Impulskontrolle bei hyperaktiven Hund

  • Hallo,

    unser Sam ist ein hyperaktiver Hund, der als Fundhund aus Spanien kam. Er reagiert äußerst sensibel auf jeden Bewegungsreiz und ich arbeite mit ihm gerade an der Impluskontrolle. Von seiner Art und seinen Aktionen muss ich davon ausgehen, dass Sam früher definitiv Jagderfolge bei Ratten, Mäusen, Kaninchen, Igeln und wohl auch größeren Tieren hatte. Da er so schnell hochfährt, gestaltet sich die Impulskontrolle bei ihm sehr, sehr schwierig.
    An manchen Tagen klappt es schon ganz gut, an manchen gar nicht.

    Wenn es klappt, ist es z.B. kein Problem, ihn ins "Sitz" und "Bleib" zu schicken, den Futterdummy zu werfen und ihn dann los zu schicken.
    Wenn es nicht klappt, läßt er sich kaum ins "Sitz" schicken, "Bleib" und Werfen geht nur mit Festhalten und dann erst schicken.

    An guten Tagen kann ich auch einen Schleuderball vor seiner Nase gaaaaaanz langsam durchs Gras ziehen, ohne, dass Sam sich sofort drauf stürzt, aber wehe, ich ziehe den Ball einen Klacks zu schnell - dann ist alles wieder vorbei und bei Sam geht nichts mehr.

    Daher meine Frage: Wisst ihr gute Möglichkeiten, daran zu trainieren, ohne, dass er so hochfährt?

    LG Julia

  • Ui, interesante Frage!

    Ich hab ehrlichgesagt nicht so die Ahnung von hyperaktiven Hunden, aber das erste was ich als "Lösung" immer lese, ist LaKaKo, TTouch oder ZOS. Die Impulskontrolle hab ich mit meinem Hund gut übers Longieren hinbekommen. Dort arbeite ich mit einem "Schluss"-Signal, um das Ende einer Übung genau festzulegen, dann kommt der Hund für gewöhnlich auf die Decke. Als Maßregelung arbeite ich mit einem "Timeout", dann kommt der Hund an einen enfernteren Platz außerhalb des Trainingsgeschehens, wird dort festgebunden und kann dort wieder runterfahren. Vielleicht ist es auch für deinen Sam sinnvoll, eine Decke o.ä. mit absoluter Ruhe zu verbinden, so dass er lernt, HIER passiert erst wieder etwas wenn ich ruhig und entpannt bin.

    LG

  • Huhu,

    also TTouch praktiziere ich schon von Anfang an mit ihm (hilft in kleinen Schritten), Bachblüten sind auch mit an Bord. ZOS sind wir dabei, macht ihm riesigen Spaß - aber geht nur ein Mal und dann kennt er nichts mehr :???:
    Aber was meinst du mit LaKaKo?

    Seine Decke liegt an einem Platz, wo er die Wohnung nicht! überblicken kann und es gibt dort einen Haken in der Wand, wo er etwa 2 Mal am Tag seine Auszeit bekommt. Auch sonst, wenn er wieder zu viel kontrolliert, wird er auf seine Decke geschickt (klappt schon ganz gut, auch wenn es dem kleinen Hibbel manchmal gaaaaaanz schön schwer fällt, dann nicht soweit vor zu rutschen, dass nur noch sein Hintern drauf liegt :p ).

    Wir sind schon soweit gegegangen, dass wir unsere bodentiefen Fenster bis zur Hälfte mit Packpapier abgeklebt haben, damit ihn die Bewegungen/Passanten, Hunde auf dem Deich und die Vögel und Blätter im Garten nicht mehr auf die Palme bringen können.

    Konzentrationsübungen machen wir auch und er hat eine "Cool-Down"-Übung, die er mal 5, dann mal 10 Minuten durchhalten kann.

    Es ist an den meisten Tagen so, dass ich Sachen max. drei Mal (Wiederholungen) machen kann, bevor gar nichts mehr geht, z.B. 1x an meine linke Seite schicken und dann um mich rum 1 x an die rechte Seite - dann fährt er hoch und NIX geht mehr. :sad2: Ich achte auch bei der Arbeit mit ihm drauf, dass nicht zu viel Unruhe ("Leben") in die Sache kommt, sondern mach vor allem ruhigere & langsame Sachen.

    Das Problem ist halt, wenn Sam richtig hoch fährt, darf kein Passant in seiner Nähe sein, sonst geht er los. :sad2:

    Also, Tipps???

