Funktioniert positive Konditionierung bei jedem Hund?

  • Hallo ihr Lieben!

    Oben genannte Frage stelle ich mir in letzter Zeit recht häufig. Cleo wird und wurde immer rein positiv erzogen und es klappt soweit auch ganz gut, bei Maja stoße ich da aber immer wieder an meine Grenzen. Das liegt nicht daran, dass ich ihr gegenüber eher laut werde oder so, sondern ich habe das Gefühl es liegt wirklich an ihrem Charakter. Loben zB ist bei ihr ganz schwierig. Ich bemühe mich immer schon, das Lob im Rahmen zu halten, aber sie dreht trotzdem immer sehr auf.

    Beispiel 1: Sie zieht draußen an der Leine. Ich bleibe stehen und sage: "Maja, langsam!". Wir gehen weiter und sie geht brav an der Leine, nach ein paar Metern sage ich "Feiin" (weil ich sie bestärken will) - sie freut sich, wird direkt aufrechter vom Gang her und beginnt wieder zu ziehen :hilfe:

    Beispiel 2: Wir kommen nachhause/ bekommen Besuch. Maja bleibt brav unten; springt nicht, kratzt nicht. Als Belohnung soll sie nun Streicheleinheiten vom ankommenden Menschen erhalten. Sobald das geschieht, dreht sie auf, fängt an zu springen und flitzt durch die Wohnung :roll:

    Genauso ist es bei bestimmten Kommandos (in erster Linie Abbruchsignale) so, dass sie mich ignoriert, wenn meine Stimme nicht laut und deutlich ist. Eine freundliche aber bestimmte Anspache wird ignoriert... Nimmt sie mich in solchen Situationen einfach nicht wahr, wenn ich nicht laut werde?

    Habt ihr auch Hunde, bei denen ihr mit der ausschließlich positiven Konditionierung gescheitert seid? Woran liegt es, dass der eine Hund darauf reagiert, der andere widerum nicht?

    Nachdenkliche Grüße

  • Hallo Anni,

    bei Beispiel 1 und 2 würde ich gar nicht loben bzw. entweder sofort, wenn sie brav läuft, kommt ein leises "fein" oder ein streicheln.
    Bei Beispiel 2 würde ich nichts machen.
    Wenn sie sich super benimmt, dann ist das toll so und gut ist.
    Wenn sie mal irgendwann ruhig Kontakt aufnimmt, dann kann man sie auch streicheln und gut ist.

    Zu den Abbruchsignalen, ich denke, es kommt ganz drauf an, wie viel Gewicht in der Stimme liegt.
    Bei mir gibt manchmal nur ein "tzt". Das wird aber so gewichtet, dass es ausreicht.

    Gruß
    Bibi

  • Warum möchtest du das Nichtziehen loben?
    Es geht doch weiter, wenn sie nicht zieht. Das sollte Anreiz genug sein.
    Bei dieser Art der Arbeit braucht man doch kein Lob für das richtige Verhalten, man macht doch deutlich, dass es das einzige Verhalten ist, was den Hund weiterbringt.

    Und bei Besuch oder beim Heimkommen... Warum muss der Hund dann gestreichelt werden, wenn er nicht springt, wenn man weiß, dass er dann doch eh aufdreht?

    LG
    das Schnauzermädel

  • man kann einen hund positiv erziehen, sollte ihn aber auch grenzen setzten, wenn es nötig ist.

  • Och ich denke das Loben funktioniert bei dir super...eigentlich sogar zu gut.

    Im Fall eins würde ich weder ein Kommando zum langsam laufen geben, sie merkt schon alleine wenn es nicht weiter geht, noch würde ich sie dann Loben wenn sie das als Freibrief sieht weiterzuziehen.

    Im Fall zwei Hund wird einfach ignoriert, maximal sagt man ein Hallo. Tut niemandem weh. ;)

    Das sie Abbruchkommandos ignoriert liegt sicher daran, das sie austestet, was jetzt geht und was nicht und wenn du strenger oder lauter bist, ist das sicher für sie das Zeichen,...ohoh, jetzt muss ich.

    Alles in allem hat das aber nichts damit zu tun, ob positive Bestärkung funktioniert oder nicht...sie funktioniert immer, wenn man es richtig angeht.

  • Das mit dem Hochdrehen kenne ich von Lucky nur zu gut *sfz* Er sieht jedes Lob als Abbruchsignal, es weiterhin ordentlich auszuführen.
    Ich glaube erstens liegt es auch an der Rasse, und zweitens am Klickern.
    Ich mag den Clicker wirklich, aber ein Click beendet die Übung eben und da ich manchmal auch verbal lobe, wenn er etwas gut macht (habe den Clicker nicht immer dabei) scheint er das als "Übung beendet - kannst wieder machen" zu verstehen.
    Ansonsten versuchen, ruhiger zu loben, aber im Prinzip reicht es dem Hund schon, dass er weiter darf.
    Variabel bestärken funktioniert ganz toll. Am Besten immer damit bestärken, was den Hund am Meisten ablenkt.
    Beim Ziehen wäre das also weiter laufen evtl auch rennen, je nachdem ob der Hund zieht, weil er schneller voran will oder ob er zu einem Objekt hinzieht.
    Eventuell dann als belohnung wirklich zum Objekt hinlassen.

  • Ja! - ganz einfache Antwort auf Deine Frage....

    Jeder Hund (wirklich ausnahmslos jeder (*)) kann mit positiver Verstärkung ausgebildet werden.

    Allerdings können mit positiver Verstärkung bei weitem nicht alle erzieherischen Ziele erreicht werden. Im Einzelfall mag das gelingen, im Regelfall scheitert man damit. Primär ist CT ein Training auf kommunikativer Basis, mit dem Ziel, dem Hund die bestmögliche Hilfe für den kürzesten Weg zum Erfolg zu geben.
    Direkte Hinweise im Sinne "Du darfst das nicht! Lass das sofort sein" sind nicht möglich. Über komplizierte Umwege kann man jedoch irgendwas trainieren, was zwar nicht das Verbot behandelt, aber vielleicht inkompatibles Verhalten beinhaltet. Ich halte das für Unsinn.

    Grundsätzlich: Das was Vierbeiner tun soll, kann wirklich jeder Hund mit CT lernen. Das was Hund nicht tun darf, geht eigentlich nicht direkt mit CT. Wobei man deutlich feststellen muss, das die erfolgreich über CT ausgebildeten Hund in erheblichen Maße geringere Verursacher von Problemen sind - weil Hund und Halter kommunizieren auf ganz anderer Ebene und mit anderer Intensität und Effektivität als Nicht-CT-Hunde.

    Aber die Lerntheorie beinhaltet neben der positiven Verstärkung 3 weitere Aspekte:
    Additive Bestrafung = es wird unangenehm
    Subtraktive Bestrafung = ich nehme dir was angenehmes
    Subtraktive Belohnung = ich nehme dir was unangenehmes
    und
    Additive Belohnung = ich gebe dir was angenehmes (CT)

    Warum also nicht alle 4 Aspekte angemessen und dem jeweiligen Zweck dienend nutzen?

    *sofern nicht bedeutende körperliche bzw. gesundheitliche Einschränkungen bestehen

  • Ich seh hier kein Problem bei der Konditionierung, sondern eins beim loben.. Du lobst so, dass der Hund hochfährt. Mache ich das, hüpft Lee z.B. hoch.. Ergo wenn ich dann schon loben muß, dann über etwas ruhiges (mal ein streicheln, ein leises "gute Maus", grinsen o.ä.) und nichts, wovon ich weiß, der Hund dreht hoch..

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!