Hallo,
ich habe im Grunde dasselbe Problem mit der Leinenführigkeit und ochse da jetzt auch schon ein dreiviertel Jahr lang dran rum. (Ich habe jeden Leinenführigkeitsthread hier zweimal gelesen...) Mal klappt es besser und mal schlechter - bei Jil hängt das massiv von der Tagesform ab, und natürlich von der Intensität, wie dringend sie jetzt genau da hinwill.
Experte bin ich also offenbar nicht, sonst könnte mein Hund es inzwischen, aber hier meine Erfahrungen:
- 180°-Richtungswechsel klappen bei uns besser als stumpfes Stehenbleiben. Beim Stehenbleiben fällt sie nur in den Sprint-Stop-Sitz-Sprint-Stop-Sitz-Endlos-Modus. Das kann nicht gesund sein.
- Stehenbleiben und warten, bis sie mich wieder zur Kenntnis nimmt und zu mir zurückkommt, klappt aber mindestens so gut wie Richtungswechsel - immerhin sprintet sie so nicht sofort wieder los. (Ist langwierig und doof alle paar Meter erstmal 45 Sekunden zu warten, bis der Hund sich an mich erinnert, aber z.B. bei Glatteis besser zu machen als das dauernde hin und her.) Im Idealfall mache ich das ohne Kommando, damit sie selber den Dreh kriegt, aber häufig lasse ich mich dann doch zu einem Schnalzen oder auf's-Bein-klopfen hinreißen, um die Entscheidung zu beschleunigen.
- Eine 1m-Leine klappt deutlich besser als eine 2m-Leine.
- wenn uns ein interessanter Hund entgegenkommt, muss sie sitzen und warten, bis er bei uns ist. Alles andere kann ich vergessen. Das Gute an dieser Methode: Man wird vom anderen Hundehalter für den augenscheinlich braven Hund gelobt und kriegt keine doofen Ratschläge zur Leinenführigkeit :p.
- Echt geholfen hat es, sie für jedes auf-mich-achten zu belohnen. Also jedesmal, wenn sie mich anschaut, Leckerchen rein und loben.
- nämlich: loben, wenn der Hund zufällig mal locker neben mir läuft, hat gar nichts gebracht. Weiß der Henker, mit was sie das verknüpft hat - wenn überhaupt.
- Geholfen hat es auch, das eigene Schritttempo massiv zu erhöhen, also wie ein olympischer Geher Gassi zu hetzen. Kann/will man aber nicht überall machen.
- Sich selber interessant machen: Hier liegt vielleicht der Hase bei mir im Pfeffer - ich habe keine Ahnung, wie ich das für mehr als hundert Meter durchziehen kann. Ein kleines Stück lang kann ich ja im Wechsel quietschen und hopsen und animieren und mit Wurst winken, aber nach einer kurzen Weile (oder wenn ich mal Luft holen muss) verliere ich dann doch gegen das Super-Grasbüschel da vorn.
-> Ergebnis: Sie weiß ungefähr, was "Fuß" ist, kann aber nicht entspannt an lockerer Leine einen Meter vor mir laufen.
Aber immerhin - es wird besser, wenn auch langsam und phasenweise.
Wenn ich schon im Voraus weiß, das wird in dieser Situation oder Gegend nichts, kommt das Geschirr drauf, auch wenn ich nicht das Gefühl habe, dass bei ihr diese Unterscheidung bei der Leinenführigkeit was nützt. Einfach, damit sie sich nicht dauernd die Luft abschnürt und dann gar nicht mehr geradeaus denken kann. Und natürlich, weil man manchmal einfach nicht ewig rumhampeln kann, aber sich dadurch nicht die Konsequenz-Rate runterziehen lassen will.
Also lese ich hier weiterhin mit - vielleicht kommt ja noch der eine oder andere Hinweis oder Erfahrungsbericht, den auch ich mit verwenden kann.