ein bischen Struktur für den Hundehalter

  • Schönen guten Tag liebe Hundefreunde,
    zunächst die Fakten:
    Ich habe seid 5 Tagen einen klasse Hund aus dem Tierschutz bei mir. Im Impfpass steht das der Hund im Oktober 2007 geboren ist. Ich denke das kommt auch einigermassen hin. Der gute hat in den paar Tagen wirklich schon eine ziemlich gute Beziehung zu mir aufgebaut und macht auch sonst alles ganz prima.
    (keine Geschäfte in der Wohnung, zieht nur in unbekannten Gegenden an der Leine, macht Sitz wenn er nicht zu abgelenkt ist, beim Platz nähern wir uns langsam an, versteht sich an der langen Leine prima mit Artgenossen, an der kurzen Leine kann es zu kleinen pöbeleien kommen, er geht aufgeschlossen auf fremde Menschen zu kommt aber nach dem begrüßen immer brav zu mir ohne rückruf oder leinenruckelei :gut: )


    zu mir:
    Ich bin mit einem Hund und auch anderen Tieren in der Familie aufgewachsen und würde von mir behaupten das ich einen guten Draht zu Tieren habe. Ich kann die körpersprache von Hunden einigermassen einschätzen und bin im Umgang mit dem Hund recht selbstbewusst.
    ABER !! Da ich bei unserem Familienhund nicht für die erziehung oder Gassigehen zuständig war bin ich mir ein bischen unschlüssig wieviel und was zuerst ich mit meinem neuen Kollegen trainieren sollte.


    Ich denke folgende dinge stehen für mich ganz oben auf der Liste:


    -Alleine bleiben muss der Hund können
    -er sollte vor dem Bäcker/supermarkt auf mich warten können ohne ein theater zu veranstalten
    -er soll zuverlässig abrufbar sein


    Das sind für mich die Basics an denen ich so schnell wie möglich anfangen möchte zu arbeiten damit das zusammenleben möglichst entspannt bleiben kann.
    Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn ich vorerst ohne Hundeschule auskommen würde. Ich habe noch 4 Wochen Urlaub in denen ich mich intensiv um den Hund kümmern kann und möchte in dieser Zeit so weit wie eben für uns beide möglich ist kommen.


    Und nach dem ganzen Trallala nun mal meine Frage an euch:
    Vergesse ich etwas? sollte ich andere Sachen zunächst in den Vordergrund stellen ? Könnt ihr mir Tipps geben wie ich am strukturiertesten an die Sache rangehen kann damit der Hund (und vor allem ICH) nicht wuschig im Kopf werden ?


    vielen Dank für`s lesen und für eure Antworten !


    P.S. keine Sorge, Spass und Entspannung will ich auf garkeinen Fall zu kurz kommen lassen. :headbash:

  • hallo,
    ich würd als erstes an der Bindung zu Dir arbeiten^^


    das hätte für mich priorität!
    Hab meine Maus ja auch "gebraucht" übernommen (sie war 5,5 mon) und es gab erstmal nix wichtigeres als ihr zu zeigen, ICH bin toll, wichtig etc
    das andere kann man mMn hintenb anstellen, laß Hundi erstmal ankommen
    aber die experten werden sich bestimmt noch melden


    lg

  • Zitat

    -er sollte vor dem Bäcker/supermarkt auf mich warten können ohne ein theater zu veranstalten


    Ich würde dir davon abraten, einen Hund vor irgendwelchen Läden
    anzubinden, und warten zu lassen.
    Egal wie gut der Hund erzogen ist.