  • Hallo Mäusezahn,

    ich kann dir zwar nich helfen, denn ich habe selst so einen hyperaktiven Hund hier zu Hause sitzen, und es ist immer seeeeehr schwer mit ihm Übungen zu machen, da er auch immer total aufdreht... Deshalb würde mich interessieren was du für eine "Cool down" Übung für deinen Hund hast?

    Danke :smile: [/quote]

  • Cool Down - möchte ich auch sehr gerne wissen, was du da machst.

    Könnt ihr vielleicht mit fremden Leuten üben? Hundefreunde bitten, an euch vorbeizugehen in verschiedenen Distanzen, in verschiedenen Bewegungsarten (langsam, mitte, schnell, rennen, hüpfen, humpeln,...)

    Da könntet ihr gut üben. Nicht aus dem Sitz aufstehen lassen und gleich belohnen, wenn es geklappt hat.

  • :D Ist eigentlich vööööööllllig bescheuert.... Aber staun oh staun - es hilft - auch wenn ich es nie gedacht hätte...einfach nur SIMPEL und es ist nicht nur ein "Cool-Down", sondern auch gaaanz viel - "Sitz" heißt "Sitz" und wird selbst von einem Hibbel nicht! selbst aufgehoben ;)

    Also, wir haben damals von unserem Hundetrainer für Ina (die war ja auch mal so ein Hibbel - mittlerweile ist sie nur noch kontrolliert hibbelig):

    1. für draußen: man nehme einen Baumstumpf mit genügend großer Sitzfläche für den Hund
    2. man schicke den Hund drauf und ins Sitz (Kein Bleib, nur Sitz)
    3. man tue so, als beachte man den Hund gar nicht, drehe ihm den Rücken zu -
    4. springt Hundi vom Stamm runter, sofort korrigieren und das Ganze von vorne, denn Sitz heißt Sitz und nix anderes
    5. Für den Anfang reicht eine Minute... Die kann schon mal zu einer Ewigkeit werden, wenn es dem Hibbel schwer fällt, still auf dem Stumpf sitzen zu bleiben :D
    6. Wenn die Minute um ist, Hund vom Stumpf holen, ganz kurzes leises Lob (z.B. mit Clicker) und normal weitergehen. Wenn der Hibbel jetzt gelobt wird, fährt er ja nur wieder hoch und das will ich ja nicht ....
    7. Dann nach und nach die Zeit verlängern. Wichtig: während der Hund sitzt, nix verstecken, nix Aufregendes machen - einfach nur den Rücken zudrehen und in die Gegend gucken.

    Irgendwann (bei Ina sind wir soweit) begreift der Hund, dass es ihm gut tut, er legt sich von selbst hin und gut ist. Hundi entspannt....

    Alles andere drum herum wird für diese Augenblicke von Ina schon ausgeblendet und sie ENTSPANNT und läuft dann auch sehr entspannt weiter und ist wieder ansprechbar, Ergebnis erreicht.

    Für Drinnen, z.B. nach einer Trainingseinheit oder Suchspielen oder wenn es geklingelt hat und es Hibbel schwer fällt, sich zu beruhigen:

    1. einen Platz irgendwo suchen, wo man Hibbel gut im Auge hat und er aber auch alles sehen kann
    2. ins Sitz schicken, Rücken zu drehen und gaaaar nicht hingucken.
    3. und eigentlich das gleiche Programm wie draußen durchziehen.


    Es kann eine wirklich viel Zeit ins Land gehen, bis ein Hibbel verstanden hat, was ich von ihm will =) Aber so hab ich auch mal ein paar Minuten Luft, um zu überlegen, was ich als nächstes machen will, ohne dass die Pfoten um mich rumwuseln :D

    LG Julia

  • Ein etwas anderer Gedankengang.. Dummy werfen und erst dann das sitz fordern (und ich meine fordern. Sobald er kurze Zeit mit dem Hintern auf dem Boden ist, hinlassen).. Also nicht sitzen - werfen - warten lassen. Wäre das ne Möglichkeit?

  • Häufig liegt es an der Art und Weise wie belohnt wird, wenn nur 1-3 Wiederholungen möglich sind bevor der Hund abdreht.

    Gut funktioniert meistens, wenn man mit Clicker statt mit Stimme ein "richtig" signalisiert und zum Belohnen etwas größere härtere Futterbrocken verwendet (kauen => Stressabbau). Als Mensch sollte man sich möglichst emotionslos und freundlich aber ruhig (auch lautlos, keinerlei verbales oder körperliches Lob) verhalten.

    Viel Erfolg!

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