Rheuma und Hund - wie macht ihr das?

  • Hallo zusammen,


    da es mich jetzt selbst getroffen hat und ich mir die Frage stellen muss, wie es mit mir weitergeht, wenn sich die Begleiterscheinungen des Rheumas weiter so rapide verschlimmern, stelle ich die Frage an andere Betroffenen:


    Wie macht ihr das mit Rheuma und Hund? An den Tagen, wo eigentlich gar nix mehr geht und ihr nicht mal eure Schuhe zubinden könnt? Geschweige denn eine Leine halten? Habt ihr Angst davor, irgendwann einmal nichts mehr machen zu können?
    Was macht ihr, wenn es nicht geht? Wie helft ihr euch weiter?


    Über ein paar Antworten würde ich mehr sehr freuen und ggf. ein paar Tipps bekommen :smile:

  • Oh Julia,
    das ist ja eine sch... Diagnose. Ich habe zum Glück "nur" eine leichte Form von Rheuma (Fibromyalgie, Weichteilrheuma), aber ich kenne die Tage auch gut an denen wirklich gar nichts geht.


    Das gute daran, dass wir Hundehalter sind, ist, dass wir uns immer bewegen müssen. Sonst kommt man relativ leicht in den Zustand in dem man alles vermeidet, was mit Bewegung zu tun hat. An den Tagen, an denen ich mich so richtig schlecht fühle müssen die Terrierristen auch mal mit wenig Auslauf auskommen. Da ich nicht mal einen Garten habe, gehe wir dann drei mal zehn bis zwanzig Minuten raus. Das reicht ihnen dann auch mal, obwohl die beide noch so jung sind. Sie freuen sich, wenn wir dann viel im Bett kuscheln ;)
    Wenn es mehrere Tage am Stück sind, dann gehen wir hier in die Nähe auf eingezäunte Plätze bzw. Hundeauslaufplätze und die zwei können sich dort austoben. Da mache ich nicht so viel mit ihnen, aber Fjari spielt mit anderen Hunden und mit Jess mache ich ein paar Übungen.


    Für die absoluten Notfälle (Krankenhaus etc.) habe ich einen Hundesitter der richtig toll ist oder auch Freunde, die mir die Wuffels mal abnehmen können oder sie auch einfach mal mit rausnehmen in den Wald, wenn ich nicht kann.


    Obwohl ich diese Möglichkeiten habe, habe ich sie erst einmal nutzen müssen, als ich ins KH musste. Ansonsten zwinge ich mich wirklich alles selbst zu machen.


    Gehst du arbeiten? Voll- oder Teilzeit? Hast du noch einen Partner, der dir die Hunde ein wenig abnehmen kann? Das hilft ja auch schon viel.

  • Danke dir Mona für deine Antwort.


    Also bei mir ist es so: wegen der "gelenklichen" "Begleiterscheinungen" ist die körperliche Arbeit im Tierheim für mich seit kurzer Zeit nicht mehr möglich. Von daher habe ich das "Glück", derzeit den ganzen Tag daheim zu sein. Vor einigen Jahren wurde bei mir festgestellt, dass sich mein Knorpel selbst zerstört. Bisher betroffen waren u.a. Wirbelsäule, Hüfte und Knie. Allerdings hatte ich das durch viel Bewegung und Physiotherapie sehr gut im Griff und konnte alles machen.. Vor einigen Wochen fingen dann meine Hände an, mit Schmerzen, dicken Gelenken und Schwellungen.. Auch die Beine und Rücken sind nicht mehr so, wie es mal war.. Bisheriges Highlight: ich musste meinen Ehering ablegen, kann meine Schuhe zum Teil nicht mehr binden und am Liebsten ist mir fast meine Jogginghose, weil da kein Knopf dran ist :ops:
    Welche Art Rheuma es ist, wird sich wohl erst in den nächsten Wochen klären und bis dahin heißt: es Augen zu und durch....
    Mein Mann arbeitet Vollzeit, ist derzeit leider eher weniger Zuhause und macht auch die eine oder andere Fortbildung mit, wo er mehrere Tage gar nicht daheim ist. Er geht allerdins morgens mit beiden (wenn es bei mir am Schlimmsten ist) und abends übernimmt er einen von beiden.
    Tagsüber bin ich dann dran und dadurch, dass Sam nicht gerad ein "einfacher" Hund ist, macht es mir halt schon ab und an Sorgen... Freunde haben wir hier mittlerweile ja gefunden, allerdings haben wir das Problem, dass die Fellnasen mit Fremden nie im Leben mitgehen würden :hilfe: Ok, Inchen ist ggf. mittlerweile dahingehend mit Pansenwurst bestechlich, aber den Großen würde ich nie (wegen seiner Problematik) jemanden anvertrauen. Das ist ein Risiko, das einfach zu hoch wäre.. Ina wäre im Fall der Fälle versorgt, da hab ich mit meiner Freundin drüber gesprochen, die würd die Maus auch ein paar Tage zu sich nehmen... Bliebe halt nur der Große...
    Gut, zwei Tage halten die das auch aus, wenn sie nur kurz rauskommen und mal "Sparprogramm" angesagt ist, aber länger? Dann wird vor allem Sam grantig und das gibt Löcher, die wir gerad erst hinter uns haben :ops: Für mich ist das Ganze halt schon beängstigend, ich gehöre zu den hyperaktiven Menschen und wenn ich mich nicht bewegen kann, dann werd ich grantig. Davon abgesehen bin ich noch recht jung und ich mag gar nicht daran denken, wie es in ein paar Jahren aussehen könnte...
    Aber du hast Recht, die Bewegung hilft schon, dass ich nicht ganz steif werde und bekannt ist ja: wer rastet, der rostet :p