    Es sind dabei schon schlimme Dinge passiert, von misshandelten, bis hin zu gestohlenen Hunden.
    Wir hatten hier im Forum schon viele solcher Fälle. :|

  • hey 01zicke,
    unsere Bindung ist bei mir auf jeden fall auf der erste Stelle, da hast du vollkommen Recht. So wie ich es verstehe ist das erarbeiten des Grundgehorsams für beide Parteien überaus befriedigend und fordernd wenn man es nicht übertreibt.
    Ich habe ganz bestimmt nicht vor hier einen total strengen Unterricht aufzuziehen ich kann mir halt gut Vorstellen das uns das beiden viel Spaß machen kann und dadurch unsere Bindung festigt.


    an Balljunkie: Vielen Dank das du mich drauf aufmerksam machst, auf sone gräßliche Idee bin ich noch garnicht gekommen...
    Aber es gibt ja auch Läden in die man kurz reingeht und man selber den Hund im Auge behalten kann, der Hund einen aber nicht ( unser Bäcker zum beispiel hat eine getönte Fensterscheibe, ich kann ihn gut im Auge behalten aber er verliert mich sobald die Schiebetür zugeht)
    Aber es gehört eventuell nicht in die Top drei Prioritäten

  • hi maximi,


    mein hund kam auch aus dem tierschutz und war in einem ähnlichen alter. ich habe mir glaub ich im vorhinein viel zu viele gedanken gemacht mit was ich anfange, wie viele sachen ich gleichzeitig trainieren kann etc. im endeffekt hat mir mein hund aber sehr deutlich gezeigt, wo die wichtigen baustellen sind. du solltest aber schon wissen, was dir persönlich wichtig ist, welche verhaltensweisen du ok findest und welche nicht, und welche maßnahmen du ergreifen möchtest, wenn er etwas tut, was du nicht möchtest, sonst gibts später probleme. ich bin eine relativ tolerante hundehalterin, mein hund darf sachen die andere nicht dürfen, das hat aber nichts mit fehlender konsequenz zu tun, wenn er etwas anstellt was er wirklich nicht soll zeige ich ihm deutlich, dass es nicht ok ist (in meinem fall entweder mit einem deutlichen "aus" oder mit ignorieren wenn ich weiß er macht stuss um aufmerksamkeit zu kriegen). wichtig ist, dass du dir jetzt signalworte und am besten auch handzeichen überlegst und dabei bleibst. nicht ein mal "aus" sagen, das nächste mal "nein" und dann wieder "lass das".


    ich persönlich finde rückruf wichtig, aber noch wichtiger dass du ihn belohnst wenn er von sich aus kontakt zu dir aufnimmt (beim gassi gehen). aber am aller wichtigsten ist meiner meinung nach, dass du ihn nicht überforderst (auf zeichen wie schnauze lecken, kratzen, gähnen etc. achten), du ihm zeit lässt und ihr euch erst mal richtig kennen lernt. man muss sich eh immer wieder neu auf den hund einstellen, und wenn du sehr spielerisch mit ihm trainierst und ihm zeit lässt, alles in seinem tempo zu lernen kannst du nicht viel verkehrt machen. verlass dich einfach auf dein gefühl. ob er das signal "sitz" nun in der ersten, zweiten oder erst in der fünften woche ausführen kann ist ja im endeffekt total wurscht, hauptsache ihr fühlt euch wohl miteinander.


    lg chrissi

  • Zitat

    Ich würde dir davon abraten, einen Hund vor irgendwelchen Läden
    anzubinden, und warten zu lassen.
    Egal wie gut der Hund erzogen ist.


    ... und bei Tierschutzhunden (habe auch einen) kann man noch weniger vorhersagen, wie sie wirklich reagieren werden. Es kann zehnmal gutgehen, es kann aber auch mal ein Schlüsselreiz dabei sein, der den Hund stark verängstigt oder nach vorn gehen lässt.


