Wird er irgendwann vergessen?

  • Als wir Aaron (2) vor 4 Monaten aus dem Th holten, sagte man uns, er wurde wegen Allergie abgegeben und wurde von den Vorbesitzern schon aus schlechter Haltung geholt.
    Ich habe den Eindruck, dass Aaron früher geschlagen wurde. Eine unbedachte Handbewegung und er schmeißt sich flach auf den Boden. Den Blick ängstlich nach oben gerichtet.
    Gerade habe ich eine Fliege mit einer Zeitschrift ins Jenseits befördert. Bei dem lauten Klatschen sprang Aaron panisch auf und rannte in die Küche. :gott:
    Vergessen Hunde schlimme Erlebnisse irgendwann, oder tragen sie diese Ängste ein Leben lang mit sich rum?

  • Man kann keinem Lebewesen seine Vergangenheit abnehmen - weder uns Menschen, noch den Hunden.

    Man kann aber mit viel Geduld, Zuneigung und geradlinigem Verhalten dafür sorgen, dass sich alte Muster bessern und vielleicht sogar - irgendwann - auflösen.

    Ich würde versuchen, keine große Sache darum zu machen. Auch wenn Dir das Herz zerspringt, würde ich versuchen, in solchen Momenten einfach ganz normal weiterzumachen - kein Trösten, kein Loben, keine Lösungsversuchen. Irgendwann wird er merken, wie verlässlich diese Reaktionen sind - wie verlässlich es ist, dass Du nach einer hektischen Handbewegung keinen Angriff einleitest sondern Dich ganz normal weiterbewegst. Und dann kann er auch die Angst, die ständige negative Erwartung, abbauen.

    Unser Hund ist immer geflohen, wenn er in die Wohnung gekotzt hat. Er hat gezittert und versucht unter die Heizung zu krabbeln, wenn er uns danach begegnet ist. Wir haben es - schweren Herzens - ignoriert und ihn ganz normal behandelt. Nach nur einem Jahr weiß er, dass es kein Problem ist, wenn er sich übergeben muss - nichtmal dann, wenn er es auf meinen Lieblingspullover tut :roll:

    Man muss auch einem Hund seine Vergangenheit zugestehen. Man muss sich auf das Gesamtpaket - Hund und Vergangenheit - einlassen und mit liebevoller Konsequenz, Geduld und ganz viel Geradlinigkeit an der Zukunft arbeiten.

    Unsere Hund nehmen uns ja auch so, wie wir sind. Er hat mir zumindest noch nie gesagt, dass er mich albern findet, wenn ICH mal ein bisschen überreagiere. ;)

  • Zitat

    Ich würde versuchen, keine große Sache darum zu machen. Auch wenn Dir das Herz zerspringt, würde ich versuchen, in solchen Momenten einfach ganz normal weiterzumachen - kein Trösten, kein Loben, keine Lösungsversuchen. Irgendwann wird er merken, wie verlässlich diese Reaktionen sind - wie verlässlich es ist, dass Du nach einer hektischen Handbewegung keinen Angriff einleitest sondern Dich ganz normal weiterbewegst. Und dann kann er auch die Angst, die ständige negative Erwartung, abbauen.

    Danke für den Tipp. Ich neige in solchen Momenten immer dazu, ihn zu knuffeln und zu trösten, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich ihn so in seinem Handeln nur bestätige. :sad2: Aber wenn er mich aus seinen treuen, braunen Augen anschaut fällt mir ignorieren sehr schwer. :ops:

  • Zitat

    Danke für den Tipp. Ich neige in solchen Momenten immer dazu, ihn zu knuffeln und zu trösten, obwohl ich eigentlich weiß, dass ich ihn so in seinem Handeln nur bestätige. :sad2: Aber wenn er mich aus seinen treuen, braunen Augen anschaut fällt mir ignorieren sehr schwer. :ops:

    Kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich würde unseren Wuff dann auch am Liebsten in Watte packen.
    :smile:

    Manchmal wüsste man ja schon gern, wass die Wuffels erlebt haben - besser aber vielleicht auch nicht.

  • Ich würde ihn nicht jedesmal ignorieren sondern auch hin und wieder die Situation zügig auflösen. Also entweder selber weggehen, oder den Hund mit einem lustig-flockigem ´Komm mit´ mitnehmen, oder ihn sachlich herzitieren und ihm irgendeine kleine Aufgabe geben, z.B. Sitz o.ä., einfach ein Alternativverhalten aufzeigen/anbieten, wonach/wobei er gut bestärkt und bestätigt werden kann.
    Ihn in dieser stark unterwürfigen Haltung zu lassen ist ja auch schon eine Bestätigung, eine stillschweigende Zustimmung.

  • Ich würde die Situation künstlich schaffen.
    Du hast jetzt einen Punkt gefunden, der für ihn Sch :zensur: im Leben war.
    Nutz das für Euch aus.

    Setz Dich hin, hole die Megaleckerchen, was auch immer und tu die vor Dich auf den Tisch.
    Dann nimmst Du eine Zeitung in die Hand und sagst in ganz hohem Ton, oh was für eine super tolle Zeitung, so richtig fröhlich und am flöten.
    Und schmeißt ihm ein Leckerchen hin.
    Wenn er es nimmt, dann ist es die halbe Miete, dann kannst Du weiter machen.
    Sollte er es nicht nehmen, brich bitte sofort ab.
    Wenn er es nimmt, würde ich die Zeitung als ultimatives Highlight darstellen und beflöten.
    So lange, bis er von alleine die Zeitung beschnüffeln will.

    Gruß
    Bibi

  • Huhu,
    hab hier auch so einen Fall, der keine positiven Erfahrungen mit menschlichen Händen gemacht hat. Aber viel, viel Geduld und eine riesige Portion Durchhaltevermögen haben geholfen. Nach 10 Monaten duckt Ina sich nur noch manchmal, eher gaaaaanz selten und hat sich prächtig entwickelt.
    Gebt eurem Hund Zeit, sich zu erholen und erst mal gaaaaaaaaaaaaaaaanz viel positive Erfahrungen, die dann mit der Zeit die Negativen in den Schatten stellen.
    Vergessen werden solche Hunde das wohl nie, aber irgendwann begreifen, dass das der Vergangenheit angehört und sie dann damit abschließen können.
    Haltet die Ohren steif!

    LG Julia

  • so würde ich es auch machen...

    Ich führe meine auch immer an Sachen heran vor denen sie zurückschreckt (okay sie is nicht so extrem änstlich)

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