  • Das Problem einen Hund zu haben, den man nicht gerne jemandem mitgibt kenne ich auch. Mein voriger Dalmi-Mix-Rüde, Yullie, war auch ein Hund den ich nur einer einzigen Person geben konnte, weil alle anderen einfach nicht wussten wie sie mit ihm umgehen mussten. Sie hatte ich mit zu einigen Trainingsstunden genommen und öfter mit auf Spaziergänge. Die Problematik war also bekannt und sie lernte damit umzugehen. Einige Dinge durfte sie mit ihm nicht machen, weil ich mir sicher war, dass das nicht bei ihr funktioniert hätte, aber für den Übergang reichte das erstmal. Das wichtigste ist ja, dass der Hund ein paar Tage richtig versorgt ist und regelmäßig rauskommt.
    Nun kenne ich die Problematik von eurem Großen nicht und kann das nicht einschätzen.


    Für die Tage an denen ich motorisch eingeschränkt bin, habe ich auch Schuhe die ich nicht zubinden muss :hust: Aber bei mir hält sich das sehr in Grenzen, weil sich das Rhema eben nicht direkt in den Gelenken abspielt. Allerdings habe ich dann auch Schwellungen und eine Bewegungseinschränkung der Gliedmaßen.


    Das mit dem jungen Alter ist bei mir auch so. Manchmal macht es mir wirklich Angst, aber ich versuche so gesund wie möglich zu leben, ohne mich dabei zu geißeln, mich viel zu bewegen, also lange Spaziergänge und Radfahren. Gleichförmige, stetige Bewegung ist bei mir gut. Jobmäßig habe ich umgeschult, allerdings habe ich gemerkt, dass ich, wenn ich ganztags arbeite einfach auch Hilfe brauche, weil ich nicht so belastabar bin wie manch anderer. So eine rhematische Krankheit führt oft ja auch zu psychischen Problemen, so auch bei mir.


    Aber auch da sind die Hunde einfach super! Sie fordern mich, lieben mich und finden immer den richtigen Ton den ich an jedem Tag brauche (manchmal stelle ich das erst am Ende des Tages fest, aber das macht ja nichts :lol: )


    Außerdem tut viel Humor, manchmal auch schwarzer Humor, sehr gut.

  • Ja, ja, der schwarze Humor :D Den kenn ich, mit dem bin ich verheiratet ;)


    Bei Sam ist das Problem halt der Mensch :ops: Und selbst mit Maulkorb kann er für Fremde, aber auch den, der ihn an der Leine führt, unangenhem werden... Daher ist uns das Riskio einfach zu groß und ich würde sogar soweit gehen, dass es fahrlässig wäre, ihn jemanden mitzugeben, auch wenn er ihn schon kennt bzw. die Menschen um sein Problem wissen...

  • Das Problem hatte ich bei Yullie zum Glück erst ganz zum Schluss und da "nur" bei Fremden. Dann ist es natürlich wirklich schwierig.

  • Hallo liebe Julia,


    darf ich fragen, was für eine Verlaufsform von Rheuma Du hast?


    Ich kenne mehrere Menschen mit entzündlichem Rheuma, die ihren Alltag sehr gut meistern und auch noch berufstätig sind - in einem Fall sogar ganztags. All diese Menschen haben gemein, dass sie ihren Alltag in vielen Teilschritten erledigen und manche Dinge eben auch mal liegen bleiben müssen - da muss der Haushalt halt mal Haushalt sein, wenn man sich an einem Tag nicht einmal mehr schmerzfrei bücken kann oder die Finger kaum auseinander bekommt.


    Insofern, und ich hoffe Du nimmst mir soviel Offenheit nicht übel, würde ich bei der Hundehaltung unbedingt auf Hilfe zurückgreifen und die auch frühzeitig mobilisieren!


    Wer nämlich an entzündlichem Rheuma leidet, hat eine ganz eigene innere Uhr. Man kann den Haushalt liegen lassen, den Kinoabend absagen und die Arbeit entsprechend drosseln. Nur der Hund, der muss eben immer raus. Hier würde ich auf die Mithilfe von Freunden und Bekannten zählen und die frühzeitig als Vertretungs-Spaziergänger ;-) anlernen. Es tut nämlich auch Dir nicht gut, wenn Du Dich in Schub-Phasen vor die Tür quälst ...