    Ich hab am Anfang auch alle Warnungen in den Wind geschlagen und den Hund einige male vorm Supermarkt (immer nur ganz fix reinsausen und wieder raus) angebunden. Irgendwann kam ich raus und mein Hund saß mit blankgezogenenen Leftzen da und wurde von einer Frau betatscht. Erstens, möchte ich meinen Hund vor solchen Übergriffen schützen. Zweitens, hätte ich gut verstanden wenn er der Alten in die Hand gebissen hätte aber für diesen Fehler - den ICH gemacht habe - hätte letztlich der HUND zahlen müssen. Drittens, hätte ich auch die Alte (ich mag sie immer noch nicht ;-)) schützen müssen und ihr keine Gelegenheit zu solch unbedarftem Handeln an MEINEM Hund geben dürfen. Viertens kann sowas auch gaaaanz anders ausgehen. Ich hab draus gelernt und es nie mehr gemacht. Vielleicht bist Du ja von Anfang an klüger.


    Ansonsten haben wir es so gemacht:


    In den ersten Wochen haben wir dem Hund die Zeit gegeben, sich bei uns einzuleben und erstmal die Hausregeln kennenzulernen. Die Hausregeln haben wir vom ersten Tag an durchgesetzt, damit er gleich einen sicheren Rahmen hat.


    Was noch nicht klappte, habe ich bei den Spaziergängen erstmal ignoriert (da ich am Anfang eh noch keine wirksame Handhabe hatte) und eben die Leine drangelassen. Ich glaube nach vier Wochen sind wir auf die Schleppleine umgestiegen und haben mit dem Abruftraining begonnen. In der Zeit davor haben wir ganz viel gespielt, leichte Übungen gemacht und ihm gezeigt, dass er mit uns immer viel Spaß hat - aber noch ganz ohne Leistungsdruck. Er sollte einfach lernen: Hey, wenn die Ollen was mit mir machen, dann ist das eigentlich ganz cool.


    Ich zähle das Alleine-Bleiben zu den Hausregeln. Wir haben es ab dem zweiten Tag aufgebaut. Wir haben dem Hund allerdings ein paar Wochen gegeben, bis wir die 10-Minuten-Grenze überschritten haben. Da Du nicht so viel Zeit hast, würde ich direkt anfangen ... aber in irre kleinen Schritten.

  • ich habe mit meinem second-hand hundi auch erstmal viel übers spielen gemacht. zuhause und im garten durfte er immer frei mit mir spielen und toben, draussen lief er anfangs an einer normalen leine, später sind wir mit der schleppleine immer erst zur benachbarten wiese gegangen um dort zu spielen und auch kleinere komandos etc. zu üben, nach und nach habe ich mir neue ziele ausgesucht..
    habe ich recht früh angefangen kleine "spielpausen" einzulegen um ihn z.B. mal ne acht durch meine beine laufen zu lassen (mit hilfe von leckerli) oder andere kleine sachen... sind auch sehr schöne übungen zur stärkung der bindung :smile:


    aber keine sorge ganz perfekt sind wir trotzdem net :D muss dazu sagen das ich beruflich bedingt net täglich für die schlepp zeit habe / hatte. mache ich viel mit ihm hört er wie ne 1 (zwar net immer auf das erste wort, aber spätestens beim zweiten :headbash: ), mache ich mal weniger mit ihm muss ich auch schon mal öffter hinterher rufen :D aber ich bin trotzdem stolz auf meinen kleinen und ich liebe ihn so wie er ist :liebhab:

  • Maximi: Glückwunsch zum neuen Bewohner :D
    Wie schon von den anderen erwähnt, würde ich auch zuerst an der Bindung arbeiten. Da das keine echte Übung ist, die man wie zB "sitz" trainieren kann, gilt es erstmal, dem Hund zu zeigen, dass er dir vertrauen kann. Immerhin ist ja alles neu für ihn. Von daher würde ich ihn draussen beim Gassi-Gehen immer dafür loben/belohnen, wenn er sich an dir orientiert, nach dir umdreht oder sich freiwillig in deiner Nähe aufhält.


    Darauf aufbauend würde ich langsam mit dem Abruf beginnen, da das - meiner Meinung nach - eines der wichtigsten aber auch schwierigen Kommandos ist. Wenn du damit früh beginnst, dann stehen die Chancen gut, dass Hundi sich auch zukünftig daran halten wird.


