenn man in Neuseeland einen Hund ohne Leine laufen lassen will, muss er per TeleTakt von Kiwis fern gehalten werden.
    Die meisten Hunde haben es nach 1-2 mal hinter sich und machen danach einen weiten Bogen um jede Kiwi Attrappe.

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