Kummerkasten für alle Junghundebesitzer

Huhu ich hoffe sunny geht mit einem Jahr noch als junghund durch und wir dürfen uns hier anschliessen!?

Wir waren heute wieder auf unsrer Standardrunde und sie wollte nicht laufen. Wollte nur zurück zum Auto...hab sie dann erstmal angeleint und bin ein Stück gelaufen...
Dann Leine wieder ab. Spaß hatte sie nicht. Sonst springt sie durch die wiesen und hupft und alles...
Haben vorgestern dort einen Border getroffen (angeleint, sie frei, ganz lieb und brav war der) und sie hatte so schiss dass sie abgehauen is 200m Richtung Auto bevor sie abrufbar war....

Ich finde es sooooo schade das sie so angst hat vor allen andern Hunde wenn es jetzt schon so schlimm is dass sie sogar die Gassi-Umgebung mit Angst erfüllt
Mäh ;(

Tinks, ich habe ja einen Härtefall bezüglich Leine laufen - Splash ist nun 14 Monate alt. Ich war mehrfach am verzweifeln, habe darum dem Hund auch "mitgeteilt", wie ätzend ich das ewige in die Leine schiessen finde, war dabei auch seehr deutlich körpersprachlich. Hat jeweils ganz kurz genützt, nachhaltig war es nicht.

Wie bei dir habe ich den Durchbruch mit dem Clicker erreicht: Leine wieder locker machen, damit es weitergeht. Wenn es mal wieder schlechter ging, habe ich wieder das Zug aus der Leine nehmen aktiv bestätigt mit Leckerlis, statt nur mit weitergehen. Und ich halte durch: wochen- und monatelang. Am Halsband bringt ihn ziehen nicht vorwärts. Und nun fällt mir auf, wie gut er mittlerweile auf bekannten Strecken läuft.

Manche Hunde sind so leicht ablenkbar, dass sie die lockere Leine schlicht vergessen. Ich weiss, wie nervend es ist, wenn der hund zum 185'743igsten mal in die Leine springt. Aber er tut es nicht, weil er nicht weiss, dass er das nicht soll. Ich bin auch zu oft aversiv geworden, habe geblockt, scharf gewendet, Anpfiffe verteilt, aber für mich gibt es da obere Grenzen in der Strafhärte, die ich nicht überschreite. Und als ich gemerkt habe, wie stark Splash bereits ins Meiden geht, sobald er sich wieder an die nicht-ziehen-Regel erinnert, habe ich die Notbremse gezogen. Zumal es ja nicht wirklich genutzt hat, und ich auch keinen gedeckelten Hund neben mir haben möchte.

Also zurück zum bewährten Clicker/Markerwort. Varianten der Erfolgsverhinderung/negativen Bestrafung ausprobiert, mich mit endloser Geduld gewappnet und für andere Momente den Hund am Geschirr ziehen lassen. Am Halsband bei mässiger Ablenkung (mässig für Splash!) zusätzlich mit Balanceleine unterstützt. Das hat wirklich geholfen, aber ich habe einen sehr langen atem gebraucht. Splash läuft noch immer mit meiner Einhandvariante der Balanceleine, auch wenn sie nicht mehr oft gebraucht wird. Irgendwann wird's nur noch ein zusammengeknoteter Strick sein, der ohne Verbindung zu meiner Hand um seine Brust liegt. Und für aufregende Situationen, die er noch nicht händeln kann, benutze ich ein Harness-Halti, bzw. klinke das andere leinenende in den Ring an der Brust des Geschirrs. Kein Wundermittel, aber es hilft beim Management.

Das Zauberwort heisst aber durchhalten und eiserne Konsequenz. Ich musste mir einiges anhören: ich sei zu weich, Hund hätte keinen Grundgehorsam und keinen Respekt, usw.... Ich lass mich nicht mehr an Vergleichstabellen messen. Wir kommen dahin, auch wenn es bei diesem Hund viel länger dauert als bei meinen andern. Er ist ein "Pigs fly dog", und ich mache nun vermehrt intensivstes Aufmerksamkeitstraining über positive Bestärkung und freies Shapen, und das hilft tatsächlich. Rückschläge sind normal, aber man sollte sie gegen all die Fortschritte aufwiegen. Es gibt Tage, da hält sich Splash sogar beim Frühgassi an die Regeln. Andere, da braucht er mehrere Erinnerungen. Aber die guten tage werden unzweifelhaft mehr, und das hilft mir, die schlechten mit Gleichmut und Humor zu ertragen. Also nicht den mut verlieren, ihr habt nicht alles verloren, kriegt das wieder hin!

Zitat

Manche Hunde sind so leicht ablenkbar, dass sie die lockere Leine schlicht vergessen.

So einen hab ich hier... Wenn er richtig ausgepowert ist, macht er gar keine Probleme, dann verhält er sich wie aus dem Lehrbuch. Aber ich kann ihn ja nicht vor jeder Gassirunde durch den Innenhof scheuchen, bis er müde genug ist, um vernünftig an der Leine zu laufen :/ Ich werde diese Baustelle auch nicht aufgeben und weiter mit ihm üben. Es ist in seinem Hirn drin, ich möchte gerne ruhig mit ihm arbeiten und ihn eigentlich auch ungern wieder und wieder in die Leine rasen lassen...