    ... aber erstmal hoffe ich, dass es bei Dir eine leichtere Verlaufsform nimmt und Du diese Tage nach Möglichkeit gar nicht kennenlernst. Andererseits ... die scheints ja schon zu geben, sonst hättest Du wohl nicht gefragt.


    Wo wohnst Du nochmal?
    Vielleicht findet sich Hilfe ja auch hier im DF?

  • Zitat

    Ja, ja, der schwarze Humor :D Den kenn ich, mit dem bin ich verheiratet ;)


    Bei Sam ist das Problem halt der Mensch :ops: Und selbst mit Maulkorb kann er für Fremde, aber auch den, der ihn an der Leine führt, unangenhem werden... Daher ist uns das Riskio einfach zu groß und ich würde sogar soweit gehen, dass es fahrlässig wäre, ihn jemanden mitzugeben, auch wenn er ihn schon kennt bzw. die Menschen um sein Problem wissen...


    Entschuldige, ich hatte im obigen Post das Problem von Sam vergessen.


    Vielleicht kannst Du Dir trotzdem jemanden anlernen? Denn ich denke schon, dass es ganz wichtig wäre ... einfach für den Notfall.

  • Ich selbst habe eine rheumatische Arthritis. Hauptsächlich sind bei mir die Handgelenke betroffen, bei schweren Schüben zusätzlich die Fußgelenke.
    An den Tagen, an denen nichts geht, muss ich mich auf meinen Mann oder Freunde verlassen. Zum Glück gab es in den letzten 4 Jahren nur 2 große Schübe an denen ich weder ne Leine halten noch die Türklinke drücken konnte.


    Natürlich helfen mir dann auch die Medikamente...


    Wünsche euch allen alles Gute!

  • Verena und Suse,


    erst einmal vielen Dank für eure Antworten..
    Welchen Verlauf es nehmen wird, kann ich leider noch nicht sagen, stehe halt am Anfang der Diagnostik. Das Schlimme scheint wohl zu sein, dass die Auswirkungen, obwohl der Rheumawert gar nicht sooo arg erhöht ist, schon heftig sind.. Zusätzlich zum Knorpeldefekt macht das schon was aus..
    Vom Arzt hab ich jetzt erst einmal Diclofenac bekommen, damit sich fürs Erste die Symptome etwas lindern lassen.. Die letzten Wochen waren schon heftig :dead:


    Nee, die Offenheit nehme ich nicht übel ;) .. Wir wohnen in Dieburg, Richtung Darmstadt in Hessen. Ich werd heute mal in der Hundegruppe bei meinen Freundinnen anfragen, ob sie es sich grundsätzlich zutrauen würden, mit etwas Anleitung den Sam mal mitzunehmen.. Wie gesagt, Inchen wäre da nicht das Problem, die ließe sich bestechen... Und bei Sam müssen wir mal schauen. Aber Hilfe haben sie schon angeboten...


    An den Tagen, an denen es mit den Händen besonders schlimm war, hab ich es so gemacht, dass ich mir die Leine quasi um die Schultern/Oberkörper gehängt hab (wie so eine Umhängetasche), ihn ins Fuß und dann den kurzen Weg bis ins Auslaufgebiet. Da hab ich ihn dann abgeleint und ihn erst einmal rennen lassen. Mit dem Schleuderball komme ich dann meist auch ganz gut klar, so dass ich ihn damit körperlich fordern konnte und ansonsten gab es viel, viel UO, Gehorsamkeits- und Konzentrationsübungen. Die haben ihn ganz schön fertig gemacht :lol: Oder ich bin mit ihm in die Hundegruppe, wo er sich mit den anderen Hunden austoben konnte.. Allerdings ist da dann nicht allzu viel Training angesagt, weil ich ihn ja nicht so gut halten kann. Was jetzt nicht heißt, dass er machen kann, was er will, aber es ist dann schon schwerer, ihn zu kontollieren.
    Ina läuft ja zum Glück so mit und die kann ich notfalls auch ganz ohne Leine mitnehmen....
    Außerdem wollte ich mich noch mal mit unserer Hundetrainerin beratschlagen, woran ich noch denken sollte, was wichtig wäre und woran ich noch unbedingt als nächstes mit Sam arbeiten sollte....


    Und wir hatten noch überlegt, einen dritten Vierbeiner aufzunehmen, wenn Sam "fertig" ist und wir uns auf ihn verlassen können... Das schieben wir jetzt erst einmal ganz, ganz weit weg....
    Suse, wie machst du das mit zwei größeren Hunden? Vom Kopf her, mein ich? Hast du das Gefühl, dass es dich selbst im Kopf manchmal einschränkt?


    Ganz liebe Grüße und noch einmal vielen, lieben Dank für eure Antworten!

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