    Was das "alleine bleiben" betrifft würde ich ebenfalls schon jetzt kleine Übungen in den Alltag einbauen. Beginnen würde ich damit, dass er innerhalb der Wohnung alleine bleiben kann, wenn du zB in einem anderen Raum bist. Klassiker ist da natürlich die Toilette (es gibt wirklich viele HH, die nicht alleine aufs Klo gehen, weil der Hund sonst Theater macht)
    Baue die Übung langsam und in sehr kleinen Schritten auf. Bsp: Hund liegt im Wohnzimmer, du kommst rein, nimmst dir irgendwas vom Tisch, gehst raus und schliesst die Tür, zählst 5 Sekunden ab und gehst kommentarlos wieder in den Raum. Hundi lernt, dass a) nichts schlimmes passiert, wenn er mal alleine ist und das b) kein großes Tamtam darum gemacht wird. Das aber nur als kleines Beispiel. Über die SuFu findest du viele Tipps dazu.

  • Wir haben unseren Hund auch aus zweiter Hand, er war fast zwei Jahre alt.
    Uns war wichtig, dass er zuverlässig alleine bleibt, die Katzen nicht jagt und dass er sich einigermaßen benehmen kann.
    Ich habe uns etwa eine Woche gegeben, bevor ich wirklich aktiv mit sowas wie Sitz, Platz beibringen angefangen habe, aber die Hausregeln (keine Katzen jagen, wo sein Platz ist) wurden anfangs festgelegt und stehen auch mehr oder weniger fest und sind es auch geblieben.
    Wenn du aber sagst, dass Hundi nicht nur von dir erzogen wird, würde ich ihn daran gewöhnen, auch auf andere Personen zu hören, denn sonst klebt der Hund nur noch an dir und möchte nicht ohne dich bleiben.


    Und ganz wichtig: Mach dir keinen Druck! Ist schwer, wenn man dann von Leuten hört oder sie kennt, die einen Hund von Welpe an haben, der grad mal 8 Monate ist und fast perfekt hört. Erstens bekommen die auch noch die Pubertät ab und zweitens ist es vollkommen egal, ob dein Hund länger braucht oder nicht.
    Muss ich auch noch lernen, aber es macht die Bindung kaputt, wenn man zu viel zu schnell erwartet, dass alles klappt.


    Ansonsten würde ich alles auf mich zukommen lassen und so handeln, wie du denkst, es sei richtig.
    Sollten sich dann gravierende Baustellen auftun (starker Jagdtrieb, Schutztrieb, etc.) kann man immernoch einen Fachmann hinzuziehen...

  • Mal ganz abgesehen das es dem TH woher der Hund ist bestimmt nicht gefallen würde wenn man sein Hund anbindet vor dem Supermarkt oder Bäcker.


    Sollte der Hund beißen hast du vor dem Gesetz schlicht grob fahrlässig gehandelt weil du nicht deine Aufsichtspflicht nach gekommen bist und da reicht ein Sichtkontakt durch getönte Scheiben nicht aus.


    Vier Wochen ist keine lange Zeit, jeder der sich mit TH - Hunden auskennt das sie genau diese Zeit brauchen um überhaupt an zu kommen. ( Ausnahmen bestätigen die Regel) Erfahrungsmäßig zeigen sich diese Hunde nach vier - fünf Wochen anders als sie es beim Einzug waren ( kann positives sein aber auch einiges negatives) sie testen aus wenn sie sicher sind das es eine längere Sache ist und das Tier sich im neuen Zuhause besser auskennt.


    Deshalb ist der Tipp in aller Ruhe an der Bindung zu arbeiten der Tipp überhaupt..den eine ordentliche Bindung dauert länger als 5 Tage.
    Dazu gehören einfache Dinge wie Sitz, Platz oder Aus...


    Das Anbinden vor irgendwelche Märkte würde ich schlicht ganz von der Liste streichen.

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