Zitat

So einen hab ich hier... Wenn er richtig ausgepowert ist, macht er gar keine Probleme, dann verhält er sich wie aus dem Lehrbuch. Aber ich kann ihn ja nicht vor jeder Gassirunde durch den Innenhof scheuchen, bis er müde genug ist, um vernünftig an der Leine zu laufen :/ Ich werde diese Baustelle auch nicht aufgeben und weiter mit ihm üben. Es ist in seinem Hirn drin, ich möchte gerne ruhig mit ihm arbeiten und ihn eigentlich auch ungern wieder und wieder in die Leine rasen lassen...

Wenn er wirklich so gemacht ist, wird er das noch eine Weile tun - es wird weniger werden, aber du wirst es nicht einfach abstellen können. Ausser du nimmst dem Hund jede Initiative, aber ich denke, du willst sowenig einen Zombie wie ich. Solche Hunde kann das ewige Leinenexerzieren auch masslos stressen, und dann wird es noch schlimmer. Impulskontrolle ist ein endliches Ding, und das verlangt so einem Hund enorm viel ab zu Beginn. Drum ist es wichtig, dass man auch mal gut sein lässt, und halt am Geschirr nur managt zwischendurch. Halte die Übestrecken kurz, so dass sich keiner nervt. Ich habe bemerkt, dass es zu unserem Hundewald gewisse Sektoren gibt, wo Splash besser und leichter an der Leine läuft, und andere, da ist es immer schlimm. Ich habe auf den besseren aufgebaut, und für die schlechteren die Balanceschlaufe kürzer genommen, oder ans Geschirr umgehängt. Und nur wenn wir besonders gut drauf waren, bewusst auch da geübt.

Wir sind grad mal zum Supermarkt marschiert und wieder zurück. Das ist quasi unsere Gassistrecke, also ein Weg, den Othello in- und auswendig kennt. Der Hinweg war die Hölle, der Rückweg hat mich wieder an den Hund erinnert, auf den ich vor ein paar Tagen noch so stolz war. Es schlaucht mich einfach und nimmt mir im Moment den Spaß an Spaziergängen mit ihm... Diese paar Meter grad haben mich schon wieder völlig geschafft.

Zitat

Wir sind grad mal zum Supermarkt marschiert und wieder zurück. Das ist quasi unsere Gassistrecke, also ein Weg, den Othello in- und auswendig kennt. Der Hinweg war die Hölle, der Rückweg hat mich wieder an den Hund erinnert, auf den ich vor ein paar Tagen noch so stolz war. Es schlaucht mich einfach und nimmt mir im Moment den Spaß an Spaziergängen mit ihm... Diese paar Meter grad haben mich schon wieder völlig geschafft.

Hej,
bezüglich eures Problems hast du ja hier schon von einigen Experten, die ähnliches mit ihren Hundis durch haben, zu lesen bekommen. Ich will dich nur aufbauen, Claudia! Halte durch, bleib eisern und sieh es nicht alles zu verbissen. Dein Othello kann doch wirklich schon viel und das mit der Leinenführigkeit war doch schon besser - er ist halt ein Jungspund, der ab und an auch wieder vergisst, was ihr euch gemeinsam erarbeitet habt...
Ich finde es auch super, dass du jetzt doch das Geld für die HuSchu aufbringen bzw. leihen willst und bin gespannt, was du davon berichtest!
Bleib einfach stark und sieh nicht nur das Negative, dazu neigt man/frau leider allzu häufig! (Ich kann davon ja auch ein Liedchen singen!)
Lass dich drücken! :solace:

Danke, das ist lieb
Ich werde auf jeden Fall von der HuSchu berichten. Das an der Leine MUSS einfach besser werden, mir kam nämlich heute der gruselige Gedanke, dass ja irgendwann auch wieder Winter wird und das in Berlin immer Glatteis bedeutet... Wenn Othello dann immer noch zieht, brauch ich einen Schlitten oder eine Dauerkarte für den Krankenwagen

Zitat

Klar funktioniert das...
Zumindest bei meiner 46 cm Töle kann das auch mein 2m großer Freund und dem geht der Hund definitiv nicht bis zum Knie.

ehrlich? Kann ich mir nicht so recht vorstellen irgendwie... Aber für uns eh keine Lösung, da Fény schon ins Meiden geht, wenn man ihn nur schief anguckt - UND selbst wenn man denn mal ungehalten wird und der Hund tatsächlich nen Anschiss bekommt ist das zwar der totale Weltuntergang- aber nur für 3 Minuten, dann heißt es back to normal.

Zitat

Wenn Othello dann immer noch zieht, brauch ich einen Schlitten oder eine Dauerkarte für den Krankenwagen

Schlitten wäre cool !!!! *grins*

@Najira

Ein großes Dankeschön für die ausführliche Gegen-Meinung. Es zeigt, dass es viele Wege nach Rom gibt, die zu Hund und Halter passen müssen. Ob aversiv, Clicker oder was auch immer: Man muss sich mit seinem Weg wohlfühlen und voll dahinter stehen können.

Tinks

Egal was hier geschrieben wird, du wirst deinen Weg mit deinem kleinen Flummi finden müssen. Jeder Hundehalter hat eine andere Sicht der Dinge und so wertvoll der Erfahrungsaustausch auch sein mag – er kann auch sehr zur Verwirrung beitragen. Ich bin mir sicher, dass Othello und du sich auch noch einigen können, wie eure Spaziergänge an der Leine aussehen sollten. Ich wünsche dir, dass dir die Hundeschule dabei helfen wird.

Viele Grüße
Frank